Die Preisträger des Internationalen Wettbewerbs

68. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 30. April – 9. Mai 2022

 

Preisträger des Internationalen Wettbewerbs

 

Preisverleihung: Montag, 9. Mai 2022, 19.30 Uhr, Lichtburg Filmpalast/Lichtburg, Elsässer Str. 26, 46045 Oberhausen

 

 

Preise der Internationalen Jury

 

Mitglieder:

Alice Butler (Irland), Vanesa Fernández Guerra (Spanien), Sohrab Hura (Indien)

 

 

Großer Preis der Stadt Oberhausen

dotiert mit 7.000 Euro

 

 

Weathering Heights

Hannah Wiker Wikström

Schweden 2021, 30', Farbe

 

Begründung:

Atmosphärisch dicht sprengt dieser Film die Vorstellung, dass es einen Unterschied zwischen Science Fiction und unserer gelebten Realität gibt, indem er die Schwierigkeit von Kommunikation in einer noch immer unter den Auswirkungen einer globalen Pandemie leidenden Welt zum Ausdruck bringt. Bizarr und beunruhigend schafft er bei seiner Erkundung des Lebens im ländlichen Schweden eine Sinneserfahrung, die als klebriges Gefühl einsickert.

 

 

Hauptpreis

dotiert mit 3.000 Euro

 

 

YON

(Call me Jonathan)

Bárbara Lago

Argentinien 2021, 8'08", Farbe

 

Begründung:

In YON wird eine ungeschönte Version der eigenen Familie und Kindheit erzählt, in der mit vollkommen unsentimentalem Blick Familienfilme betrachtet werden, aus denen sich das raue Porträt einer ungezügelten Figur herausschält, die mit ihrer Gender-Identität kämpft und es entschieden ablehnt, irgendwelchen Gender-Stereotypen oder repressiven sozialen Normen zu entsprechen. Die Respektlosigkeit des Subjekts verdeckt die Ernsthaftigkeit der Absichten eines Films kaum, dessen geschickte Montage die ungestüme Kraft kindlicher Energie reflektiert.

 

 

Lobende Erwähnungen

 

 

L‘escale

(The Stopover)

Collectif Faire-Part

Belgien/VR Kongo 2022, 14', Farbe

 

Begründung:

Die Jury war von diesem täuschend einfachen Film des innovativen Collectif Faire-Part beeindruckt, der die Erfahrung der Filmemacher Paul Shemisi und Nizar Saleh beleuchtet, die auf ihrer Reise von Kinshasa nach Frankfurt zur Vorführung ihres neuen Films gegen ihren Willen eine Woche lang in einem Flughafen in Angola festgehalten wurden. Während wir die Aussagen der Filmemacher als Voice-Over hören, zeigt die Leinwand die ganze Zeit das Bild eines Flugzeugfensters – Ausdruck der Illusion einer sicheren/glatten Reise, die für die allermeisten nicht-weißen Passagiere so offensichtlich unerreichbar ist.

 

 

Cadê Heleny?

(Searching Heleny?)

Esther Vital

Spanien/Brasilien 2022, 29'14", Farbe/schwarzweiß

 

Begründung:

Die Jury vergibt eine Lobende Erwähnung an Esther Vital für ihren Film Cadê Heleny?, der die Geschichte Heleny Guaribas wieder aufrollt: Eine Philosophin, Professorin und Theaterregisseurin, die 1971 unter der Diktatur in Brasilien verschwand. Mit seinem aufwändigen und emphatischen Einsatz von Stickerei und dem Einflechten anekdotischer Geschichten rührt der Film an ähnliche Erzählungen anderer unterdrückter Geschichten auf der ganzen Welt.

 

 

Kurzfilmkandidat*in für die European Film Awards 2022

 

 

Sekundenarbeiten

Christiana Perschon

Österreich 2021, 14', schwarzweiß

 

Begründung:

Sekundenarbeiten verweigert sich unseren Erwartungen an ein Porträt durch den spielerischen Umgang mit der Form und die Parallelen zwischen der Spontanität des Subjekts und der Kamera.

 

 

Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

dotiert mit 5.000 Euro

 

Mitglieder:

Miriam Gossing (Köln), Ruth Schiffer (Düsseldorf), Lina Sieckmann (Köln)

 

 

L‘escale

(The Stopover)

Collectif Faire-Part

Belgien/VR Kongo 2022, 14', Farbe

 

Begründung:

Eine Reise zu einem Filmfestival; ein Blick aus dem Flugzeugfenster. Die formale Reduktion auf vorbeiziehende Wolkenformationen. Aus dem Off ein sich ergänzender Bericht zweier Reisender. Was verbirgt sich unter der Wolkendecke? Was wissen wir über Human Trafficking und die Ausbeutung von Menschen zu kommerziellen Zwecken? Der kongolesisch-belgische Film erzählt eindringlich und berührend, dass das Privileg persönlicher Freiheit und körperlicher Unversehrtheit eng mit der im Pass dokumentierten Herkunft der Reisenden verknüpft ist.

 

 

Lobende Erwähnungen

 

 

Sekundenarbeiten

Christiana Perschon

Österreich 2021, 14', schwarzweiß

 

Begründung:

„Bis zum letzten Atemzug.“ Zwei Künstlerinnen, ein gemeinsamer filmischer Raum. In formaler Reduktion und der Trennung von Bild- und Tonebene lässt die Arbeit das eindrückliche Porträt einer Begegnung zweier Generationen und der Materialität ihrer jeweiligen Darstellungsformen entstehen.

 

 

Under the Lake

Thanasis Trouboukis

Griechenland/Finnland 2022, 16'32", Farbe

 

Begründung:

Epische traumartige Naturaufnahmen auf 16 mm. Gewässer fließen und breiten sich unkontrolliert aus. Ohnmächtige, von der Zeit gezeichnete Gesichter schauen zu. Die leise und offene Erzählweise zwischen Fiktion und Beobachtung schafft eine sogartige Atmosphäre, die Raum lässt für eigene Reflexionen. Die Natur brennt.

 

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

 

Mitglieder der Jury:

Lamia Fathy (Ägypten), Hamed Soleimanzadeh (Iran), Ieva Šukytė (Litauen)

 

 

Weathering Heights

Hannah Wiker Wikström

Schweden 2021, 30', Farbe

 

Begründung:

Für seinen durchdachten Einsatz einer Filmsprache zur Schaffung einer tiefen ontologischen Beziehung zwischen Natur und Menschen und zur Darstellung der Existenz an sich.

 

 

Preis der Ökumenischen Jury

dotiert mit 1.500 Euro

 

Mitglieder:

Jean-Jacques Cunnac (Frankreich), Joël Friso (Niederlande), Anna-Maria Kégl (Deutschland)

 

 

Zouhouron Zarqa’ Aadimat al-ra’iha tastayqizou qabla ’awanaha

(Odorless Blue Flowers Awake Prematurely)

Panos Aprahamian

Libanon 2021, 6', Farbe

 

Begründung:

Wenn die Welt, die du die deine nanntest, endet und selbst der Geruch des Ursprungs allen Lebens verschwindet, dann gibt es kaum noch etwas, was zu sagen übrig bleibt. Dieser Kurzfilm bezeugt, dass die Zukunft zwar in weiter Ferne zu liegen scheint, die Hoffnung aber stets außerhalb des Kosmos der Herrschenden liegt.

 

Die Ökumenische Jury der 68. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen verleiht diesen Preis als Preis der Katholischen Filmarbeit in Deutschland und des Evangelischen Kirchenkreises Oberhausen in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Weltverband für Kommunikation SIGNIS und der Internationalen Kirchlichen Filmorganisation INTERFILM.

 

 

 

ZONTA-Preis

dotiert mit 1.000 Euro

für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb

 

 

A Camera on my Lap

Shelley Barry

Südafrika 2022, 17'57", Farbe/schwarzweiß,

 

Begründung:

Leises Tippen, das Skelett einer Schreibmaschine. Eine berührte Stimme erzählt von einem grundsätzlich veränderten Alltag, einem Bruch. Aus der Isolation sortiert sich künstlerische Arbeit neu. Der Rollstuhl wird zum Dolly in eine neue Welt von Bezüglichkeiten. Was kann ich hier tun, sagt sie, welches Fenster in die Welt und welche Leinwand öffnen? Und wie den Alltag in einer Post-Apartheid-Suburb in Cape Town, Südafrika feiern?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Oberhausen, 9. Mai 2022

 

Pressekontakt: Sabine Niewalda, niewalda(at)kurzfilmtage.de, Tel. +49 (0)208 825-3073