Die Preisträger des 14. NRW-Wettbewerbs

68. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 30. April – 9. Mai 2022

Die Preisträger des 14. NRW-Wettbewerbs

Preisverleihung: Montag, 9. Mai 2022, 19.30 Uhr, Lichtburg Filmpalast/Lichtburg, Elsässer Str. 26, 46045 Oberhausen

Mitglieder der Jury:

Birgit Hauska (Köln), Hilde Hoffmann (Düsseldorf), Ulli Klinkertz (Bonn)

Preis des NRW-Wettbewerbs

dotiert mit 1.000 Euro

Lamarck

Marian Mayland

Deutschland 2021, 27'20", Farbe

Begründung:

Der Blick auf eine vom Braunkohletagebau verwüstete Landschaft ist das entscheidende Bild. Die zerklüftete Landschaft zeigt jahrzehntelange Grabungen und Verwüstungen. Es wird weitergegraben, Schicht um Schicht wird abgetragen und Verborgenes freigelegt. Der Film, der uns diese Bild gibt, befasst sich mit dem Modell Familie. In dieser komplexen Anordnung erhält jeder eine Position in Raum und Zeit, Schichten überlagern sich. Eltern und Geschwister blicken zurück, erinnern, und resümieren, dabei entfaltet sich ein Gewebe aus Fürsorge und Liebe, aus Schwere, Zwängen und Kontrolle. Die sorgfältig komponierten Bilder vertiefen den Reflektionsraum. Die ausgezeichnete Montage erzählt nur das nötigste und findet dafür den richtigen Rhythmus.

Alles verweist auf die Frage nach Gewordenheit. Was wird eigentlich weitergegeben? Welche Eigenschaften werden vererbt? Welches Verhalten ist Reproduktion? Und was bedeutet das für das eigene Leben, für Erziehung, für Geschlechterrollen und für die Form der Kommunikation?

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs

dotiert mit 500 Euro

Bruchstücke

Rusudan Gaprindashvili

Deutschland 2021, 8'17", Farbe

Begründung:

Ein kleiner Raum, viele unausgepackte Umzugskisten, ein Bett, eine Frau, der es schwerfällt, aufzustehen. So viel Schmerz. Bevor wir es sehen, hören wir, dass noch jemand mit im Zimmer ist. Ein kleines Mädchen im Bett. Zwei versehrte Seelen ergeben einen Schmerz. Gesprochene Sätze sind fast unmöglich. Ein Kinderlied und Schreiben auf nackter Haut. Aus Beobachter*innen der intimen Szenerie werden wir zu Mitleidenden. In einem Take, ohne Schnitt. Und am Ende schenkt der kleine Film über ein gesellschaftliches Tabu sowohl den Protagonistinnen als auch uns neue Kraft und Hoffnung auf bessere gemeinsame Zeiten. Ein mutiger Film, mit außergewöhnlicher schauspielerischer Leistung.

Preis der WDR Westart-Zuschauerjury

dotiert mit 750 Euro, gestiftet von der WDR Westart

Mitglieder der Jury:

Beate Convent, Thomas Elmentaler, Susanne Kaiser, Jens Nienaber, Beate Pech, Nicole Pichler, Michael Reich, Felix Rudolphi

Allen Zweifeln zum Trotz

Laurenz Otto

Deutschland 2022, 14'59", Farbe

Begründung:

Laurenz Ottos Film erzählt leise und in präzise komponierten Bildern von einem Abhängigkeitsverhältnis und Machtmissbrauch. Ohnmacht und Wut münden in einen emblematischen Befreiungsschlag, der aber auch die Sehnsucht nach menschlicher Nähe spürbar werden lässt. Durch die gelungene Inszenierung schafft der Film eine beklemmende Atmosphäre und eine suggestive Kraft, die vor allem durch die eindrückliche darstellerische Leistung der beiden Protagonisten getragen wird und uns absolut überzeugt hat.

Oberhausen, 9. Mai 2022

Pressekontakt: Sabine Niewalda, niewalda(at)kurzfilmtage.de, Tel. +49 (0)208 825-3073