Oberhausener
Manifest

© Kurzfilmtage
Am 28. Februar 1962 verkündeten 26 bundesdeutsche Filmschaffende bei den 8. Westdeutschen Kurzfilmtagen das Oberhausener Manifest: Sie schufen damit einen Meilenstein in der Entwicklung des deutschen Kinos – nie zuvor, nie danach wurde mit einer solchen Vehemenz ein Bruch mit den bestehenden Produktionsverhältnissen verlangt und auch herbei geführt.
Die 26 Unterzeichner des Oberhausener Manifests reklamierten in einer bewusst konfrontativen Mischung aus niederschmetternder Diagnose der deutschen Filmwirtschaft und ungestümem Pathos die Lizenz zur Schaffung des neuen deutschen Spielfilms. Ein wesentlicher Bestandteil der Oberhausener Erklärung war die Forderung nach Bereitstellung von Produktionsbedingungen, die es erlauben sollten, der Lethargie, in der sich der deutsche Film zu Beginn der 1960er Jahre befand, ein Ende zu setzen. Einerseits bezogen die Oberhausener von Beginn an filmpolitisch Stellung, andererseits erklärten sie sich zur kreativen Speerspitze im schwierigen Prozess der formalen und inhaltlichen Wirklichkeitsbestimmung des deutschen Films.
Im Jahr 2012 widmeten die Kurzfilmtage mit "Provokation der Wirklichkeit - 50 Jahre Oberhausener Manifest" dem Manifest eine international angelegtes Projekt. Durch eine Kooperation der Kurzfilmtage mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen wurden knapp 40 Filme der Unterzeichner des Oberhausener Manifests in enger Zusammenarbeit restauriert und konservatorisch gesichert. Diese waren Grundlage von Retrospektiven in Berlin, Oberhausen, Pesaro, New York und Wien. Überdies erschien die Buchpublikation "Provokation der Wirklichkeit. Das Oberhausener Manifest und die Folgen". Die Anthologie enthält weitgehend unbekannte Texte von Theodor W. Adorno, Alexander Kluge und Uwe Nettelbeck u.a. sowie eine Reihe von aktuellen Essays und Gesprächen. Eine Doppel-DVD in der Reihe "Edition Filmmuseum" enthält knapp 20 Titel aus den Jahren 1957 bis '65, u.a. von Peter Schamoni, Herbert Vesely, Edgar Reitz, Christian Doermer, sowie umfangreiches Bonusmaterial.
Aus dem Jubiläumsjahr 2012 stammen auch diese Interviews mit Zeitzeugen und Experten zum Oberhausener Manifest:
Jutta Brückner, Autorin, Filmemacherin, Hochschulprofessorin
Ellen Wietstock, Filmjournalistin
Chris Tedjasukmana, Filmwissenschaftler
Peter Berling, Filmemacher, Schauspieler und Produzent
Robert Drew, amerikanischer Dokumentarfilm-Produzent
Hilmar Hoffmann, Gründer und Leiter der Oberhausener Kurzfilmtage von 1954 bis 1970
Sebestyén Kodolányi, Archivleiter des Béla Balázs Studio (BBS) in Budapest
Eine Bildergalerie aus dem Jahr 1962 finden Sie hier.
Kontakt: Sabine Niewalda