Umwege zum Nachbarn. Der Film der DDR in Oberhausen
Die starke, kontinuierliche Präsenz der DDR in Oberhausen war stets das Resultat komplexer diplomatischer Aushandlungsprozesse. Dass sie dennoch über 35 Jahre hinweg Bestand hatte, zeugt von einem klaren Willen, diese Beziehung aufrecht zu erhalten, allen Querelen zum Trotz. Um zu verstehen, wo genau dieses Interesse herrührte und unter welchen Bedingungen es stand, ist es hilfreich, verschiedene Blickrichtungen zusammenzuführen, die oft getrennt voneinander gedacht werden.
Der offizielle, schriftliche Austausch zwischen dem Festival und der DDR ist in weiten Teilen recht gut dokumentiert, gibt aber freilich nur einen Teil des Verhältnisses wieder, womöglich gar einen verzerrten. In welchem Rahmen mag eine offiziöse Kommunikation stattgefunden haben, was konnte sie bewirken?
Jenseits der kulturpolitischen Auseinandersetzungen spielte Oberhausen für die Regisseur*innen der Filme eine ganz eigene Rolle. Oftmals konnten sie selbst nicht reisen, die Delegationen der DDR wurden nach undurchsichtigen Kriterien zusammengestellt und bevorzugten in der Regel Funktionäre. Wer es doch zum Festival schaffte, war in komplexer Mehrfachfunktion dort: als Repräsentant*in des eigenen Staates, unter verschärfter Beobachtung stehend, aber auch als Künstler*in, mit neuen Möglichkeiten, Filme zu schauen, Kontakte zu knüpfen und auf ein Publikum zu treffen, das möglicherweise einen ganz anderen Zugang zur eigenen Arbeit einbringt.
Mit Helke Misselwitz, Filmemacherin und Professorin, Filmuniversität Babelsberg; Wolfgang J. Ruf, Leiter Kurzfilmtage 1975-1984; Felix Mende, Kurator des Themenprogramms.
Moderiert von Cornelia Klauß.
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