Wozu Festivals? Sind Festivals noch ein universalistisches Projekt?
Filmfestivals sind ein universalistisches Projekt, mit dem die Hoffnung verbunden war, gesellschaftliche Partikularisierung und politische Spaltung durch kulturelle Verständigung und künstlerischen Fortschritt zu überwinden – durch etwas, das alle angeht. Dieses Vorhaben ist erkennbar in eine Krise geraten. Mit dem Wandel der Filmkultur und des Kinofilms in den letzten beiden Jahrzehnten – bedingt durch die Durchsetzung des Internets als Massenmedium und die Digitalisierung und Ökonomisierung aller Lebensbereiche, bedingt aber auch durch die Verschärfung gesellschaftlicher Verteilungskämpfe – sind Filmfestivals zugleich mit zahlreichen neuen Aufgaben und Herausforderungen konfrontiert. Das Kino als Schauplatz von Filmfestivals und öffentlichem Diskurs ist ins gesellschaftliche Abseits geraten. Identitätspolitik und Kulturalisierung, die Übersetzung politischer und ökonomischer Konflikte in Maßstäbe von Lebensstil und Weltanschauung auf das Feld der Kultur, sind gesellschaftliche Herausforderungen, die neuerdings insbesondere Filmfestivals in ihrem Selbstverständnis und Auftrag betreffen. Währenddessen verschlechtern sich nach der großen Pandemie und mit kriegerischen Auseinandersetzungen die ökonomischen Rahmenbedingungen von Filmfestivals rasant. Unter den sich verändernden Rahmenbedingungen stellt sich die Frage, was vom ursprünglichen Selbstverständnis von Filmfestivals noch geblieben ist und ob und wie Filmfestivals ihren Auftrag noch werden erfüllen können.
2. Mai 2024 10:00 Uhr Wozu Festivals? Sind Festivals noch ein universalistisches Projekt?
Kulturessenzialismus, -relativismus und Kulturalisierung erheben scheinbar legitime Forderungen an die Programmierung von Festivals. Sie werden beansprucht als Austragungsort partikularer, identitäts- und weltpolitischer Anschauungen. Welche Rolle haben Filmfestivals heute im gesellschaftlichen Kontext? Von wem und auf welche Weise werden Diskurse hervorgebracht, die auf Filmfestivals einwirken? Werden Kritik und Widerspruch im Sinne eines übergeordneten Erkenntnisgewinns überhaupt noch ausgehalten?
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