Weitere

2022

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.000 Euro

Weathering Heights
Hannah Wiker Wikström
Schweden 2021, 30', Farbe

Begründung
Atmosphärisch dicht sprengt dieser Film die Vorstellung, dass es einen Unterschied zwischen Science Fiction und unserer gelebten Realität gibt, indem er die Schwierigkeit von Kommunikation in einer noch immer unter den Auswirkungen einer globalen Pandemie leidenden Welt zum Ausdruck bringt. Bizarr und beunruhigend schafft er bei seiner Erkundung des Lebens im ländlichen Schweden eine Sinneserfahrung, die als klebriges Gefühl einsickert.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.000 Euro

YON
(Call me Jonathan)
Bárbara Lago
Argentinien 2021, 8'08", Farbe

Begründung
In YON wird eine ungeschönte Version der eigenen Familie und Kindheit erzählt, in der mit vollkommen unsentimentalem Blick Familienfilme betrachtet werden, aus denen sich das raue Porträt einer ungezügelten Figur herausschält, die mit ihrer Gender-Identität kämpft und es entschieden ablehnt, irgendwelchen Gender-Stereotypen oder repressiven sozialen Normen zu entsprechen. Die Respektlosigkeit des Subjekts verdeckt die Ernsthaftigkeit der Absichten eines Films kaum, dessen geschickte Montage die ungestüme Kraft kindlicher Energie reflektiert.

 

Lobende Erwähnungen

L‘escale
(The Stopover)
Collectif Faire-Part
Belgien/VR Kongo 2022, 14', Farbe

Begründung
Die Jury war von diesem täuschend einfachen Film des innovativen Collectif Faire-Part beeindruckt, der die Erfahrung der Filmemacher Paul Shemisi und Nizar Saleh beleuchtet, die auf ihrer Reise von Kinshasa nach Frankfurt zur Vorführung ihres neuen Films gegen ihren Willen eine Woche lang in einem Flughafen in Angola festgehalten wurden. Während wir die Aussagen der Filmemacher als Voice-Over hören, zeigt die Leinwand die ganze Zeit das Bild eines Flugzeugfensters – Ausdruck der Illusion einer sicheren/glatten Reise, die für die allermeisten nicht-weißen Passagiere so offensichtlich unerreichbar ist.

Cadê Heleny?
(Searching Heleny?)
Esther Vital
Spanien/Brasilien 2022, 29'14", Farbe/schwarzweiß

Begründung
Die Jury vergibt eine Lobende Erwähnung an Esther Vital für ihren Film Cadê Heleny?, der die Geschichte Heleny Guaribas wieder aufrollt: Eine Philosophin, Professorin und Theaterregisseurin, die 1971 unter der Diktatur in Brasilien verschwand. Mit seinem aufwändigen und emphatischen Einsatz von Stickerei und dem Einflechten anekdotischer Geschichten rührt der Film an ähnliche Erzählungen anderer unterdrückter Geschichten auf der ganzen Welt.

 

Kurzfilmkandidat*in für die European Film Awards 2022

Sekundenarbeiten
Christiana Perschon
Österreich 2021, 14', schwarzweiß

Begründung
Sekundenarbeiten
verweigert sich unseren Erwartungen an ein Porträt durch den spielerischen Umgang mit der Form und die Parallelen zwischen der Spontanität des Subjekts und der Kamera.

 

FIPRESCI-Preis

Weathering Heights
Hannah Wiker Wikström
Schweden 2021, 30', Farbe

Begründung
Für seinen durchdachten Einsatz einer Filmsprache zur Schaffung einer tiefen ontologischen Beziehung zwischen Natur und Menschen und zur Darstellung der Existenz an sich.

 

Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 Euro

L‘escale
(The Stopover)
Collectif Faire-Part
Belgien/VR Kongo 2022, 14', Farbe

Begründung
Eine Reise zu einem Filmfestival; ein Blick aus dem Flugzeugfenster. Die formale Reduktion auf vorbeiziehende Wolkenformationen. Aus dem Off ein sich ergänzender Bericht zweier Reisender. Was verbirgt sich unter der Wolkendecke? Was wissen wir über Human Trafficking und die Ausbeutung von Menschen zu kommerziellen Zwecken? Der kongolesisch-belgische Film erzählt eindringlich und berührend, dass das Privileg persönlicher Freiheit und körperlicher Unversehrtheit eng mit der im Pass dokumentierten Herkunft der Reisenden verknüpft ist.

 

Lobende Erwähnungen

Sekundenarbeiten
Christiana Perschon
Österreich 2021, 14', schwarzweiß

Begründung
„Bis zum letzten Atemzug.“ Zwei Künstlerinnen, ein gemeinsamer filmischer Raum. In formaler Reduktion und der Trennung von Bild- und Tonebene lässt die Arbeit das eindrückliche Porträt einer Begegnung zweier Generationen und der Materialität ihrer jeweiligen Darstellungsformen entstehen.

 

Under the Lake
Thanasis Trouboukis
Griechenland/Finnland 2022, 16'32", Farbe

Begründung
Epische traumartige Naturaufnahmen auf 16 mm. Gewässer fließen und breiten sich unkontrolliert aus. Ohnmächtige, von der Zeit gezeichnete Gesichter schauen zu. Die leise und offene Erzählweise zwischen Fiktion und Beobachtung schafft eine sogartige Atmosphäre, die Raum lässt für eigene Reflexionen. Die Natur brennt.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 Euro

Mitglieder
Jean-Jacques Cunnac (Frankreich), Joël Friso (Niederlande), Anna-Maria Kégl (Deutschland)

Zouhouron Zarqa’ Aadimat al-ra’iha tastayqizou qabla ’awanaha
(Odorless Blue Flowers Awake Prematurely)
Panos Aprahamian
Libanon 2021, 6', Farbe

Begründung
Wenn die Welt, die du die deine nanntest, endet und selbst der Geruch des Ursprungs allen Lebens verschwindet, dann gibt es kaum noch etwas, was zu sagen übrig bleibt. Dieser Kurzfilm bezeugt, dass die Zukunft zwar in weiter Ferne zu liegen scheint, die Hoffnung aber stets außerhalb des Kosmos der Herrschenden liegt.

Die Ökumenische Jury der 68. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen verleiht diesen Preis als Preis der Katholischen Filmarbeit in Deutschland und des Evangelischen Kirchenkreises Oberhausen in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Weltverband für Kommunikation SIGNIS und der Internationalen Kirchlichen Filmorganisation INTERFILM.

 

ZONTA-Preis
dotiert mit 1.000 Euro
für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb

A Camera on my Lap
Shelley Barry
Südafrika 2022, 17'57", Farbe/schwarzweiß,

Begründung
Leises Tippen, das Skelett einer Schreibmaschine. Eine berührte Stimme erzählt von einem grundsätzlich veränderten Alltag, einem Bruch. Aus der Isolation sortiert sich künstlerische Arbeit neu. Der Rollstuhl wird zum Dolly in eine neue Welt von Bezüglichkeiten. Was kann ich hier tun, sagt sie, welches Fenster in die Welt und welche Leinwand öffnen? Und wie den Alltag in einer Post-Apartheid-Suburb in Cape Town, Südafrika feiern?

 

Großer Online-Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 5.000 Euro

Ava mocoi, os gêmeos
(Ava Mocoi, the Twins)
Luiza Calagian, Vinicius Toro
Brasilien/Kuba 2022, 14'44", Farbe

Begründung
Der Große Online-Preis der Stadt Oberhausen geht an Ava mocoi, os gêmeos von Luiza Calagian und Vinicius Toro für seine Darstellung von Spiritualität und Glauben im Zeitalter des globalen Zynismus.

 

Online-Hauptpreis
dotiert mit 2.000 Euro

Punctured Sky
Jon Rafman
USA 2021, 21'14", Farbe

Begründung
Der Online-Hauptpreis geht an Punctured Sky von Jon Rafman für die raffinierte Art, mit der mit Hilfe filmischer Instrumente ein Gefühl des Unbehagens und des Unheimlichen erzeugt wird.

 

e-flux-Preis
dotiert mit 3.000 Euro
Für eine herausragende Film- oder Videoarbeit, die eine neue Form für das poetische und elektrische Potenzial des bewegten Bildes im Zeitalter globaler Informationsflüsse findet.

Feriado
(Holidays)
Azucena Losana
Argentinien 2021, 2'06", schwarzweiß

Begründung
Der e-flux-Preis geht an Feriado von Azucena Losana für die hypnotische Art, wie durch Poesie gängige Narrative in Frage gestellt werden.

 

Lobende Erwähnung

Inner Outer Space
Laida Lertxundi
Spanien 2021, 16'16", Farbe

 

Online-Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 3.000 Euro

Lugar nenhum
(Nowhere)
Pedro Gonçalves Ribeiro
Portugal 2021, 18'50", Farbe

Begründung
Durch die persönliche Erinnerung an einen Popsong der späten 1990er formuliert der Filmemacher eine Kritik queerer Infrastrukturen in ihrer körperlichen sowie digitalen Dimension. Das ausgefeilte Wechselspiel zwischen Bild, Text und Musik war beeindruckend. Der Künstler erzielt mit sehr kleinen Gesten eine beachtliche emotionale Wirkung und dehnt gleichzeitig die Genre-Grenzen zwischen Essayfilm und Karaoke-Video.

 

Lobende Erwähnung

An Ode to a Time I Loved Bread
Neema Ngelime
Belgien 2021, 10'53"
Farbe/schwarzweiß

 

Onlinepreis der Ökomenischen Jury

73
Meshy Koplevitch
Israel 2021, 13'28", Farbe

Begründung
Für die Kombination von Tiefe und Einfachheit, Mitgefühl und Vision; für einen Film, der zwischen Realfilm und freier Wasserfarben-Animation wechselt und uns eine junge Frau zeigt, die von den Erfahrungen ihres Vaters während des Jom-Kippur-Krieges erzählt. Eine Mischung aus Erinnerung, Geschichte und persönlicher Reflektion, ist 73 ein eindringlicher Film über den Tod und die lebensspendende Auferstehung durch Liebe. Der Film bringt uns die Notwendigkeit nahe, unsere Feinde zu lieben, und lässt uns so die Realität einer in den schwersten Zeiten wieder hergestellten menschlichen Gemeinschaft erkennen.

 

Lobende Erwähnung

Blink in the Desert
Shinobu Soejima
Japan 2021, 10'34", Farbe

Begründung
Für den inklusiven Einsatz animierter Figuren von Menschen, Tieren und Insekten, dargestellt durch eine poetische visuelle Komposition und den Sound, fast ohne Dialoge. Blink in the Desert ist eine Reflektion über menschliche Aggression und Gleichgültigkeit, die das zerstört, was wir nicht kennen oder verstehen, und auf allen Seiten quälendes Leid verursacht. Der Film ist ein inwendiger Ruf nach Frieden und Fortschritt, Empathie und Mitgefühl, und das Akzeptieren von Unterschieden.

 

Preis des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 4.000 Euro

ŃEALE AZBUIRĂTOARE
(Flying Sheep)
Alexandra Gulea
Rumänien/Deutschland, 2022, 24', Farbe/schwarzweiß

Begründung
Alexandra Guleas Film ŃEALE AZBUIRĂTOARE verzahnt visuelles und akustisches Material zu einer vielschichtigen Erzählung über eine nomadische Minderheit, die Spielball umliegender Mächte ist. Bildgewaltig, mit Überlagerungen von historischem und zeitgenössischem Material, führt die Arbeit die Betrachter*innen durch persönliche Schicksale, ohne eine konkrete Interpretation vorzugeben.

 

3satNachwuchspreis
dotiert mit 2.500 Euro
Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.

ARIBADA
Simon(e) Jaikiriuma Paetau, Natalia Escobar
Deutschland/Kolumbien 2022, 30', Farbe

Begründung
In einer symbolhaft visuellen Dichte gelingt es Simon(e) Jaikiriuma Paetau und Natalia Escobar in ihrem Film ARIBADA, das Leben von Transfrauen vom indigenen Volk der Embera bewegend dazustellen. Ihre Hoffnungen und Wünsche finden Ausdruck in Bildern zwischen Inszenierung und dokumentarischer Beobachtung.

 

Lobende Erwähnung

Muss ja nicht sein, dass es heute ist
Sophia Groening
Deutschland 2021, 7'45", Farbe

Begründung
Pointiert, humorvoll und authentisch zeigt Sophia Groening jenseits von Klischees die Lebensrealität von jungen Erwachsenen in Köln Finkenberg.

 

Preis des Deutschen Online-Wettbewerbs
dotiert mit 2.500 Euro

Sonne Unter Tage
Mareike Bernien, Alex Gerbaulet
Deutschland 2022, 38'37", Farbe/schwarzweiß

Begründung
Der Film vermag es, komplexe Sachverhalte in einer ruhigen Präzision so zu kartographieren, dass ihre geschichtlichen, politischen und ideologischen Deutungen als eben solche verstehbar werden. Die analytische Untersuchung geschieht in steter Rückbindung an das, was wir wirklich sehen, wirklich hören. Ausgehend von einem Bodenschatz entwickelt sich eine Geschichte von wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Verflechtungen, von Arbeit und Kultur, von Sozialismus und Radioaktivität. Die ästhetische Form spiegelt die untersuchten Zusammenhänge in ihrer Vielfalt durch eine spannungsreiche Mehrstimmigkeit auf der Text- wie auf der Bildebene wider.

 

Lobende Erwähnung

Saft
Mona Keil
Deutschland 2022, 4'55", Farbe

Begründung
Mit effektvoll eingesetzten Mitteln entwirft der Film eine Parabel auf das Anthropozän, in dem der Mensch durch seinen selbstgerechten Umgang mit der Natur die Welt aus dem Gleichgewicht bringt. Die Arbeit überzeugt dabei sowohl durch die gelungene Animation und als auch den kongenialen Sound.

 

Preis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro

Lamarck
Marian Mayland
Deutschland 2021, 27'20", Farbe

Begründung
Der Blick auf eine vom Braunkohletagebau verwüstete Landschaft ist das entscheidende Bild. Die zerklüftete Landschaft zeigt jahrzehntelange Grabungen und Verwüstungen. Es wird weitergegraben, Schicht um Schicht wird abgetragen und Verborgenes freigelegt. Der Film, der uns diese Bild gibt, befasst sich mit dem Modell Familie. In dieser komplexen Anordnung erhält jeder eine Position in Raum und Zeit, Schichten überlagern sich. Eltern und Geschwister blicken zurück, erinnern, und resümieren, dabei entfaltet sich ein Gewebe aus Fürsorge und Liebe, aus Schwere, Zwängen und Kontrolle. Die sorgfältig komponierten Bilder vertiefen den Reflektionsraum. Die ausgezeichnete Montage erzählt nur das nötigste und findet dafür den richtigen Rhythmus.

Alles verweist auf die Frage nach Gewordenheit. Was wird eigentlich weitergegeben? Welche Eigenschaften werden vererbt? Welches Verhalten ist Reproduktion? Und was bedeutet das für das eigene Leben, für Erziehung, für Geschlechterrollen und für die Form der Kommunikation?

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 Euro

Bruchstücke
Rusudan Gaprindashvili
Deutschland 2021, 8'17", Farbe

Begründung
Ein kleiner Raum, viele unausgepackte Umzugskisten, ein Bett, eine Frau, der es schwerfällt, aufzustehen. So viel Schmerz. Bevor wir es sehen, hören wir, dass noch jemand mit im Zimmer ist. Ein kleines Mädchen im Bett. Zwei versehrte Seelen ergeben einen Schmerz. Gesprochene Sätze sind fast unmöglich. Ein Kinderlied und Schreiben auf nackter Haut. Aus Beobachter*innen der intimen Szenerie werden wir zu Mitleidenden. In einem Take, ohne Schnitt. Und am Ende schenkt der kleine Film über ein gesellschaftliches Tabu sowohl den Protagonistinnen als auch uns neue Kraft und Hoffnung auf bessere gemeinsame Zeiten. Ein mutiger Film, mit außergewöhnlicher schauspielerischer Leistung.

 

Preis der WDR Westart-Zuschauerjury
dotiert mit 750 Euro, gestiftet von WDR Westart

Allen Zweifeln zum Trotz
Laurenz Otto
Deutschland 2022, 14'59", Farbe

Begründung
Laurenz Ottos Film erzählt leise und in präzise komponierten Bildern von einem Abhängigkeitsverhältnis und Machtmissbrauch. Ohnmacht und Wut münden in einen emblematischen Befreiungsschlag, der aber auch die Sehnsucht nach menschlicher Nähe spürbar werden lässt. Durch die gelungene Inszenierung schafft der Film eine beklemmende Atmosphäre und eine suggestive Kraft, die vor allem durch die eindrückliche darstellerische Leistung der beiden Protagonisten getragen wird und uns absolut überzeugt hat.

 

1. Preis 
dotiert mit 2.000 Euro, gestiftet vom SAE Institute Bochum

Flourish (Lotic)
Julia Crescitelli
Deutschland 2021, 3'15", Farbe

Begründung
Julia Crescitellis Flourish verwischt die Grenzen zwischen dem, was als grotesk und als schön wahrgenommen wird. Zu Lotics schroffem Metallic-Soundtrack und in HD zeigt der Film körperlichen Horror im Kontext der natürlichen Welt. Jedes einzelne Bild funkelt vor Intention und provoziert in den Zuschauer*innen eine starke körperliche Reaktion, während sie alltägliche Gesten der Eitelkeit und Natur sehen, die mit rasender Geschwindigkeit ineinanderfließen. Es ist ein höchst lebendiges Werk, das Schönheit in Hässlichkeit findet und Hässlichkeit in Schönheit.

 

2. Preis
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom SAE Institute Bochum

Wann hast du das letzte Mal Blumen betrachtet (Günter Reznicek/Nova Huta)
Mariola Brillowska
Deutschland 2022, 2'03", Farbe

Begründung
Wann hast du das letzte Mal Blumen betrachtet
 ist von entwaffnender Einfachheit. Mariola Brillowskas trockene Poesie streift universelle Themen wie Trauer, Trauma, Sexismus und alles dazwischen in verblüffend distanziertem Ton. Wenn die Blumenbilder in dem Maß, wie die Worte der Erzählerin düsterer werden, subtil zu Spinnen morphen, ist das die perfekte Darstellung dafür, dass das Leben – in all seiner Komplexität – einfach passiert.

 

MuVi-Publikumspreis
ermittelt durch Abstimmung auf muvipreis.de und dotiert mit 500 Euro, gestiftet vom SAE Institute Bochum

Dr. No (Meese X Hell)
Michael Ullrich
Deutschland 2021, 3'21", Farbe

 

Preis der Kinderjury
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO)

La Reine des renards
(The Queen of the Foxes)
Marina Rosset
Schweiz 2022, 8'50", Farbe

Begründung
Bei dem Film fanden wir die Animation besonders schön gezeichnet und die Füchse sahen wirklich echt aus. Außerdem mochten wir besonders, dass die Füchse in der Geschichte die Menschen zusammengebracht haben.

 

Förderpreis der Kinderjury
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

Zuza v zahradách
(Suzie in the Garden)
Lucie Sunková
Tschechien/Slowakei 2022, 13'19", Farbe

Begründung
Wir finden den Film sehr schön, weil darin so viel gemalt und gezeichnet wurde. Neben der Animation war aber auch die Geschichte sehr gut.

 

Lobende Erwähnung

Tong Zhuang Xian Nu
(Tank Fairy)
Erich Rettstadt
Taiwan/USA 2021, 9'31", Farbe

Begründung
Wir fanden den Film sehr sehr witzig. Die Musik hat uns gut gefallen. Wir fanden gut, dass der Film gezeigt hat, dass man sein kann, wer man möchte.

 

Preis der Jugendjury
dotiert mit1.000 Euro, gestiftet vom Rotary Club Oberhausen

Genetica
Chen Shahuda
Israel 2021, 15'23", Farbe

Begründung
Uns hat die Storyline des Films super gefallen und wir finden gut, dass der Film nur indirekt das Pride-Thema aufgreift und sich mehr auf das Hobby des Protagonisten fokussiert. Es gibt viele verschiedene Themen im Film und wir konnten die Message gut verstehen. Außerdem hat uns die Umsetzung des Films gefallen.

 

Lobende Erwähnung

Hong Se Zang Li
(Red Funeral)
Jane Zhang
China/Macau 2022, 15', Farbe

Begründung
Wir finden das Thema des Films sehr wichtig und ansprechend für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. Uns hat die Umsetzung des Films sehr gut gefallen, da er viele Details, Metaphern und Symboliken beinhaltet.

 

ECFA Short Film Award
(Der Preis besteht aus einer Nominierung für den ECFA Short Film Award 2023)

Channidae
Pauline Morel
Belgien 2021, 7', Farbe

Begründung
Für den Mut, mit ganz verschiedenen Animationstechniken die Botschaft zu vermitteln, dass häusliche Umgebung und Stereotype die Fantasie und Spiele von Kindern beeinflussen und die Grenzen zwischen den beiden Realitäten verschwimmen lassen. Technisch meisterhaft und erzählerisch brillant, ist das Werk eine außerordentliche filmische Erfahrung.

 

Prädikat der Ökumenischen Jury

Titan
Valéry Carnoy
Belgien/Frankreich, 2021,18’56’’, Farbe

Begründung
Für sein herausragende Storytelling und das ausdrucksstarke Portrait eines 13- Jährigen Teenagers, der auf der Suche nach seiner Identität mit der Gewalt eines seltsamen Initiationsrituals konfrontiert wird. Eine realistische und berührende Chronik über den Körper und über eine Kindheit in Aufruhr; bewahrt von der bedingungslosen Liebe einer Mutter. Ein Film, der Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen bewegt.

Die Ökumenische Jury der 68. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen freut sich deshalb, die besondere Empfehlung  der Katholischen Filmarbeit und des Evangelischen Kirchenkreises Oberhausen in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Weltverband für Kommunikation SIGNIS und der Internationalen Kirchlichen Filmorganisation INTERFILM auszusprechen.

Trailer

Von Christian Schön
Deutschland 2022

Pressestimmen

Festival

Auch nach der Pandemie bleibt das Festival ein Treffpunkt für Kuratoren, Programmgestalter, Künstler, Filmemacher und das breite Publikum aus aller Welt sowie ein Thermometer für die aktuellen Trends des Formats.
Desistfilm, Peru, Mai 2022
desistfilm.com/oberhausen-2022-gypsies-in-duisburg-de-rainer-komers/

Man kommt nicht leicht hinein, aber wenn man es schafft, macht dieses deutsche Festival alles richtig.
MovieMaker, USA, Frühjahr 2022
www.moviemaker.com/50-film-festival-worth-the-entry-fee-in-2022/

Bei den 68. Kurzfilmtagen in Oberhausen gab es wieder einmal experimentelle Arbeiten zu sehen, die sich dem Zugriff der Zusammenfassung, der Suchmaschinen und der Deutung entziehen.
FAZ, 11. Mai 2022

Auf kaum einem Festival wird Diversität so sehr gelebt wie in Oberhausen, und das obwohl oder gerade weil sie ohne Bekenntnis zu Diversität daherkommt.
critic.de, 12. Mai 2022

Die Intensität des Kurzfilms war spürbar in dem Drang, etwas zu erzählen, manchmal mit Humor, manchmal mit Sorge, manchmal mit Poesie, aber immer mit dramatischer Wucht. Es sind harte Zeiten, und es gibt viel zu sagen.
La Soga, Spanien, 13. Juni 2022
lasoga.org/el-mundo-del-cortometraje-la-enormidad-de-lo-breve/

Spaß an der Überfülle.
die tageszeitung, 11. Mai 2022
taz.de/68-Kurzfilmtage-Oberhausen/!5850788&s=kurzfilmtage/

Die Kurzfilmtage Oberhausen standen für einen Moment der Emanzipation […], wo Einsamkeit durch gemeinsame Erfahrung abgelöst wurde, ein Füllhorn an materieller Präsenz, die persönlich und auf der Leinwand gefeiert wurde.
Senses of Cinema, Australien, Mai 2022
www.sensesofcinema.com/2022/festival-reports/absence-and-presence-at-internationale-kurzfilmtage-oberhausen-68/

Die Größe und Bandbreite ist gleichzeitig unglaublich und überwältigend.
Goethe Institut Toronto Blog, 25. Mai 2022
blog.goethe.de/arthousefilm/archives/1058-Letter-from-Oberhausen,-part-1.html

Nacherzählen unmöglich.
FAZ, 11. Mai 2022

Wenn es etwas gibt, das beim Festival in Oberhausen vor allem überall spürbar ist, dann wahrscheinlich die Herangehensweise an Film an sich, und was mir, mehr als einzelne Werke, in Erinnerung bleibt, ist die Haltung des Sondierens und Erforschens. Wo sich Professionalität mit Amateurhaftigkeit mischt, streng formale Arbeiten mit Experimenten und Improvisationen, theoretische Auseinandersetzung mit leichtem Humor, Computerprogrammiertes mit handgemachtem analogem Film. Hier ist Film so viel mehr als das fertige Werk, er ist Prozess, Kontext, Gespräch. Die Tatsache, dass es das Festival schafft, die Säle ohne viel Hype oder Marketing mit einem enthusiastischen Publikum zu füllen, ist Zeugnis sowohl solider Arbeit wie auch einer großen Liebe zum Film.
FLM, Schweden, 16. Juni 2022
https://flm.nu/2022/06/befriande-och-utforskande-attityd-till-filmkonsten-i-oberhausen/

Bei den 68. Kurzfilmtagen Oberhausen geben beklemmende Zeitbilder den Ton an.
Frankfurter Rundschau, 10. Mai 2022
www.fr.de/kultur/tv-kino/kurzfilmtage-oberhausen-die-wunden-der-zeit-91534417.html

Oberhausen ist Spirit ist Community ist Safe Space ist Befragung der Ordnung der Dinge.
critic.de, 12. Mai 2022

Diese Vorführungen sind emblematisch für den Ansatz des Oberhausener Festivals, Filme und Autor*innen in den Vordergrund zu stellen, die verfremden, suchen, experimentieren oder erfinden, und die eins gemeinsam haben, nämlich dass sie sich von einer aktuellen Produktion abheben, die sich hauptsächlich auf Fragen der Narration und des kommerziellen Vertriebs konzentriert.
Écran noir, 16. Mai 2022
www.ecrannoir.fr/2022/05/16/a-oberhausen-le-cinema-deborde-lecran/

Neben den diversen medialen Erweiterungen wie Projektionen auf Objekte oder den performativen Settings, auf die man in Oberhausen immer viel Wert legt, sind in den Programmen aber nach wie vor auch die Echos älterer Traditionen zu erkennen. Das, was mediale Voraussetzungen befragt oder vom Leuchten und der maschinellen Beweglichkeit von Bewegtbildern fasziniert ist und immer noch „experimentell“ genannt wird.
Junge Welt, 10. Mai 2022
www.jungewelt.de/artikel/426246.festivalfilm-mediale-voraussetzungen.html

 

Sehnsucht nach Freiheit und Frieden war das übergreifende Thema dieser Festivalausgabe: die Freiheit, Kurzfilme so zu machen, wie es das Festival seit 68 Jahren verficht, oder Gedanken- und Redefreiheit, insbesondere in Ländern, wo ein solches Grundrecht nicht selbstverständlich ist.
fipresci.org, Juni 2022
fipresci.org/report/oberhausen-2022-fathy/

Das kurz nicht klein bedeutet dokumentiert das Festival seit seiner Gründung im Jahr 1954 als „Westdeutsche Kulturfilmtage“.
Kulturkenner, 28. April 2022

Nach zwei Jahren Onlinefestival ist in der ersten Maiwoche 2022 endlich wieder Leben in die Fußgängerzone der Oberhausener Innenstadt eingekehrt.
aufdengrund.de, 13. Mai 2022
aufdengrund.com/2022/05/13/68-oberhausener-kurzfilmtage/

In der großen Welt der Bewegtbildkunst ist der Kurzfilm nach wie vor der ultimative Underdog: Fernab von Hollywood-Glamour erzählen Regisseur*innen mitreißende Geschichten – und das in einem Bruchteil der Zeit eines abendfüllenden Spielfilms. Der Kurzfilm bekommt einmal im Jahr in Oberhausen die Anerkennung, die er verdient: bei den Internationalen Kurzfilmtagen.
Byte.fm, 5. April 2022
www.byte.fm/blog/news/muvi-online-publikumspreis-2022-121395/

Hut ab vor dem Oberhausener Team, das das erste Festival vor Ort in drei Jahren erfolgreich auf die Beine gestellt und unsere Leidenschaft für kurze Filme, tiefgründige Verbindungen und engagiertes Filme-Sehen wieder entzündet hat.
Goethe Institut Toronto Blog, 25. Mai 2022
blog.goethe.de/arthousefilm/archives/1059-Letter-from-Oberhausen,-part-2.html

In der Internationalen Online-Konkurrenz mit einer Fülle von 34 Beiträgen ist die Bandbreite der Themen fast größer als die der Herkunftsländer von Skandinavien bis Ozeanien, von Nordamerika bis Zentralafrika.
WAZ, 3. Mai 2022

Conditional Cinema

Die Idee der Bedingung wird hier als "etwas, das von den gegenwärtigen filmischen Bedingungen abhängt" verstanden und lässt ein weites Feld für das spannende Spiel "Was wäre, wenn...?" offen.
Écran noir, 16. Mai 2022
www.ecrannoir.fr/2022/05/16/a-oberhausen-le-cinema-deborde-lecran/

MuVi-Preis

[…] Was macht ein gutes Musikvideo überhaupt aus? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Oberhausener Kurzfilmtage seit 1999, die den weltweit ersten Festivalpreis für Musikvideos präsentieren.
Kulturwest, 5. April 2022
www.kulturwest.de/inhalt/musik-in-bildern/

Der MuVi-Preis für das beste deutsche Musikvideo ist sozusagen der Rockstar der Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen.
WAZ, 9. Mai 2022

Rainer Komers

Eine Sternstunde des Festivals war die Retrospektive des Mülheimer Dokumentaristen Rainer Komers.
Frankfurter Rundschau, 10. Mai 2022
www.fr.de/kultur/tv-kino/kurzfilmtage-oberhausen-die-wunden-der-zeit-91534417.html

Selbst in einem Festival, dessen Grundidee die Bandbreite von Titeln – unterteilt in Wettbewerbssektionen, individuelle Profile und thematisch kuratierte Programme – ist, die sich durch ausdrückliche Ablehnung des Gewohnten auszeichnen, stechen Komers‘ Filme als der radikalste Ausdruck dieses Strebens heraus.
Senses of Cinema, Australien, Mai 2022
www.sensesofcinema.com/2022/festival-reports/from-within-the-umbra-of-history-a-few-things-about-the-films-of-rainer-komers-sohrab-hura-and-sylvia-schedelbauer/

Eine der eigenständigsten Stimmen im künstlerischen Dokumentarfilm.
Stadtrevue Köln, Mai 2022

Sylvia Schedelbauer

Ihre größte Leistung jedoch ist die Art, wie sie die essenzielle, fast animistische Energie in der Natur nutzt, um ein Archiv menschlicher Gesten, Aktionen, Rituale und Gefühle zu beleuchten. Dadurch bewirkt sei einen Zusammenbruch des Homozentrismus zugunsten einer Rückführung des Menschen ins Universum.
Senses of Cinema, Australien, Mai 2022
www.sensesofcinema.com/2022/festival-reports/from-within-the-umbra-of-history-a-few-things-about-the-films-of-rainer-komers-sohrab-hura-and-sylvia-schedelbauer/

Bilder, die unser Bewusstsein fluten, so dass man nach Rettung vor ihnen sucht, nach sicherem Boden. Sylvia Schedelbauer legt Hand an unser Gemüt.
Kultur.West, Mai 2022
www.kulturwest.de/inhalt/bilder-die-sos-rufen/

Sohrab Hura

Obschon Hura ein Zauberer des unglaublichen Einzelbilds bleibt – mit einer Ästhetik, die irgendwo im Querschiff zwischen einem Nike-Werbespot und David Lynch verortet ist –, zögert er, diesem eine Stimme einzupflanzen, einen bewussten Zweck, einen persönlichen Nachhall und, vor allem, sein eigenes Wesen. Auf diese Weise werden seine Filme zu Beispielen der autonomen Kamera.
Senses of Cinema, Australien, Mai 2022
www.sensesofcinema.com/2022/festival-reports/from-within-the-umbra-of-history-a-few-things-about-the-films-of-rainer-komers-sohrab-hura-and-sylvia-schedelbauer/

Thema

Erinnerung, kulturell wie persönlich, definiert durch das in ihr enthaltene Maß an Willensäußerung und Präsenz, zog sich durch einen Großteil des Programms, ebenso wie Fragen von Handlungsfähigkeit und Macht rund um Identität, Authentizität und die Politik der Vermittlung: Wie wird kulturelle Erinnerung produziert, wer hat die Macht sie zu produzieren, in welcher Verbindung steht sie zur offiziellen Geschichtsschreibung und wer ist letztendlich ermächtigt, für wen zu sprechen.
Art Monthly, UK, Nr. 457, Juni 2022

Katalog

Der Festivalkatalog 2022 steht Ihnen hier als Download-PDF zur Verfügung.

2021

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.000 Euro

Toumei na watashi
(Transparent, I am.)
Yuri Muraoka
Japan 2020, 11’36’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
Wir sehen das Meer, Bilder vom Himmel im Gegenlicht, und hören die Erzählerin von einem erfolglosen Selbstmordversuch berichten. Es folgt eine persönliche Geschichte über das Leben, seine Schwierigkeiten und Schönheit. Eine Geschichte, die alle filmischen Register zieht, mit verschiedenen Animationstechniken, Found Footage und Standbildern. So schafft die Filmemacherin eine non-lineare Erzählung, die den Zuschauer*innen Raum gibt für eigene Interpretationen und Fantasien. Sie taucht visuell und erzählerisch tief in ihre eigene Geschichte ein. Es fühlt sich an wie ein Moment der Reflektion, die Erklärung einer bildenden Künstlerin, die sich nach innen wendet. Der Film feiert das Leben und den Film und das Resultat ist überwältigend und – wie das Leben – unglaublich reich.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.000 Euro

8‘28‘‘
Su Zhong
China 2021, 8’28’’, Farbe

Begründung:
Eine einzige lange Einstellung ohne Ende oder Anfang, die uns in einem scheinbar zufälligen Moment erwischt. Sie zeigt uns, in 8 Minuten und 28 Sekunden, die Verbindungen zwischen Gewalt, Maschinen, Technologie und Arbeit. Mit einem immer dicht an Verzweiflung grenzenden Humor mischt der Filmemacher westliche und östliche Mythologien und zeichnet sie als zukünftige Führer einer Welt ohne Menschen, in der es nur industrialisierte, mechanische Bewegung gibt. Einen solchen Film zu machen, aus dem Bauch heraus, direkt auf die Leinwand nach langer und geduldiger digitaler Bearbeitung, ist eine enorme Leistung. Danke, Su Zhong, für die Erinnerung daran, dass wir auch schon vor der Pandemie Filme über eine Welt voller Gewalt und Verzweiflung machen konnten.

 

Lobende Erwähnungen

More Woman, More Cry
Anne Haugsgjerd
Norwegen 2021, 24’, Farbe/schwarzweiß

Sensory Overload
Ganza Moise
Ruanda 2020, 6’56’’, Farbe

Begründung:
More Woman, More Cry von Anne Haugsgjerd ist ein atemberaubender Film, der die Schönheit und Zerbrechlichkeit des Lebens einfängt. Voll lebendiger Klarheit, enormer Fantasie und hintersinnigem Humor, legt Haugsgjerd humorvoll und poetisch nachdenklich stimmende Reflektionen über Familie, Kunst, Altern und die Fluidität der Zeit vor. Ohne Peinlichkeit, aber voller Zweifel, zeigt der Film eine emanzipierte Filmemacherin, die auf ihr Leben blickt und fragt: Was kommt als nächstes? Am anderen Ende dieses Spektrums steht nach Meinung der Jury Sensory Overload, ein poetischer Film von Ganza Moise, der sich von einem Gedicht von Natacha Muzira leiten lässt. Ein scheinbar federleichter Film mit einem existenziellen Grundton, in dem Zeit, Form und Raum ineinanderfließen auf der Suche nach einem Weg aus der Realität heraus, nicht durch Zerstörung, sondern durch die Poesie des Lebens.

 

Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
mit 5.000 Euro

A terra de não retorno
(The Earth of no Return)
Patrick Mendes
Portugal 2020, 20’, Farbe

Begründung:
In einer unbestimmten Zeit waschen Frauen Kleidung am Fluss, ein steinernes Ohr wird porös. Aus heiterem Himmel fällt ein regloser Körper kopfüber ins Flussbett. Die Schreie der arbeitenden Untoten durchdringen eine rätselhafte Stille. Im Stil des Magischen Realismus positioniert diese Arbeit „Film als Ritual“. Das lodernde Feuer schmiedet neue Augen, die uns die Schönheit eines analogen Mysteriums aus Tränen, Erde, Licht und Schatten sehen lassen. Die beunruhigende Absenz von Dialog schärft unsere Sinne zu höchster Wachsamkeit, um uns dann mit „heavy metal“ aus der irdischen Hölle zu fegen. You are invited to join the order of cinema.

 

Lobende Erwähnungen

Divided by Law
Katie Davies, Emma Agusita
Vereinigtes Königreich 2021, 26’11’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
„I miss you“. In analogen Schwarzweiß-Bildern erscheinen Chatverläufe anonymer Liebender, die der britischen Regierung als Zeugnis einer validen Partnerschaft dienen sollen. „Hostile Environment Policy“ nennt sich der Versuch des UK Home Office, den Einwanderungsprozess nach Großbritannien so unerträglich wie nur möglich zu gestalten. Die Auswirkungen dieser drastischen Maßnahmen auf binationale Familien und Partnerschaften lässt uns dieser Film in persönlichen Berichten nachempfinden, die in einer unprätentiösen Montage mit 16mm-Film, Google Street-View und Found Footage kombiniert werden.

Before the fall there was no fall. Episode 02: surfaces
Anna Dasović
Bosnien und Herzegowina, Niederlande 2020, 20’ 1’’, Farbe

Begründung:
Wie sich historische Spuren manifestieren an Orten, die grausame Zeitgeschichte schrieben, wie die allmählich verblassenden Graffiti des Terrors ein Wandgemälde der Zeugenschaft des Genozids evozieren und wie selbst kleine Geschäftemacher vom Krieg profitieren, davon erzählt Anna Dasović in ihrem eindringlichen Film Before the fall there was no fall. Episode 02: surfaces, der zudem souverän Archivmaterial und authentisches Found Footage kombiniert, um die Frage zu stellen: Was bleibt?

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

{if your bait can sing the wild one will come} Like Shadows Through Leaves
Lucy Davis
Singapur/Finnland 2021, 27’52’’, Farbe

Begründung:
Dieser Film ist eine künstlerische und investigative Erkundung, die uns eine faszinierende Wahrnehmungserfahrung bietet. Er schafft eine filmische Atmosphäre und reflektiert gleichzeitig urbane und ökosoziale Transformationen menschlicher und mehr-als-menschlicher Beziehungen. So eröffnet uns {if your bait can sing the wild one will come} Like Shadows Through Leaves ein Verständnis von Film als ästhetischem Instrument, das hinterfragt, Widerstand leistet und die Beziehungen zwischen Kultur und Klimawandel neu denkt.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 Euro

Zoom sur le cirque
Dominique Margot
Schweiz 2020, 14’26’’, Farbe

Begründung:
Ein Clown, der in seinem Wohnzimmer Faxen macht; eine Seiltänzerin, die auf ihrem Balkon im Training bleiben will, ein Zirkusdirektor, der in seinem Wohnwagen friert, weil er sich die Heizkosten nicht mehr leisten kann: Zoom sur le cirque bringt soziale, politische und ästhetische Aspekte der Corona-Pandemie so treffend wie herzzerreißend zusammen: den menschlichen Wunsch, ja, die Notwendigkeit, auch in der Krise zu lachen; die Not von Kulturschaffenden und Künstlern, die davon bedroht sind, ihre Existenzgrundlage zu verlieren; die Improvisationskunst, die Zirkus wie Zoom und Co. gleichermaßen von uns verlangen, und damit die technische und menschliche Möglichkeit, Distanz durch Humor zu verringern.

 

Lobende Erwähnung

nga’i nang
(Home)
Ngima Gelu Sherpa
Nepal 2020, 20’10’’, Farbe

Begründung:
nga’i nang ist ein Film über einen Sohn, der zu seiner Familie nach Nepal zurückkehrt, um sich von seinem sterbenden Vater zu verabschieden. Der Sohn filmt diese letzten Tage, das Sterben und den Tod seines Vaters, die im Alltag dieser armen Bauernfamilie genauso einfach und natürlich erscheinen wie die kleinen Dinge, die gewöhnlich passieren. Obwohl das alles traurig ist, ist dies die Ordnung ihres Lebens. Während der Film sehr bescheiden ist, erzählt er distanziert, aber sehr persönlich und emotional. Ähnlich wie die Mutter, die sich ihren religiösen Ritualen zuwendet, innerlich und in Stille trauert, und ähnlich wie der Sohn, der, nachdem er sein Zuhause und seine einsame Mutter wieder verlassen hat, einsam trauert. Später, allein am Strand des Ozeans auf einem anderen Kontinent, wird er sich erinnern. Obwohl das alles traurig ist, ist dies die Ordnung seines Lebens.

 

ZONTA-Preis
dotiert mit 1.000 Euro
für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb

OCTAVIA’S VISIONS
Zara Zandieh
Deutschland 2020, 17’36’’, Farbe

Begründung:
Am Anfang war das Werk einer großen, futuristischen Autorin, das in dieser Arbeit in eine vielschichtige, poetische und zukunftsweisende Filmerfahrung überführt wird, die lange nachhallt.

 

Großer Online-Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 5.000 Euro

Kalsubai
Yudhajit Basu
Indien 2020, 19’54’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
Für den Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, den der Film durch seine lyrische Ethnografie herstellt, und für das Ausloten, aus sanfter Distanz, einer außergewöhnlichen Mythologie, die Frauen zu nicht-traditionellen Lebensweisen ermächtigt.

 

Online-Hauptpreis
dotiert mit 2.000 Euro
Trampa de luz

(Light Trap)
Pablo Marín
Argentinien 2021, 8’30’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
eine frische Brise lässt uns dieser Film die Natur wiederentdecken; und er zeigt uns sein Licht und seine Wunder durch die photochemische Materialität von Zelluloid und treibt damit die Erkundung der Möglichkeiten des Analogen voran.

 

e-flux-Preis
dotiert mit 3.000 Euro
Für eine herausragende Film- oder Videoarbeit, die eine neue Form für das poetische und elektrische Potenzial des bewegten Bildes im Zeitalter globaler Informationsflüsse findet.

Un très long temps d’exposition
Chloé Galibert-Laîné
Frankreich 2020, 7’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
Eine intelligente und poetische Untersuchung von Zeit, Aufnahmetechnologien und dem Auslöschen von Arbeiter- und indigenen Identitäten aus ebenso persönlicher wie kritischer Perspektive, findet dieser Film kompakte und unaufwändige Wege, diese ausdrucksstarken Themen zu verbinden.

 

Online-Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 3.000 Euro

Un très long temps d’exposition
Chloé Galibert-Laîné
Frankreich 2020, 7’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
Konsequenterweise verzichtet der von uns ausgezeichnet Film auf eine Tonebene, handelt es sich doch um eine Beschäftigung mit Sichtbarkeitsverhältnissen. Un très long temps d´exposition entdeckt, schichtet und verbindet Bilder und Narrative der Welt- und Privatgeschichte. Mit ihrer zugleich analytischen wie persönlichen Komposition von Bildmotivketten macht Chloé Galibert-Laîné die politisch-ideologische Dimension bildgebender technologischer Verfahren sichtbar und hinterfragt mediale Sichtbarkeit als ultimative Legitimation und letztgültigen Existenzbeweis.

 

Lobende Erwähnung

The___________World
Peixuan Ouyang
USA 2020, 17’56’’, Farbe

Begründung:
Die grenzenlose Verfügbarkeit der Welt, just a click away – und dennoch sind es die schäbigen Pappmaché-Modelle berühmter Monumente in einem kleinen Vergnügungspark, die ganz eigene Vorstellungen von Freiheit und Zukunft entzünden. Unsere lobende Erwähnung geht an einen Film, der uns den vergänglichen Stoff zeigt, aus dem Träume sind, und jene Fremdheiten, die auch von globaler digitaler Kommunikation nicht aufgehoben werden können.

 

Online-Preis der Ökumenischen Jury

Minnen
(Memories)
Kristin Johannessen
Schweden 2020, 13’32’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
Wie erinnern wir uns daran, wie wir einmal waren? Minnen ist eine authentische Dokumentation, in welcher wir gemeinsam mit der Filmemacherin, auf ihre von Kontrollzwängen geprägte Vergangenheit zurückschauen. Animierte Sequenzen zeichnen ihre Gedanken der vergangenen Zeit einfühlsam nach. Mit originalem Bildmaterial aus ihrer Jugend und einem aktuellen Interview ihrer Eltern zeigt uns Kristin Johannessen durch diese wiederbelebten Erinnerungen die Herausforderung des Anders-Seins und wie es ist, ein Kind groß zu ziehen, das du nie ganz verstehen kannst, aber dennoch niemals aufgeben willst. Minnen ist das Festhalten an der Hoffnung, dass alles anders werden kann, selbst bei schwersten psychischen Leiden.

 

Lobende Erwähnungen

Kalsubai
Yudhajit Basu
Indien 2020, 19’54’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
Kalsubai erforscht die Geschichte der Göttin Kalsu und ihre Bedeutung für die Frauen von Bari. Der Film setzt dabei auf starke visuelle und akustische Bilder, die weder erklären noch szenisch verfälschen. Die schon fast fotografisch anmutenden Bildkompositionen und ihre ausdrucksstarke Einfachheit machen den Film allen Menschen zugänglich und laden ein, über eigene kulturelle Prägungen nachzudenken und sie zu hinterfragen.

 

Cântec de leagăn
(Cradle)
Paul Mureșan
Rumänien 2020, 4’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
Leider verstecken viele Familien auch heute noch dunkle Geheimnisse. Der animierte Kurzfilm Cântec de leagăn untersucht die innersten Tiefen einer Familie, die von häuslicher Gewalt und Alkoholismus gebeutelt ist. In diesem Klima des Terrors sehen wir eine Mutter, die sich um ihr Neugeborenes kümmert und versucht, ihn und seinen großen Bruder zu schützen. Die Animationstechnik stellt die unterschiedlichen Geisteszustände der Charaktere perfekt dar und macht uns auf die Schwierigkeiten aufmerksam, mit denen jede Familie zu kämpfen haben könnte. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie das Lied „Cântec de leagăn“ – ein traditionelles rumänisches Schlaflied von Maria Tanase – mit den Animationen verwoben wird.

 

Preis des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 4.000 Euro

Proll!
Adrian Figueroa
Deutschland 2021, 30’, Farbe

Begründung:
Ein Film über die da unten. Die Schlechtbezahlten, die Gestressten, die Übersehenen. Die herausragende Kamera folgt ihnen dicht, oft intim, wir spüren den Druck, sehen den Schweiß und die Angst. Und dennoch bleiben die Figuren auf Distanz zu den Betrachtenden, der Film stellt keine sentimentale Gemeinsamkeit her, wo es keine Gemeinsamkeit gibt. Ein Film über die Einsamkeit unserer Zeit.

 

3satNachwuchspreis
dotiert mit 2.500 Euro
Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.

Genosse Tito, ich erbe
Olga Kosanović
Österreich, Deutschland 2021, 27’, Farbe

Begründung:
Sommer auf dem Land, ein Wechselspiel von alltäglicher Arbeit an Haus und Garten und beiläufigen Überlegungen über die passende Inszenierung der Idylle. Vor und hinter der Kamera sucht die Filmemacherin nach Antworten, wie wir mit unserem politischen und materiellen Erbe umgehen sollen. Doch weder die Gespräche mit der Familie noch im Internet wiedergefundene Erinnerungen, abendliche Erzählungen oder die unbeantworteten Briefe an den Über-Vater helfen dabei. Eine Ortsbegehung mit Gegenwartsanalyse.

 

Lobende Erwähnung

Shine and Frustration
Shira Orion
Deutschland 2020, 4’ 10’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
Überforderung, Loslassen, alles gleichzeitig erleben und immer wieder alles neu lernen müssen, ein unbarmherziges Nebeneinander, kein Muster erkennbar – das Leben in seinen offenen Enden als filmisches Prinzip.

Preis des Deutschen Online-Wettbewerbsdotiert mit 2.500 Euro

(Steve) Temple
Tanita Olbrich
Deutschland/USA 2020, 6’3’’, Farbe

Begründung:
Komm mit auf eine Tour durch eine rätselhafte Welt, angesiedelt zwischen den Achtzigern und einer utopischen Idee, zwischen Industrieschornsteinen und Jurassic Parks. Spielerisch, aufrichtig und sinnlich lädt dich die Regisseurin in ihren bewundernswert persönlichen Kosmos voller Musik und Freiheit ein.

 

Lobende Erwähnung

Levantado do Chão
Raised from the Ground)
Melissa Dullius, Gustavo Jahn
Brasilien/Deutschland 2020, 11’11’’, schwarzweiß

Begründung:
In einer Situation, in der wir alle gezwungenermaßen zu Flaneuren werden, tröstet die Schönheit dieses analog fotografierten traumwandlerischen Spaziergangs, jenseits von Zeit und Zwängen.

 

 

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Preise des 13. NRW-Wettbewerbs

 

 

Mitglieder der Jury:

Birgit Hauska (Köln), Hilde Hoffmann (Düsseldorf), Ulli Klinkertz (Bonn)

 

Preis des NRW-Wettbewerbs

dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom SAE Institute Köln und Bochum

LYDIA

Christian Becker

Deutschland 2021, 21’ 10’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:

Erliegen wir dem Charme des Materials oder ist es die facettenreiche Geschichte einer Klasse, eines Lebens oder einer Beziehung – die uns in Teilen auch noch bekannt vorkommt? Eine Geschichte, in der wir uns selbst finden? Dazwischen der Mut zum Schwarzbild. Wir erleben ein feines filmisches Gespür für das Wort- und das Bilderzählen. Wir erfahren etwas über den Wert von erfüllender Arbeit im menschlichen Leben – auch das kommt uns bekannt vor. Immer wieder bricht das Außen in das Private: Dokumentarische Fernsehbilder vom Jugoslawien Krieg und von den brennenden Häusern – fast hätten wir vergessen, wie lange es die rechte Gewalt in unserer deutschen Republik schon wieder gibt. Am Anfang hören wir den Puls des Lebens, darauf schnell und hart geschnitten Porträtbilder von einem Mann und einer Frau in der Ästhetik der 70er Jahre.  Das Paar wird älter und wir nehmen Anteil an ihrem linksliberalen bürgerlichen Leben, aber auch an den Prozessen der Veränderung. Dazwischen Rotlicht Bestrahlungen und Introspektionen, Selbstbefragungen auf Grund einer schweren Krankheit. Ein narrativer Film über das Leben wird hier ausgezeichnet, ein berührend entblößendes Porträt, gezeichnet so intim, so spannend, als existentielle Geschichte, wie sie zu jeder Zeit passiert, die am Ende für uns, die Zuschauer, viele Fragen offenlässt und damit in unseren Köpfen weiter geht.

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs

dotiert mit 500 Euro, gestiftet vom SAE Institute Köln und Bochum

Trübes Wasser

Elena Wiener

Deutschland 2020, 9’54’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:

Die Protagonistin im preisgekrönten Film leidet – ihr Leiden ist individuell und persönlich. Es wäre aber für andere sichtbar, dieses Leiden, und darum meidet sie die öffentliche Gemeinschaft. Es zwingt sie in Quarantäne (Quarantäne; die Erwähnung dieses Wortes zeigt schon, dass der Film durchaus aktuelle Zustände beschreibt und ganz gegenwärtige Assoziationen hervorruft). In dieser Quarantäne, dieser Isolation verbreitert sich das Leiden von außen nach innen – und wird furchtbare Angst – und die kann einen bekanntlich ja nicht nur sprichwörtlich auffressen. Wir als Zuschauende können den Schmerz buchstäblich spüren. Der preisgekrönte Film ist – ein Animationsfilm. Ein Animationsfilm, in dem der einfache Strich in eine sinnhafte Farbdramaturgie verpackt wird. Ein Animationsfilm in den sich motivische Realfilm-Schnipseln einmischen. Ein Animationsfilm, der in Kombination mit einem atmosphärischen Ton-Musik-Konzept psychologischen Thrill und Emotionalität kreiert. Ein Animationsfilm, der narrativ-dramaturgisch wie formal ästhetisch überzeugt.

 

Lobende Erwähnung

Hoch Sitzen

Oliver Gather

Deutschland 2021, 24’37’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:

Lobend erwähnen wollen wir einen Film, der auf der Schnittstelle von Forschung und Dokumentation operiert. Direkt zu Beginn schon wird Ausgangspunkt und Blickwinkel der Beobachtung offengelegt. Streng geordnet erleben wir dann nach und nach einen ganzen kulturellen Kosmos: Traditionen, Geschlechterrollen, Lieder. Wir erfahren von einer eigenen Sprache: die versachlicht, legitimiert und überhöht. Und wir begreifen die zugehörige Blickperspektive. In dem Film geht es um nichts weniger als um den Akt des Tötens. Um die Entscheidung über Leben und Tod, bei der Jagd – ganz ohne Not. Ausgangs- und Endpunkt der erhellenden dichten Beschreibung ist eine Skulptur: zwei Hochsitze, die sich gegenüberstehen.

 

Preis der WDR Westart-Zuschauerjury
dotiert mit 750 Euro, gestiftet von der WDR Westart

Bis zum letzten Tropfen
Simon Schnellmann
Deutschland 2020, 5’46’’, schwarzweiß

Begründung:
Ein schwarzhumoriger Blick auf den bitteren Kampf gegen eine tödliche Krankheit. Es geht um Leben und Tod, um Zerrissenheit. Es geht um Schwäche, Kraft, Mut und das Einstecken von Rückschlägen. Und: es geht um Hoffnung. Schwarzweiße Linien, ohne Worte. Ein drängendes Thema, leicht verpackt. Wie der Filmemacher Existenzielles wie Krebskrankheit, Chemotherapie und Überlebenskampf mit Witz und Intensität erzählt, finden wir absolut preiswürdig.

 

1. Deutscher MuVi-Preis
dotiert mit 2.000 Euro, gestiftet vom SAE Institute Köln und Bochum

Junge Milliardäre (UWE)
UWE
Deutschland 2020, 4’42’’, Farbe

Begründung:
Junge Milliardäre
von UWE ist eine elegante Arbeit, die mit vollem Gewicht in unsere sicher geglaubten Routinen der Wahrnehmung und Einordnung einschlägt. Wir bekommen einen wackeligen Deepfake von Elon Musk gezeigt, der auf einer Art Bühne und vor einem Spiegel mit Lässigkeit und Routine verführerisch vor allem sich selbst ansingt, ein vielfaches Spiel mit Eitelkeit, Identität, Sehnsucht und dadurch natürlich Pop par excellence. In Verbindung mit Musik und Lied ergeben sich vielfache Risse und Verschiebung der Bedeutung der Bilder und die Frage stellt sich, wer hier überhaupt Autor und wer Sänger ist. Die offensichtliche Fehlerhaftigkeit, die Brüchigkeit des Deepfakes macht die Sache noch schöner, der Blick des Zuschauers ist erst fasziniert und wird zunehmend unsicher. Und mit großer Cleverness, im Gewand technischen Könnens, scheinen alle anderen Mittel in dieser zauberhaften filmischen Arbeit auf, Collage, Suspense, der liebende Blick, Witz und vielleicht ein wenig Horror. Eine brillante Arbeit, die genau so sehr in der Geschichte von Film und Welt fußt, wie sie in die Zukunft weist.

2. Preis Deutscher MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom SAE Institute Köln und Bochum

The Source of the Absolute Knowledge (Jaakko Eino Kalevi)
Christine Gensheimer
Deutschland 2021, 4’52’’, Farbe

Begründung:
The Source of the Absolute Knowledge
von Christine Gensheimer hat uns mit seinem spielerischen und feinsinnigen Animationsstil überzeugt, mit dem einprägsame Bilder hervorgebracht wurden. Mithilfe von Metaphern aus Popkultur, Internetkultur und Kunstgeschichte treffen im Video Analoges auf Digitales, Pixel auf Farbkleckse, Dalí auf Emojis. Durch collagierte, wechselnde und ineinander übergehende Settings bringt das Video Form und Inhalt virtuos zusammen: Die Ressource des Wissens im Computerzeitalter besteht aus fragmentarischen Informationen, die eine Komposition durch eine Benutzerin erfordern. Mit Leichtigkeit bringt Gensheimer Bild und Ton zusammen. Ungewohnt spielerisch lässt sie Mensch auf Maschine treffen, und nur noch die Retroästhetik erinnert daran, dass das Verhältnis einst weniger unbeschwert war.

 

Lobende Erwähnung

Rasenmäher in E-Moll (beißpony)
Stephanie Müller, Klaus Erika Dietl
Deutschland 2021, 14’59’’, Farbe

 

Deutscher MuVi-Publikumspreis
ermittelt durch Abstimmung im Internet und dotiert mit 500 Euro, gestiftet vom SAE Institute Köln und Bochum

NOAH (Christian Löffler)
Mishka Kornai
Deutschland, Kanada, Vereinigtes Königreich 2020, 3’47’’, Farbe

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.000 Euro

Hungry Baby (Kim Gordon)
Clara Balzary
USA 2021, 5’41’’, Farbe

Begründung:
Für uns ist Hungry Baby die Quintessenz eines Musikvideos. Die Inszenierung der Regisseurin Clara Balzary für den rauen und pulsierenden Song von Kim Gordon ist meisterhaft. Die Kühnheit dieses Videos liegt in der Einfachheit der Inszenierung, und wie Verwundbarkeit durch den Tanz der großartigen Schauspielerin Coco Gordon-Moore ausgedrückt wird; es zeigt uns sowohl Wut wie auch Lust an und Trost durch die Musik als befreiende Kraft. Balzary drehte auf einem menschenleeren Parkplatz, der eindrücklich das Gefühl von Angst zu Beginn der Pandemie und ihrer Kommodifizierung von Alltagserfahrungen vermittelt. Das narrative Konstrukt eines männlichen Aggressors zu Beginn erweitert sich zum Gegenpart des Überlebens, in dem die Frau die Kontrolle übernimmt und uns am Ende mit einem lebensbejahenden Gefühl entlässt, während die Musik uns aus der restriktiven Realität heraussprengt.

 

2. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 Euro

Traitors (Benefits)
Kingsley Hall
Vereinigtes Königreich 2020, 4’27’’, Farbe

Begründung:
Traitors
von Kingsley Hall ist einer der politischsten Filme in dieser Rubrik, der uns in seiner Einfachheit und Evidenz überzeugt hat. Wenige Mittel genügen der Produktion, auf die Betrachter das Gefühl von Beklemmung und Ohnmacht zu übertragen. Mit dem Stilmittel der Affirmation greift Kingsley Hall die (oftmals rechte) Kritik an Brexit-Gegnern, an den sogenannten "Snowflakes" auf: Während inhaltlich die Kritikpunkte passiv-aggressiv angenommen werden, werden sie formal zurückgewiesen. Als Wutrede vorgetragen, zunächst im O-Ton und unter Begleitung einer immer düster werdenden Mimik des Protagonisten, mündet sie schließlich in einem schmerzhaften Schrei in Slow Motion. Kingsley Hall hat für eine gesellschaftliche Stimmung eine pointierte Form gefunden. Effektvoll wird in Traitors zum Ausdruck gebracht, was nicht nur in politischen Diskussionen um den Brexit eine Rolle spielt, sondern in der politisierten und emotional aufgeladenen Debattenkultur im Netz allgemein: die Verzweiflung angesichts einer scheinbaren Unauflösbarkeit vorherrschender Polarisierungen.

 

Lobende Erwähnung
Station Three (Quartet Diminished)

Pooya Razi
Iran 2021, 2’45’’, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
Als Jury waren uns der kreative Blick und persönliche Prozess unabhängiger Filmemacher, die etwas wagen, wichtiger als technische Highlights. Unsere Lobende Erwähnung geht an Station Three (Quartet Diminished) des iranischen Regisseurs Pooya Razi. Für seinen Versuch, das Funktionieren von Systemen gegen Individuen zu beleuchten, nutzt er Stop Motion-Techniken mit selbstgemachten Konstruktionen aus Farbstiften und 3D Zoetrope-Effekten. Wir ehren hier, wie sich Kreativität trotz kollektiver soziopolitischer Umstände entfaltet, ebenso wie die herausragende Qualität des kreativen Inputs durch die Musik von Quartet Diminished.

 

Internationaler MuVi-Publikumspreis
ermittelt durch Abstimmung im Internet und dotiert mit 500 Euro

Portadoras queer: el doble y la repetición (Ascii.Disko)
Ana Laura Aláez
USA, Japan, Spanien 2020, 15’39’’, Farbe/schwarzweiß

 

Preis der Kinderjury
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO)

Kiki la plume
Julie Rembauville, Nicolas Bianco-Levrin
Frankreich 2020, 5’47’’, Farbe

Begründung:
Wir fanden die Animation von dem Film sehr schön. Außerdem mochten wir die Musik. Das Ende fanden wir ein bisschen traurig, weil der Vogel nicht zu der Frau zurückgeflogen ist. Trotzdem war es für den Vogel ein glückliches Ende.

 

Förderpreis
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

In Search of Chok Chok
Dayoon Kim
Südkorea 2020, 20’, Farbe

Begründung:
Wir fanden gut, dass es in dem Film um Freundschaft ging. Die Idee, dass das Mädchen eine Schnecke gefunden und sich mit ihr angefreundet hat, war sehr gut. Es war witzig, dass die Mädchen Äpfel ausgelegt haben, damit die Schnecke wiederkommt. Wir fanden gut, dass sie die Schnecken am Ende freigelassen haben, sodass sie bei ihren Freunden bleiben konnten.

 

Lobende Erwähnung

Alyaska
Oxana Kuvaldina
Russland 2020, 7’6’’, Farbe

Begründung:
Wir mochten die Musik von dem Film sehr gerne. Uns haben die Polarlichter, die sich verwandeln konnten, gut gefallen. Außerdem fanden wir es schön, dass der Husky am Ende einen Freund gefunden hat.

 

Preis der Jugendjury
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom Rotary Club Oberhausen

Dláp̀ Is Fine
Ethosheia Hylton
Vereinigtes Königreich 2020, 15’, Farbe

Begründung:
Unser Gewinnerfilm hat mit großer Stärke ausgedrückt, dass man sich nicht verbiegen muss und eigene Entscheidungen treffen kann. Er macht aber klar: Das gilt nicht für alle unter gleichen Voraussetzungen. Rassismus steckt auch in den gut gemeinten Ratschlägen – die junge Frau im Film hat uns gezeigt, dass Assimilation nicht um jeden Preis geschehen muss. Der Kurzfilm spitzt diese für von Rassismus betroffenen Personen alltägliche Situation so gekonnt zu, dass sie uns als Publikum wirklich trifft.

 

Lobende Erwähnung

Material Bodies
Dorothy Allen-Pickard
Vereinigtes Königreich 2020, 4’22’’, Farbe

Begründung:
Hervorheben wollen wir einen außergewöhnlichen Film mit einer wichtigen Message: Normal kann vieles sein! Wir brauchen kein Mitleid! Die Choreografien haben uns sehr gefallen – in wenigen Minuten geben sie uns ein Verständnis davon, dass eine Prothese mehr ist als nur ein Ersatz und ein Mangel.

 

ECFA Short Film Award
(Der Preis besteht aus einer Nominierung für den ECFA Short Film Award 2022)

Shower Boys
Christian Zetterberg
Schweden 2021, 9’20’’, Farbe

Begründung:
Die ECFA Kurzfilmjury vergibt ihren Preis an einen Film mit einer mutigen Geschichte über unterschiedliche Aspekte von Maskulinität. Durch sein nuanciertes Drehbuch, herausragende Schauspieler und Montage zeigt der Film die Komplexität des Heranwachsens als Junge und des freien Auslebens seiner Gefühle und Wünsche auf. Den Hauptfiguren wird beigebracht, dass sie „Mann oder Maus“ sein müssen, aber die Geschichte des Films zerstört diese Stereotypen Schritt für Schritt.

 

Prädikate der Ökumenischen Jury
verbunden mit der Empfehlung an Matthias Film und das Katholische Filmwerk, diese Filme für ihre Filmarbeit anzukaufen

Nova
Luca Meisters
Niederlande 2020, 10’39’’, Farbe

Begründung:
Vom Suchen und Finden der Liebe und der Schwierigkeit, mit ihr umzugehen. Die 14-jährige Nova übernimmt Verantwortung für ihre kleine Schwester und gerät dabei auf eine Entdeckungsreise zu ihren Gefühlen. Nova ist ein Film, der perfekt in Szene gesetzt und wunderbar fotografiert wurde. Das Drehbuch kommt ohne Pathos und inhaltliche Schwere aus und bleibt dennoch nicht an der Oberfläche. Ein stimmiger und tiefgründiger Film zugleich.

Dalía
Brúsi Ólason
Island 2020, 16’11’’, Farbe

Begründung:
Eine Atmosphäre der Unsicherheit bestimmt den Wochenendbesuch eines Jungen bei seinem Vater. Ein steiniger Weg der gegenseitigen Annäherung auf einem entlegenen Bauernhof in der kargen und beeindruckenden Landschaft Islands beginnt. Die Verletzung des Pferdes Dalía löst eine entscheidende Veränderung in der Beziehung der beiden aus. Ein Film, der die Thematik des Abschiednehmens aus verschiedenen Perspektiven ruhig und eindrücklich zeigt.

Trailer

Von Christian Schön
Deutschland 2021

Pressestimmen

Festival

Die Stärke des Festivals liegt gerade darin, dass man völlig unerwartet auf spannende Dinge stoßen kann, denn die Programmierung gehorcht eben keinem Algorithmus, sondern allein dem Prinzip intellektueller, ästhetischer und politischer Neugierde.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Mai 2021
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/kurzfilmtage-oberhausen-transparent-i-am-ausgezeichnet-17337178.html

Die Ausgabe 2021 war ein Musterbeispiel für ein virtuelles Festival.
Cineaste, USA, August 2021
https://www.cineaste.com/fall2021/international-short-film-festival-oberhausen-2021

Selbst wenn das Angebot an dieser Filmform [Essayfilm mit eingesprochenem Monolog] zur Zeit besonders reich ist – Oberhausen ist noch immer auch reich an grandiosen Werken ohne Worte.
Frankfurter Rundschau, 11. Mai 2021
https://www.fr.de/kultur/tv-kino/oberhausener-kurzfilmtage-die-stunde-der-kinoerzaehler-90529811.html

Mit der größten Auswahl an Kurzfilmen online (mehr als 400), hat Oberhausen vielleicht einen neuen Standard für Filmfestivals aufgestellt.
Senses of Cinema, Juli 2021
​​​​​​​https://www.sensesofcinema.com/2021/festival-reports/the-realm-of-the-sensible-and-the-short-film-the-67th-international-short-film-festival-oberhausen/

Ergreifend – die Kurzfilmtage reflektieren die Pandemieerfahrung und zeigen politisches Bewusstsein.
epd film, Juni 2021

Beruhigt erkannte man, dass die Filme immer noch da sind, dass sie wirken und etwas bewirken, weil sie sinnlich und empathisch, klug und scharfsichtig etwas zu erzählen wissen.
Kölner Stadt-Anzeiger, 13. Mai 2021

Die diesjährige Online-Ausgabe […] machte auch unmissverständlich klar, dass Streaming zwar bei weitem nicht an die „echte“, komplette Festival- oder Kinoerfahrung heranreichen mag, dass man aber viel tun kann, um online anspruchsvolle, durchdachte und avantgardistische Programme anzubieten und die cinephile Kultur am Leben zu erhalten.
MUBI Notebook, Juli 2021
https://mubi.com/de/notebook/posts/state-of-the-festival-international-film-festival-oberhausen-2021​​​​​​​

Kleineren Festivals, die ohnehin weniger vom Glamour leben, beschert die Online-Zugänglichkeit gemeinhin ein größeres Publikum als sonst. Das wäre dem Jahrgang 2021 zu wünschen.
Süddeutsche Zeitung, 8. Mai 2021
https://www.sueddeutsche.de/kultur/karl-may-stockhausen-marteria-1.5287857

An das gewohnt vielfältige Programm ging man natürlich auch mit der Frage heran: Welche Spuren hat wohl die Pandemie in den neuesten Produktionen hinterlassen? Grob gesprochen: An manchen Stellen sind die Folgen sehr deutlich – insgesamt allerdings ging es zumindest in den für Oberhausen 2021 ausgewählten Filmen überwiegend ohne Masken weiter.
Standard, Österreich, 10. Mai 2021
https://www.derstandard.at/story/2000126514726/kurzfilmtage-oberhausen-vielfalt-trotz-pandemie

Lyrische, fast kontemplative Bilder und Stille beziehungsweise subjektive, flüsternde Voiceover-Stimmen hinterließen in vielen Filmen auch im zerstreuten Format einer Bildschirmprojektion intensive Wirkung – mag sein, weil das Festival Programme mit vier bis sechs Filmen bündelte, die den roten Faden der Auswahl spürbarmachten.
epd film, Juni 2021

Ein facettenreiches Film-Kaleidoskop, das sich ästhetisch und formal mit einer globalisierten Gesellschaft und ebendiesen Herausforderungen auseinandersetzt.
Neues Deutschland, 30. April 2021
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1151468.kurzfilmtage-oberhausen-ins-nichts-starren.html?sstr=kurzfilmtage

Kurze Filme ohne Langeweile
WAZ, 3. Mai 2021

Die Kurzfilmtage Oberhausen bieten mediale Traumatherapie, Solidarität als Störung und Blicke aufs Kolonialfilmerbe.
die tageszeitung, 30. April 2021
https://taz.de/Kurzfilmtage-Oberhausen-online/!5762996&s=kurzfilmtage/

Wenn es einen Impuls der Filme gibt, so diesen: Zeugnis abzulegen!
kultur.west, Mai 2021

Die Programme sind vielfältig, die Filmgenres in Bewegung – ein Qualitätsmerkmal des kurzen Films.
Westfälischer Anzeiger, 4. Mai 2021
https://www.wa.de/kultur/kurzfilmtage-oberhausen-gehen-online-und-bieten-400-filme-90486274.html

Die Online-Filme können mit den Oberhausen-Standards mithalten; sie sind jung, experimentell, oft dokumentarisch, niemals oberflächlich unterhaltsam. Und immer auf der Suche nach etwas Neuem, Besonderem, Anderem.
Artechock, 6. Mai 2021
https://www.artechock.de/film/text/artikel/2021/05_06_kurzfilmtage_oberhausen_dunja_bialas.html

Die 67. Kurzlmtage Oberhausen überzeugen mit den verschiedensten Entwürfen einer fragmentierten Wirklichkeit
Deutschland, 30. April 2021
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1151468.kurzfilmtage-oberhausen-ins-nichts-starren.html?sstr=kurzfilmtage

In Oberhausen begreift man die Corona-Krise als Chance und Beschleuniger für neue Ideen und Formate.
Ruhr Nachrichten, 1. Mai 2021

Das Team um Festivalleiter Lars Henrik Gass hat aus der Vielzahl eingereichter und gesichteter Kurzfilme attraktive Filmpakete für das Heimkinogeschnürt.
aufdengrund.com, 17. Mai 2021
https://aufdengrund.com/2021/05/17/67-oberhausener-kurzfilmtage-filmvielfalt-als-futter-fur-die-seele/

Profile

Werkschauen von vier Künstlerinnen und Filmemachern aus vier Ländern und drei Kontinenten, die gerne Grenzen überschreiten: jene zwischen Musik und Film, zwischen Kunst, Installation und Kurzfilm.
WAZ Oberhausen, 27. April 2021

Baloji

Von politischer Relevanz, ungehemmter Kreativität und Intelligenz zeugt das Oeuvre von Baloji, dem ein eigener Fokus gewidmet ist.
Stadtrevue Köln, Mai 2021

Melika Bass

Bass ist eine Künstlerin aus Chicago, deren Filme bemerkenswert (und höchst aufregend) schwer zu klassifizieren sind.
Cineaste, USA, August 2021
https://www.cineaste.com/fall2021/international-short-film-festival-oberhausen-2021

Kinder- und Jugendkino

Ein zuverlässiger Anspieltipp – und zwar für alle Altersgruppen – ist immer das Kinder- und Jugendkino der Kurzfilmtage.
WAZ, 3. Mai 2021

Mitunter ist es geradezu berauschend mitzuerleben, wie die Filme Fenster in die Welt aufstoßen und so verspielt wie poetisch, so lebensdurstig wie neugierig, so hellwach wie nachdenklich auf Entdeckungsreisen gehen.
Kölner Stadt-Anzeiger über das Kinder- und Jugendkino, 28. April 2021

Vielfältig, herausfordernd und reich an Höhepunkten.
kinder-jugend-filmportal.de über das Kinder- und Jugendkino, 18. Mai 2021
https://www.kinder-jugend-filmportal.de/festivals/aufmerksame-und-unverstellte-blicke-in-die-welt.html

Nur konventNRW-Wettbewerbionelle Didaktik sollten Pädagogen von diesen Filmen nicht erwarten.
WAZ Oberhausen über das Kinder- und Jugendkino, 5. Mai 2021

NRW-Wettbewerb

Die Vielfalt ist enorm in diesem Schaufenster aktueller Filmproduktion.
WAZ Oberhausen über den NRW-Wettbewerb, 1. Mai 2021

Dieter Wieland

Eine überfällige Hommage: Die Kurzfilmtage Oberhausen entdecken den „Fernsehjournalisten“ Dieter Wieland und zeigen auf ihrem frei zugänglichen Online-Channel zwölf seiner außergewöhnlichen Filme.
filmdienst.de, 6. Mai 2021
https://www.filmdienst.de/artikel/47720/dieter-wieland-regisseur-im-portraet

Katalog

Der Festivalkatalog 2021 steht Ihnen hier als Download-PDF zur Verfügung.

2020

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 8.000 €

A Month of Single Frames
Lynne Sachs
USA 2019, 14'12'', Farbe

Begründung:
In dieser Zeit der notwendigen sozialen Distanzierung möchten wir auf einen bemerkenswerten Film aufmerksam machen, der die edelste Funktion der Kunst erfüllt, nämlich zwischen Menschen aus verschiedenen Zeiten und geographischen Orten eine emotionale Verbindung herzustellen. Für die Fähigkeit, Poesie und Komplexität in einfachen Dingen zu finden, für seine tiefe Liebe zum Leben und zu den Menschen und für die Genauigkeit im Detail, mit der der Film heikle Themen behandelt, verleihen wir den Großen Preis der Stadt Oberhausen an A Month of Single Frames von Lynne Sachs.

 

Hauptpreis
dotiert mit 4.000 €

Bittersweet
Sohrab Hura
Indien 2019, 13'48'', s/w und Farbe

Begründung:
Unerschrocken und dabei liebevoll, ist Sohrab Huras Bittersweet eine Betrachtung über Familienbeziehungen und häusliche Räume, die das Band zwischen ihm und seiner Mutter und das zwischen seiner Mutter und ihrem geliebten Hund erkundet. Hura nutzt seine körnigen Blitzaufnahmen, um einfühlsam intime wie banale Momente im Leben seiner Mutter einzufangen, die an akuter paranoider Schizophrenie leidet. Gleichzeitig zeigt er den Zuschauern die Kraft des Bandes zwischen Mutter und Sohn und die heilende Kraft der Liebe eines Tieres. Für seine komplexen Bilder der Liebe vergeben wir den Hauptpreis an Sohrab Huras Bittersweet.

 

e-flux-Preis
dotiert mit 3.000 €
Für eine herausragende Film- oder Videoarbeit, die eine neue Form für das poetische und elektrische Potenzial des bewegten Bildes im Zeitalter globaler Informationsflüsse findet.

BELLA
Thelyia Petraki
Griechenland 2020, 24'30'', Farbe

Begründung:
Dafür, dass der Film uns auf eine emotionale Reise durch Raum und Zeit mitnimmt und einen Weg findet, eine authentische Erzählung mit einzigartigen Bildern zu dokumentieren, verleihen wir den e-flux-Preis an BELLA von Thelyia Petraki.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

Mat et les gravitantes (Mat and Her Mates)
Pauline Penichout
Frankreich 2019, 26'00'', Farbe
Begründung:
Für seinen warmherzigen und behutsamen Blick auf ein wichtiges Thema: Das Recht der Frauen, über ihre Körper und Sexualität selbst zu bestimmen, und wegen der offensichtlichen Notwendigkeit, dieses Recht heutzutage mehr denn je zu verteidigen, vergibt die Jury eine Lobende Erwähnung an Mat et les gravitantes von Pauline Penichout.

I Am the People_Ⅰ
Li Xiaofei
China 2020, 25'12'', Farbe
Begründung:
Eine vielschichtige Schilderung der Beziehungen zwischen Gesellschaft und Industrie, voller Anspielungen auf komplexe politische Haltungen. Der Filmemacher hat ein intellektuelles und gleichzeitig sensibles und poetisches Bild gefunden für die Frage, was es bedeutet, bewusst in unserer Zeit zu leben. Ein Film, der unserer Zeit würdig ist.

 

Erster Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

Shepherds
Teboho Edkins
Frankreich/Südafrika/Deutschland 2020, 27'00'', Farbe

Begründung:
"The cow is culture" - Ein Gefängnis für Hirten in der Steppe Lesothos wird zur Bühne für universelle Dramen der Menschheit. Leben und Überleben: Wie sieht ein Gefängnis in einer Gesellschaft aus, die nicht auf dem Prinzip des Mehrwerts basiert? In absurder Durchlässigkeit entgrenzen die Zäune das Gefängnis in die Weite des Landes. In diesem Kosmos eröffnet der Film in seiner feinen Inszenierung und den surrealen Kompositionen einen Zwischenraum, die Hirten werden zu rot gewandeten Sprechern der Menschheit und tragen die äußere Welt ins Innere des Gefängnisses.

 

Zweiter Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 3.000 €

Bittersweet
Sohrab Hura
Indien 2019, 13'48'', s/w und Farbe

Begründung:
Ein Mann berichtet mit neutraler Stimme über seine Mutter - ihre Schizophrenie, ihre Beziehung zu ihrem Hund und ihr manisches Leben. Der indische Fotograf und Filmemacher Sohrab Hura gewährt mit seinem essayistischen Fotofilm einen Blick auf seine Mutter, der über die konkrete Erzählung hinausweist, indem er Nähe, Geborgenheit, aber auch Schrecken und Hilflosigkeit familiärer Bindungen offenlegt. Aus Filmaufnahmen und Fotos, die zehn Jahre im Leben seiner Mutter dokumentieren, entsteht eine fesselnde filmische Montage; die beeindruckende Präzision der Aufnahmen und gezielte Auslassungen bestimmen den Rhythmus seiner sehr persönlichen Familiengeschichte.

 

Lobende Erwähnungen der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Junkerhaus (Junker House)
Karen Russo
UK/Deutschland 2019, 8'10'', s/w
Begründung:
Die Kamera führt uns in das Haus und damit in die Innenwelt eines Eigenwilligen - expressionistische Schwarz-Weiß-Bilder und knarzende Töne erwecken holzgewordene Obsessionen zu gespenstischem Leben. In einem rhythmischen Finale werden Holz, Licht, Schatten und Ton erkennbar als Materialien phantastischer Räume. Eine Imagination, die uns schließlich zurückbringt in die Natur. Unsere erste lobende Erwähnung geht an den Film "Junkerhaus" von Karen Russo.

Gira Ancora
Elena Petitpierre
Schweiz 2019, 22'09'', Farbe
Begründung:
An adolescent roams his neighbourhood in Palermo. In the tradition of Neorealism, the camera lets us participate in the life of this community and at the same time shows how the rumours about his mother gradually turn him into an outsider over the course of the film. The protagonist's world contracts in ever-tighter circles.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

I am the People_I
Xiaofei Li
China 2020, 25'12'', Farbe

Begründung:
Der FIPRESCI-Preis geht an Xiaofei Lis I Am the People_Ⅰ, für das intelligente und schwelende Porträt einer Gesellschaft und seine mutige, wenn auch notwendigerweise indirekte Diagnose dieser Gesellschaft. Der Film lotet die Beziehung zwischen industrieller Produktion und gesellschaftlicher Entwicklung aus und stellt gleichzeitig traditionelle Wahrnehmungsweisen in Frage.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Shepherds
Teboho Edkins
Frankreich/Südafrika/Deutschland 2020, 27'00'', Farbe

Begründung:
Der Film zeigt das psychologische Drama von Hirten aus Lesotho. Einige wurden zu neun Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie Kühe gestohlen hatten. Die Ökumenische Jury beeindruckt die Originalität des Themas (die Wertschätzung der Kühe in lesothischen Gesellschaft), die Professionalität der Filmregie, die Bildästhetik und die Stille, die den Zuschauer zur Meditation einlädt. Der Film zeigt den Wert der Kühe im Leben der Mitglieder dieser Gemeinschaft. Er lenkt aber auch die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Kluft zwischen Vergehen und Strafe. 

 

Lobende Erwähnungen der Ökumenischen Jury

Las muertes de Arístides (The many deaths of Arístides)
Lázaro Lemus
Kuba 2019, 16'52'', s/w und Farbe
Begründung:
Für die innovative, originelle und intime Herangehensweise an das Thema Krieg, Leben und Tod vergibt die Ökumenische Jury eine Lobende Erwähnung an Las muertes de Arístides von Lázaro Lemus, Kuba. Die Animation einer Figur als Silhouette, die auf einem Boot durch die Dunkelheit fährt, verschmilzt mit den eingefrorenen Momenten der Zeit. Wir hören den Brief eines jungen Mannes, der nie nach Hause zurückgekehrt ist. Der Film stellt sein Gebet für Olga als Hoffnung in den Mittelpunkt, als einen Schrei an Gott für das Leben des anderen, als Liebe, die die Tiefen der Dunkelheit überstrahlt. Er macht die Erinnerung lebendig und sprengt die Zeitgrenzen. Der Film transzendiert visuell, was sich nicht mit Worten beschreiben lässt. Ein Werk des puren Kinos.

Milenina píseň  (Milena`s Song)
Anna Remešová/Marie Lukacova
Tschechien 2019, 9'01'', Farbe
Begründung:
Die Schöpferinnen von Milenina píseň entfalten in ihrem Film das Thema einer Herzensspiritualität. Sie zeigen eine Küsterin in einer Kirche, die im Schatten der institutionellen Hierarchie ihren eigenen Weg findet ihren Glauben auszudrücken. Mit einem getanzten Gebet zeigt sie sich als Gläubige. Sie bezieht sich dabei auf Zeiten der frühen Kirchenväter und erinnert an kulturell dezentrale und nichthierarchische Formen des Glaubens. Der Mut und die außergewöhnliche Botschaft haben die Ökumenische Jury beeindruckt. Hinzu kommt die ästhetische Form des Films, der die wahre Schönheit der Wiedervereinigung des Menschen mit dem göttlichen Ursprung anschaulich werden lässt.

 

ZONTA-Preis für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb
dotiert mit 1.000 €

What We Still Can Do
Nora Ananyan
Ungarn, Armenien 2019, 14'34", Farbe

Begründung:
Wir zeichnen einen Film aus, das Debut einer Filmemacherin, ein Manifest der Empathie und Solidarität: ein Film über die Beziehung zwischen Mutter und Tochter in einem Hospiz. Im Moment des Abschieds eröffnen sich unendliche Möglichkeiten gegenseitiger Liebe.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

SUGAR
Bjørn Melhus
Deutschland 2019, 20'35'', s/w und Farbe

Begründung:
Mit dem Preis für den besten Beitrag des deutschen Wettbewerbs zeichnen wir einen Film aus, der sich aufmacht, der Menschheit wieder Menschlichkeit zurückzugeben. In einer postapokalyptischen Welt trifft SUGAR auf HON und wie dies erzählt wird, hat uns nicht nur zutiefst beeindruckt, sondern auch großen Spaß gemacht. Der Film ist brilliant produziert, er positioniert sein Thema direkt aber elegant, ist irgendwie neu und ungemein aktuell. 

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 € für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet.
Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.

Onun Haricinde, İyiyim (Other Than That, I'm Fine)
Eren Aksu
Deutschland/Türkei 2020, 14'00'', Farbe

Begründung:
Sehr gleichmäßig reihen sich die Szenen aneinander, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Ästhetisch hat man es mit verschiedenen Formaten zu tun, mal schrumpft der Frame zu einem Ausschnitt, dann wird er von dem instabilen Bild einer Videoschalte ersetzt. Inhaltlich wird ebenfalls gesprungen: zwischen der Türkei und Berlin, Vergangenheit und Gegenwart, Marmorsäulen. Ist man in einem Land angekommen, wenn man eine eigene Wohnung mit Gästezimmer vorzuweisen hat? Eren Aksu zurrt in Onun Haricinde, İyiyim all dies mühelos zusammen, obwohl spürbar nichts mühelos ist. Sein Film berührt. Und wir wollen noch viele weitere von ihm sehen.

 

Lobende Erwähnung der Jury des Deutschen Wettbewerbs

This Makes Me Want to Predict the Past
Cana Bilir-Meier
Deutschland/Österreich 2019, 16'05'', s/w
Begründung:
Grobkörnige, analoge Schwarz-Weiß-Bilder evozieren eine scheinbar vergangene Zeit, in der paradoxe Forderungen an eine mögliche Gegenwart (und Zukunft) appellieren, dem Erinnern notwendigen Raum zu schaffen. In ihrem eindringlichen Film verknüpft Cana Bilir-Meier Sehnsüchte, Zweifel und Wünsche junger Frauen mit der Hoffnung nach einer endlich angstfreien Gesellschaft.

 

Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 €

Berzah
Deren Ercenk
Deutschland 2020, 25'45'', Farbe

Begründung:
Dieser Film und seine großartige Kameraarbeit sperren uns in ausgefeilte, fast nonverbale Inszenierungsräume: Von der Isolation eines Hotelzimmers über die Enge eines Autos hin zu den steilen Gassen eines Ortes an der türkischen Ägäis. In Berzah gelingt es Deren Ercenk, drei in sich geschlossene Episoden gemäß des Titels in eine Art "Zwischenwelt" "engzuführen" und dabei ein packendes Triptychon von quasi-ohnmächtigen Kampfsituationen zu entfalten: Brutzelnde Sonne gegen brennende Haut. Vater-Tochter-Gespann gegen übergriffige Zufallsbegegnung. Mann gegen Schrank. Die Regisseurin stößt uns in einen tiefgründigen Pool soziopolitischer Deutungsmöglichkeiten, die noch lange nachklingen und neugierig auf ihr nächstes Werk machen!

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €

there may be uncertainty
Paul Reinholz
Deutschland 2020, 28'58'', Farbe

Begründung:
In diesen Tagen, wo wir gerne ins Kino spinksen und sehen würden ... there is nobody in it! ..., trifft dieser Film mit seiner Premiere verblüffend den Nerv der Zeit. In der menschenleeren, mathematisch-meditativen Bilddichtung aus klinischen Krisenpräventionsanstalten, surrenden Serverräumen und sirenenuntermalten Bunkergebäuden wirken diese bedrohlicher als die unvorhersehbaren Katastrophen, vor denen sie schützen sollen. Nur zufällige Motive aus Kunst und Fiktion, rauchnebelige Wiesen und eine grasüberwachsene tatooine Bunkerlandschaft lassen erahnen, dass das Unkontrollierbare das einzige ist, was atmet.

 

Lobende Erwähnung der NRW-Jury

Im toten Park (In the Dead Park)
Moritz Liewerscheidt
Deutschland 2019, 8'13'', Farbe
Begründung:
Ein Dichter erkundet seine Welt, eine niederrheinische Kleinstadt in den 1970er/80er Jahren, mit Worten. Sein Sohn, ein Filmemacher, konfrontiert nun das Geschriebene mit Bildern ebenjener Gegend aus der Jetztzeit, die wie von gestern wirken. In dieser Überlagerung von doppelbödigen Sprachbildern mit Architekturen, Denkmälern, Straßenzügen und Parkanlagen formuliert sich ein Blick auf die eingeschriebene Mentalität und Geschichte einer alten BRD. Die Bilder sind ebenso durchlässig wie die Lyrik von Dieter Liewerscheidt, bei der sich Philosophisches, Popkulturelles und Persönliches durchdringen.

 

WDR Westart-Preis verliehen von der Westart-Jury
dotiert mit 750 €

Klusā daba (Still Life)
Anna Ansone
Deutschland/Lettland 2020, 22'49'', Farbe

Begründung:
Anna Ansones Kurzfilm Klusā daba erzählt mit viel Sinn für Bildkomposition und Ästhetik die Geschichte von Elīna, die in das entlegene Haus ihrer verstorbenen Großmutter zurückkehrt, um es für den Verkauf anzubieten. Alles in diesem Film wirkt aus der Zeit gefallen. Konsequent also, dass Ansone auf analogem Film dreht. Die Protagonistin scheint zunehmend mit dem Haus zu verschmelzen; dabei geht es um Erinnerungen und um nicht immer unkomplizierte Familienbande. Der Film setzt in diesen Tagen ein einfühlsames Denkmal für den Zusammenhalt zwischen den Generationen.

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinderfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €
gestiftet von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO)

Furthest From
Kyung Sok Kim
USA 2019, 18'58'', Farbe

Begründung:
Wir finden es gut, dass der Film mit echten Menschen ist. Und dass sich die Schauspieler auch wirklich ähnlich sehen, wie eine echte Familie. Uns hat es gut gefallen, dass man ein anderes Land und eine andere Kultur sieht. Das Ende von dem Film war zwar traurig, aber das hat gut gepasst.

 

evo-Förderpreis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €
gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

Têtard (Tadpole)
Jean-Claude Rozec
Frankreich 2019, 13'40'', Farbe

Begründung:
Unser Gewinnerfilm ist super gezeichnet. Die Animation und der Sound passen perfekt zueinander. Wir waren beim Gucken glücklich, trotzdem haben wir uns über das Mädchen geärgert. Der Film funktioniert, obwohl man nicht weiß, ob es ein Traum oder Realität ist. 

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

Junu Ko Jutta (The Shoe of a Little Girl)
Kedar Shrestha
Nepal 2019, 13'02'', Farbe
Begründung:
Wir fanden schön, dass der Film sehr echt war und man viel von einem anderen Land gesehen hat. Und wir mochten die Musik. Am Ende hatte das Mädchen eine gute Idee. Die Geschichte hat viel Sinn gemacht. Wir vergeben unsere lobende Erwähnung an Juno Ko Jutta.

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €
gestiftet vom Rotary Club Oberhausen

Becky's Weightloss Palace
Bela Brillowska
Deutschland 2020, 8'00'', Farbe

Begründung:
Nachdem wir diesen Film geschaut hatten, haben wir uns gefragt: "Darf man so einen Film überhaupt machen?". Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass man darf und dass der Film sogar außerordentlich gut ist. Der Film ist auf mehreren Ebenen sehr interessant. Einerseits ist das Thema des Films, Magersucht, eines der Themen, die in Deutschland immer noch sehr tabuisiert werden und über die nie wirklich gesprochen wird. Andererseits greift der Film auf eine aktuell sehr populäre Form der medialen Unterhaltung zurück, nämlich auf YouTube Tutorials. Die Akteurin dieses Tutorials gibt Tipps für Magersüchtige, wie diese noch mehr Gewicht verlieren können und macht gleichzeitig auf eine humorvolle Art, bei der man nicht weiß ob man überhaupt lachen darf, auf die bestehenden Vorurteile und Probleme der Magersucht aufmerksam. Das Zusammenspiel dieser Aspekte macht den Film zu einem so einmaligen Werk, dass wir Becky's Weightloss Palace hier, heute mit dem Preis der Jugendjury auszeichnen.

 

Lobende Erwähnungen der Jugendjury

Warum Schnecken keine Beine haben (Why Slugs Have No Legs)
Aline Höchli
Schweiz 2019, 10'44'', Farbe

Begründung:
Bei diesem Film hat uns die Animation sehr gut gefallen, die nicht nur durch Liebe zum Detail, sondern auch Komplexität und Kreativität überzeugt. Der Film schafft es auf eine schöne und liebevolle Art und Weise, von unserer Gesellschaft zu erzählen und sie zu kritisieren, was als solches ein wichtiges Thema ist und uns auch am Herzen liegt. Dabei beeindruckt besonders, dass der Geist unserer Zeit, nur dem Geld hinterher zu rennen und dabei sich selbst und die Natur aus den Augen zu verlieren, auf den Punkt gebracht wird, ohne dabei den Fehler zu begehen, dass es zu einem moralischen Apell wird. Eine wunderbare Verarbeitung unseres momentanen Problems, mit einem Schluss, der nicht nur sehr berührt, sondern auch nachdenklich stimmt. Ich freue mich sehr, "Warum Schnecken keine Beine haben" mit einer lobenden Erwähnung auszeichnen zu dürfen.

Christy
Brendan Canty
Irland 2019, 14'17'', Farbe
Begründung:
Eine lobende Erwähnung erhält auch Christy, ein Film aus Irland von dem Regisseur Brendan Canty über einen Arbeit suchenden jungen Mann ohne Schulabschluss. Trotz seiner rauen Sprache erzählt der Film liebevoll von der chaotischen Lebenssituation des Hauptdarstellers und seiner Unfähigkeit, sich bei einem Vorstellungs-gespräch für einen Hilfsjob zu behaupten. Alles scheint perspektivlos zu sein und dennoch spielen Zusammenhalt, Freundschaft und Verbindung eine große Rolle. Die Darsteller sind hauptsächlich Kinder und Jugendliche, sie schaffen eine berührende Atmosphäre und lassen den Zuschauer nachdenklich und ergriffen zurück.

 

ECFA Short Film Award
Der Preis besteht aus einer Nominierung für den ECFA Short Film Award 2021

Un lynx dans la ville (Ein Luchs in der Stadt)
Nina Bisiarina
Frankreich 2019, 6'48'', Farbe

Begründung:
Dieses Jahr geht der ECFA Short Film Award an einen Kurzfilm, der den Kindern Zugang zu einer universellen Geschichte darbietet in einer hohen künstlerischen Umsetzung mit einer tiefgehenden Bedeutung. Der Animationsstil ist frisch, minimal und gleichzeitig verspielt. Die Regisseur*in hat sehr viel Wert auf Details, Farbe und Gestaltung gelegt. Zwei Welten treffen aufeinander in einem magischen Moment und gehen wieder friedlich auseinander. Wir werden mitgenommen auf eine Reise, wo die Natur sich in der urbanen Welt wiederfindet und auf ungewöhnliche Neugier trifft. Ein Film der Empathie, Aufregung vermittelt und gleichzeitig kritisch auf den Umgang mit sozialen Medien eingeht.

 

1. MuVi Preis
dotiert mit 2.000 €
gestiftet vom SAE Institute Bochum

Eurydike (Kreidler)
Andreas Reihse, Zaza Rusadze
Deutschland 2020, 4'10'', Farbe

Begründung:
In der griechischen Mythologie tötet der Dichter Orpheus versehentlich seine Frau Eurydike, nachdem er sie aus dem Hades befreit hat. Oder war es gar kein Versehen, wie Klaus Theweleit in seinem Buch "Männerphantasien" vermutet? Müssen (männliche) Künstler ihre (weiblichen) Musen begraben, um kreativ zu sein? Eurydike nähert sich der uralten Frage abstrakt, durch die rhythmische Aneinanderreihung assoziativer Bilder zu Kreidlers Musik. In Anerkennung der Leistung, ein hochkomplexes Thema in die Ästhetik eines 4-minütigen Videos zu übersetzen, verleiht die MuVi-Jury ihren Ersten Preis an Eurydike von Zaza Rusadze und Andreas Reihse.

 

2. MuVi Preis
dotiert mit 1.000 €
gestiftet vom SAE Institute Bochum

Introspektion (für "Tranquilizer" von Oliver Huntemann)
Hamid Kargar
Deutschland 2019, 4'14'', s/w

Begründung:
Hamid Kargars Video für Oliver Huntemanns "Tranquilizer" ist das perfekte Beispiel dafür, wie man mit Sorgfalt und Vision aus den einfachsten Mitteln eine faszinierende Vielfalt an Effekten erzeugen kann. Die Wiederholung eines einzigen Gesichts, die sich konstant vorantreibend zum Beat von Huntemanns Techno abspult, erscheint in einer schier endlosen Folge visionärer Masken, von witzigen viktorianischen Reminiszenzen bis zu Lovecraft'schem Horror. Zudem nimmt das Video in seinen Mechanismen, von den ersten Bildern in zoetropischem Moiré an, subtil doch nachdrücklich die strukturellen Änderungen in Huntemanns Musik auf. Für die Form des Videos ebenso wie für die Zeichnungen selbst vergibt die MuVi-Jury ihren zweiten Preis an Introspektion.

 

Lobende Erwähnung der MuVi-Jury

Shadowbanned (Stephen Malkmus)
Jan Lankisch
Deutschland 2020, 3'28'', Farbe
Begründung:
Eine Lobende Erwähnung geht an Jan Lankischs Video für Stephen Malkmus' Shadowbanned, das uns auf einen unberechenbaren Ritt auf die wilde Seite des Internets mitnimmt. Shadowbanned ist spielerisch und aufregend und dabei gleichzeitig selbstreferentiell; ein vielschichtiges Kunstwerk, das einen auch nach dem X-ten Ansehen noch überrascht. Es ist außerdem ein Musikvideo, das seiner Zeit voraus ist - eine fröhliche Übung im In-Kontakt-Bleiben, ohne sein Umfeld persönlich zu sehen. In einer Zeit der körperlichen Distanzierung und der rein virtuellen Treffen ist ein Musikvideo wie Shadowbanned ein inspirierendes Beispiel dafür, wie man zusammen kreativ bleiben kann.

 

MuVi-Online Publikumspreis
ermittelt durch Abstimmung im Internet und dotiert mit 500 €
gestiftet vom SAE Institute Bochum

Wer sagt denn das? (Deichkind)
Timo Schierhorn/UWE
Deutschland 2019, 3'00'', Farbe

 

Die Kurzfilmtage danken den MuVi-Partnern 2020:
3sat
coolibri
Goethe Institut
kultur.west
netpoint media
SAE Institute Bochum

Trailer

Von Christian Schön
Deutschland 2020

Pressestimmen

Festival

Aber selbst in der Einsamkeit des eigenen Wohnzimmers war diese 66. Oberhausen-Ausgabe reich und fesselnd.
Écran Noir, Frankreich, 4. Juni 2020
http://ecrannoir.fr/blog/blog/tag/oberhausen/

Nichts hat man in dieser entsagungsvollen Zeit aber nötiger als die schwelgerische Opulenz solch grandioser Kurzfilme.
Frankfurter Rundschau, 13. Mai 2020
https://www.fr.de/kultur/tv-kino/kurzfilmtage-schwelgerische-schoenheit-13760272.html

Ich war überwältigt von der Bandbreite des internationalen Programms mit seiner schwindelerregenden, oft undifferenzierten, Mischung aus Dokumentarfilm, Animation, narrativen Filmen und formalen Experimenten.
Bright Lights Film Journal, USA, 22. Mai 2020
https://brightlightsfilm.com/rose-is-a-rose-the-2020-international-short-film-festival-oberhausen/

Eine der stärksten Ausgaben der letzten Zeit.
Cineaste, USA, August 2020
https://www.cineaste.com/fall2020/oberhausen-international-short-film-festival-2020?fbclid=IwAR0SrNL7k0Mbxn0g2WA51UJTrgLfKjGSYhlOD6Em9y7MSd9ZKgI2e-slfSo

Die beiden wichtigsten Preise repräsentieren in diesem Jahr sehr gut die Bandbreite an filmischen Formen, für die Oberhausen mit seinem notwendigerweise kleinteiligen Programm traditionell steht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Mai 2020

Die Onlineausgabe versorgt nicht nur jene, die jedes Jahr treu nach Oberhausen pilgern, sondern bietet auch die Chance, ein größeres Publikum für Experimentalfilmkunst zu begeistern.
Süddeutsche Zeitung, 18. Mai 2020
https://www.sueddeutsche.de/kultur/kurzfilmtage-oberhausen-laptop-statt-leinwand-1.4910473

Trotz des stärkeren Gefühls der Ortlosigkeit waren Oberhausens unbestreitbare Bandbreite und atemlose Offenheit für ganz verschiedene künstlerische Handschriften und Themen – von Kinder- und Künstlerfilmen zu Musikvideos und Web-Serien – nach wie vor eine nützliche Erinnerung an seinen andauernden Status als eines der wichtigsten Festivals seiner Art.
The Brooklyn Rail, USA, Juli/August 2020
https://brooklynrail.org/2020/07/film/Its-Alive-Its-Alive

Eine Heterogenität, die […] immer wieder überraschend die immense Kreativität jenseits des Mainstreams unterstreicht.
epd film, Juli 2020

[D]er Kurzfilm [ist] wie kaum eine Filmgattung sonst fürs Netz geeignet: Nicht nur entspricht er mit seiner Knappheit den Sehgewohnheiten besonders jüngerer Zuschauerinnen und Zuschauer, er ist im Gegensatz zu abendfüllenden Spielfilmen auch viel weniger Restriktionen unterworfen, was die Auswertungsfenster betrifft.
Spiegel Online, 13. Mai 2020
https://www.spiegel.de/kultur/kino/kurzfilmtage-oberhausen-neustart-im-netz-a-4328a618-c4f5-446a-a78b-af589dff4b94

[W]as die Kurzfilmtage da online präsentieren, ist keine notdürftige Alternative zu einem Festival, sondern ein komplettes Onlinefestival.
die tageszeitung, 13. Mai 2020
https://taz.de/Virtuelle-Kurzfilmtage-Oberhausen/!5681873&s=kurzfilmtage/

Oberhausen aber ist kein Festival als Museum. Es ist vielmehr in radikaler Weise für die Gegenwart offen.
Cargo, Juni 2020

Die Kurzfilmtage Oberhausen gehören zweifellos zu den sympathischsten und internationalsten Filmfestivals im deutschsprachigen Raum.
ray Filmmagazin, Österreich, Mai 2020
https://ray-magazin.at/filmtherapie-aus-oberhausen/

Die erste Onlineausgabe der Kurzfilmtage Oberhausen geriet zum Erfolg. Passenderweise ging es in den Filmen um Grenzerfahrungen und die Freuden des Alleinseins.
Der Standard, Österreich, 19. Mai 2020
https://www.derstandard.at/story/2000117586756/online-festival-von-oberhausen-einmal-um-die-ganze-welt

Überhaupt ist es die Verbindung von Poesie und Gesellschaftsanalyse, die immer schon die Kompetenz der Kurzfilmtage ausmachte.
Neues Deutschland, 20. Mai 2020
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1136905.meereswellen-und-harnwegsinfektionen.html?sstr=kurzfilmtage

Eine Feier filmischer Visionen, Stimmen und Spektakel, die mit dem Neuen und Allerneusten verblüfft.
https://scratch-utopia.blogspot.com/, 19. Juni 2020

Die 66. Kurzfilmtage waren durchaus eine schöne, aber vor allem eine wichtige Erfahrung, machten sie doch schmerzhaft bewusst, wieso sie im nächsten Jahr wieder in den Kinosälen Oberhausens stattfinden müssen. Dann auch gerne wieder mit der ästhetischen Kraft einer inspirierenden Kuration, aber unbedingt mit der politischen Kraft der Filme.
critic.de, 19. Mai 2020
https://www.critic.de/special/architektur-der-unsicherheit-kurzfilmtage-oberhausen-2020-4400/

Das ungewöhnliche Format des diesjährigen Festivals passte erstaunlich gut zu seiner Auswahl an Experimentalfilmen.
https://fipresci.org/report/long-distance-short-films/, Mai 2020

Schon lange war der Community „Oberhausen“ eher eine Metapher für eine bestimmte Kultur des Bewegtbilds als ein Ort auf der Landkarte. Die Gelegenheit, sich das Programm online anzusehen, wurde von fast 100 Ländern aus genutzt.
Frankfurter Rundschau, 20. Mai 2020
https://www.fr.de/kultur/tv-kino/oberhausen-entspannte-endzeit-ausserirdischem-13769135.html

Die Filme der Kurzfilmtage erinnern immer wieder aufs Neue daran, dass jedes Element, aus dem Filme bestehen: der Ton, das Bild, die Texteinblendungen, die Erzählstimme, in der Lage ist, tragend zu werden für einen Film, im filmischen Alltag aber allzu oft dazu verdammt ist, sein Potenzial zu verschlafen.
die tageszeitung, 13. Mai 2020
https://taz.de/Virtuelle-Kurzfilmtage-Oberhausen/!5681873&s=kurzfilmtage/

[Dem Festival] gelang es, seine 66. Ausgabe vom 13. bis 18. Mai kreativ und technisch hervorragend online zu realisieren.
De Culto Magazine, Spanien, 7. Juni 2020
https://www.decultomagazine.com/2020/06/07/un-mundo-nuevo-e-irreversible/

Internationaler Wettbewerb

Die größte Meisterwerkdichte bot der Internationale Wettbewerb.
Neues Deutschland, 20. Mai 2020

Der Wettbewerb verweigerte sich entschlossen dem Ansatz, einfach eine Auslese der „besten“ Kurzfilme der letzten Monate zu sein (das heißt der Filme, die schon überall gelaufen sind) und brachte stattdessen eine vielgestaltige und aufregende Mischung seltsamer und außergewöhnlicher Filme zusammen, mischte konzeptionelle Dokumentarfilme, Videoinstallationen, experimentelle Essays und radikale formale Studien.
Écran Noir, Frankreich, 4. Juni 2020
http://ecrannoir.fr/blog/blog/tag/oberhausen/

Verleiher

Ein großer Bonus des Festivals war sein Schaufenster für auf experimentelle Filme spezialisierte Verleiher (darunter Namen wie LUX, Light Cone und Sixpack). Sie sind nicht nur für Kuratoren und Programmmacherinnen nützlich, sondern bieten, in diesem besonderen Kontext, eine Chance für Cinephile, einen Blick auf wichtige Kataloge zu werfen.
https://www.filmsinframe.com/en/oberhausen-2020/, Rumänien, 27. Mai 2020

Kinder- und Jugendkino

Die generelle Bereitschaft, das auch schon in jungen Jahren ziemlich anstrengende, komplizierte und an Widersprüchen reiche Leben anzunehmen, prägte das Oberhausener Filmprogramm für junge Zuschauer*innen ganz entscheidend.
kinder-jugend-filmportal.de, 31. Mai 2020
https://www.kinder-jugend-filmportal.de/festivals/leben-lohnt-sich-trotz-allem.html

Profile - Susannah Gent

Gent, eine Tierpräparatorin, versteht, dass, wie ein von Barthes beschriebenes Foto, der ausgestopfte Kadaver und das darstellende Bewegtbild sowohl als Transgression des Todes wie als Memento mori fungieren – eine Erinnerung an seine Unentrinnbarkeit.
https://scratch-utopia.blogspot.com/, 19. Juni 2020

Blog

[E]in üppig bestücktes Forum mit Debatten und Videobriefen aus aller Welt.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 24. April 2020

Oberhausen hat mit dieser Kommissions-Serie [Kann und muss man jetzt Filme machen?] den bestechenden Beweis geliefert, dass Filmemachen genau die richtige Form ist, über das Leben nachzudenken, und dem Essay eine überzeugende Vitalimpfung verpasst. Wenn was nach Corona bleiben soll, dann bitte diese denkerische Form der Leichtigkeit.
https://www.artechock.de/film/text/artikel/2020/05_14_oberhausen_kurzessays.html, 14. Mai 2020

Katalog

Der Festivalkatalog 2020 steht Ihnen hier als Download-PDF zur Verfügung.

2019

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 8.000 €

I Got My Things and Left
Philbert Aimé Mbabazi Sharangabo
Ruanda/Schweiz 2018, 22 Min. 23 Sek., Farbe

Begründung:
Im Geiste der Kurzfilmtage - innovative, unkonventionelle Arbeiten zu fördern, die die Grenzen des Kinos als Medium in Frage stellen - haben wir uns entschieden, den Großen Preis der Stadt Oberhausen an einen Film von beeindruckender konzeptioneller wie emotionaler Freiheit und Kraft zu verleihen.
Inspiriert von dem Freigeist Dambudzo Marechera - eine ikonoklastische, grenzüberschreitende Schlüsselfigur der afrikanischen Literatur - wird ein Trauerprozess zum Auslöser von Selbstreflexion und Wandlung. Elegant zwischen den Sprachregistern wechselnd - von Poesie zu Performance, von Musik zum Tagebuch, von Realität zu deren cineastischer Interpretation -, wird diese profunde Meditation über Verlust und Vergänglichkeit zu einer Feier innerer Freiheit, auf menschlicher Ebene ebenso wie auf der Ebene der Kinosprache.

 

Hauptpreis
dotiert mit 4.000 €

ZOMBIES
Baloji
Belgien/DR Kongo 2019, 14 Min. 50 Sek., Farbe

Begründung:
Ein 14-minütiger Musik-Thriller über die digitale Zombifizierung in Kinshasa, Kongo, der sich mit den emotionalen und sozialen Kosten von Social Media beschäftigt und gleichzeitig in prachtvollen Bildern die pulsierende Subkultur der Stadt mit Tanzmusik und extravaganten, surrealen Kostümen feiert. Der Wechsel vom Nachtclub zum Friseursalon zum mit Plastik zugemüllten Fluss wird zu einer atemberaubenden Reise der Metamorphose, zum Soundtrack von Balojis futuristischen Afro-Beats. Ein aus Schwierigkeiten geborener Triumph.

 

e-flux-Preis
dotiert mit 3.000 €
Für eine herausragende Film- oder Videoarbeit, die eine neue Form für das poetische und elektrische Potenzial des bewegten Bildes im Zeitalter globaler Informationsflüsse findet.

L'Étoile de mer
Maya Schweizer
Deutschland 2019, 11 Min., Farbe und s/w

Begründung:
Eine geschickte Collage aus Clips und Sounds aus anderen Filmen, Texten und Wasseraufnahmen, hinterfragt dieser Film über Film die Glätte der Bilder, die sowohl vertraut als auch rätselhaft sein können.

 

Lobende Erwähnung der Internationalen Jury

IO
Art Union Marmelade
Russland 2018, 20 Min. 10 Sek., Farbe

Begründung:
Für seine außergewöhnliche Energie, sein ehrliches und scharfes Porträt der Komplexität junger Liebe und seinen herausragenden und ideenreichen Umgang mit der filmischen Sprache.

 

Erster Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

Elvis: Strung Out
Mark Oliver
Kanada 2018, 4 Min. 33 Sek., Farbe

Begründung:
Wir sehen den sich auf der Bühne verausgabenden Sänger, wir hören dazu den Tonmitschnitt der gesprochenen, müden Selbstrechtfertigung eines ständig unter Beobachtung und Drogen Stehenden - der hypnotisierende Basslauf von Mark Oliver treibt musikalisch weg vom Absturz hin zur Ekstase. Der Film lässt Elvis gegen Elvis antreten, mit minimalen Mitteln gelingt es ihm, die Lust des Publikums an Erniedrigung und Vergöttlichung aufeinander prallen zu lassen und so die popkulturellen Klischees um den King zu dekonstruieren. Der Mythos aber bleibt.

 

Zweiter Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 3.000 €

IO
Art Union Marmelade
Russland 2018, 20 Min. 10 Sek., Farbe

Begründung:
Drei Regisseure erzählen von drei Figuren in Sankt Petersburg, von ihrem Leben voller Intensität und Aggressivität. Die Kamera fragmentiert Figuren und Räume, drängt die Körper ins Off, begrenzt ihre Handlungsmöglichkeiten. Einzig die Gewalt scheint von einem Raum in den anderen zu führen, scheint die Räume verbinden zu können, zuletzt sogar die Filmfiktion selbst in Frage zu stellen. Dem Film gelingt eine genaue Zustandsbeschreibung, er ist Syndrom einer Gegenwart.

 

Lobende Erwähnungen der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

THE SOUND DRIFTS
Stefano Canapa
Frankreich 2019, 8 Min. 20 Sek., s/w
Begründung:
In einer kongenialen Zusammenarbeit überträgt Stefano Canapa die sonischen Magnetbandbearbeitungen des Avantgarde-Komponisten Jerôme Noetinger auf analoges Filmmaterial. Dadurch macht er das Nicht-Sichtbare sichtbar und beschenkt uns mit einer kinematographischen Erfahrung.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Student Bodies
Ho Rui An
Singapur 2019, 26 Min. 30 Sek., Farbe

Begründung:
Ein intellektuell sorgfältig ausgearbeiteter Kurzfilm über die historischen Beziehungen Ostasiens zur westlichen Welt, in dem der Filmemacher Architektur, Denkmäler und Filmfragmente neu ausrichtet, so dass sie sein Thema visualisieren und sie uns gleichzeitig mit neuen Augen sehen lassen.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

NoirBLUE - Deslocamentos de uma dança
Ana Pi
Frankreich/Brasilien 2018, 27 Min., Farbe

Begründung:
Von der Strahlkraft des alle Grenzen übersteigenden Himmels, der Sehnsucht und Melancholie des Raums von Nacht und Tag und allem dazwischen erzählt das leuchtende Blau, von der physischen Herausforderung, Schönheit, Eleganz und Verdrängung der Transformationen der blaue Tanz, von Identität, Zuhause, Heimat und Tränen die Stimme aus der blauen Tiefe des Herzens. Der Film NoirBLUE - Deslocamentos de uma dança variiert die poetische Auseinandersetzung mit Unterschieden und Variabilitäten deshalb um den Satz "I'm from all these places", niemals moralisierend, immer Brücken überschreitend und verbindend: Lass Schmerz und Verletzung der Vorfahren zurück, erhoffe den Segen derer, die nach dir kommen; die Blauheit der Liebe wird alle Grenzen übersteigen, wenn wir sind, was wir sein werden.

 

Lobende Erwähnung der Ökumenischen Jury

amelina
Rubén Guzmán
Argentinien 2018, 25 Min. 32 Sek., Farbe
Begründung:
Je tiefer Amelina "Coca" San Martín auf ihrem Lebenswegblick unterwegs ist, desto mehr Licht und Dunkel und Berge und Erbe und Sanftheit entdeckt sie. Doch Deuten wäre Eingrenzen, Erklären wäre Verwischen, statt zu bewahren, was geschenkt ist: "What it means? We will never know." Der Film amelina lässt sich voller Würde und Ruhe ein auf jahrtausendealte und jahresreiche Geschichte, auf die Vergangenheit in der Gegenwart, auf die Würde des Menschen im Blick auf eine Frau, auf die Würde eines Lebens im Blick auf die Kunst der Ahnen. Ein Film darüber, wie wir entstanden sind, wie klein unser Leben ist - und dadurch so groß. .

 

ZONTA-Preis für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb
dotiert mit 1.000 €

ALGO-RHYTHM
Manu Luksch
UK/Senegal 2018, 13 Min. 56 Sek., Farbe

Begründung:
Unsere anfälligsten Affekte werden über bequeme Smartphone-Apps abgefragt und ausgeforscht. Und für automatisierte Propaganda-Kampagnen und algorythmic electioneering wie im Zuge der Wahlen in den USA, Kenya und Nigeria und dem "Brexit"-Referendum nutzbar gemacht, um autoritäre, antidemokratische Politiken durchzusetzen.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

ma nouvelle vie européenne
Abou Bakar Sidibé/Moritz Siebert
Deutschland 2019, 22 Min. 19 Sek., Farbe

Begründung:
Abou flüchtet aus Mali und kommt nach Deutschland. Über die Welten, die zwischen Kommen und Ankommen liegen, und davon, dass ein Heim noch lange nicht neue Heimat ist, berichtet ma nouvelle vie européenne. Ein Film, der sich und uns nicht zu viel verspricht: an Nähe und Empathie und an Gewissheit, dass alles gut ausgehen wird. Wie er aber aus der existenziellen Notisituation heraus die Kamera zum Medium der Reflexion wie auch der Selbstbehauptung macht, ist nicht nur ein politisch, sondern auch und vor allem ein filmisch bewundernswerter Akt.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 Euro
Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren. 

Which Way to the West
Kristina Kilian
Deutschland 2019, 36 Min. 17 Sek., Farbe

Begründung:
Eine Film über eine Filmemacherin, die einen Film über ihre Auseinandersetzung mit Godards "Allemagne Neuf Zero" dreht: Das klingt ganz schön "meta, meta, meta" (um es mit Which Way to the West selbst zu formulieren). Ist es auch, ziemlich meta, aber als Verschränkung von Hommage, Selbstzweifel, Film- und Deutschlandrecherche erweist sich der Film auch als ganz schön komisch und als Suche, die wirklich ins Offene führt. Es ist eine große Stärke von Which Way to the West, dass der Film, dem Meta zum Trotz, nicht vor allem smart sein will. Erst das macht ihn klug.

 

Lobende Erwähnungen der Jury des Deutschen Wettbewerbs

A Return
James Edmonds
Deutschland 2018, 6 Min., Farbe
Begründung:
Auf der Tonspur Brandung, aber auch die 16-mm-Bilder branden: rasch, mal geisterhaft, mal in Überlagerungen, dann auch einfach und klar. Fenster, Pflanzen, ein brandender Strom der Formen, dessen Rhythmen uns mitgerissen haben.

Ada Kaleh
Helena Wittmann
Deutschland 2018, 14 Min. 23 Sek., Farbe
Begründung:
Wer hier wovon träumt, und warum auf Chinesisch, wird vielleicht nicht klar: Aber die Präzision der Tagträume in geschlossenen Räumen und die Sinne öffnenden Kameraschwenks, mit Bildern von drinnen und Tönen von draußen, erzeugt die schönsten Schwebezustände.

 

Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der NRW.Bank

RIAFN
Hannes Lang
Deutschland 2019, 30 Min., Farbe

Begründung:
Welch ein Prolog, den die anfängliche Engführung der Kamera in eine dunkle Unterführung bereithält. Wie von einer Mundhöhle verschluckt, werden wir von den prächtigen Cinemascope-Bildern in die grüne Weite der Alpen wieder ausgespuckt. Dieser Raumerfahrung wird ein vokaler und klanglicher Resonanzraum gegenüberstellt, in dem sich die vereinzelten Lockrufe der Hirten und das Läuten der Kuhglocken zu einer fantastischen Konversation zwischen Mensch, Natur und Vieh verdichten. Mit beeindruckender Präzision und Rhythmik macht Hannes Lang in RIAFN das Unfassbare mit dem Auge greifbar - in Bildern, die tatsächlich selbst nach der großen Leinwand "rufen".

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW.Bank

O Catador sem Cabeça
Igor Shin Moromisato
Deutschland 2018, 14 Min. 30 Sek., Farbe

Begründung:
Dieser filmische Erzähler pflegt einen Traum, der sich aus Wünschen, Reue und Sehnsucht speist. Traumwandlerisch, erst blass, dann immer konturierter wird die Animation vom "Straßensammler ohne Kopf" auf nächtliche Stadtlandschaften, ihre Passanten und Schattenseiten projiziert. Dabei überspringen die autobiografischen Metropol-Erfahrungen die Zeit- und Bildebenen mit einer Leichtigkeit, die von der Raffinesse und Vielschichtigkeit ihrer Fusion zeugen. Igor Shin Moromisato schickt seinen aus brasilianischen und japanischen Kultur-Mythen zusammengesetzten O Catador sem Cabeça in ein prächtig farbintensives Kolorit der Nacht, von dem wir in Zukunft gerne noch mehr sehen wollen.

 

Lobende Erwähnung der NRW-Jury

El Peso del Oro
Yves-Maurice Itzek, Milosz Zmiejewski, Oscar Diaz
Deutschland 2019, 30 Min. 50 Sek., Farbe

Begründung:
Unsere Lobende Erwähnung geht an eine internationale Team-Produktion, die unter lebensgefährlichen Dreh-Bedingungen eine physische Erfahrung bereithält. Für eine Handvoll Goldstaub leisten die kolumbianischen Arbeiter untertage Schwerstarbeit. Dröhnende Bohrer, Schweiß und die klaustrophobische Enge der Schächte: El Peso del Oro folgt der Spur des Goldes und gräbt sich dabei tief in die Ausbeutung von Körper und Natur. Yves-Maurice Itzek, Milosz Zmiejewski und Oscar Diaz begeben sich auch räumlich ans unterste Ende der kapitalistischen Profit-Kette, und damit an die Wurzel eines globalen Problems. Das Gewicht des Goldes - es ist in Unzen gar nicht zu bemessen.

 

Preis der West ART-Zuschauerjury
dotiert mit 750 €, gestiftet von West ART

MIDAS oder die schwarze Leinwand
Hannah Dörr
Deutschland 2019, 15 Min., Farbe

Begründung:
Neben seiner inhaltlichen Aktualität und Relevanz besticht der Kurzfilm vor allem durch die außergewöhnlichen Szenenbilder. Schauspieler agieren zwischen zweidimensionalen Papierkulissen wie auf einer surrealen Bühne. Tableauhafte Szenen, die mit unseren digitalen Sehgewohnheiten brechen. Eine kluge, humorvolle und künstlerisch-skurrile Umsetzung eines Theaterstücks von Friedrich Dürrenmatt: Tolle Ausstattung, hervorragende Schauspieler und eine Story, die aktueller nicht sein könnte.

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinderfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO)

Aarambh (Der Anfang)
Sandeep Kumar Verma
Indien 2018, 20 Min., Farbe

Begründung:
In unserem Gewinnerfilm geht es um eine Frage, die wir uns auch alle schon gefragt haben. Nämlich was nach dem Tod passiert. Darüber erzählt der Film ganz viel und ist dabei immer spannend. Obwohl die Geschichte nicht immer fröhlich ist, hat der Film auch viele lustige Stellen. Und er ist gut gespielt. Weil wir das Thema des Films zwar sehr traurig, aber auch total wichtig finden, bekommt unseren Hauptpreis Aarambh von Sandeep Kumar Verma.

 

evo-Förderpreis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

De Jonge Jagers (Junge Jäger)
Iris Grob
Niederlande 2018, 17 Min. 6 Sek., Farbe

Begründung:
Unseren Gewinnerfilm fanden wir besonders gut, weil er uns so viel erklärt hat. Wir haben in dem Film gelernt, wo unser Essen herkommt. Wir essen alle gerne Fleisch, aber die Tiere werden in Käfigen gehalten und das ist eigentlich nicht richtig. Manche Szenen in dem Film waren zwar ein bisschen eklig, aber auch super spannend. Außerdem war es interessant die Familie im Film zu sehen.

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

Kosh bol (Der Abschied)
Karash Janyshov
Kirgisistan 2018, 15 Min., s/w
Begründung:
Unsere lobende Erwähnung bekommt ein Film, den wir erst einmal ziemlich traurig fanden. Es geht um zwei Jungen, denen es eigentlich gar nicht gut geht. Deswegen fanden wir es so toll, dass die beiden am Ende Freunde werden und sogar zusammen wegrennen. Außerdem hat uns gut gefallen, dass der Film schwarz weiß ist. Denn das passt gut zu der Geschichte.

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet vom Rotary Club Oberhausen

Dunk
Sophie Martin
Frankreich 2018, 22 Min. 48 Sek., Farbe

Begründung:
Die Entscheidung, welchem Film wir unseren Preis verleihen, fiel uns überhaupt nicht leicht, denn uns haben alle Filme, die wir gesehen haben, beeindruckt. Entschieden haben wir uns letztlich für einen Film, bei dem einfach alles gestimmt hat und dem wir auch noch viel, viel länger hätten zuschauen können. Dass der Film es aber schafft, eine Geschichte, die auch eineinhalb Stunden füllen würde, in 20 Minuten zu erzählen, hat uns sehr beeindruckt.
Der Film vereint viele Themen: Fake friends, Diskriminierung und Vorurteile, sich in einer Gruppe beweisen zu müssen und vor allem Trauer. Dass man nach einem Verlust stark sein und sich mit seiner Trauer auseinandersetzen muss, erzählt der Film in Szenen, von denen viele bei uns hängen geblieben sind. Der tollen Hauptdarstellerin haben wir ihre Emotionen absolut abgenommen und konnten uns dadurch noch besser in die Geschichte hineinversetzen.
Außerdem finden wir es genau das richtige Zeichen, einen Film zu prämieren, in dem Mädchen die Heldinnen sind! Weil wir ihn beeindruckend, bewegend und fast schon magisch fanden, verleihen wir den Preis des Internationalen Jugendfilmwettbewerbs an Dunk von Sophie Martin.

 

Lobende Erwähnung der Jugendjury

Récit de soi
Géraldine Charpentier
Belgien 2018, 4 Min. 53 Sek., Farbe
Begründung:
Unsere lobende Erwähnung sprechen wir einem Film aus, der eine sehr persönliche Geschichte erzählt, aber dafür eine Form findet, die auch uns die Gefühle der Hauptfigur nachempfinden lässt. Dass es in dem Film um ein sehr komplexes Thema geht, wird im Animationsstil perfekt widergespiegelt. Der Film erzählt davon, wieviel Mut es kostet anders zu sein und behandelt damit eine internationale Thematik, was uns gut gefallen hat. Sich weder als Frau noch als Mann zu fühlen sollte als Normalität anerkannt sein, aber das ist es leider nicht. Weil er uns sehr berührt hat und wir hoffen, dass wir mit dieser lobenden Erwähnung zur Akzeptanz von Transgender beitragen können, verleihen wir sie an Récit de soi von Géraldine Charpentier.

 

ECFA Short Film Award

Bloeistraat 11
Nienke Deutz
Belgien/Niederlande 2018, 9 Min. 41 Sek., Farbe

Begründung:
Für das sensible Porträtieren einer Fragilität, die sich selbst in den engsten Banden der Kindheit zeigt, für ihre Reflexion in einer brillanten Kombination aus Animationsstilen, einem einfallsreichen Set Design und einer fesselnden Erzählung, für die klar und einfach umrissene, beinahe transparente Figurenzeichnung und die Illustration innigster Gefühle und komplexer Beziehungen, die vor scharfen, schmerzvollen und verstörenden Details bei einer Reifungserfahrung nicht zurückschreckt.

 

Prädikat der Ökumenischen Jury für einen Film im Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerb 
verbunden mit der Empfehlung an Matthias Film und das Katholische Filmwerk, diesen Film für ihre Filmarbeit anzukaufen

Carlotta’s Face
Frédéric Schuld/Valentin Riedl
Deutschland 2018, 5 Min., Farbe

Begründung:
Carlottas Welt ist durch eine physische Einschränkung gekennzeichnet: Die animierten Bilder dieses Kurzfilms illustrieren in bezaubernder Weise die eindrucksvolle Geschichte einer gesichtsblinden Frau, ihren Weg durch Schule und Leben, und nimmt dabei ihre Perspektive auf ihre Welt ein. Die Meisterleistung dieses würdevollen und unbefangenen Kurzfilms besteht darin, in dieser kunstvoll animierten Perspektive zugleich deren Unmöglichkeit durch das fehlende physische Selbstbild hervortreten zu lassen und sie dabei eben doch gelungen und liebevoll zu portraitieren, ohne durch bloßes Mitleid zu reduzieren. So lässt der Film seine Protagonistin als starke Frau sichtbar werden, die pragmatische Wege zu sich und den anderen findet und wählt als ihr Bild eine Blume, deren Blüte an ihre Frisur im realen Leben und an ihr Ausgeliefertsein in vielen Lebenssituationen erinnert – wie auch an Schönheit, Zartheit, Verletzbarkeit. Ein berührender Film über die Herausforderungen und scheinbaren Selbstverständlichkeiten der Konstruktion von Identität, Selbstbild, sozialer Begegnungen und Beziehungen. Der Film ist ein Kleinod, als das er die Bedeutung des Gesichts für unsere Kultur über Sprachbildern und Handy-Selfies bis hin zu Bilderverboten und Gottesbildern dekonstruiert, um sie gemeinsam neu aufbauen zu können.

 

1. MuVi Preis
dotiert mit 2.000 Euro

Aérea Negrot, Simon*e Paetau für Trying to Forget You
(Aérea Negrot)

Deutschland 2019, 7'56'', Farbe

Begründung:
Was uns sofort ins Auge fiel, war die Gegenüberstellung einer Proklamation, dass "wir uns nicht auslöschen lassen", mit dem Ausdruck "versuch einfach zu vergessen". Beides drückt eine Autonomie der Erinnerung aus, die mit dem allgemeinen Gefühl der Ermächtigung in dem Video zusammenspielt, wobei all das mit dem gleichen Maß an konfrontativer Energie und Schönheit dargestellt wird.

 

2. MuVi Preis
dotiert mit 1.000 Euro

Nützliche Katastrophen (Die Goldenen Zitronen)
Schorsch Kamerun, Mense Reents, Timo Schierhorn
Deutschland 2018, 3 Min. 45 Sek., Farbe

Begründung:
Was wir ebenfalls an Trying to Forget You schätzten, war die Tatsache, dass es sowohl instinktiv als auch humorvoll ist, beides Eigenschaften, die man im heutigen politischen Klima braucht. Zudem sind es Eigenschaften, die auch unser für den zweiten Preis ausgewähltes Video hat - ein Video, das uns durch die Dringlichkeit ansprach, mit der es institutionelle und politische Macht hinterfragt, geschildert in einem visuellen Narrativ, das ebenso kraftvoll wie spielerisch ist.

 

MuVi-Online Publikumspreis
ermittelt durch Abstimmung im Internet und dotiert mit 500 €

Blitze (Donna Regina)
Céline Keller
Deutschland 2019, 2'57", Farbe und s/w

 

Die Kurzfilmtage danken den MuVi-Partnern 2019:
3sat
coolibri
Goethe Institut
Intro
kultur.west
netpoint media

Trailer

Von Christian Schön
Deutschland 2019

Pressestimmen

Die Organisationsform eines Filmfestivals nähert sich hier dem Prinzip der Großausstellung im Kunstbetrieb.
Der Standard, Österreich, 7. Mai 2019

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen sind weltberühmt für ihre herausragende Programmarbeit […]
Film Comment, USA, 10. Juni 2019

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen gelten als das älteste Kurzfilmfestival der Welt und sie müssten gerade eigentlich auch das relevanteste Filmfestival der Welt sein. Sie haben das Potenzial dazu.
Süddeutsche Zeitung, 8. Mai 2019

Tage des Glücks.
filmdienst, 10. Mai 2019

Die Oberhausener Kurzfilmtage geben sich geschichtsbewusst – und feiern eine aufregende Moderne.
Frankfurter Rundschau, 7. Mai 2019

Dass es bei den Oberhausener Kurzfilmtagen zahlreiche klug zusammengestellte Programme zu sehen gibt, ermöglicht dem Besucher, lauter in der ganzen Welt entstandene Filme zur Kenntnis zu nehmen, die ihm ansonsten mit Sicherheit entgehen würden.
Junge Welt, 10. Mai 2019

Die zweite Stärke dieses Festivals ist, dass es der Gegenwart immer eine Kurzfilmlänge voraus ist. In der Zusammenschau der Filme, in den Diskussionen über das Programm und in sorgfältig kuratierten themenübergreifenden Diskussionspodien begegnet man den Diskursen von Morgen und Übermorgen.
artechock, 9. Mai 2019

Handschriften sollen nicht verfließen, sondern nebeneinanderstehen, das ist in Oberhausen schon lange so.
epd film, Juni 2019

Ein Wirbelwind der Bilder, Erfahrungen und Ideen.
Gravity was everywhere back then (Blog), Juni 2019

Spätestens hier deutet sich eine fröhlich produktive Fehlerkunde als (persönliches) Leitmotiv des Festivals an, das freilich unterschiedliche Tonarten durchzieht.
taz, 9. Mai 2019

„Im Zeitalter des Niedergangs des Kinos als einer Versammlung in einem dunklen Raum vor einer Leinwand ist Oberhausen etwas sehr besonderes. Es gibt sehr wenige Veranstaltungen wie diese, vielleicht keine. Es ist sehr unschuldig.“
Mark Oliver, Regisseur, zitiert in Süddeutsche Zeitung, 8. Mai 2019

Dieses Kurzfilmfestival offerierte pointierte Sozialkritik.
Neues Deutschland, 10. Mai 2019

So wirken die Kurzfilmtage Oberhausen mit ihrer großen Bandbreite an Experimentellem und Narrativem, Ernstem und Albernem, Wichtigem und Läppischen wie eine Toleranzfabrik.
critic.de, 9. Mai 2019

Wieder einmal erwiesen sich die Sonderprogramme des Festivals als umfassend recherchiert und als höchst bemerkenswert, was die Wiederentdeckung der alten Titel angeht.
desistfilm.com, Peru, 16. Mai 2019

Was Oberhausen einmalig und den regelmäßigen Besuch dort unverzichtbar macht, sind […]  die Filme selbst und ihre Macher.
artechock, 9. Mai 2019

Die Narration ist in Oberhausen nur ein mögliches Element filmischer Gestaltung neben Bild, Ton, Schnitt oder anderen. Vier oder fünf Tage Experimentalfilme pusten den Kopf gehörig durch.
filmdienst, 10. Mai 2019

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen sind Deutschlands wichtigstes Festival dieser Art.
epd film, Juni 2019

Künstlerisch gesehen war es ein gutes Jahr in Oberhausen: Das älteste Kurzfilmfestival der Welt punktete auch 2019 mit Vielfalt, die von experimentellen Arbeiten über Dokumentarfilm bis hin zur Animation reichte.
Ray online, Österreich, Mai 2019

Positiven Eindruck hinterließ die beinahe durchgängig gute Qualität der Programme im Deutschen Wettbewerb.
filmdienst, 10. Mai 2019

Für die größte und nachdrücklichste Überraschung sorgten […] zwei junge afrikanische Filmemacher, deren Heimatländer bisher noch auf keinem Globus der Filmkunst markiert waren. Digitale Vernetzung und der vergleichsweise geringe kommerzielle Druck machen den Kurzfilm eben zum nahezu universalen Ausdrucksmittel.
WAZ, 8. Mai 2019

Katalog

Der Festivalkatalog 2019 steht Ihnen hier als Download-PDF zur Verfügung oder sie können ihn für 10 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2018

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 8.000 €  

Dėmės ir įbrėžimai (Flecken und Kratzer)
Deimantas Narkevičius
Litauen 2017, 7 Min. 51 Sek., 3D, s/w

Begründung:
Eine stereoskopische und skulpturale Illusion dekonstruiert Ton und Bild, An- und Abwesenheit, und erweitert so die Projektionsfläche. Dieser Film ist eine einzigartige Erkundung dessen, was die Kinoerfahrung sein kann, und ist gleichzeitig eine brillante Antwort auf das Themenprogramm „Abschied vom Kino“ der diesjährigen Kurzfilmtage.

 

Hauptpreis
dotiert mit 4.000 €

Hirografo (Manuskript)
Eva Stefani
Griechenland 2017, 11 Min. 56 Sek., Farbe/sw

Begründung:
Eine ziellose Fahrt durch Athen verdichtet sich zu einer einzigartigen und atmosphärischen Vision der Stadt. Diese zeitgenössische Fabel findet einen einzigartigen Weg, Archivmaterial und subtilen poetischen Witz zu verbinden.

 

e-flux-Preis
dotiert mit 3.000 €

Gimny Moskovii (Die Hymnen Moskaus)
Dimitri Venkov
Russland 2017, 14 Min. 24 Sek., Farbe

Begründung:
Der ästhetische Ansatz dieses Films stellt Geschichte und Raum auf den Kopf, um eine Vision einer Metropole zu schaffen, die visuell und akustisch nicht nur spektakulär, sondern wahrlich intergalaktisch ist.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

The Lost Head & The Bird
Sohrab Hura
Indien 2018, 10 Min. 12 Sek., Farbe  

Begründung:
Ein scharfer Kommentar zu Gesellschaft und Gender-Politik heute, markiert dieser verblüffend kreative Film das Erscheinen eines aufregenden neuen Filmtalents.

 

Creature Companion
Melika Bass
USA 2018, 31 Min., Farbe

Begründung:
Der häusliche Raum, seine Intimität wie seine Gewalt, ist zu einem der drängendsten politischen Themen unserer Zeit geworden. Andererseits war er für das Kino in allen Genres schon immer eine Inspirationsquelle. Dieser Film kombiniert Ästhetik und Politik durch eine Choreografie der Disziplinlosigkeit und Auflehnung.

 

mais triste que chuva num recreio de colégio (trauriger als pause an einem regentag)
Lobo Mauro
Brasilien 2018, 14 Min. 2 Sek., Farbe  

Begründung:
Es ist nicht leicht, Menschen aus anderen Ländern die Komplexität der politischen Situation in Brasilien nach einem Staatsstreich zu erklären. Glücklicherweise haben wir das Kino, wir haben Filme, die mehr sagen können als alle Worte. Manchmal glauben wir, dass wir auf ein besseres Land hoffen können, auf eine bessere Welt mit weniger Ungleichheit, mehr Chancen für alle, aber dann verlieren wir sieben zu eins. So ist das Leben, und es ist schwer, hier ein Happy End zu sehen.

 

Erster Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

The Lost Head & The Bird
Sohrab Hura
Indien 2018, 10 Min. 12 Sek., Farbe  

Begründung:
Aus der Erzählung eines obskuren Märchens entwickelt unser Gewinnerfilm einen Schleudergang der Eindrücke. Vom Filmemacher produzierte Bilddokumente und Fundstücke aus der inflationären Bildproduktion der Sozialen Medien erzeugen durch ihre beschleunigende Montage einen Vortex der Widersprüche und Abgründe. Durch die Gleichzeitigkeit von Tradition und Trash, Schönheit und Zerfall gelingt dem Regisseur Sohrab Hura eine faszinierend verdichtete und explosive Zustandsbeschreibung vom heutigen Indien.

 

Zweiter Preis der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, dotiert mit 3.000 €

Um filme para Ehuana (Ein Film für Ehuana)
Louise Botkay
Brasilien 2018, 26 Min. Farbe

Begründung:
Der 2. Preis des Landes NRW geht an die Beschreibung einer Utopie, eines Arkadischen Raums, wo das Leben sorglos ist. An die Schilderung einer intakten Gemeinschaft, in die wir uns romantisierend zurücksehnen. Die filmethnografische Beobachtung der Yanomami ist Projektionsfläche für unsere Sehnsucht nach einer heilen Welt, die vom Verschwinden bedroht ist. A Film for Ehuana der Regisseurin Louise Botkay kratzt am Kokon unserer Moralwellness, in dem wir uns eingesponnen haben

 

Lobende Erwähnungen der Jury des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Saladdin Castique
Anssi Kasitonni
Finnland 2018, 5 Min. 40 Sek., Farbe  

Begründung:
Nonsense macht Sense! Wenn die Theorie versagt, kommt der Quatsch zu seinem Recht. In diesem Sinne würdigen wir mit einer lobenden Erwähnung ein märchenhaftes Schelmenstück, das ganz im dadaistischen Sinne Spaß macht und sonst nix.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Gimny Moskovii (Die Hymnen Moskaus)
Dimitri Venkov
Russland 2017, 14 Min. 24 Sek., Farbe

Begründung:
Manchmal reicht ein Perspektivwechsel, um die Welt auf den Kopf zu stellen. Eine hypnotisierende Filmerfahrung, die ohne Plot, Protagonisten oder Dialoge mehr erzählt, als es zunächst scheint.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Magnificent Obsession
Zhong Su
China 2018, 25 Min. 55 Sek., Farbe und s/w

Begründung:
Es ist eine der Formulierungen der politischen und gesellschaftlichen Gestaltungsfragen unserer Zeit: jene nach dem Verhältnis des Einzelnen und der Gemeinschaft und Gesellschaft und wie der Einzelne in deren Wirklichkeit leben kann. Das Kunstwerk von Zhong Su erzählt sie anhand des zeitgenössischen China als Suche des Einzelnen nach Erkenntnis und Transzendenz, indem es die ihm vorgegebene Wirklichkeit mit einem Kaleidoskop dreier synoptischer Perspektiven entfaltet. Es beginnt als „Landschaft“ der Gegenwart und der technischen, sozialen, sozialistisch kapitalistischen Wirklichkeit als Unterwasserwelt. Es setz sich fort in den „Leidenschaften“, die von gesellschaftlichen Sehnsüchten, Zielen und Dogmen erzählen, ehe die „Geschichte“ die Gemeinschaft durch die Zeiten und deren Zusammenhang in weitere wirkmächtige Bilder fasst. Verwoben sind beide, Gesellschaft und die einzelne Person, in ihrer inneren Bestimmung durch die großen, großartigen Obsessionen, die sie treiben. Als viertes Kapitel schließt Zhong Su mit der Deutung dieser Wirklichkeit unter dem Titel „Adaption“: formal basiert sie auf dem „Sandbuch“ von J.L. Borges, doch ebenso sehr bezieht sich sein Titel auf das Leben des Einzelnen in der Auseinandersetzung, Anpassung, Umarbeitung der ihm vorgegebenen Wirklichkeit durch die Suche nach deren Übersteigen. So findet er seine Obsession nicht in den überkommenen Schriftensammlungen, sondern in der unendlichen Kostbarkeit ihm neu begegnender Heiliger Schriften. Seine obsessive Suche nach Erfahrung seiner selbst in einer über die vorgegebene hinausweisenden Wirklichkeit wird zur mystischen Versenkung, in der ihm die Selbsterkenntnis begegnet. Doch führt sie ihn nicht über sich hinaus: In der obsessiven Selbsterkenntnis bleibt er sich selbst

 

Lobende Erwähnung der Ökumenischen Jury  

Erh Hao Chiu Yi (Auf der Warteliste)
Wu Hung Yi
Taiwan 2017, 26 Min. 35 Sek., Farbe  

Begründung:
Der nie endende Weg des Erwachsenwerdens bedeutet, sich selbst zu entfalten. Der Warteraum des Lebens ist erfüllt von der Absicht, über sich selbst hinaus zu wachsen und in der Realität, mit den eigenen Limitierungen leben zu lernen – weder zu schaffen noch auszuhalten ohne die Erfahrung der Freundschaft als Vergleich, Stütze oder Quelle des Unglücklichseins. Erh Hao Chiu Yi ist ein intensives und gelungenes Portrait der Herausforderungen von Freundschaft, Zusammenhalt, Miteinander, Vergleich, Ehrgeiz, Mediokritäten und Talenten zweier junger Frauen auf diesem Weg.

 

Caterpillarplasty
David Barlow-Krelina
Kanada 2017, 5 Min. 20 Sek., Farbe

Begründung:
Die Ver-Äußerung des Menschen meint so sehr den Verlust des Inneren wie billige Preisgabe der Individualität des Menschen. Der Zwang zur Selbstoptimierung unserer Zeit äußert sich deshalb in einem Zwang zur Perfektionierung als Standardisierung eines Schönheitsversprechens. Sie suggerieren sich in der Entpuppung ihrer eigentlichen Schönheit, doch ihre Schönheit verkommt so nur noch zur entpersönlichten glitschigen Glätte einer Selbstpersiflage. Caterpillarplasty ist in seiner meisterhaften Form wie seiner Intention ein düsteres, nasses, so faszinierendes wie glitschiges Hochglanzportrait dieser vorgeblichen Schönheit.

 

ZONTA-Preis für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb
dotiert mit 1.000 €  
Tsuchi no hito – 2017 gekijyoban (Lehmmensch – 2017 Film Ver.)
Yamashiro Chikako
Japan 2017, 26 Min., Farbe

Begründung:
Die Filmemacherin setzt sich bildgewaltig und sinnlich mit Krieg und seinen traumatischen Auswirkungen auseinander, ernsthaft und humorvoll zugleich. Originell und innovativ und im besten Sinne filmisch erzählt.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

VALEA JIULUI – NOTES
Alexandra Gulea
Deutschland 2018, 13 Min. 30 Sek., Farbe  

Begründung:
Der Abstand zwischen Bildebene und Tonspur ist einerseits die Distanz, um die es in dieser filmischen Erzählung geht: die ökonomisch motivierte Kluft zwischen Müttern, die anderswo arbeiten müssen, damit ihre Kinder hier aufwachsen können. Und andererseits schafft der Abstand zwischen den melancholischen Bildern von verfallener Industrielandschaft und den lakonischen Fragmenten der Verzweiflung im Voice-Over einen Raum, in dem sich nachdenken lässt – über die Kosten des binneneuropäischen Wohlstandsgefälles, die in Wirtschaftsbilanzen nicht beziffert werden; die Menschen tragen müssen und die doch mehr sind als individuelles Problem, weshalb es der einfache, aber so wirkungsvolle und klug komponierte Film auch nicht so erzählt.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 Euro
Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.  

Bigger Than Life
Adnan Softić
Deutschland/Italien/Mazedonien 2018, 30 Min., Farbe

Begründung:
Die Musik macht den Ton dieses Films – einen äußerst humorvollen. Gleich der erste Text wird gesungen – kunstvoll, mit Wissen um Pathos und Sinn für Pausen, weshalb es dauert, bis sich der Satz endlich zum Johann-Joachim-Winckelmann-Zitat vervollständigt. Die Musik stiftet auch die spielerische Struktur dieser Vermessung eines kitschigen Stadtumbauprojekts, das Skopje neben Rom und Athen auf die vordersten Plätze in der europäischen Geschichte katapultieren soll. Dagegen wappnet sich der Film mit Ironie und dekliniert gleichzeitig die Monumentalsucht filmisch originell durch: Bauten und Statuen werden von der aufmerksamen Kamera zu verschiedenen Zeiten, aus verschiedenen Winkel, in verschiedenem Lichte angeschaut. Beredte Details stehen fürs Ganze wie die sich streitenden Tauben auf dem Kopf einer Statue vor dem Zimmer einer Betroffenen, weil Stadtbewohnerin.

 

Lobende Erwähnung der Jury des Deutschen Wettbewerbs

Three Casualties
Jens Pecho
Deutschland 2017, 7 Min. 16 Sek., Farbe  

Begründung:
Im Film zu zeigen, was der Film nicht zeigt, ist der Reiz dieses Films. Drei Studien zu Bildern, deren Dramatik man übersehen kann in den Filmen, aus denen sie stammen, obwohl sie dramatisch sind: Es geht um waghalsige Stunts. Aber weil das Sterben in der Illusion des Kinos so leicht fällt, braucht es diese Recherche, um den Einbruch des Realen in der Produktion von Trugbildern zu markieren: durch Verlangsamung, Textinformation, Dekontextualisierung. Dadurch braut sich beim Schauen ein genuin filmischer, weil voyeuristischer Suspense zusammen – nämlich ob denn hier gleich das echte Sterben zu sehen sein wird. Dass der Film damit spielt und trotzdem die Form wahrt, spricht für seine Qualität.

  

Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der NRW.Bank

Eine Kneipe auf Malle
Marian Mayland
Deutschland 2017, 15 Min., Farbe/sw  

Begründung:
Die Entwicklung und Projektion eines überlagerten Super 8-Films spiegelt das Ende der Faktizität in der Grobkörnigkeit und Auflösung des Bildkörpers. Dem Schrumpfen der parlamentarischen Rechtsextremen folgen rechts- und linksideologische Strömungen, die in ihrer digitalen Verbreitung für zunehmende Unschärfen sorgen. Essayistisch und vielschichtig reflektiert Marian Maylands Film über die gesellschaftspolitischen und populistischen Umbrüche, die keineswegs so harmlos daherkommen wie der Titel.

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW.Bank

Hallstatt erleben
Julia Weißenberg
Deutschland/China 2018, 8 Min. 55  Sek., Farbe  

Begründung:
Sattgrüne Palmen vor Geranienkästen, orthografische Ausreißer und österreichische Kfz-Kennzeichen suggerieren die Möglichkeit der Unterscheidung von Original und Kopie. Das Label „Made in China“ klebt auch auf der Reproduktion eines idyllischen, österreichischen Dorfes in der südchinesischen Provinz. Julia Weißenberg gelingt in ihrem Tourismus-Video der anderen Art eine skurrile Klang- und Bildcollage zwischen Tradition und Exotismus, dessen Unwirklichkeit durch einen digital animierten Kirchturm am Ende noch einmal ins Auge sticht.

 

 

Lobende Erwähnung der NRW.-Jury

Kursmeldungen
Rainer Komers
Deutschland 2017, 29 Min. 50 Sek., Farbe  

Begründung:
Diese Lobende Erwähnung soll vielmehr die Würdigung für eine herausragende Landschaftssymphonie sein. Unvergleichlich in ihrer präzisen Bild- und Tonmontage, fühlen wir uns entrückt durch eine konzentrierte Betrachtung von Mensch, Tier und Region, die den Raum verdichtet und die Zeit aufhebt. Wir danken Rainer Komers für seinen Film Kursmeldungen und damit für eine außergewöhnliche Kino-Erfahrung von unglaublicher Nachhaltigkeit.

 

Preis der West ART-Zuschauerjury
dotiert mit 750 €, gestiftet von West ART

Das letzte Haus
Anna Kindermann
Deutschland 2018, 15 Min. 33 Sek., Farbe  

Begründung:
Drei Männer - wenig Worte.
Authentisch, lebensbejahend, ehrlich, nachdenklich, praktisch und sehr respektvoll.
Dieser Film hat uns als Westart-Zuschauerjury am meisten bewegt.

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO)

Lili dans les nuages (Lili in den Wolken)
Toma Leroux
Frankreich 2017, 15 Min., Farbe

Begründung:
Unserem Gewinnerfilm hätten wir am liebsten 1.000 Punkte gegeben! Er erzählt eine Geschichte, die uns alle sehr traurig gemacht hat. Trotzdem war es schön den Film zu schauen. Und zwischendurch konnten wir auch laut lachen. Spannend fanden wir, dass man die Geschichte erst am Ende richtig versteht.

 

evo-Förderpreis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

Plody mraků (Die Frucht der Wolken)
Kateřina Karhánková
Tschechien 2017,  10 Min. 20 Sek., Farbe

Begründung:
An unserem Gewinnerfilm hat uns besonders gut gefallen, dass er fast wie ein Märchen erzählt ist. Der Held des Films hat eine schlaue Idee und löst damit ein großes Problem. Dafür muss er aber erst einmal über seinen Schatten springen. Das fanden wir gut. Außerdem hat uns gefallen wie der Film animiert ist. Und dass die Figuren so niedlich sind.

 

Lobende Erwähnungen der Kinderjury

Rammat-Gammat (Die Schuhe meines besten Freundes)
Ajitpal Singh
Indien 2018, 18 Min. 22 Sek., Farbe  

Begründung:
Unsere lobende Erwähnung verleihen wir einem Film, der davon erzählt, dass es für eine gute Freundschaft ganz egal ist, ob jemand arm oder reich ist. Dass es in dem Film auch um Fußball geht, hat uns auch gut gefallen.  

 

Ma Mama (Toto Bona Lokua)
Katy Wang
Großbritannien 2017, 3 Min. 46 Sek., Farbe

Begründung:
Die vielen schönen Muster, bunten Farben und die fröhliche Musik haben uns bei diesem Musikvideo sofort richtig gut gefallen. Weil Musik und Bilder so gut zusammenpassen, ist es so, als würde man mit den Figuren auf eine Traumreise gehen.

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet vom Rotary Club Oberhausen

Pépé le morse (Opa Walross)
Lucrèce Andreae
Frankreich 2017, 14 Min. 45 Sek., Farbe

Begründung:
Am Ende dieses Films hatten viele von uns Tränen in den Augen. Für uns vereint er alles, was ein guter Film haben muss: Wir haben gelacht, geweint und uns sogar ein wenig gegruselt. Anhand der Darstellung einer Familie thematisiert der Film unterschiedliche Verarbeitungsprozesse von Trauer. Dadurch hat man viele Möglichkeiten Bezüge zu sich selber herzustellen. Schön fanden wir, dass die Geschichte stets die Möglichkeit lässt, weiter zu interpretieren. Besonders beeindruckt hat uns vor allem auch der Animationsstil und dass die unterschiedlichen Charaktere so gut ausgearbeitet sind. Auch hat uns die harmonische Verbindung von Ton und Bild gut gefallen. Wir könnten uns diesen Film immer wieder anschauen!


Lobende Erwähnung der Jugendjury

L U I S T E R (H Ö R  Z U)
Astrid Bussink
Niederlande 2017, 15 Min., Farbe  

Begründung:
Bei Problemen und Sorgen braucht man jemanden, der für einen da ist. Und der einem ein offenes Ohr schenkt. Für uns war es schön, durch diese Dokumentation zu erfahren, dass die Mitarbeiter von Sorgentelefonen immer für Kinder und Jugendliche da sind. Hierbei erzählt der Film von ganz verschiedenen Problemen, mit denen wir uns identifizieren konnten und die aktuell sind. Spannend fanden wir, dass wir uns in der Machart des Films erst einmal zurechtfinden mussten. Als wir dann aber den roten Faden gefunden hatten, hat es Spaß gemacht, sich auf die Art des Erzählens einzulassen. Anhand kleiner Details werden die Worte immer wieder bildlich aufgegriffen. Und es ist sehr berührend, wie sich die Geschichten im Verlauf des Films entwickeln.

 

ECFA Short Film Award

L U I S T E R (H Ö R  Z U)
Astrid Bussink
Niederlande 2017, 15 Min., Farbe  

Begründung:
Ein animierter Experimentalfilm, der ein junges Publikum aus dessen Perspektive anspricht, ist selten. Obwohl wir in den letzten Tagen viele großartige und außergewöhnliche Kurzfilme gesehen haben, war unsere Entscheidung einstimmig. Dieser Dokumentarfilm erzählt die Geschichten von vier Kindern so, dass ein junges Publikum sich damit identifizieren kann. Obwohl er manchmal angesichts der enormen Zahl der angesprochenen Probleme ein bisschen zu dicht schien, bietet er Kindern verschiedene Möglichkeiten, sich in die Protagonisten einzufühlen und zeigt, dass Kommunikation manchmal wirklich helfen kann. Und dass die Rolle der Erwachsenen in diesem Gespräch vielleicht besser die des Zuhörers ist! Trotz des traurigen Inhalts lässt er die Zuschauer nicht ohne Hoffnung zurück und bringt uns sogar ab und zu zum Lachen. Sein visueller Stil gefällt Kindern und nimmt ihre Ästhetik ernst, fordert aber dennoch ihre Sehgewohnheiten heraus. Und die Montage kombiniert diese vier Geschichten mit vier verschiedenen visuellen Ansätzen erfolgreich.

 

Prädikat der Ökumenischen Jury für einen Film im Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerb
verbunden mit der Empfehlung an Matthias Film und das Katholische Filmwerk, diesen Film für ihre Filmarbeit anzukaufen

Carlotta’s Face
Frédéric Schuld/Valentin Riedl
Deutschland 2018, 5 Min., Farbe  

Begründung:
Carlottas Welt ist durch eine physische Einschränkung gekennzeichnet: Die animierten Bilder dieses Kurzfilms illustrieren in bezaubernder Weise die eindrucksvolle Geschichte einer gesichtsblinden Frau, ihren Weg durch Schule und Leben, und nimmt dabei ihre Perspektive auf ihre Welt ein. Die Meisterleistung dieses würdevollen und unbefangenen Kurzfilms besteht darin, in dieser kunstvoll animierten Perspektive zugleich deren Unmöglichkeit durch das fehlende physische Selbstbild hervortreten zu lassen und sie dabei eben doch gelungen und liebevoll zu portraitieren, ohne durch bloßes Mitleid zu reduzieren. So lässt der Film seine Protagonistin als starke Frau sichtbar werden, die pragmatische Wege zu sich und den anderen findet und wählt als ihr Bild eine Blume, deren Blüte an ihre Frisur im realen Leben und an ihr Ausgeliefertsein in vielen Lebenssituationen erinnert – wie auch an Schönheit, Zartheit, Verletzbarkeit. Ein berührender Film über die Herausforderungen und scheinbaren Selbstverständlichkeiten der Konstruktion von Identität, Selbstbild, sozialer Begegnungen und Beziehungen. Der Film ist ein Kleinod, als das er die Bedeutung des Gesichts für unsere Kultur über Sprachbildern und Handy-Selfies bis hin zu Bilderverboten und Gottesbildern dekonstruiert, um sie gemeinsam neu aufbauen zu können.

 

1. MuVi Preis dotiert mit 2.000 Euro

 Oliver Pietsch für Limerence
(Yves Tumor)
Deutschland 2018, 5‘32“  

Begründung:
Für uns gab es auf dieser abwechslungsreichen und bemerkenswerten Liste von Musikvideos – eine Auswahl, die wir mit Vergnügen gesehen und über die wir gern zusammen nachgedacht und diskutiert haben – zwei klare Gewinner. Oliver Pietschs Video für Yves Tumors Limerence bekam von allen drei Jurymitgliedern die maximale Punktzahl. Das Konzept packt die Zuschauer sofort und die makellose Ausführung hält die Spannung hoch, verzückt und verstört zugleich. Der Zusammenschnitt von Found Footage ist kein neues Genre – Limerence wird manche Zuschauer zum Beispiel an Christian Marclays The Clock erinnern -, aber durch die Struktur des Tryptichons und die Auswahl des Materials wirkt die Arbeit neu und originell. Duschszenen im Film entführen uns ins das fremdartige Herz des Kinos – wie Sexszenen sind sie eine Performance von Intimität, von privaten Momenten, die normalerweise vor den Augen der Öffentlichkeit abgeschirmt sind. Wir erfreuen uns an den Körpern von Stars, diesen vertrauten Fremden. Limerenz ist ein obskurer Begriff für einen Zustand des Verliebtseins, zu dem obsessive Gedanken und Fantasien gehören – das Geschäft (buchstäblich) von Film als System ist es, im Publikum Limerenz zu wecken – was man ebenso von der Mainstream-Popmusik behaupten könnte. Einige der hier benutzten Szenen sind entweder Vorspiele von Gewalt gegen Frauen – wie in Psycho – oder suggerieren die Nachwirkungen weiblicher Traumata, wodurch ein subtiler feministischer Subtext geschaffen wird, der gerade heute hochaktuell ist. Aber in dieser Montage gibt es noch andere Elemente, die idyllisch, amüsant oder ganz einfach geheimnisvoll sind. Die Übersättigung mit diesen Bildern der Verwundbarkeit und des Ausgesetztseins, die wie Wassertropfen aus dem Duschkopf auf uns herunterregnen, schafft einen Effekt, der das Erotische, das Verstörende, das Rührende und das Invasive auf unheimliche Art vermischt. Das Video könnte auch als provozierendes Kunstwerk für sich stehen, doch der traumhafte Bilderfluss ergänzt das Stück von Yves Tumor perfekt.

 

2. MuVi Preis dotiert mit 1.000 Euro

 Ulrike Göken/Jo Zimmermann für Damenbartblick
(Schlammpeitziger)
Deutschland 2017, 4‘50“  

Begründung:
Damenbartblick von Jo Zimmermann und Ulrike Göken, in Zusammenarbeit mit Kota Utka, ragte heraus durch sein subtiles Spiel mit Stillstand und Bewegung. Wir liebten seine poetische und romantische Atmosphäre, die Zartheit und Feinheit seiner Bilder, die organische Materialien nutzen, und wussten seine visuellen Spielereien zu schätzen, den spielerischen Witz seiner Gegenüberstellungen. Auch die „erste Begegnungs“-Geschichte hinter der Zusammenarbeit der beiden ist für uns sowohl bezaubernd wie auch ein Kommentar zu den Möglichkeiten, die das Internet für künstlerische Begegnungen über große Entfernungen und über Grenzen hinweg öffnet.

 

MuVi-Online Publikumspreis
ermittelt durch Abstimmung im Internet und dotiert mit 500 €

Jakob Grunert für Copyshop
(Romano)
Deutschland 2018, 10‘42“

 

Trailer

Von Christian Schön
Deutschland 2018

Pressestimmen

Festival

Historisch gesehen ist Oberhausen das wichtigste Kurzfilmfestival der Welt.
Alexander Horwath in inquirer.net, Philippinen, 23. Oktober 2018

… im besten Sinn kosmopolitisch
FAZ, 11. Mai 2018

Die Kurzfilmtage selbst hatten diesmal einen ausgesprochen guten Jahrgang zu bieten, was auch an gleich vier neuen Sektionen lag.
ray-magazin.at, Österreich, Mai 2018

Think-Tank an der Weltspitze.
Blickpunkt:Film, Fokus Festivals, Mai 2018

Auch im aktuellen Programm knurrte förmlich ein Hunger nach Avantgarde. Der junge Filmemacher Peter Miller reanimiert mit einfachsten Mitteln das damalige performative „Expanded Cinema“. Sein Mitmachkino, bei dem ein Filmstreifen durch alle Sitzreihen abgerollt wird oder die Zuschauer Luftballons wie im Schattentheater in den Lichtstrahl halten, berührt naiv, aber tief.
Frankfurter Rundschau, 9. Mai 2018

Dass der Kinosaal ein Raum für Mannigfaltiges ist, […] dessen ist sich das Festival 2018 mehr als bewusst.
standard.at, Österreich, 8. Mai 2018

... idealistisch, beharrlich und kompromisslos engagiert...
Art Monthly, Großbritannien, Juli-August 2018

[Man kann hier sehen,]dass die Spannung zwischen der kleinen Form und der großen Leinwand sich aber immer wieder vorteilhaft auf viele Arbeiten auswirkt.
FAZ, 11. Mai 2018

Das Programm des Festivals ist mit Animationen, Dokumentarfilmen, narrativen und Avantgarde-Filmen, mit hybriden Performances und Installationen inspirierend inklusiv; es steht für anspruchsvolle Arbeiten, die die Grenzen des zeitgenössischen Kinos erweitern.
ATPDiary.com, Italien, 20. Mai 2018

Ein Mekka für Filmemacher, die weder Heldengeschichten noch Liebesstories präsentieren, sondern persönliche und globale Krisen schildern, mit Abstraktionen und Assoziationen spielen, ungewöhnliche Blicke in die Gesellschaft wagen und die in diesem Jahr besonders das Medium Film selbst thematisieren.
Deutschlandfunk Kultur, Vollbild, 5. Mai 2018

64. Kurzfilmtage: Oberhausen bietet Überraschung, Spaß und Dummie-Faschismus.
Der Freitag, 9. Mai 2018

Eine ungewohnte Perspektive einzunehmen, die Dinge auf den Kopf zu stellen und unbequem zu bleiben – das zeichnete Oberhausen auch in diesem Jahr aus.
trailer-ruhr.de, 14. Mai 2018

Der kurze Film wird wieder erzählerischer, wagt sich an Themen der Zeit und nimmt Stellung, statt sich in Obskuritäten zu flüchten.
WAZ, 9. Mai 2018

Als branchenrelevanter Think-Tank, der sich dynamisch weiterentwickelt und die wichtigen Impulse des Kinos aufnimmt, stehen die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen an der Spitze der Festivals weltweit.
Blickpunkt:Film, Fokus Festivals, Mai 2018

Oberhausen, eines der ältesten und wichtigsten Kurzfilmfestivals der Welt, ist als Ort sehr entspannt und freundlich. Das Festival hat uferloses Wachstum vermieden und genau die richtige Größe beibehalten, dass man sich zwangsläufig, aber ganz beiläufig, mehrmals am Tag an seinen zwei oder drei zentralen Treffpunkten über den Weg läuft.
ATPDiary.com, Italien, 20. Mai 2018

Die spannend kuratierten Nebenprogramme, wie das „Kinder- und Jugendkino“, eine Werkschau des grönländischen Films, sowie eine Hommage an die (Kurzfilm-)Revolutionäre mit der Kamera („Abschied vom Kino: Knokke, Hamburg, Oberhausen 1967-1971“) lohnten die Reise nach Oberhausen aber allemal.
Filmecho/Filmwoche Nr. 20/2018

Thema

Das reichhaltige Themen-Programm zeigte auch die Grenzen des Kinos an sich auf, das als kinematographischer Erzählraum einer dokumentarischen Sicht auf die Lebenswelten wich. Hier wird die Geste des Filmens wichtiger als der Film als gestaltetes Werk, wenn Handlungen des Alltags oder der Kunst ohne Werkanspruch auf 16mm gebannt werden.
artechock.de, Mai 2018

Das „Abschied“-Programm fordert heraus, weil es die Kriterien dafür, was oben und unten ist, was ernst, was wichtig, was zentral und dringlich ist, verschiebt.
critic.de, 7. Mai 2018

[Eine] ernsthafte, gelehrte und cinephile Untersuchung der komplexen Themen, die mit den Bewegungen um 1968 herum zusammenhängen.
desistfilm.com, Peru, 23. Mai 2018

Angesichts des gegenwärtigen, allerdrückenden Mittelmaßes im deutschen Kino zeugt der Blick in die Vergangenheit von einem immens erfrischenden Potential, an das zu erinnern so falsch nicht sein kann.
filmdienst.de, Mai 2018

Das wichtigste Oeuvre war jedoch das von Klaus Wyborny, ein gleichermaßen strukturalistischer wie essayistischer Filmemacher, Spieler und Lyriker, […] dessen Mangel an Bekanntheit in Frankreich eines der schwarzen Löcher einer noch zu erforschenden Geschichte darstellt.
Cahiers du Cinéma, Juni 2018

… da das Programm voller kleiner filmischer Juwelen steckte […], die es schaffen, die Art wie wir sehen und hören zu verändern; Filme von unaufdringlicher und ehrfurchtsloser Schönheit, die sich wegen ihrer Abstraktion, Kürze oder einfallsreichen Technik der Verbalisierung entziehen oder ihr widerstehen.
MUBI Notebook, Mai 2018

Immerhin wird im vorliegenden Fall die Prozesshaftigkeit geschichtlicher Ereignisse [das Jahr 1968] sehr gut greifbar: Es zeigt sich, dass Blicke auf das Vor- und Nachher mindestens genauso spannend und aufschlussreich sind wie das zelebrierte Jahr selbst. Deutlich wird auch die Vielzahl verschiedener, sich subjektiv eigentlich ausschließender Perspektiven, die aber rückblickend im Zusammenspiel ein faszinierend-verwobenes Kaleidoskop ergeben.
filmdienst.de, Mai 2018

Wettbewerbe

Was für ein merkwürdiger Wettbewerb [Internationaler Wettbewerb], mit aller Macht auf radikale, experimentelle und unabhängige Arbeiten ausgerichtet. Fast kein klassischer Spielfilm. Arbeiten in allen Formaten. Eine radikale und zweifellos reflektierte Geste, da das Festival die Auswahl aus rund 6000 Einreichungen zusammengestellt hat. Was mich angeht, finde ich das verführerisch; welche Inspiration, ein Festival zu sehen, dessen Selbstvertrauen so groß ist, dass es sich eine so enorme Freiheit herausnehmen kann!
pointdevues.net, Kanada, 7. Mai 2018

Bei den 64. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen überzeugten zahlreiche deutsche Beiträge mit Studien zu Identität und Heimat in Zeiten von Turbokapitalismus, Re-Nationalisierung und Umweltzerstörung.
filmdienst.de, Mai 2018

Kaum schlechte Filme gesehen im Deutschen Wettbewerb.
Cargo-Blog, 8. Mai 2018

Experimentelles überwiegt im deutschen Wettbewerb, selbst in den von Genremotiven und –strategien geprägten Filmen.
K.West, Mai 2018

Profile

Die Gruppe ausgewählter Filmemacher in der Profile-Sektion, Salomé Lamas, Louise Botkay, Mona Vătămanu & Florin Tudor und Eva Könnemann, lassen eine Sehnsucht nach Erweiterung unserer Sicht auf die Welt aufscheinen; dazu gehören der Blick auf das Leben, auf unsere Ursprünge, auf die Evolution des Universums und die Dynamiken sozialer Gruppen im Lauf der Geschichte ebenso wie die Erfindung neuer Arten, Politik zu machen. Diese Arbeiten bieten erhellende Begegnungen ohne rigide Erklärungen, und unterstreichen das kritische, emotionale und ethische Potenzial von Bildern als Zeugnissen der Realität und Fenster zur Welt.
ATPDiary.com, 20. Mai 2018

Archive

… eine mitreißende Carte Blanche für das Asian Culture Center in Seoul, die die Möglichkeit bot, den experimentellen koreanischen Film der 70er Jahre zu entdecken.
Cahiers du Cinéma, Juni 2018

Katalog

Der Festivalkatalog 2018 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 10 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2017

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 8.000 €

Qiu (Late Summer)
Yi Cui
China 2017, 13’, DCP, Farbe

Begründung:
Wir verleihen den Großen Preis an einen sehr einfachen, aber beeindruckend vielfältigen Film – ein filmisches Tableau vivant, das aufzeigt, wie die Zyklen von Schauspiel, Konsum und Zuschauen im Alltag von der Geschichte belastet und begrenzt werden.

 

Hauptpreis
dotiert mit 4.000 €

500,000 Pee (500,000 Years)
Chai Siris
Thailand, 2016, 16'17'', DCP, Farbe

Begründung:
Wir verleihen den Hauptpreis an einen gelungenen meditativen und hochpolitischen Film, der die Frage stellt, wie Erinnerung durch die menschliche Geschichte, Spiritualität, Denkmäler, Kino und Gewalt geformt wird.

 

e-flux-Preis
dotiert mit 3.000 €

Animal Year
Zhong Su
China, 2016, 7’03’’, DCP, Farbe

Begründung:
Wir verleihen den e-flux-Preis an einen eindringlichen Film, der durch seine zutiefst verstörenden und meisterhaft gestalteten Bilder unter die Haut geht. Es ist das visionäre animierte Porträt einer dystopischen Zukunft der Menschheit, in der zwei verblüffend unterschiedliche Welten aufeinanderprallen.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

Tower XYZ
Ayo Akingbade
Großbritannien, 2016, 3'01'', DCP, Farbe
Begründung:
Eine Lobende Erwähnung geht an einen frischen und aufregenden Blick auf die Realitäten und Widerstände in immer schneller gentrifizierten Städten.

Borderhole
Amber Bemak / Nadia Granados
Mexiko, 2016, 14’, DCP, Farbe
Begründung:
Eine Lobende Erwähnung geht an ein starkes feministisches Statement, das mit Hilfe provokativer Performances aufzeigt, wie Grenzpolitik auch Körperpolitik ist.

 

Erster Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

Oni samo dolaze i odlaze (They Just Come and Go)
Boris Poljak
Kroatien 2016, 20’, DCP, Farbe

Begründung:
Ein Zufallsprodukt: Ein Mensch kommt auf die Welt, er schreit und tanzt, kämpft und liebt und hat sein Leben lang Sehnsucht nach Wasser, Luft und Licht. Der Film zeigt – rein dokumentarisch und ohne Text – jugendliche Partygeister und alte Menschen an ein- und demselben Ort – einem Strand in Split, Kroatien. In ausgesuchten Momentaufnahmen entsteht ein Reigen von Eifer, Begehren, Verlust, Reife, Kampf und Hingabe, Ruhe und Bewegung. Unbewusst die Jugend, bewusst das Alter oder umgekehrt, das spielt eigentlich keine Rolle in diesen aberwitzigen Beobachtungen. Echt menschlich sind diese geheimen Blicke, frech, liebevoll und voller Wahrheit. Mit starken Kontrasten, in präzisen und brillanten Bildern fängt der Film bei unterschiedlichsten Generationen die fröhliche Vergeblichkeit des Daseins ein. Das Leben lebt von Anfang bis Ende. Im Meer, im Wasser, unter der Sonne, in diesem Film.

 

Zweiter Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 3.000 €

Terrenal (En oposición al cielo)
Earthly (Opposite from Heaven)

Ivan Jose Murgic Capriotti / Sofia Lena Monardo
Argentinien 2016, 19’23’’, DCP, Farbe

Begründung:
Reise in eine winterliche Landschaft, der die Farben abhanden gekommen sind: Ein Ort erwacht, Leute machen Brennholz, ein klappriges Auto hält, um einen Hund abzuholen, Fahrräder, die durch Pfützen fahren, Kinder beim Fußballspiel. Dann: ein Wandbild mit der Aufschrift „Tierra para todos“, Soldaten mit Waffen, eine Kaserne.
Durch den fast wortlosen Dokumentarfilm führt das melancholische Gesicht einer Frau – wir sehen es bei Alltagsverrichtungen im Haus, bei einer Kirchenandacht und einer Militärschau im Stadion – ein Gesicht, das man nicht vergisst, gerahmt von einer mythischen Bergwelt und dem schneebedeckten Vulkan Lanín. Terrenal ist ein poetischer Film, der ganz auf die Kraft seiner fotografischen Bilder baut, und in jeder Einstellung die Frage aufwirft, die den ganzen Kontinent bis heute bedrängt: Wem gehörte einst das Land, und wer hat es sich gewaltsam genommen.

 

Lobende Erwähnungen der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

Animal Year
Zhong Su
China 2016, 7’03’’, DCP, Farbe
Begründung:
Endzeit und Neubeginn: Die beeindruckende Animation zeigt eine post-apokalyptisch anmutende Welt, in der sich Tierwesen durch eine zertrümmerte Zivilisation schleppen. Diese mutiert zu einem Rummelplatz, während die Flüchtlinge von fliegenden Raketenbabies bombardiert werden – eine phantastische Vision. Der Film eröffnet den gedanklichen Spielraum zwischen Flucht, Vertreibung und Erlösung und bildet eine zeitgenössische Philosophie der Daseinsberechtigung. In extremer Detailgenauigkeit treffen Apokalypse und Hoffnung aufeinander – Vergnügungssucht und Untergang stehen am Abgrund Hand in Hand.

Nyo Vweta Nafta
Ico Costa
Portugal/Mosambik 2017, 20’, DCP, Farbe
Begründung:
Auf einem Markt in Mosambik sucht ein Mann vergeblich eine junge Frau. Was er findet, sind die jungen Männer der Stadt, die sich Geld und Frauen wünschen, mit dem Smartphone flirten, von Markenwaren und Gesangskarrieren träumen oder afrikanische Früchte als Superfood in Europa vermarkten wollen. In scheinbar absurden Dialogen bringt der Film eine Jugend zum Sprechen, die ihr witziges und selbstbewusstes Spiel treibt mit afrikanischen und westlichen Glücksvorstellungen und dabei den kolonialen Blick umkehrt.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Zheng Pian Zhi Wai (Off Takes)
Hao Jingban
China, 2016, 21'18'', DCP, Farbe

Begründung:
Für einen unglaublich selbstreflexiven und gleichzeitig sensiblen Film. Für eine brillante Meditation über historische und zeitgenössische Bilder, die für die Zuschauer, selbst für Fachleute, immer ein Rätsel bleiben.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Seeds
Philippa Ndisi-Herrmann
Kenia, 2016, 4', DCP, Farbe

Begründung:
Wasser schenkt und empfängt, es umfängt und gibt frei. Leben und Liebe, Erinnerung und Zukunft spiegeln sich in ihm, dem Urprinzip. Die Schildkröte trägt ihre Eier aus dem Meer ans Land und zieht sich wieder ins Meer zurück. Die Eier sind zusammen dort und doch jeweils allein für sich. „Each egg a globe, each globe a world, each world a universe.” Wir leben miteinander, sagt der Vater; wir leben ineinander, sagt die Mutter.
Vom Kleinen, in dem Samen und Urkraft des Ganzen und des Großen liegen, von der Liebe von Mutter und Vater erzählt dieses wundervolle Werk. Poetisch, sanft und metaphorisch, ein Gedicht der Worte von Kind und Mutter, ein Gedicht der Bilder von Meer, Land und Sand ist diese künstlerische Kostbarkeit. Sie ragt heraus durch ihren Dialog der Stimmen miteinander und der Worte mit den Bildern. Die Fotos lassen den Zuschauer innehalten und die Ruhe des Urprinzips fühlen, die Filmsequenzen umfangen seine eigene Bewegung im Schwarm der Fische und der Nähe der Familie. So viel mehr als Materie ist diese Welt, so viel mehr als eine geteilte Zahl an Tagen ist die Liebe zueinander. Schöpfung ist die Einheit des Lebens.

 

Lobende Erwähnung der Ökumenischen Jury

The Separate System
Katie Davies
Großbritannien, 2017, 23'11'', DCP, Farbe
Begründung:
Pflichten sind zu erfüllen, Aufgaben zu erledigen, das System von Militärdienst, Alltags-/Berufsleben und Familie ist zu bewältigen. Für andere übernehmen die Soldaten Verantwortung; wenn sie im Beziehungsgeflecht scheitern, sind sie jedoch alleine: Die strafgefangenen ehemaligen Soldaten werden verurteilt und eingesperrt. Sie wissen wofür, aber nicht, warum. Weil ihre Bestrafung damit stellvertretend für die Flucht der Gesellschaft in die Ratlosigkeit erfolgt, koppelt sie die Menschen, um die es geht, von sich ab.
Der Film gibt diesen Soldaten eine Stimme, er erzählt sein eindrucksvolles Thema in rauen O-Tönen und stimmigen, präzise fotografierten Bildern. Die als Zäsuren platzierten handschriftlichen Notizen verdichten die Not der Gefangenen, richten ihre Plädoyers der Wut oder Verlorenheit gemeinsam mit der Bildebene an uns, die Gemeinschaft.
Dass der Sinn nur noch leer ist, wird gegen Ende dieses wuchtigen und wichtigen Werkes emblematisch. Der Heimatverein Liverpool FC als großes verbindendes Element der Gemeinschaft wird sichtbar – doch dessen damit implizit transportierte, allbekannte Hymne „You’ll never walk alone“ verstärkt umso mehr die Doppelbödigkeit der Situation der ehemaligen Soldaten. Ihr Leben ist eingelagert in einem engen separaten System der Gesellschaft. Der Raum von Schuld wird weit. Er öffnet die Fragen von Gewalt und Gesellschaft und jene nach den Konstitutiven des Menschlichen, nach Grund und nach Identität. 

 

ZONTA-Preis für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb
dotiert mit 1.000 €

pretty boyz don't die
Jovana Reisinger
Deutschland, 2016, 19'13'', DCP, Farbe

Begründung:
Eine Gruppe von Außenseitern versucht in einer Großstadt zu überleben, eine Filmemacherin im deutschen Film. Der Zonta-Preis wird einem Film zugesprochen, der neue erzählerische Wege geht und serielle Formen erprobt.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

Die Herberge
Ulu Braun
Deutschland, 2017, 14'45'', DCP, Farbe

Begründung:
In einem virtuellen Kamera-Travelling werden die Möglichkeiten neuer Medialität ausgeschöpft. Reale Shots von Menschen und Objekten finden sich in einem digital generierten postapokalyptisches Panorama wieder, in welchem sie zu Protagonisten und Objets trouvés einer surrealen Handlungskette werden. Die Videocollage verbindet Pop-Kultur und Western-Mythen mit biblischer Erzählung und Biker-Kultur und Zivilisationsmüll mit kulturellen Versatzstücken. Unterschwellig entsteht eine faszinierende, hypnotisierende zivilisationskritische Narration, die noch lange nachhallt.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 Euro
Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.  

El Manguito
Laurentia Genske
Deutschland, 2017, 18'56'', DCP, Farbe und s/w

Begründung:
Die Regisseurin nähert sich den Bewohnern eines abgelegenen kubanischen Dorfes über Zeichnungen, Fotografien und oft stumme oder leise Filmbilder. Langsam, aber gezielt, bringt sie uns einer Familie und deren Ängsten und Sorgen näher und entfaltet über sie stellvertretend die Geschichte des Dorfes und des ganzen Landes. Laurentia Genske und ihr Kameramann Simon Rittmeier öffnen uns mit El Manguito einen Blick in eine fremde Welt – die unaufdringliche Nähe zu den Menschen und die klassische Erzählform ist Dokumentarfilm von seiner besten Seite.

 

Lobende Erwähnung der Jury des Deutschen Wettbewerbs

la boxe
Tim Nowitzki
Deutschland, 2016, 28'20", DCP, Farbe
Begründung:
Ring frei für ein großartiges dokumentarisches Porträt: In Tim Nowitzkis konsequent erzähltem und visuell eindrucksvollem Kurzfilm zeigt sich der Boxring als ein Ort, wo Gewalt entfesselt und zugleich begrenzt wird.

my castle your castle
Kerstin Honeit
Deutschland, 2017, 14'47'', DCP, Farbe
Begründung: 
Ein Film, der ausgehend von der Debatte um die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses den Fragen nach der Sinnhaftigkeit von städtebaulicher Historisierung nachgeht. Herausgekommen ist dabei ein surreales und zugleich eindrückliches Tableau.

 

Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der NRW.Bank

Der Wechsel
Markus Mischkowski, Kai Maria Steinkühler
Deutschland, 2016, 6', DCP, s/w

Begründung:
Eine Hommage an die Anfänge des Kinos. Äußerst charmant, liebevoll und in Tradition der Kölner Gruppe inszeniert, verliert sich der Film nicht in Nostalgie, sondern nimmt Bezug auf aktuelles politisches Zeitgeschehen. Tempo, Humor, Spielfreude und stimmige Zitate, eingefangen von einer historischen 35mm-Kamera mit Handkurbel, fügen sich zu einem rundum gelungenen Filmjuwel, das Leidenschaft für das Kino versprüht.

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW.Bank

Stranden
Moïra Himmelsbach
Deutschland 2017, 28'02'', Farbe

Begründung:
Vier Momentaufnahmen, lose miteinander verbunden, legen Risse und Brüche im alltäglichen Miteinander frei. Präzise beobachtet, von einem herausragenden Darstellerensemble getragen, schafft es Moïra Himmelsbach auf exzellente Weise, Unbewusstes bewusst zu inszenieren.

 

Lobende Erwähnung der NRW Jury

Mishka
Eszter Jánka
Deutschland 2016, 4'54'', DCP, Farbe
Begründung:
Eszter Jánka verzaubert mit ebenso abstrakt reduzierten wie poetischen Bildern, die einen emotionalen Sog entfalten. Das ist sinnlich, faszinierend und weckt vielschichtige Assoziationen.

 

Preis der West ART-Zuschauerjury
dotiert mit 750 €, gestiftet von West ART

Vögel auf Stromleitungen – Version B
Dean Ruddock
Deutschland 2017, 4'11'', DCP, s/w

Begründung:
Ein gewaltiger Bilderrausch in Schwarzweiß. Videoclip-artige Szenen werden zu einer Poetry Slam-Collage montiert und damit zu filmischer Poesie. Auf künstlerische und unterhaltsame Weise erzählt der Film von der Vielseitigkeit und Schönheit des Lebens, aber auch von den Schwierigkeiten, in der Flut der auf uns einwirkenden Informationen eine persönliche Orientierung zu finden. Ein Film aus NRW mit den Bildern und der Sprache unserer Region: visualisierte Dichtung, die uns berührt – und auch etwas schwindelig gemacht hat.

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen

Scrap Dolls
Aude Cuenod
USA, 2016, 13'25'', DCP, Farbe

Begründung:
Wir prämieren einen Film, der spannend war, aber vor allem einfach sehr schön ist. Er handelt von Freundschaft, Verlust und Versöhnung. Ein Junge hat seine Freundin verloren. Obwohl der Tod des Mädchens traurig ist, ist es gut, dass an sie erinnert wird. Nicht jeder kommt auf die Idee aus Schrott etwas neues zu basteln. Vielleicht kann man auch Erinnerungen so benutzen: man will jemanden ja nicht vergessen, aber auch nicht für immer traurig sein.

 

evo-Förderpreis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

Dobro unovčeno popoldne (A Well Spent Afternoon)
Martin Turk
Slowenien, Kroatien, 2016, 7'30'', DCP, Farbe

Begründung:
Der Vater hat zwar keinen Job, trotzdem hat er seinem Sohn ein Eis gekauft. Der Film zeigt, wie man sich richtig verhält. Obwohl Vater und Sohn das Geld echt gut gebrauchen könnten, bringen sie die Geldbörse, die sie gefunden haben, zum Besitzer. Es gibt halt wichtigeres.

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

Mrs McCutcheon
John Sheedy
Australien, 2017, 16', DCP, Farbe
Begründung:
Die Jungs aus seiner neuen Klasse lachen ihn aus – genau wie auf seiner alten Schule. Er geht im Kleid zur Schule. Tom ist im falschen Körper geboren. Er will gar nicht Tom heißen! Er ist mutig, weil ihm der Spott der anderen egal ist. Ein Film, der zeigt, dass jeder so sein darf, wie er ist. Uns hat besonders die farbenfrohe Gestaltung gefallen.

 

Preis der Gast-Kinderjury des International Children's Film Festival Filem‘On in Brussels

Scrap Dolls
Aude Cuenod
USA, 2016, 13'25'', DCP, Farbe

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet vom Rotary Club Oberhausen

U Plavetnilo (Into The blue)
Antoneta Kusijanović
Slowenien, Kroatien, 2017, 22', DCP, Farbe

Begründung:
Den Preis des internationalen Jugendfilmwettbewerbs bekommt ein Film, der uns absolut überzeugt hat: die Kamera, das Schauspiel, der Ton. Viele Themen, die für Jugendliche wichtig sind, kommen vor: Freundschaft und Eifersucht, Angst und Veränderung, Familie und häusliche Gewalt. Er hat uns neugierig gemacht, und er zeigt, wie komplex die Beziehungen sind, die wir zu anderen haben. Außerdem sind die Schauspieler und die Landschaft einnehmend schön!

 

Lobende Erwähnung der Jugendjury

Scent of Geranium
Naghmeh Farzaneh
USA, 2016, 4'41'' DCP, Farbe
Begründung:
Uns für einen Preisträger zu entscheiden, fiel uns alles andere als leicht. Fast hätten wir uns richtig in die Haare gekriegt. Daher möchten wir zwei Filme des Jugendfilmwettbewerbs lobend erwähnen. Eine ausgefallene Animation, die in weniger als fünf Minuten viel über Teheran, New York, über Wurzeln und über das Ankommen erzählt. Dieser Kurzfilm erzählt etwas sehr persönliches, und kommt dabei sicher vielen Menschen nahe.

Wolfe
Claire Randall
Australien, 2016, 15'55'', DCP, Farbe und s/w
Begründung:
Die zweite lobende Erwähnung wollen wir einem Film aussprechen, der ein Thema angeht, das wir sehr wichtig finden. Er macht Hoffnung, aber braucht kein Happy End.

 

Ankaufempfehlung der Ökumenischen Jury

Gos leat don? (Where are you?)
Egil Pedersen
Norwegen, 2017, 8'15', DCP, Farbe

Begründung:
Gos leat don? findet seine Wirklichkeit ohne große Worte, indem er stattdessen Bilder und Musik verbindet und zwischen Kurzfilm und Musikvideo agiert. Sein bestechendes Sounddesign nimmt nichts vorweg, sondern interagiert, treibt mal voran oder folgt ein anderes Mal den Bilder und der Geschichte nach, um über die Wirklichkeit hinauszugehen. Ästhetik und „Punch“ dieses Kurzfilm-Musikvideos stellen Fragen jenseits der Altersgrenzen und ragen deshalb im Jugendfilmwettbewerb wie im internationalen heraus. Es ruft damit auf, radikal genug zu sein, um einen besseren Wurzelgrund zu schaffen: aus dem, was in den alten Kulturen wie der der Sami, aus der der Film stammt, bewahrt liegt, und aus dem, was im Jenseits unseres selbstbegrenzten Zugangs liegt - um diesseits des Ästhetisch-Mystischen wieder zum Spirituellen zu gelangen.

 

1. MuVi Preis
dotiert mit 2.000 Euro

Second Chance Man (Tindersticks)
Christoph Girardet
Deutschland, Frankreich 2016, 4'20''

Begründung:
Ein unnostalgischer Found Footage-Film, der keine abgenutzten Bilder verwendet und doch ikonisch wirkt. Das Video ist subtil, schön, mit viel Sympathie für den Song, den es begleitet. Dies ist ein Film, der unaufdringlich danach verlangt, immer wieder gesehen zu werden – bei unserer zweiten Sichtung wussten wir, dass Second Chance Man, der dem Archivmaterial neues Leben einhaucht, den ersten Preis in diesem Wettbewerb in jeder Hinsicht verdient.

 

2. MuVi Preis
dotiert mit 1.000 Euro

I Want U (DJ Hell)
DJ Hell
Deutschland 2016, 4'06'' 

Begründung:
Eine schöne Zusammenarbeit, die sowohl die Musik von DJ Hell als auch die Bilder von Tom of Finland auf eine gemeinsame und höhere Ebene hebt. Komisch und intelligent im Umgang mit seinem grafischen Material, baut I Want U auf ein Konzept, das souverän durchgehalten wird. Der Film ist einfach, aber nicht repetitiv, und nutzt die Variationen in der Musik als Antrieb für die Bilder. Voller Anspielungen auf die Geschichte des Musikvideos, ist dies ein origineller Blick auf einen vielgeliebten Teil des subversiven Kanons.

 

Lobende Erwähnung der MuVi Jury

feel nothing / 15 – 15 (Dean Blunt and Inga Copeland)
Zeljko Vidovic
Deutschland 2017, 4 Min. 48 Sek.

Begründung:
Für seine Kunstfertigkeit und emotionale Treffsicherheit, für die Art der Arbeit mit der Musik und für seine Originalität.

 

MuVi-Online Publikumspreis
ermittelt durch Abstimmung im Internet und dotiert mit 500 €, gesponsert vom k.west Verlag

Ich bin hier (Danny Schulz, Caroline Gempeler aka Debérn, Damian Müller)
Mariola Brillowska
Deutschland 2016, 3'49''

Trailer

Trailer der 63. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Katrina Daschner, Österreich, 2017, 0'49''

Pressestimmen

Festival

Die Zwölftonmusik unter den Filmfestivals.
Jungle World, 20. Mai 2017

Die Bandbreite war dennoch enorm, die Auswahl erfreulich undogmatisch und eklektisch.
Der Standard, Österreich, 16. Mai 2017

Die Kurzfilmtage in Oberhausen sind deswegen so spannend, […] weil man hier dem Kino dauernd bei seinen Verhandlungen mit den konkurrierenden Feldern Zuschauen kann: Musikvideo, Computerspiel, Werbung, Youtubeclip, Ausstellung, Installation – alles ist immer da, strahlt auf alles ab, konstelliert sich ständig neu.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Mai 2017

Es sind neue oder vielleicht nur vergessene Arten des Sehens, die man – mit etwas Anstrengung – in Oberhausen erlernen kann.
Filmbulletin, Schweiz, Juni 2017

Ein beinahe mythisches Filmfestival, das als politisch, komplex, schwierig gilt. […] Mit seinem vielschichtigen Programm aus Historie und Perspektive, ganz der kurzen, experimentell-künstlerischen Form gewidmet, ist das Festival aber den meisten Kinofesten der Metropolen weit überlegen.
epd film, Juni 2017

Oberhausen ist nach wie vor Deutschlands wichtigster Ort für Cinephile.
Junge Welt, 20./21. Mai 2017

Solche kleinen Glücksmomente [Michel Gondrys Videoclip „City Lights“] gehören zu den verlässlichen Wundern dieses einzigartigen Filmfestivals.
Frankfurter Rundschau, 17. Mai 2017

Die Zukunft, die Technik, und das Chaos: Sie sind eng verflochten in den Filmen, die bei den Kurzfilmtagen Oberhausen zu sehen waren.
taz online, 19. Mai 2017

Die mehreren Hundert Beiträge der Wettbewerbe befassen sich mit historischen Ereignissen wie etwa der finnischen Wochenshow der fünfziger Jahre oder dem Einmarsch Südafrikas in Lesotho im Jahr 1998, mit regionalen, lokalen, persönlichen und politischen Geschichten aus Japan, Südamerika, den Krisengebieten im Nahen Osten oder den Wüsten der Großstädte. Erzählungen und Beschreibungen wechseln mit visuellen Experimenten, Loops und Patterns. Wer sucht, wird fündig.
Jungle World, 20. Mai 2017

Das Festival mit seiner 63-jährigen Geschichte ist eine unaufhaltbare diskursive Macht. Es bewegt sich nie anders als vorwärts, mit dem ganzen Schwung, den Optimismus, Jugend, ein genauer Blick auf die Gesellschaft und die Rückkoppelungsschleife verleihen.
Senses of Cinema, international, Juni 2017

[Einer] der hervorragend kuratierten Blöcke des internationalen Wettbewerbs, in dem die Filme so programmiert sind, dass sich zwischen ihnen – mal inhaltlich, mal formal – ein feiner Dialog entspinnt, der die Erfahrung des Festivals statt zur Summe mehr zum Produkt seiner einzelnen Bestandteile werden lässt.
Filmbulletin, Schweiz, Juni 2017

Im Internationalen Wettbewerb finden sich virtuose Animationen und nette Experimente mit altem Archivmaterial. Aber viele Bilder sind oft einfach zu fahl, um wirklich hängen zu bleiben.
Süddeutsche Zeitung, 18. Mai 2017

Mit den Internationalen Kurzfilmtagen, die am kommenden Donnerstag anlaufen, strömt nicht nur die Welt nach Oberhausen, sie spiegelt sich dort auch auf der Leinwand. Brennend aktuell, mitunter gar wörtlich.
WAZ, 8. Mai 2017

Mit großer Vielfalt bilden sie [Kurzfilme] den kreativen Motor, der auch die große Filmindustrie immer wieder antreibt. […] Und wenn es um Kurzfilme geht, dann trifft sich die internationale Szene im Mai wieder im Ruhrgebiet.
Trailer, 27. April 2017

Ein thematischer roter Faden, der sich durch viele Filme der diesjährigen Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen zog, ist die dem Kino innewohnende Materialität: Die Objekte und Körper, unsterblich gemacht durch den Akt des Filmemachens, eine verzweifelte und doch anmaßende Geste, die, wie Tarkowski schrieb „eine entsetzliche Vorbereitung auf den Tod“ ist.
MUBI Notebook, USA, 27. Juni 2017

Bei jedem Festival wird Film zum sozialen Medium. Oberhausen ist ein besonders gutes Beispiel.
The White Review online, Großbritannien, Juni 2017

Das Festival fungiert stets auch als Gradmesser und Wegweiser für die kurze filmische Form in  Deutschland. Viele Werkbiografien nahmen hier ihren Anfang.
Filmdienst Nr. 12/2017

Thema

Das Programm der Kurzfilmtage dreht sich im Kern um die spannende Frage, wann der Traum linker Medientheoretiker seine Unschuld verlor. Ein exaktes Datum lässt sich nicht benennen, aber deutlich wird, dass sich – retrospektiv betrachtet – in den utopischen Kunstaktionen, in basisdemokratischen Modellen, in freakigen Experimenten, im kindlichen Überschwang schon Spuren des „asozialen“ Internets finden lassen, das heute unter kritischer Beobachtung steht.
Der Tagesspiegel, 11. Mai 2017

Das ist das Schöne an dieser polterigen Zusammenstellung: Sie ist gemacht für Experten des Medienalltags, also für alle. „Wer sich die Filmreihe ansieht“, sagt Baumgärtel, „kann vielleicht einen anderen Blick auf die eigene Medienbiografie gewinnen“.
Die Welt, 16. Mai 2017

Wenn dieser historische Überblick uns etwas über die Gegenwart lehrt, dann zu erkennen, wie überflüssige Elemente der sozialen Medien ein sich stetig und immer schneller weiterentwickelndes Sortiment an Schnickschnack bieten, und wie dieser nie endende Nachschub an Optionen unsere Fähigkeit zu wirklicher, durchdachter gesellschaftlicher Auseinandersetzung auslöscht.
Sight & Sound online, Großbritannien, Juni 2017

Khavn

Aus diesen Gestalten macht Khavn seine Kunst: wilder Ekel, eklektisch amalgamiert mit schrillen Farben und punkiger Musik. Die Poesie wird bei ihm zum Instrument des Widerstandes.
Süddeutsche Zeitung, 18. Mai 2017

Larissa Sansour

In ihren Arbeiten geht es zwar um die großen Themen, die mit der Region ihrer Herkunft assoziiert werden – Vertreibung, Okkupation, Segregation, behördliche Demütigung und permanenter Bürgerkrieg –, doch ist ihr Ansatz dabei stets ein ironischer. Das Zitieren aus dem akustischen und ikonografischen Fundus der Kinematografie erlaubt es ihr, doppelte Böden einzuziehen und eine Distanz zu den verhandelten Problemen herzustellen.
Filmdienst Nr. 10, 2017

Bjørn Melhus

Sein Stil variiert mit Mitteln der Groteske, Übertreibung und Travestie Segmente der Realität wie auch Kunstprodukte und –projektionen sowie deren mediale Abbildung. Er verfremdet sie zur Kenntlichkeit, reflektiert Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster, konstruiert Gegenmodelle, konterkariert Stereotype.
k.west, Mai 2017

The Moonshiners

Das Highlight in Oberhausen war die internationale Premiere von The Moonshiners. Inszeniert von Juho Kuosmanen, der letztes Jahr für sein wunderbar zurückhaltendes Boxerdrama Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki gefeiert wurde, ist dieser stumme Kurzfilm eine Hommage an den verschollenen ersten je in Finnland gedrehten Spielfilm und geprägt von seinem Talent für trockenen Humor.
Anothermag.com, Großbritannien, 15. Juni 2017

Katalog

Der Festivalkatalog 2017 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 10 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2016

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 8.000 €

Venusia
Louise Carrin
Schweiz, 2015, 34'11'', DCP, Farbe

Begründung:
Ein Film, der durch einfache Mittel in einem einzigen Raum ein ganzes Universum schafft. Ein statisches Doppelporträt entfaltet sich zu einer dynamischen Landschaft der menschlichen Verfassung.

 

Hauptpreis
dotiert mit 4.000 €

Ang araw bago ang wakas
(The day before the end)
Lav Diaz
Philippinen 2015, 16'18'', DCP, s/w

Begründung:
Der Hauptpreis geht an eine Arbeit von politischer Dringlichkeit. Das Werk eines Künstlers, der für seine mehrstündigen Arbeiten bekannt ist, ist dieser Kurzfilm gleichzeitig sorgfältig ausgearbeitet und kurz und bündig. In anderen Kontexten kanonische Texte erreichen uns in drängender Umgangssprache, als Ort der letzten Zuflucht.

 

e-flux-Preis
dotiert mit 3.000 €

Mains propres
(Washed Hands)
Louise Botkay
Brasilien 2015, 8'33'', DCP, Farbe

Begründung:
Ein formal einfacher, aber komplexer Film über das Filmen und Gefilmtwerden, der einen sehr verstörenden Effekt hat. Diese Arbeit bezieht ihre Kraft aus einem der grundlegenden Instrumente des Kinos: dem Bildrahmen.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

Centre of the Cyclone
Heather Trawick
Kanada/USA 2015, 18'20'', 16 mm, Farbe

20 July.2015
Deimantas Narkevičius
Litauen 2016, 15'08'', 3D DCP, Farbe

 

Erster Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

489 Years
Hayoun Kwon
Frankreich 2016, 11'17'', DCP, Farbe

Begründung:
Der Film 489 Years betritt die demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea und führt den Zuschauer in einen Wald des Lebens und des Todes zugleich. Begleitet von der authentischen Erinnerung eines Grenzsoldaten öffnet der Film mittels fantastisch realisierter Bilder den Blick auf eine wahre, jedoch verborgene Realität unserer Welt. Sowohl von der Grausamkeit als auch von der Schönheit dieser Todeszone sehen wir nur Andeutungen. Dennoch macht der Film das Gefühl existentieller Ohnmacht und Angst in einem ständig verminten Raum körperlich greifbar. Die Perfektion in der Wiedergabe dieses Raumes wird durch die Vision der Zerstörung dieses Grenzgebietes noch überhöht! Falls Waffen Waffen zerstören und nicht Menschen löst sich die Angst in Hoffnung. Ein Film von großer Tiefe, brillanter Schönheit und gesellschaftlicher Bedeutung. Für heute und erst Recht für Morgen.

 

Zweiter Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 3.000 €

If It Was
Laure Prouvost
Großbritannien 2015, 8'52'', DCP, Farbe

Begründung:
Den heiligen Hallen der Kunst assoziiert Prouvost eine durchweg vom Ort selbst und seiner Geschichte inspirierte Utopie. Der Zuschauer wird, gleich den Wellenreitern auf der Isar, mitgerissen in einen ganz persönlichen orgiastischen Raum. If It Was formuliert ein radikales Plädoyer für mehr Natürlichkeit und Relevanz in einer von Historie und Kommerz eingemauerten Kunstwelt.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

If It Was
Laure Prouvost
Großbritannien 2015, 8'52'', DCP, Farbe

Begründung:
Die FIPRESCI-Jury verleiht den Internationalen Kritikerpreis an den britischen Film If It Was von Laure Prouvost für die beeindruckende kinematographische Adaption einer gegenwärtig populären Gestaltungsweise im Internet für die große Leinwand, wobei er diese vergleichsweise profane Gestaltungsweise ins Poetische überhöht und mit einer in die Tiefe gehenden essayistischen Reflexion über die Freiheit der Kunst verbindet. In einem gewagten Spiel mit Bildern und Sprache und mit einem verführerischen subversiven Charme zeigt Laure Prouvosts multi-medial inspirierter Film in ästhetisch komplexer Weise auf, dass Kunst keine Grenzen kennt. Mit unverkennbar eigenem Stil und einer erstaunlichen Leichthändigkeit gelingt es Laure Prouvost dabei, das Publikum intellektuell und emotional für sich zu gewinnen.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

489 Years
Hayoun Kwon
Frankreich 2016, 11'17'', DCP, Farbe

Begründung:
In seinen Erinnerungen nimmt uns ein Soldat mit auf eine Exkursion in das demilitarisierte Grenzgebiet zwischen Süd- und Nordkorea. Aus seiner Perspektive erleben wir in fesselnden computeranimierten Bildfolgen den gefährlichen Weg durch ein vermintes Paradies. Hier liegen Schönheit und Schrecken nahe beieinander, was uns die Ambivalenz äußerer sowie innerer Grenzen neu bewusst werden lässt.

 

ZONTA-Preis für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb
dotiert mit 1.000 €

Eleganssi (Elegance)
Virpi Suutari
Finnland 2015, 25'42'', DCP, Farbe

Begründung:
Die Filmemacherin portraitiert eine geschlossene Gesellschaft von Männern mit alten Traditionen, raffinierten Gebräuchen und strengen Wertvorstellungen. Die Eleganz des Films erlaubt ungesehene Einblicke in die patriarchale Welt der Wirtschaftselite.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

SHE WHOSE BLOOD IS CLOTTING IN MY UNDERWEAR
Vika Kirchenbauer
Germany, 2016, 3'24'', DCP, Farbe

Begründung:
Dieser Film ist laut und intim. Er ist brutal und zärtlich. Ein theoretisch durchdachtes, ungemein sinnliches Konzeptvideo. Wir zeichnen einen Film aus, der die Gewalt der Lust nicht einfach vorführt, sondern gerade in der experimentellen Verfremdung fömlich auf das Publikum überträgt - eine Auseinandersetung über Identität, die uns ganz unmittelbar in ihrer Körperlichkeit getroffen hat.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 Euro
Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren. 

Telefon Santrali
Sarah Drath
Germany, 2016, 7'38'', DCP, Farbe 

Begründung:
Ein Raum, der wie eine Schaltstelle funktioniert: zwischen früher und jetzt, zwischen Fortschritt und Rückschritt. Wir zeichnen einen Film aus, der mit sparsamen Mitteln glamouröse Bilder schafft. Und eine Regisseurin, die das ihr fremde Land nicht aus einer bequemen Aussensicht beleuchtet, sondern aus seiner Geschichte. Frei von Exotismus, doppelbödig im politischen Kommentar. Und sogar das Internet schaut für einen Witz vorbei.   

 

Lobende Erwähnung der Jury des Deutschen Wettbewerbs

Sites
Volker Schreiner
Germany, 2015, 8'26", DCP, Farbe
Begründung: 
Ein toller Film, weil er uns zeigt, dass man die Orientierung im Dunkeln finden kann, in Kunst und Natur und zwischen verrutschten Perspektiven. Selbst wenn er vorbei ist, hat er noch eine Überraschung parat: Er besteht aus Found Footage.

  

Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der NRW.Bank

Ocean Hill Drive
Miriam Gossing/Lina Sieckmann
Deutschland 2016, 20'49"

Begründung:
Atmosphärisch dicht entwickelt der Film einen Sog, der die Spannung zwischen Surrealistischem und Dokumentarischem hält. Die Filmemacherinnen vertrauen dabei der Aussagekraft ihrer Bilder, die eine feinsinnige Verbindung mit der Tonebene eingehen. Beeindruckt von der Konsequenz, mir der Miriam Gossing und Lina Sieckmann ihre künstlerische Handschrift weiterentwickelt haben, vergibt die Juryden Preis für den besten Beitrag im NRW-Wettbewerb an den Film Ocean Hill Drive.

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW.Bank

Das Leben ist hart
(Live Is Rugged)
Simon Schnellmann
Germany 2015, 3', DCP, s/w

Begründung:
Kein Strich zu viel, keine Pointe zu wenig - minimalistisch und voller Ideenreichtum inszeniert der Filmemacher auf den Punkt.

 

Preis der West ART-Zuschauerjury
dotiert mit 750 €, gestiftet von West ART

Ein Aus Weg
Simon Steinhorst/Hannah Lotte Stragholz
Germany 2016, 16'39, DCP, Farbe

Begründung:
Er langweilt nie. Er ist spannend. Er ist lebensnah. Er ist echt. Und er ist vielfältig in seinen filmischen Mitteln. Damit erfüllt er alle Ansprüche, die wir an einen Film legen, damit er uns fesselt und hineinzieht und abtauchen lässt in eine uns unbekannte, neue Welt.
Der animierte Dokumentarfilm Ein Aus Weg von Simon Steinhorst und Hannah Lotte Stragholz bringt uns in 20 Minuten den jungen Inhaftierten Alex K. ganz nah, der sich in Interviewsden Fragen des Autoren und Seelsorgers Max Prosts über den Sinn des Lebens stellt. Wir hören gebannt seinen Erzählungen zu - über ein kleinkriminelles Leben zwischen Strafgefangenschaft und Freiheit, zwischen gesellschaftlicher Normalität und Diebstahl, Liebe und Drogen. Während Alex K. dezent hoffnungsvoll in die Zukunft blickt, berichtet der um Dialog bemühte Kriminalhauptkommissar Werner B. nüchtern über die Justiz in Deutschland und seinen polizeilichen Alltag. Seine Prognose für Alex' Zukunft: in spätestens neun Monaten wird er wieder straffällig. Darauf wettet er ein Eis.
Von Hand animierte, farbige Bilder, Montage, Sounddesign, Musik, Drehbuch und die authentische Geschichte des Alex K. - wir, die West ART-Zuschauerjury, loben die stimmige, gelungene und fesselnde Komposition der unterschiedlichen Spielebenen und vergeben des West ART-Preis an Ein Aus Weg. Und wir freuen uns, dass Kriminalhauptkommissar Werner B. seine Wette mittlerweile verloren hat.

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
gestiftet von beckerfrance, dotiert mit 1.000 €

Hugo Bumfeldt
Éva Katinka Bognár
Ungarn, 2015, 12'02'', DCP, Farbe

Begründung:
Zu entscheiden, wer den  Preis des 39. internationalen Kinderfilmwettbewerbs bekommt, fiel uns zwar schwer – aber doch waren wir von einem Film von Anfang an überzeugt. Er erzählt von Freundschaft, Heimweh und Trauer. Und von Aliens, die Taucher statt Goldfischen hüten.

Die Figuren sind bunt und ungewöhnlich, die Geschichte spannend, witzig und berührend zugleich, auch Ton und Musik werden super eingesetzt. Außerdem denkt man durch den Film darüber nach, wie man mit anderen Lebewesen umgeht. Ausgezeichnet wird der Film Hugo Bumfeldt von Éva Katinka Bognár.

 

evo-Förderpreis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

Novembre (November)
Marjolaine Perreten
Frankreich/Schweitz, 2015, 4', DCP, Farbe

Begründung:
Den EVO-Förderpreis vergeben wir an einen Film, der bestimmt jedem Zuschauer ein kleines oder größeres Lächeln ins Gesicht zaubert. Er ist schlicht, aber sehr schön animiert. Die Farben und Formen machen eine ganz besondere Stimmung, die grauen Himmel und Regen so wirken lassen, als ginge er ja doch wieder vorbei. Und das stimmt ja auch – und bis dahin muss man sich gegenseitig helfen und die dicken Tropfen nicht so schwer nehmen.

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

Boy-Razor
Peter Pontikis
Schweden, 2015, 11'27", DCP, Farbe
Begründung:
Die lobende Erwähnung sprechen wir einem Film aus, der uns von der ersten Sekunde an gefesselt hat. Die spannende Geschichte und die jungen Schauspieler sind einfach toll. Besonderen Spaß haben uns die Farben und die actionreiche Kameraführung gemacht. Auch wenn es am Ende alles gut geht, zeigt dieser Film, dass wütende Entscheidungen aus dem Bauch heraus selten die sind, die sich gut anfühlen.

 

Preis der Gast-Kinderjury des International Children's Film Festival Filem‘On in Brussels

Bounce
Rory Lowe / D.C. Barclay
Great Britain, 2015, 10'19", DCP, Farbe

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
gestiftet vom Aquapark Oberhausen, dotiert mit 1.000 €

Viaduc (Overpass)
Patrice Laliberté
Kanada 2016, 18’48’’, DCP, Farbe

Begründung:
Der Preis des internationalen Jugendfilmwettbewerbs geht an einen Film, der gleichermaßen spannend und tiefgründig ist. Der Einsatz der Musik sowie die Kameraarbeit haben uns beeindruckt, da sie packende Szenen zu echten Höhepunkten steigern. Der Film regt dazu an, hinter die Fassade von Handlungen und Haltungen zu blicken und Vorverurteilungen zu hinterfragen. Besonders hervorheben wollen wir die Bandbreite an Themen, die der Film aufgreift: Familie und Verlust, Sprachlosigkeit. Jeder Bruch kann als Möglichkeit verstanden werden eine Brücke zu schlagen scheint eine der Botschaften zu sein. Intime familiäre Beziehungen werden in Kontext gesetzt zu politischen Aspekten wie Krieg und Patriotismus.

 

Lobende Erwähnung der Jugendjury

Pieniä kömpelöitä hellyydenosoituksia
(Clumsy Little Acts of Tenderness)

Miia Tervo
Finnland 2015, 8’56’’, DCP, Farbe
Begründung:
Die lobende Erwähnung des internationalen Jugendfilmwettbewerbs wollen wir einem Film aussprechen, der uns mit seinem Charme und Witz überzeugt hat. Peinlichkeiten und Missverständnisse, die in einer Tochter-Vater-Beziehung vorkommen, werden mit einer solchen Ironie und Überspitzung dargestellt, dass sie alle Altersklassen in den Bann ziehen, ohne den Ernst dieses Geschlechter- und Generationenverhältnisses zu vernachlässigen.

 

Ankaufempfehlung der Ökumenischen Jury

Viaduc (Overpass)
Patrice Laliberté
Kanada 2016, 18’48’’, DCP, Farbe

Begründung:
Der 17jährige Mathieu unternimmt eines nachts eine waghalsige Aktion, um ein Graffiti an eine Autobahnbrücke zu sprayen. Erst am Schluss eines spannungsgeladenen Films, der auf vielfältige Art und Weise Lebenswelten von Jugendlichen aufzeigt, erschließt sich die Motivation seines Handelns. Dadurch regt Viaduc an, eigene Vorurteile und oberflächliche Betrachtungsweisen zu hinterfragen. 

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.000 €

Andreas Hofstetter für All Day (Drunken Masters feat. Tropkillaz)
Deutschland 2015, 4'01''

Begründung:
Das Video, das wir mit dem ersten Preis auszeichnen möchten, haben wir als Jury mittlerweile ein halbes Dutzend Mal gesehen – und würden es mit Vergnügen noch ein weiteres Dutzend Mal sehen, so viele Ideen und Details sind enthalten in All Day von Andreas Hofstetter für Drunken Masters feat. Tropkillaz.
Mit der tollen Protagonistin träumen wir uns in eine Bilderwelt hinein, die sowohl überfordert und abstößt als auch rasend Spaß macht (also ziemlich genau wie das Internet selbst ist). Technisch ist das auf höchstem Niveau – auch in seiner Genauigkeit, mit der Impulse aus der Musik aufgenommen und visuell umgesetzt werden. Eine Qualität, die wir übrigens bei vielen anderen Videos vermisst haben. Bei All Day türmen sich Musik und Bilder aufeinander und münden in einem Overkill, der uns riesigen Spaß gemacht hat.

 

2. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 Euro

Guillaume Cailleau für Organ Movement (Elmer Kussiac)
Deutschland 2016, 11'35''

Begründung:
Den zweiten Preis möchten wir einer Arbeit verleihen, die uns musikalisch umstandslos überzeugt hat und gleichzeitig wunderbar in den künstlerischen Rahmen passt, den die Kurzfilmtage jedes Jahr aufs Neue abstecken. Guillaume Cailleaus Video zu Organ Movement von Elmer Kussiac nimmt das Spiel der Band mit den Übergängen vom Analogen zum Digitalen auf und findet mit seiner Manipulation von Filmmaterial verblüffende Parallelen zwischen akustischer und visueller Stofflichkeit.

 

Lobende Erwähnungen

Susanne Steinmaßl für Perry (Aloa Input)
Deutschland 2016, 3 Min. 25 Sek. 

Katharina Duve, Ted Gaier, Schorsch Kamerun und Timo Schierhorn für If I Were a Sneaker (Die Goldenen Zitronen)
Deutschland 2015, 5 Min. 23 Sek.

Wir möchten zwei Videos lobend erwähnen, die für uns die qualitative Vielfalt des Wettbewerbs verdeutlichen:

Da wäre zum einen Susanne Steinmaßl, die mit ihrer Arbeit zum Song Perry von Aloa Input eine visuell grandiose Marschroute einschlägt, auf der wir ihr sehr gern gefolgt sind.

Nicht in die eine Richtung geht es bei Katharina Duve, Ted Gaier, Schorsch Kamerun und Timo Schierhorn. Im Gegenteil: In If I Were a Sneaker mischen sie die Bilderwelten zur Flüchtlingsfrage kräftig auf – das Video, über das wir am meisten diskutiert haben.

 

Der MuVi-Online Publikumspreis
ermittelt durch Abstimmung im Internet und dotiert mit 500 Euro, gesponsert von fayteq.

Jan Bonny für Boogieman (Olli Schulz)
Deutschland 2015, 7'40''

Trailer

Trailer der 62. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Lillevan, Deutschland, 2016, 0'45''

Pressestimmen

Festival

Ich kann berichten, dass die Oberhausener Kurzfilmtage hervorragend sind, was Organisation, Bandbreite der Programmierung, Partys, allgemeine Offenheit und Gemeinschaftsgefühl betrifft. Sie sind, seit Dr. Lars Henrik Gass 1997 die Leitung übernommen hat, eines der wichtigsten Kurzfilmfestivals der Welt geworden.
Millennium Film Journal, USA, Nr. 64/2016

… ein Labor für die Entwicklung des Mediums …
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Deutschland, 13. Mai 2016

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen sind, ähnlich wie ihre Heimatstadt, ein geheimer Schatz. Alles in allem ist das Festival eine überzeugende Versicherung und Bestätigung der Aussicht auf bessere Zeiten, durch seinen unkonventionellen Willen, künstlerische Arbeiten genauer zu beleuchten, die andere niemals den Mut hätten zu zeigen.
MUBI Notebook, USA, Juni 2016

Im Festival insgesamt [lebt] der Glaube an die illusionistische und zugleich illusionsbrechende Kraft des Kinos.
Süddeutsche Zeitung, Deutschland, 12. Mai 2016

Die verschiedenen Wettbewerbe (International, Deutsch, Kinder- und Jugendfilme, Musikvideos und Nordrhein-Westfalen), das Themenprogramm, die Verleiher Screenings, die Archivpräsentationen, die Profile und gelegentlich Einzelprogramme bieten reichlich Material für monatelanges, obsessives Filmegucken.
Framework, USA, Juni 2016

Das Besondere an den Oberhausener Kurzfilmtagen ist ihr beharrliches Festhalten daran, intellektuelle Räume für ein umfangreiches thematisches Programm freizuräumen. Im Grunde haben sie mehr mit einer Kunstbiennale gemeinsam als mit dem herkömmlichen Festivalmodell.
Art Monthly, UK, Juni 2016

Auch im 62. Jahr haben sich die Internationalen Kurzfilmtage von Oberhausen als unverzichtbare Plattform für Experimente erwiesen – und als Wundertüte für die Zuschauer.
Der Freitag, Deutschland, 11. Mai 2016

Das Ungewöhnliche an Oberhausen ist das Ausmaß, in dem sich dort Kunst- und Filmwelt überschneiden. Andere Filmfestivals mögen gerade anfangen, hier inklusiv zu werden, Aufmerksamkeit auf Arbeiten von Künstlern in ihren Programmen zu lenken oder Installationen in nahegelegenen Ausstellungsräumen zu zeigen, hinterfragen jedoch selten die Vorherrschaft des Kinos als Form und Institution. Oberhausen dagegen hat die ernsthafte Überlegung aufgeworfen, dass der Kurzfilm heute nicht mehr getrennt von den Ausstellungs- und Förderstrukturen der Kunstwelt gesehen werden kann.
filmcomment, USA, Juni 2016

… das Festival wider die Gepflogenheiten.
critic.de, Deutschland, 10. Mai 2016

In den letzten Jahren hat sich Oberhausen an der Schnittstelle zur bildenden Kunst positioniert und ist dabei immer weiter in den Kunstkontext hineingewandert. Vielleicht kann man inzwischen sagen, wenn die Kurzfilmtage zuletzt ein Fenster aus der Filmwelt in die Kunstwelt waren, sind sie nun selbst eine Art Außenposten dieser Kunstwelt, die den Blick zurück ins Kino wirft.
Frankfurter Rundschau, Deutschland, 11. Mai 2016

Die verschiedenen Wettbewerbe (International, Deutsch, Kinder- und Jugendfilme, Musikvideos und Nordrhein-Westfalen), das Themenprogramm, die Verleiher Screenings, die Archivpräsentationen, die Profile und gelegentlich Einzelprogramme bieten reichlich Material für monatelanges, obsessives Filmegucken.
Framework, USA, Juni 2016

Die 62. Internationalen Kurzfilmtage von Oberhausen überzeugten vor allem mit spannenden Sonderprogrammen abseits des Wettbewerbs: etwa mit einer Personale des Österreichers Josef Dabernig oder einer Reihe zum südamerikanischen Kurzfilm.
Der Standard, Österreich, 10. Mai 2016

In den letzten Jahren hat der wachsende Trend von Künstlern, die im Film arbeiten, und Fimemachern, die ihre Arbeit in Galerien ausstellen und verkaufen, viel Aufmerksamkeit erregt. Wenn die Verhandlungen zwischen diesen beiden Welten sorgfältiger Vermittlung bedürfen, um zu einer für beide Seiten nutzbringenden Symbiose zu führen, dann können die Interessen des Experimentalfilms nicht besser vertreten werden als durch die Kurzfilmtage 2016.
artslant.com, USA, 20. Mai 2016

Die Festivalatmosphäre ließ jedenfalls keinerlei Altersschwäche erkennen, wozu auch die frühlingshaften, fast schon sommerlichen Temperaturen beitrugen.
Ray, Österreich, Mai 2016

Das Festivalprogramm ist inspirierend inklusiv mit Animationen, Dokumentationen, narrativen, experimentellen und Avantgarde-Filmen – und natürlich Arbeiten, die sich jeder Klassifizierung entziehen und uns zurück zu der grundlegenden Frage bringen: Was ist Film?
fipresci.org, Juni 2016

Es geht um Künstlerfilme, um Nachwuchsexperimente, um technische, ästhetische Innovationen, um Ausblicke in die kinematografischen Konstruktionen anderer Kulturen und Wahrnehmungsweisen.
taz, Deutschland, 13. Mai 2016

Schlauerweise hat das Festival übermäßige Expansion vermieden und hat nach wie vor genau die richtige Größe, so dass man sich zwangsläufig, aber ganz natürlich, mehrmals täglich an seinen zwei oder drei Haupt-Treffpunkten über den Weg läuft.
CinemaScope, Kanada, Mai 2016

Im Rausch der Bildsprachen.
Filmdienst, Deutschland, 11/2016, 26. Mai 2016

Das Festival zeigt jedes Jahr aufs Neue: Der Kurzfilm kann alles, und seit er aus dem Kino und Fernsehen verdrängt ist, traut er sich erst recht alles.
ruhrbarone.de, Deutschland, 5. Mai 2016

Unterstützt von den sommerlichen Temperaturen zauberte die 62. Ausgabe des Kurzfilm-Festivals wieder einmal südländisches und internationales Flair in die Oberhausener Alte Mitte.
WAZ, Deutschland, 11. Mai 2016

Austauschbare und beliebige Kinogeschichten sucht man hier vergebens, in Oberhausen kann es schon mal an die Schmerzgrenze gehen. Filme, die befremden, aufrütteln, aber auch berühren mit ihrem außergewöhnlichen Blick auf die Welt.
mediasteak.com, Deutschland, 11. Mai 2016

Josef Dabernig & Sun Xun

Zwei herausragende Positionen irgendwo zwischen Kunst und Film, die einen produktiven Dialog führten – ein Erfolg ganz im Stil Oberhausens.
CinemaScope, Kanada, Mai 2016

Sun und Dabernigs Bilder sind gleichzeitig autonome Kunstwerke, vorbereitende Arbeiten und übriggebliebene Artefakte, oder, Kontext Kino ausgedrückt, aus Vorproduktion ebenso wie Post-Produktion. […] Indem sie eine Ausstellung schufen, die sich mit Material befasst, das in, durch und wieder aus dem Tor des Films – der Leinwand – hinausgeht, haben die Künstler die Frage aufgeworfen, wo der Prozess beginnt oder endet: An welchem Punkt stellt sich das Gefühl ein, eine fertige Arbeit zu sehen?
artslant.com, USA, 20. Mai 2016

Mein Gott, ist das schön. [über Sun Xuns Filme]
Cargo Blog, Deutschland, Mai 2016

El pueblo

Der Filmwissenschaftler Federico Windhausen [schlug] in acht spektakulären Programmen einen Bogen von der Geschichte des lateinamerikanischen Kinos in die Gegenwart.
Der Freitag, Deutschland, 11. Mai 2016

Das vom Filmwissenschaftler Federico Windhausen hervorragend kuratierte Programm erwies sich als eine Art täglicher Forschungsstation, die dem spanischen Begriff pueblo – als Ort und Region, als Gemeinschaft und Volk – in unterschiedlichsten Bereichen nachspürte.
Der Standard, Österreich, 10. Mai 2016

„El Pueblo“, das Volk als politische Idee, Körperbegriff und Sensibilität, verhandelt Windhausen in acht Versuchsanordnungen, die das Sehen erfolgreich zu einer Spurensuche machen.
Filmbulletin, Schweiz, 21. Mai 2016

Eine kundig kuratierte Reihe lateinamerikanischer Kurzfilme, die bei den [Kurzfilmtagen] viel Publikumsinteresse fand.
epd film, Deutschland, Juni 2016

Außerdem war es sehr ermutigend, dass das Festival einem politisch so konkreten und aktuellen Thema so viel Aufmerksamkeit widmete, wenn man das theoretische Drumherumgerede bei vergleichbaren Veranstaltungen bedenkt.
Art Monthly, UK, Juni 2016

MuVi

Die Kurzfilmtage in Oberhausen zeigen: Musikvideos sind nach dem Ende des Musikfernsehens nicht einfach ins Netz abgewandert. Sie werden jetzt selber internetförmig.
WOZ, Schweiz, 12. Mai 2016

Positionen

Ein Versuch, dringliche Diskurse und praktische Fragen sichtbar zu machen.
Filmbulletin, Schweiz, 21. Mai 2016

Katalog

Der Festivalkatalog 2016 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 10 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

Festival

Die Vielfalt vor allem des internationalen Wettbewerbs dürfte Jahr für Jahr unzähligen größeren Festivals die Schamesröte ins Gesicht treiben.
der Freitag, 7. Mai 2015

 „Think big“, das ist in Oberhausen, diesem dichten Festival über die scheinbar kleine Kunst des Kurzfilms, durchaus auch Motto.
Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2015

Das Oberhausener Kurzfilmfestival mag sich dem Pensionsalter nähern, steckt aber immer noch voller jugendlichem Elan und Innovationskraft.
Sight & Sound, Großbritannien, Juli 2015

… klug begleitete Archivbegehungen und Werkschauen profilierter Avantgardefilmer…
Der Tagesspiegel, 7. Mai 2015

Es ist eine streitbare Wahl [Großer Preis für Wojciech Bakowski], die sehr gut dem Geist dieses traditionsreichen Festivals entspricht, das längst die Brücke zu den bildenden Künsten geschlagen hat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Mai 2015

Es braucht Festivals wie das in Oberhausen, um die Vielfalt filmischer Formen im Kinoalltag wenigstens als Möglichkeitsform präsent zu halten. Auf dass die Arte Povera des Kurzfilms dem Kino den bedachten Einsatz seiner Mittel wiedergeben möge.
Junge Welt, 11. Mai 2015

Oberhausens Stärke ist sein Festhalten daran, auch weiterhin umstrittene Inhalte zu zeigen.
blog.desistfilm.com, USA, 12. Mai 2015

Der Ruhm des Kinos hatte längst eine eigene Anziehungskraft entwickelt. Und wie das Festival in Oberhausen hat er alle technischen Veränderungen schadlos überdauert.
Die Welt, 6. Mai 2015

Auch im Programm haben sich die nun seit fast zwanzig Jahren von Lars Henrik Gass engagiert geleiteten Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen in ihrem 61. Jahr längst von den „Kulturfilm“-Ursprüngen abgesetzt und bedienen mit insgesamt fünf Wettbewerben und einem gewichtigen Rahmenprogramm seit vielen Jahren äußerst erfolgreich den globalisierten Festival- und Kunstzirkus.“
taz, 7. Mai 2015

Die Frage, welchen Stellenwert und Platz Kino heute in der Gesellschaft hat, wurde seit 2007 in Oberhausen immer wieder diskutiert. Und das durchaus lebendig und fruchtbar.
ray-magazin.at, Österreich, Juni 2015

Was Oberhausen am besten beschreibt ist ein Fehlen jeglicher Hierarchien bei der Präsentation von Kurzfilmen. Allen möglichen Arten von Bewegtbildern, die in unsere Definition eines Kurzfilms passen könnten, wird hier die gleiche Bedeutung, das gleiche Gewicht und der gleiche Raum auf der Leinwand zugemessen. Es gibt keinerlei Regeln außer der Länge.
Senses of Cinema No. 75, June 2015

Das Oberhausener Kurzfilmfestival, das vom 30. April bis 5. Mai dieses Jahres seine 61. Ausgabe erlebte, fördert seit seiner Gründung das grundlegendste und experimentierfreudigste Format im Film – und es scheint, als hätte der Kurzfilm noch nie bessere Zeiten gesehen. Ohne Polemik oder große Worte, aber mit vielen Denkanstößen, waren die verschiedenen Filmvorführungen, Diskussionen und Sonderprogramme durchdrungen von einem Gespür dafür, was heute im Kurzfilm passiert. Ob die Arbeiten oder Themen des Festivals neu oder alt waren, retrospektiv oder hochaktuell, beim Kuratieren waren Kontext und Ideen ganz und gar im Jahr 2015 verwurzelt.
http://www.artslant.com/la/articles/show/43054
ArtSlant, USA, Mai 2015

Das Festival, das Künstlern, Verleihern, Archivaren und dem Publikum einen Ort gibt, an dem sie eine gemeinsame Mitte finden und einen Knotenpunkt für die Kurzfilmkultur bilden können.
filmcomment.com, USA, 22. Juni 2015

[Da ist es] wohltuend, dass es eine verlässliche Adresse wie Oberhausen gibt, die das Genre [Kurzfilm] mit einem Auftritt auf der Leinwand adelt. Zumal der künstlerisch ambitionierte Film im Kino kaum noch zu finden ist, sondern sein Biotop in der Galerie, wenn nicht gar gleich im Museum gefunden hat.
Berliner Zeitung, 4. Mai 2015

Seit seiner Gründung sind 61 Jahre vergangen, aber das Oberhausener Festival (Wiege des Manifestes, das den Neuen Deutschen Film der 70er Jahre hervorbrachte) bleibt die wahre Bastion aller Kreativen, für die der Kurzfilm das ideale Format für Experimente ist.
Cuadernos de Cine, Spanien, Juni 2015

In diesem Jahr konnte das Festival wieder einmal seinen Rang als wichtigste Plattform für die Präsentation kurzen, experimentellen und politischen Kinos aus der ganzen Welt behaupten, ebenso wie seinen Ruf als Ort der Begegnung zwischen der Filmindustrie und der Kunstwelt.
Camera Austria International, Austria, No. 130, Summer 2015

Konfrontiert mit der Bandbreite filmischer Ausdrucksmöglichkeiten vom Animationsfilm über experimentelle Arbeiten und Kurzdokumentationen bis zu Kurzspielfilmen begleitete die Auseinandersetzung über Potenzial und Implikationen von Filmbildern das gesamte Programm.
der Freitag, 7. Mai 2015

Die Oberhausener Kurzfilmtage sind seit 1954 eine Institution für die kurze Form, auch weltweit.
Film- & TV-Kameramann, Juni 2015

Oberhausen zeigte sich in seiner 61. Ausgabe nicht mehr wie in den Vorjahren am Scheideweg zwischen den Kontexten von „Kino“ und „Kunst“. Es hat sich entschieden. […] Oberhausen ist das weltweit erste Filmkuratorenfestival.
Frankfurter Rundschau, 6. Mai 2015

Colophon war nach den üblichen Maßstäben nicht der beste Film des Oberhausener Wettbewerbs 2015 – bei dem ich Teil der Jury war – aber er lässt in all seiner Rohheit am meisten erwarten für die Zukunft. Er deutet darauf, dass sich gerade eine neue Welle formiert im deutschen Kino. Ich will sie vorläufig einmal Freischwimmer nennen. Weil ihre Freiheit etwas mit Jugend zu tun hat, mit einer Neugierde, die man Kindern zuspricht.
critic.de, Deutschland, 11. Mai 2015

2015

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 8.000 Euro

Głos mojej duszy
(Sound of my soul)
Wojciech Bąkowski
Polen, 2014, 13', DCP, Farbe

Begründung:
Wir verleihen den Großen Preis der Stadt Oberhausen an eine Arbeit, die die Beziehung zwischen Sprache und Bild hinterfragt, das Projekt Experimentalfilm und Post-Internet-Kunst erneuert und in scheinbaren Sackgassen Poesie findet. Es ist eine Arbeit von bemerkenswerter Ökonomie, Präzision und Witz, die ihren Reichtum aus einer großen Bandbreite von Bildern, Motiven, Texten und Musik bezieht, belebt durch eine ungewöhnliche Mischung und einzigartige Herangehensweise, die deren Poesie und hintergründigen Humor zeigen. Eine Arbeit über Technologie, der Intelligenz und Flexibilität mehr gelten als Hi-Tech-Ausrüstung und Stil. Eine sich selbst genügende persönliche und idiosynkratische Aussage von überraschender Präzision, von täuschender Bescheidenheit und Erfindungsgeist geprägt. Dieses Video entdeckt Schätze inmitten des Banalen und findet so eine fragmentierte, aber ganz und gar eigenständige Stimme, die sich aus der digitalen Ästhetik speist, die Mittler unseres Alltags und unserer Kommunikation ist.

 

Hauptpreis
dotiert mit 4.000 €

32 + 4
(32 and 4)
Chan Hau Chun
China, 2014, 32', DCP, Farbe

Begründung:
Die Jury vergibt den Hauptpreis an eine komplexe Familiengeschichte, die von einer jungen und vielversprechenden Filmemacherin drängend, intim und fantasievoll erzählt wird. Hier wird Filmemachen als Mittel der Intervention und Mediation genutzt, um ein Familienleben zu schildern. Dabei werden viele Schichten sichtbar, von dem Preis, der für das Leben inmitten kultureller Verdrängung gezahlt wird bis zu Generationskonflikten und vergessenen Geschichten. Angesichts des Fehlens von Kommunikation erfindet der Film eine diskursive Bildpraxis, um über unausgesprochene Erfahrungen zu sprechen. Ein Film voller enger Räume und enger Leben, der sehr persönlich Generationen von Frustration, Scham und Nicht-Kommunikation enthüllt. Eine Arbeit über das intensive Betrachten von Bildern, deren Selbstreflektion in den Dialogen eine scharfe Intelligenz offenbart, die nach Wegen sucht, sich mit unausgesprochenen und unsichtbaren Traumata auseinanderzusetzen und ihnen zu entrinnen.

 

e-flux-Preis
dotiert mit 3.000 €

Tiempo Aire
(Air Time)
Bruno Varela
Mexiko, 2014, 30'30'', DCP, Farbe

Begründung:
Wir vergeben den ersten e-flux-Preis an diesen Film in Würdigung seiner komplexen, vielschichtigen Erzählweise, und seiner innovativen Kombination persönlicher, sozialer und politischer Geschichte. Über alltägliche Gewalt und globale Zyklen der Brutalität muss gesprochen werden, aber auch über Geschichten von Familienleben und Durchhaltevermögen. Vor einem Hintergrund von Szenen des Widerstands zeigt der Film durch das Festhalten am Leben und gemeinsamen Aktivitäten, dass das Leben an sich widerstandsfähig und nicht leicht aufzuhalten ist. Diese Arbeit ist eher eine Erfahrung als ein Film, eine Arbeit, die nicht nur mit dem operiert, was gezeigt wird, sondern auch mit dem, was außerhalb des Bildrahmens liegt, und so die neuere Geschichte mit Hilfe von Bildern und Geschichten auslotet, die die Zeichen ihres Austauschs und ihrer Interpretation weitertragen und bloßlegen – ausgedrückt mit den wechselnden Technologien und Strukturen des bewegten Bildes.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

The Last Mango Before the Monsoon
Payal Kapadia
Indien, 2014, 19', DCP, Farbe
Begründung:
Eine Lobende Erwähnung geht an Payal Kapadias The Last Mango Before the Monsoon für seine elegante Schilderung einer Verzauberung, die das Kurzfilmformat mit großer Sicherheit nutzt, um eine bleibende, elliptische Geschichte zu erzählen.

Nuvem Negra
Basil da Cunha
Schweiz, 2014, 18'30'', DCP, Farbe
Begründung:
Eine Lobende Erwähnung geht an Basil da Cunhas Nuvem Negra für die Kraft seiner filmischen Schilderung, in der Tatsache und Fiktion verschmelzen und zwischen Mühsal und Hoffnung oszillieren.

 

Erster Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 Euro

Blue and Red
Zhou Tao
Spanien/Thailand, 25', DCP, Farbe

Begründung:
Gebannt schauen die Menschen auf Lichtquellen jenseits der Kadrage. Manche bleiben stehen, zeigend, winkend, andere sitzen auf dem Boden und verfolgen erwartungsvoll das uns Verborgene. Was sehen sie? Ein Konzert? Eine Werbetafel? Worauf warten sie? Was hat sie zusammengeführt?
In Zhou Taos fesselnder Arbeit Blue and Red zeigt sich die Stadt als Bühne, auf der sich die medialen Oberflächen eines Hyperkapitalismus ebenso effektvoll inszenieren wie der Widerstand gegen das herrschende System.
Zhou Tao vertraut ausnahmslos seinen ausdrucksstarken Bildern. Durch ihre kluge Montage erzeugt er ein hohes Maß an filmischer Spannung und analytischer Präzision.

 

Zweiter Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 3.000 €

Saigo no Tenshi
(Letzter Engel)
Ito Takashi
Japan, 2014, 33', DCP, Farbe

Begründung:
Eine enge Wohnung; trostlose Seitenstraßen und Hinterhöfe. Menschen, die unter Einsamkeit und Isolation leiden. Engel, die versuchen, Verbindung aufzunehmen und scheitern.
Ito Takashi gelingt es meisterhaft, diese erzählerischen Motive in ein Bild des japanischen Alltags zu integrieren, der weitab liegt vom gängigen europäischen Darstellungsklischee. Pointierte Genre-Elemente, narrative Ton- und präzise Bildgestaltung: Ito Takashis ist punktgenau inszeniertes und konzentriert erzähltes Kino, das die Leinwand mit filmischer Perfektion und poetischem Zauber ausfüllt.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

The Last Mango Before the Monsoon
Payal Kapadia
Indien, 2014, 19', DCP, Farbe

Begründung:
The Last Mango Before the Monsoon benötigt nicht viele Einstellungen, um von einem Kreislauf zu erzählen, der das Wesen des Einzelnen übersteigt. Dennoch ist auch er Teil von ihm. Ein junger Mann, der in den Wald geht – um zu sterben, und als Elefant wiedergeboren zu werden? Die Mutter, die sich an das Leibgericht des verstorbenen Ehemannes erinnert, das sie schon lange nicht mehr zubereitet hat. Der Monsun kommt, Träume und Wirklichkeit verwischen, das Geräusch beim Essen einer reifen Mango, der Wind in den Bäumen. Kapadias Bilder sind präzise und symbolhaft, lassen Raum für Sehsucht, Trauer, und auch ein Augenzwinkern. Sie sind zeitlos und universal, geruhsam und tief.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 Euro

La pasión de Judas
(The Passion of Judas)
David Pantaleón, Spanien, 2014, 10', DCP, Farbe

Begründung:
Der Film greift die lokale spanische Tradition auf, zu Ostern eine Judasfigur durch die Straßen zu fahren und zu verbrennen. Eine Gruppe von Menschen mit Handicap spielt dieses Ereignis nach.
Mit seiner Inszenierung wirft der Regisseur einen kritischen Blick auf ein religiöses Brauchtum und regt die Zuschauer dazu an über die ideologische Grundlage dieses Festes nachzudenken.

 

ZONTA-Preis für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb
dotiert mit 1.000 €

Das offenbare Geheimnis
(An Apparent Secret)
Eva Könnemann
Deutschland, 2015, 29', DCP, Farbe

Begründung:
Der ZONTA-Preis 2015 geht an eine Filmemacherin, die aus dem Mangel an Produktionsmitteln eine eigenständige und neuartige künstlerische Form und Arbeitsweise entwickelt hat. Der Entstehungsprozess des Films wird zum fiktionalen Verfahren. Dies entwirft gleichzeitig einen neuen Typus und eine neue Position unabhängigen Filmemachens.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

Schicht
Alex Gerbaulet
Deutschland, 2015, 28'30'', DCP, Farbe und s/w

Begründung:
Architektur, persönlicher Wohnraum, persönliche Geschichte, deutsche Geschichte, Geschichte einer Stadt, eine Stadt, die sich aus der Arbeit speist. Ein Herr putzt seinem Hund die Pfoten ab. Eine Frau liebt eine andere. Und der Mutter legt sie keine Blumen aufs Grab. Der Preis des deutschen Wettbewerbs geht an einen Film, der uns einen bewussten Umgang mit Geschichte und Geschichten aufdrängt. Wir waren in Salzgitter. Von Mikro zu Makro entsteht ein schwerer, schöner Klumpen. Er stammt von Alex Gerbaulet und heißt: Schicht. Wir werden ihn nicht mehr los.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 Euro
für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet.
Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.

An Ton Kaun
Susanne Steinmaßl
Deutschland, 2014, 9'30'', DCP, s/w

Begründung:
Unsere Sinne sind wach, seine Affekte liegen blank. Die Verstärkung der Erfahrung wird zum synästhetischen Erlebnis: zwischen beglückendem Noise, erschreckendem Psychotronic und betörendem Schwarz-Weiß-Film. Das verdient den 3sat-Förderpreis. Er geht an Susanne Steinmaßl für An Ton Kaun.

 

Lobende Erwähnung der Jury des Deutschen Wettbewerbs

Colophon
Alexandre Koberidze
Deutschland, 2015, 22', DCP, Farbe
Begründung:
Eine lobende Erwähnung geht an einen Film, der nicht weiß, was verboten ist. Damit er das nicht lernt, loben wir ihn. Es ist: Colophon von Alexandre Koberidze. Sagen Sie es weiter.

 

Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der NRW.Bank

Ruhrurbia
Rainer Komers
Deutschland, 2014, 30', DCP, Farbe

Begründung:
Präzise Einstellungen fügen sich fließend zu einem stimmigen Mosaik einer im Umbruch befindlichen Region zusammen. Mit Wärme, Sympathie und Respekt für die Protagonisten entwickelt der Regisseur in unverkennbarer Handschrift einen Heimatfilm der besonderen Art. Der Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs geht an Ruhrurbia von Rainer Komers.

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW.Bank

Cachorro Loko
Igor Shin Moromisato
Deutschland, 2014, 5'30'', DCP, Farbe

Begründung:
Phantasievolle Bilder und eine stimmungsvolle Tonspur aus Musik und urbaner Geräuschkulisse machen in nur fünfeinhalb Minuten die sich aufbauende Anspannung von Menschen im Stau emotional nachvollziehbar. Ein energetischer Animationsfilm von großer visueller Kraft. Den NRW-Förderpreis erhält Cachorro Loko von Igor Shin Moromisato.

 

Lobende Erwähnung der Jury des NRW-Wettbewerbs

Lucky Speed
Nina Poppe
Deutschland, 2014, 11', DCP, Farbe

Begründung:
Mit beeindruckender Beobachtungsgabe und kontemplativer Ruhe zeigt der Film eine Welt in bedächtiger Routine, die letztlich in der Jagd nach Geschwindigkeit ihren Höhepunkt findet. Eine lobende Erwähnung geht an den Film Lucky Speed von Nina Poppe.

 

Preis der West ART-Zuschauerjury
dotiert mit 750 €, gestiftet von West ART

Hausen
Quimu Casalprim
Deutschland, 2014, 9'30'', DCP, Farbe

Begründung:
Dem Film Hausen gelingt es in hervorragender Weise, ein Stimmungsbild zu transportieren, das nachhaltig berührt und innerhalb der Jury ein breitgefächertes Spektrum an Reaktionen hervorgerufen hat.
Der Film überzeugt durch den Spannungsbogen, der von archaischer Symbolik über nachdenkliche Melancholie bis hin zu tiefer Religiosität erzählt. Eine präzise emotionale Sicht auf die Lebenswelt einer Frau, die in ihrem spanischen Heimatdorf auf ihr Leben blickt.
In der Übertragung des zugrunde liegenden Gedichtes von Christoph Wenzel mit dem Titel „Im Nichts Hausen“ ist eine eigenständige Fassung entstanden, die die Grundstimmung überträgt, über eine filmische Gedicht- Interpretation jedoch weit hinausreicht.

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
gestiftet vom Tiergehege Oberhausen, dotiert mit 1.000 €

Åka utför
(Klassenausflug)
Jonatan Etzler
Schweden, 2014, 14’30’’, DCP, Farbe

Begründung:
Manchmal werden Kinder geärgert oder ausgeschlossen, nur weil ihre Eltern nicht so viel Geld haben und sie sich keine teuren Sachen leisten können. Um dazu zu gehören, macht man dann vielleicht Dinge, die einem danach Leid tun. Unser Gewinnerfilm zeigt, dass es unfair und gemein ist andere auszuschließen und dass man nicht immer die neuesten Sachen haben muss, um im Leben glücklich zu sein. Weil wir die Aussage des Films wichtig finden und er in schönen Bildern erzählt wurde vergeben wir den Preis an Åka utför von Jonatan Etzler.

 

evo-Förderpreis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

Losers - Een film over verlies
(Losers – Ein Film über Verlust)
Arianne Hinz
Niederlande, 2014, 16’, DCP, Farbe

Begründung:
Wenn man mal traurig ist, hat man das Gefühl, das Leben würde gar nicht weitergehen. Aber das stimmt nicht! Denn man muss immer nach vorne schauen, genau wie die Kinder in unserem Gewinnerfilm. Die drei erzählen in dieser Dokumentation ihre ganz persönlichen Geschichten, was wir sehr mutig finden. Außerdem hat uns gefallen, dass jeder von uns schon einmal etwas Ähnliches erlebt hat und wir uns deswegen gut in die Geschichten hineinversetzen konnten. Und weil er mit jeder der drei Geschichten ernster wird, kann man immer tiefer in den Film abtauchen. Wir vergeben den EVO Förderpreis an Losers von Arianne Hinz.

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

Oma
Karolien Raeymaekers
Belgien, 2014, 7’30’’, DCP, Farbe
Begründung:
Unsere Lobende Erwähnung verleihen wir einem Film, den wir beim ersten Schauen richtig erschreckend und deswegen gar nicht so toll fanden. Als wir dann aber darüber nachgedacht und miteinander geredet haben, ist uns klar geworden, dass die Bilder genau richtig sind. Denn der Film erzählt von Trauer und Tod und das sind Themen, die einen beunruhigen können. Weil wir uns noch lange an diesen Film und seine ungewöhnlichen Bilder erinnern werden, verleihen wir unsere Lobende Erwähnung an Oma von Karolien Raeymaekers.

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
gestiftet vom Aquapark Oberhausen, dotiert mit 1.000 €

Vestibular
(Times of Competition)
Toti Loureiro, Ruy Prado
Brasilien, 2015, 22’, DCP, Farbe und s/w

Begründung:
Unsere Gesellschaft und auch das Leben von Jugendlichen sind heutzutage geprägt von Konkurrenzdenken und Leistungsdruck. Unser Gewinnerfilm findet für diese wichtigen Themen eindrucksvolle und intensive Bilder, in denen wir uns direkt wieder gefunden haben. Die tolle Kameraarbeit, die Auswahl der Musik, der gute Hauptdarsteller und die kluge Dramaturgie, durch die Einteilung in verschiedene Kapitel, haben uns sehr beeindruckt. Außerdem ist der Film weder zu lang noch zu kurz, sodass wir uns keine Minute gelangweilt, sondern ihn als sehr intensiv wahrgenommen haben. Weil er uns rundum  überzeugt hat, verleihen wir den Preis der Jugendjury an Vestibular von Toti Loureiro und Ruy Prado.

 

Lobende Erwähnung der Jugendjury

AlieNation
Laura Lehmus
Deutschland, 2014, 6’, DCP, Farbe
Begründung:
Unsere Lobende Erwähnung möchten wir einem Film aussprechen, in dem Jugendliche in ihrer eigenen, unverfälschten Art und Weise zu Wort kommen. Denn wer sollte besser davon erzählen können, dass die Pubertät eine anstrengende und schwierige Zeit ist, als Jugendliche selber? Der Film überrascht mit einer ungewöhnlichen und klugen Machart. Weil sie nicht erkannt werden können, trauen die interviewten Jugendlichen sich, frei zu sprechen. Gleichzeitig sind die Animationen so gut und unterschiedlich gemacht, dass sich jeder von uns in einem der Charaktere wieder erkennen kann. Weil er es auch noch schafft, nicht nur Jugendliche anzusprechen, sondern auch Erwachsene zum Lachen und Nachdenken zu bringen, sprechen wir unsere Lobende Erwähnung AlieNation von Laura Lehmus aus.

 

Ankaufempfehlung der Ökumenischen Jury

Tišina Mujo
(Der stille Mujo)
Ursula Meier
Frankreich/Bosnien-Herzegowina/Schweiz, 2014, 11', DCP, Farbe

Begründung:
Der zehnjährige Mujo verschießt seinen Strafstoß, der Ball landet auf dem benachbarten Friedhof. Dort begegnet er einer Frau und es beginnt ein Gespräch über die Menschen, die beide in ihrem Leben verloren haben. Der Regisseurin gelingt es auf erstaunlich selbstverständliche Weise Vergangenheit und Gegenwart im heutigen Sarajewo, Religionen und Generationen mit ihren Widersprüchlichkeiten zu verbinden.

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.000 €

Klaus Lemke für Lost and Found (Mouse on Mars & Eric D. Clark),
Deutschland 2014, 4'

Begründung:
Den mit 2.000 Euro dotierten Preis vergeben wir an Lost and Found von Mouse on Mars und Eric D. Clark, Regie Klaus Lemke. Unserer Ansicht nach steuert dieses Video mit Intelligenz und Ironie einen sicheren Kurs durch viele altbekannte und tief verwurzelte Probleme des Formats Musikvideo. Leider kann Klaus Lemke heute den Preis nicht persönlich entgegen nehmen, da er zur Zeit in München dreht für seinen nächsten Film, "Unterwäschelügen".

 

2. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 €

Lior Shamriz für The Cultural Attaché / Tornado (Kreidler)
Deutschland 2015, 7'

Begründung:
Den mit 1.000 Euro dotierten Preis vergeben wir an The Cultural Attaché von Lior Shamriz mit „Tornado“ von Kreidler. Ebenso wie der Gewinner des ersten Preises ist dieses Video unserer Meinung nach ein interessanter Ansatz, ein paar der eher konventionellen bildlichen Ausdrucksformen im Musikvideo zu entkräften.

 

Der MuVi-Online Publikumspreis
Der MuVi-Online Publikumspreis wird von allen Internetnutzern, die ihre Stimmen auf www.muvipreis.de abgeben, ausgewählt (dotiert mit 500 €).

Till Nowak/Timo Schierhorn/UWE für Denken Sie Groß (Deichkind)
Deutschland 2015, 4'

Trailer

Trailer der 61. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Sandro Aguilar, Portugal, 2015, 0'40''

Pressestimmen

Festival

Die Vielfalt vor allem des internationalen Wettbewerbs dürfte Jahr für Jahr unzähligen größeren Festivals die Schamesröte ins Gesicht treiben.
der Freitag, 7. Mai 2015

 „Think big“, das ist in Oberhausen, diesem dichten Festival über die scheinbar kleine Kunst des Kurzfilms, durchaus auch Motto.
Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2015

Das Oberhausener Kurzfilmfestival mag sich dem Pensionsalter nähern, steckt aber immer noch voller jugendlichem Elan und Innovationskraft.
Sight & Sound, Großbritannien, Juli 2015

… klug begleitete Archivbegehungen und Werkschauen profilierter Avantgardefilmer…
Der Tagesspiegel, 7. Mai 2015

Es ist eine streitbare Wahl [Großer Preis für Wojciech Bakowski], die sehr gut dem Geist dieses traditionsreichen Festivals entspricht, das längst die Brücke zu den bildenden Künsten geschlagen hat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Mai 2015

Es braucht Festivals wie das in Oberhausen, um die Vielfalt filmischer Formen im Kinoalltag wenigstens als Möglichkeitsform präsent zu halten. Auf dass die Arte Povera des Kurzfilms dem Kino den bedachten Einsatz seiner Mittel wiedergeben möge.
Junge Welt, 11. Mai 2015

Oberhausens Stärke ist sein Festhalten daran, auch weiterhin umstrittene Inhalte zu zeigen.
blog.desistfilm.com, USA, 12. Mai 2015

Der Ruhm des Kinos hatte längst eine eigene Anziehungskraft entwickelt. Und wie das Festival in Oberhausen hat er alle technischen Veränderungen schadlos überdauert.
Die Welt, 6. Mai 2015

Auch im Programm haben sich die nun seit fast zwanzig Jahren von Lars Henrik Gass engagiert geleiteten Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen in ihrem 61. Jahr längst von den „Kulturfilm“-Ursprüngen abgesetzt und bedienen mit insgesamt fünf Wettbewerben und einem gewichtigen Rahmenprogramm seit vielen Jahren äußerst erfolgreich den globalisierten Festival- und Kunstzirkus.“
taz, 7. Mai 2015

Die Frage, welchen Stellenwert und Platz Kino heute in der Gesellschaft hat, wurde seit 2007 in Oberhausen immer wieder diskutiert. Und das durchaus lebendig und fruchtbar.
ray-magazin.at, Österreich, Juni 2015

Was Oberhausen am besten beschreibt ist ein Fehlen jeglicher Hierarchien bei der Präsentation von Kurzfilmen. Allen möglichen Arten von Bewegtbildern, die in unsere Definition eines Kurzfilms passen könnten, wird hier die gleiche Bedeutung, das gleiche Gewicht und der gleiche Raum auf der Leinwand zugemessen. Es gibt keinerlei Regeln außer der Länge.
Senses of Cinema No. 75, June 2015

Das Oberhausener Kurzfilmfestival, das vom 30. April bis 5. Mai dieses Jahres seine 61. Ausgabe erlebte, fördert seit seiner Gründung das grundlegendste und experimentierfreudigste Format im Film – und es scheint, als hätte der Kurzfilm noch nie bessere Zeiten gesehen. Ohne Polemik oder große Worte, aber mit vielen Denkanstößen, waren die verschiedenen Filmvorführungen, Diskussionen und Sonderprogramme durchdrungen von einem Gespür dafür, was heute im Kurzfilm passiert. Ob die Arbeiten oder Themen des Festivals neu oder alt waren, retrospektiv oder hochaktuell, beim Kuratieren waren Kontext und Ideen ganz und gar im Jahr 2015 verwurzelt.
http://www.artslant.com/la/articles/show/43054
ArtSlant, USA, Mai 2015

Das Festival, das Künstlern, Verleihern, Archivaren und dem Publikum einen Ort gibt, an dem sie eine gemeinsame Mitte finden und einen Knotenpunkt für die Kurzfilmkultur bilden können.
filmcomment.com, USA, 22. Juni 2015

[Da ist es] wohltuend, dass es eine verlässliche Adresse wie Oberhausen gibt, die das Genre [Kurzfilm] mit einem Auftritt auf der Leinwand adelt. Zumal der künstlerisch ambitionierte Film im Kino kaum noch zu finden ist, sondern sein Biotop in der Galerie, wenn nicht gar gleich im Museum gefunden hat.
Berliner Zeitung, 4. Mai 2015

Seit seiner Gründung sind 61 Jahre vergangen, aber das Oberhausener Festival (Wiege des Manifestes, das den Neuen Deutschen Film der 70er Jahre hervorbrachte) bleibt die wahre Bastion aller Kreativen, für die der Kurzfilm das ideale Format für Experimente ist.
Cuadernos de Cine, Spanien, Juni 2015

In diesem Jahr konnte das Festival wieder einmal seinen Rang als wichtigste Plattform für die Präsentation kurzen, experimentellen und politischen Kinos aus der ganzen Welt behaupten, ebenso wie seinen Ruf als Ort der Begegnung zwischen der Filmindustrie und der Kunstwelt.
Camera Austria International, Austria, No. 130, Summer 2015

Konfrontiert mit der Bandbreite filmischer Ausdrucksmöglichkeiten vom Animationsfilm über experimentelle Arbeiten und Kurzdokumentationen bis zu Kurzspielfilmen begleitete die Auseinandersetzung über Potenzial und Implikationen von Filmbildern das gesamte Programm.
der Freitag, 7. Mai 2015

Die Oberhausener Kurzfilmtage sind seit 1954 eine Institution für die kurze Form, auch weltweit.
Film- & TV-Kameramann, Juni 2015

Oberhausen zeigte sich in seiner 61. Ausgabe nicht mehr wie in den Vorjahren am Scheideweg zwischen den Kontexten von „Kino“ und „Kunst“. Es hat sich entschieden. […] Oberhausen ist das weltweit erste Filmkuratorenfestival.
Frankfurter Rundschau, 6. Mai 2015

Colophon war nach den üblichen Maßstäben nicht der beste Film des Oberhausener Wettbewerbs 2015 – bei dem ich Teil der Jury war – aber er lässt in all seiner Rohheit am meisten erwarten für die Zukunft. Er deutet darauf, dass sich gerade eine neue Welle formiert im deutschen Kino. Ich will sie vorläufig einmal Freischwimmer nennen. Weil ihre Freiheit etwas mit Jugend zu tun hat, mit einer Neugierde, die man Kindern zuspricht.
critic.de, Deutschland, 11. Mai 2015

Thema - Das Dritte Bild

„Ein lustvolles, verspieltes Kino der Attraktionen.“
Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2015

Betrachtet man die Auswahl in Oberhausen (immerhin rund 50 Filme, nicht alle davon stereoskopisch), so lässt sich der schlichte Antagonismus von kommerziellem und experimentellem Kino kaum aufrechterhalten.
frieze d/e, Juni-August 2015

Als verspieltes, durchaus lustvolles Programm erwies sich diese Reihe [3D-Filme], die von dem Filmemacher Björn Speidel, einem wahren Hipster der stereoskopischen Bilder, mit zurückhaltender Passion kuratiert wurde.
epd film, Juni 2015

Da 3D-Kino das kuratierte Thema der diesjährigen Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen war, stellte die Fülle von Filmen und 3D-Techniken (vom Kurator Björn Speidel korrekter „stereoskopische Techniken“ genannt) die perfekte Gelegenheit dar, die Mythen, Möglichkeiten und Grenzen eines Kinos in der dritten Dimension zu erforschen.
mubi.com/notebook, USA, 9 June 2015
https://mubi.com/notebook/posts/cinemas-zion-the-third-dimension/?utm_source=twitter&utm_medium=social&utm_campaign=notebook

Tatsächlich war das die große Stärke des 3D-Programms: Keine andere Sektion im diesjährigen Festival warf ihre Netze auch nur annähernd so weit aus. […] Mal wird es großartig gaga wie in Nicolas Deveaux’ 5,80 METRES (2012), in dem Giraffen vom 5-Meter-Brett springen (die Hälse ins Publikum gereckt), mal dekorativ trist wie in AURORA BOREALIS 3D von Nakamura Ikuo (2014), der die technische Meisterleistung einer stereoskopischen Nordlichtaufnahme mit den süßlichsten Klavierklängen unterlegt, die die public domain zu bieten hat.
cargo, Juni-August 2015

Mit ihren Schwerpunktthemen hatten die Kurzfilmtage in Oberhausen in den vergangenen Jahren fast immer ein glückliches Händchen. Auch das diesjährige Thema „Das Dritte Bild – 3D-Kino als Experiment“ glänzte wieder mit etlichen Ausgrabungen und Highlights.“
Filmecho/Filmwoche, 16. Mai 2015

Sieben Minuten, in denen die Welt selbst nach den Maßstäben des Avantgardekinos nicht mehr in Ordnung ist. Dafür [Red Capriccio, Blake Williams] alleine hat sich das in Oberhausen viel und zwischendurch auch von mir und nicht immer, aber im Großen und Ganzen vielleicht doch eher zu Unrecht gescholtene Themenprogramm „Das Dritte Bild - 3D-Kino als Experiment“ gelohnt.
perlentaucher.de, 6. Mai 2015

Werden ästhetische und inhaltliche Lösungen für künstlerische Aussagen gefunden, die „nur“ mithilfe dieser neuen Technik zu einem adäquaten Ausdruck finden? Wenn auch der Gesamteindruck des Oberhausener Themenschwerpunkts zu einer kulturpessimistischen Antwort verleitet, gab es doch einige Werke, denen dieser Kurzschluss gelang. Sie eröffnen dem künstlerischen 3D-Film Perspektiven, weil sie ausschließlich durch die stereoskopische Umsetzung funktionieren [u.a. „Curtains“, Lucy Raven; „Back Track“, Virgil Widrich].
Filmdienst Nr. 11, 28. Mai 2015

Das kritische Hinterfragen von Themen wie der Darstellung des Raums in Film und Video und dem Mythos, dass Innovationen in der Produktionstechnik dem Filmzuschauer „realere“ Darstellungen der Welt bringen, blieb einer Reihe von hervorragenden Filmen überlassen, die sich auf die vielen Profilprogramme, Wettbewerbe, Archivpräsentationen und Verleihervorführungen des Festivals verteilten.
http://blog.frieze.com/film-in-three-dimensions-postcard-from-the-61st-international-short-film-fe/
Frieze blog, UK, 1 June 2015

Plausibilität gewann die von Björn Speidel kuratierte Show am ehesten dort, wo die Werke das Gespür für die Prozessualität visueller Wahrnehmung verstärkten: so etwa Lucy Ravens als Loop installierter Film Curtains (USA, 2014).
Eikon, Österreich, Nr. 90, Sommer 2015

Profil Ito Takashi

Das Gesamtwerk eines Künstlers auf einmal zu sehen bedeutet, einen privilegierten Zugang zu seinen Schwärmereien zu bekommen, und mit der Retrospektive von Ito Takashis filmischen Arbeiten der letzten 25 Jahre bekamen wir Zugang zu dieser speziellen Matrix von Obsessionen, sahen ihr Aufblühen, ihre Verwandlung und ihre Evolution.
mubi.com/notebook, USA, 4 June 2015

MuVi-Preis

Die Auswahl der besten Musikvideos zeigt einmal mehr, dass die Kurzfilmtage eine Oase für die künstlerische Interpretation von Musik sind, die im Kommerz des Massengeschmacks zerdrückt würde.
NRZ/WAZ, 4. Mai 2015

Kinder- und Jugendfilme

Nicht nur mit diesem hinreißenden Film [AlieNation, Laura Lehmus] zeigen die Jugendprogramme der Oberhausener Kurzfilmtage, dass sich ihre enge Alterseinteilung – ab 12, 14 und 16 Jahren – nicht nur an Zumutbarkeiten, sondern auch am Zuschnitt auf Probleme festmacht, die sich in diesem schnell verändern können. […] Fordern, um zu fördern.
Kinder- und Jugendfilm-Korrespondenz Nr. 2/2015

Katalog

Der Festivalkatalog 2015 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 10 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2014

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 8.000 €

La Estancia
Federico Adorno
Paraguay 2014, 14'
DCP, Farbe

Begründung:
Konstruiert als eine Reihe subtiler Tableaus, ist dieser Film eine fundierte Kritik systematischer Unterdrückung. Ausgehend von einem Massaker in einem Disput um Landrechte in Paraguay, geht diese eindringliche Arbeit weit über den lokalen Kontext hinaus und wird zur Stimme des Kampfes für Grundfreiheiten.

 

Hauptpreis
dotiert mit 4.000 €

Gangster Backstage
Teboho Edkins
Frankreich/Südafrika 2013, 37'30''
file, Farbe

Begründung:
Abwechselnd intensiv und behutsam erforscht dieser Film, der sich um Genres nicht kümmert, die komplexe Realität eines Lebens am Rand, bei dem die unmittelbare Erwartung des Todes Teil der tagtäglichen Realität ist. Als Erkundung privater Geschichten, die zwischen der Bühne und den Kulissen hin- und herwechseln, ist diese einfühlsam gemachte Arbeit ein herausragendes Filmportrait.

 

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 €

Epistrofi stin odo ailolu
Maria Kourkouta
Frankreich/Griechenland 2013, 14'
DCP, s/w

Begründung:
Im Versuch, ein Gefühl des Dazuzugehörens wiederzugewinnen, stellt eine Filmemacherin die kulturelle Erinnerung dar. Mit seinem leidenschaftlichen Einsatz von angeeignetem Material, Gedichten, Texten und Musik ist dies ein vielschichtiges und erinnerungsträchtiges Filmkunstwerk.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

THRENODY FOR THE VICTIMS OF MARIKANA

Aryan Kaganof
Südafrika 2014, 26'30''
file, Farbe
Begründung:
Ein Zeugnis dafür, wie unsere Wahrnehmung permanenter sozialer Ungerechtigkeit von gesellschaftlichen und medialen Mechanismen geformt wird und ein Vorschlag, wie man diese demontieren könnte.

Konrad & Kurfürst
Esther Urlus
Niederlande 2014, 7'
16 mm, Farbe
Begründung:
Für seine alchemistische "Re-Imagination" eines historischen Moments geht eine Lobende Erwähnung an diese handwerklich außergewöhnliche Arbeit.

Măt trói đen
(Schwarze Sonne)
Truong Quê Chi
Frankreich/Vietnam, 2013, 13'
file, Farbe
Begründung:
Eine minimalistische Auseinandersetzung mit urbaner Angst, ist dieser sorgfältig gedrehte Film eine vollendete Erkundung narrativer Strategien im Film.

 

Erster Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

River Plate
Josef Dabernig
Österreich 2013, 16'
35 mm, b/w

Begründung:
Körper und Landschaft, Haut und Beton. Die zentralen Motive des Films kontrastieren in brilliant komponierten Schwarzweißbildern. Der Regisseur zeichnet ein konzentriertes Portrait von Menschen, die sich die Landschaft aneignen — ungeachtet ihrer Unwirtlichkeit. Stoisch sitzen sie da, streichen über ihre Bäuche und trotzen Stein und Regen. Volkstümliches Vergnügen als Metapher für den Zustand der Welt; die Jury des Landes Nordrhein-Westfalen zeichnet River Plate von Josef Dabernig aus als präzises Psychogramm des modernen Menschen.

 

Zweiter Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 3.000 €

Tremor
Ricardo Alves Jr.
Brasilien 2013, 14'
35 mm, colour

Begründung:
Der 2. Preis geht an einen Film, in dem es nur abwärts geht. Beim Abstieg durch die Stockwerke streng verwalteter Gebäude folgen wir einer kleinen Erzählung, eingebettet in klare Bilder, die uns Schrecken und Suche als Teil lateinamerikanischer Realität zeigt.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Just Like Us
Jesse McLean
USA 2013, 15'
file, Farbe

Begründung:
Der Film offenbart die außergewöhnliche Sensibilität und Zurückhaltung der Filmemacherin, die uns durch eine vollkommen eigene narrative Landschaft führt, die sich aus meisterhaft ineinandergefügten Texten und Bildern, Tönen und Visionen ergibt.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Neeuklidinė Geometrija
Škirmanta Jakaitė, Solveiga Masteikaite
Litauen 2013, 11' 30''
DCP, Farbe

Begründung:
In bisweilen irritierenden Bildern erzählt der Film auf verschiedenen Ebenen eine Geschichte von Partnerschaft, Trennung und Liebe. Auf diese Weise fordert er dazu heraus, sich mit der Frage nach der (Un-)Endlichkeit der Liebe auseinanderzusetzen und eigene Antworten zu suchen.

 

Lobende Erwähnung der ökumenischen Jury

Two Films about Loneliness
Christopher Eales,
Will Bishop-Stephens
Großbritannien 2014, 5' 30''
file, Farbe
Begründung:
Der Film erzählt parallel die Geschichten zweier Figuren, die auf je eigene Weise mittels Internet Kontakt suchen und überraschend zueinander finden. Per Split-Screen und im Stop-Motion-Verfahren gelingt den beiden Filmemachern eine Geschichte mit Leichtigkeit und Witz über die Bedeutung von Beziehungen in einer medial geprägten Gesellschaft.

 

Zonta-Preis für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb
dotiert mit 1.000 €

A Million Miles Away
Jennifer Reeder
USA 2014, 28'
file, Farbe

Begründung:
"Today I met some girls who know everything about everything", notiert die Vertretungslehrerin Chrystal Chambers nach einer Schulchorprobe in ihrem Tagebuch. Vor allem scheinen die selbstbewussten Teenagerinnen ihren eigenen Wert zu kennen — ein Wissen, das der Erwachsenen im Laufe ihres Frauenlebens abhanden gekommen ist. Die scharf gezeichnete Konfrontation von junger, unangefochtener Stärke und gesellschaftlich bedingter Gebrochenheit löst sich am Ende auf im gegenseitigen Erkennen und gegenseitiger Solidarität.
In einer dichten, in der Popkultur verwurzelten Skizze aus wenigen konzentrierten Szenen, mit starken Darstellerinnen und präzisen Dialogen öffnet Jennifer Reeder einen weiten Raum und erzählt so sarkastisch wie zärtlich von zwei gegenläufigen biographischen Stadien weiblichen Selbstbewusstseins.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen
Susann Maria Hempel
Deutschland 2014, 18'
file, Farbe

Begründung:
Die Wiederaufführung einer speziellen ostdeutschen Erfahrung nach 1989. Der Schrecken und alle Grausamkeiten werden hier mit den Bestandteilen einer explodierten Puppenstube aufgeführt. In einer von einfachen Nylonschnüren angetriebenen Kinetik werden Gegenstände und Puppenteile zu Akteuren in einem Szenario, das von schweren Leiden und sexuellen Schädigungen handelt.
Die Künstlerin und Regisseurin Susann Maria Hempel baut in Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen ein drastisches Tableau thüringischer Fallgeschichten auf. Traumwandlerisch bewegt sie sich zwischen Objektebenen, dialektgeprägter Rede, Schrift und Gesang.
Die sexuelle Aufladung beruht hier aber nicht nur auf der Anklage erlittener Traumatisierungen, sie zeigt sich auch als eine starke Faszination an Transgression. Grauen und Niedlichkeit liegen hier untrennbar beieinander.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 €

Imraan, c/o Carrom Club
Udita Bhargava
Deutschland 2014, 13'30''
DCP, Farbe

Begründung:
Die Regisseurin Udita Bhargava gibt uns einen souverän gefassten Einblick in das Milieu eines Carrom-Clubs in Mumbai. In dieser Spielhölle in einem muslimisch geprägten Slum treten Männer mit unterschiedlichsten kleinkriminellen Hintergründen auf, die auf den ersten Blick so kindlich wie machistisch wirken. Um den frühreifen Betreiber Imraan schart sich diese Subkultur, deren Mitglieder sich sowohl als Täter wie auch als Objekte gerieren.
Bhargavas Kamera begeistert durch ihre gleichzeitig stilsichere und sinnliche Darstellung.

 

Lobende Erwähnungen der Jury des Deutschen Wettbewerbs

L'Amour sauvage
Lior Shamriz
Deutschland 2014, 26'
file, Farbe

Das satanische Dickicht - EINS
Willy Hans
Deutschland 2014, 29'30'
file, Farbe

 

Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der NRW.Bank

El carro azul
Valerie Heine
Kuba, Deutschland, 2014, 20'
DCP, Farbe

Begründung:
Pulsierende Handkamera-Bilder auf einem Gay Pride Happening, ruhige stringent komponierte Bilder für die Handlung auf Kuba. Stilsicher und unter Vermeidung gängiger Kuba-Klischee-Motive schildert Valerie Heine die Wiederannäherung zweier Brüder nach der Rückkehr des einen aus den USA, reduziert und schnörkellos auch auf der Dialogebene. Ein altes Familienspiel reicht als Katalysator und führt zur Versöhnung. Auch die schauspielerische Leistung der Protagonisten ist ein weiterer Grund, diesen souverän umgesetzten Film mit dem Hauptpreis auszuzeichnen.

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW Bank

Molly und Andy
Ceci Leal
Deutschland 2013, 4'30''
file, Farbe

Begründung:
Sowohl die beiden Meerschweinchen als auch die Regisseurin kommen ursprünglich aus Südamerika. Leicht und witzig projiziert Ceci Leal ihre Migrationserfahrungen — falsches Wetter, schweres Essen, Einsamkeit und Heimweh — auf ihre beiden Tierchen mit den großen Knopfaugen. Energievoll und überraschend setzt Radek Vogt die Geschichte in einer Kombination aus Legeanimation und Realfilmbildern spielerisch um.

 

Lobende Erwähnung der Jury des NRW-Wettbewerbs

Sonntag, Büscherhöfchen 2
Miriam Gossing, Lina Sieckmann
Deutschland, 2014, 11'
file, Farbe
Begründung:
Erst hört man das Geräusch. Dann sieht man Rollläden in einem Haus im Bergischen Land sich heben. Ein Konzept, das sich durch den Film zieht: der Ton leitet über zum Bild. Die Filmemacherinnen Miriam Gossing und Lina Sieckmann führen uns mit ruhigen, fotografischen Bildern in einen exotisch-schwülen Mikrokosmos, den man hier nicht vermutet. Dabei beweisen sie ein feines Gespür für die Platzierung der Bewohner im Haus und damit in ihren Bildern, ohne sie der Lächerlichkeit preis zu geben.

 

Preis der West ART-Zuschauerjury
dotiert mit 750 €, gestiftet von West ART

Good Soil
Sebastian Lemke
Deutschland 2013, 8'
file, Farbe

Begründung:
Der Dokumentarfilm Good Soil hat ein aktuelles Thema aus der Region, und das Schicksal der Zwillinge/Gärtner berührt sehr. Und die Tragik wird anschaulich, wenn der Bagger vor der Tür steht.

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet vom BERO-Zentrum

Fatima
Naima Mohamud
Finnland 2013, 19' 30''
DCP, Farbe

Begründung:
Dass Freundschaft wichtig ist, wissen die meisten. Dass manche Situationen aber ohne eine beste Freundin oder einen besten Freund kaum zu schaffen sind, zeigt unser Gewinnerfilm. Und er greift das Thema Scheidung auf, dass finden wir sehr wichtig. Trotzdem ist er vor allem witzig, spannend und man lernt, dass man zusammenhalten muss. Außerdem sind wir von der Musik und den tollen Ideen begeistert, die die Mädchen in Fatima von Naima Mohamud haben.

 

evo-Förderpreis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

Alles mag
(Erlaubt ist, was gefällt)
Steven Wouterlood
Niederlande 2014, 23'
DCP, Farbe

Begründung:
Unser Gewinnerfilm handelt von Freundschaft, Liebe und Abschied. Und zeigt, dass man einen Dickkopf haben muss, um machen zu können, was einem Spaß macht. Uns hat es viel Spaß gemacht, ihn zu gucken! Die Farben sind toll und die Musik fröhlich: Hauptdarsteller Tygo erzählt von Karneval in Südholland. Außerdem kann man sehr gut verstehen, wie er sich fühlt.

 

Lobende Erwähnung Kinderjury

Dirty Laundry
Aaron Martinez
USA 2013, 18'
DCP, Farbe
Begründung:
In unserer lobenden Erwähnung geht es um Mut und darum, seine Ängste zu besiegen. Der Film zeigt, dass Monster wachsen, wenn man Angst hat und zu Freunden werden können, wenn man sich ihnen stellt. Das Wäsche-Monster und die Effekte in Dirty Laundry von Aaron Martinez haben uns überzeugt!

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €

Jamey's Gevecht
(Jameys Kampf)
Denise Janzée
Niederlande 2013, 15'
DCP, Farbe

Begründung:
Unser Gewinnerfilm verdeutlicht auf eindrückliche Art und Weise, wie wichtig es ist, dass man an sich glaubt und seine Ziele verfolgt. Obwohl die Geschichte eines jungen Mannes erzählt wird, der mit ganz speziellen Problemen zu kämpfen hat, werden doch Themen beschrieben, die jeden betreffen und Situationen dargestellt, die wir alle kennen. Dieser hohe Identifikationswert beschreibt für uns eine der großen Stärken dieses Films.
Daneben haben wir nicht eine einzige Szene als überflüssig empfunden. Die toll ausgewählten Sequenzen und die stimmige Schnitttechnik haben uns ebenso begeistert wie die beeindruckende Leistung der Hauptperson.
Weil dieser Film die unterschiedlichsten Emotionen in uns angesprochen hat — wir unterhalten, ergriffen und gespannt waren — verleihen wir Jamey's Gevecht von Denise Janzée den diesjährigen Hauptpreis der Jugendjury.

 

Lobende Erwähnung Jugendjury

Solecito
(Kleine Sonne)
Oscar Ruiz Navia
Kolumbien/Dänemark/Frankreich 2013, 20'
DCP, Farbe
Begründung:
Unsere lobende Erwähnung möchten wir einem Film aussprechen, dessen wohldurchdachte Symbolik uns nicht nur begeistert, sondern vor allem auch zum Nachdenken angeregt hat. Der Detailreichtum in seinen schön komponierten Bildern, die glaubhaften Dialoge und vor allem seine charmanten Darsteller machen diesen Film für uns zu einem in sich geschlossenen Kunstwerk. Vor allem das faszinierende Spiel mit Realität und Fiktion und die Frage danach, ob es sich um eine Dokumentation oder einen Spielfilm handelt, haben den Film für uns spannend und einzigartig gemacht. Solecito von Oscar Ruiz Navia regt in unseren Augen dazu an, noch einmal darüber nachzudenken, wem man eine zweite Chance geben sollte und ob sich die Liebe so einfach wieder aufladen lässt wie eine Solarlampe.

 

Ankaufsempfehlung der Ökumenischen Jury

Vloeibaar Staal
(Stählerne Tage)
Flynn von Kleist
Niederlande 2013, 24'
DCP, Farbe

Begründung:
In der tristen Umgebung eines Stahlwerkes kümmert sich Franka sehr um ihren Vater und den Haushalt. Als sie einen jungen Mann kennen lernt, beginnt die Siebzehnjährige, dieses Leben in Frage zu stellen. Auf einfühlsame Weise stellt Vloeibaar Staal die bedrückenden Lebensumstände und die Abhängigkeit der jungen Frau dar. Ebenso gelingt es dem Film mit beeindruckenden Bildern, Frankas Wunsch nach Freiheit und einem selbst bestimmten Leben zu vermitteln.

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.000 €

Ted GaierKatharina Duve und Timo Schierhorn für Der Investor (Die Goldenen Zitronen), Deutschland 2013

Begründung:
Der Bahnsteig als Laufsteg. Der Investor investiert in subkulturelles Kapital, das sich in real money konvertieren lässt. Bohemistische People auf dem Laufsteg produzieren devianten, dissidenten Außenseiterglamour. Die - ehemalige - Subkultur als Attraktion für modernes Stadtmarketing, dagegen und doch dabei, ob sie wollen oder nicht.
Der bekannte Maler, der gefragte Theaterregisseur, die Autorin, der Labelchef, die Schauspielerin, der Clubbetreiber, auf dem Catwalk werden sie interessant für den Investor. Der Bahnhof, der Ort des Kommens und Gehens, auch ein Schauplatz sozialer und politischer Auseinandersetzungen, wem gehört die Stadt, wer investiert in die Stadt? Immer wieder reflektieren Die Goldenen Zitronen die widerspruchsreichen Bedingungen ihrer künstlerischen Arbeit und die tiefgreifenden politischen Veränderungen in rund dreißig Jahren Bandgeschichte. Dass sie dabei an einer - bei allen Komplikationen - positiv besetzten Idee des Sozialen festhalten und diese Idee keine Altersgrenze zulässt, das demonstriert die Bahnsteigparade mit dem Hamburger Freundeskreis. Klar, dass schlaue Investoren sich für solche Typen interessieren. Auch wenn man die Akteurinnen und die konkreten Kontexte aus der HH-Szene nicht kennt, strahlt der Clip und die Musik Nowness aus, könnte nicht sieben Jahre älter sein oder sieben Jahre jünger.

 

2. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 €

Noriyuki Kimura für UNSERHAUS for The New Era (Masahiro Miwa), Deutschland 2014

Begründung:
Der erste Platz repräsentiert maximal sozialen Content, Narration, Gegenwart, UNSERHAUS ist dagegen maximal opak, kryptisch, ohne erkennbare Narration, Figuren, Lichter, Schatten, ein Sound, der sich von weit draußen in die Ohren bohrt, frequencies jumping, wie machen die das?
Wir fanden es eine gute Idee, den rätselhaftesten und den erzählerischsten Clip zu preisen, den von Deutschland fernsten und den deutsche Verhältnisse analysierenden zu wählen. Was so auch nicht wirklich stimmt, "Japaner in Düsseldorf" haben Family Five schon in den Achtzigern besungen. Masahiro Miwa, der Komponist von UNSERHAUS ist einer von ihnen, er hat in Düsseldorf studiert.

 

Der MuVi-Online Publikumspreis
dotiert mit 500 €, gestiftet von AVID

Dietrich Brüggemann für Easy Or Not (Tim Neuhaus ft. Kat Frankie), Deutschland 2013

Kamera: Alexander Sass
Schnitt: Vincent Assmann
Produktion: Paul Ohmert
Label: Grand Hotel van Cleef

Der MuVi-Online Publikumspreis wird von allen Internetnutzern, die ihre Stimmen auf www.muvipreis.de abgeben, ausgewählt.

Trailer

Trailer der 60. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Brothers Quay, Großbritannien, 2014, 0'50''

Pressestimmen

Es war der erfreulichste Festivaljahrgang seit langem, erfüllt von einer einzigartigen Spielfreude und jenem so wunderbaren Aufeinandertreffen der Generationen, das sich nur hier erleben lässt. 
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 7. Mai 2014

Ein widerspenstiges Festival, das seine Hipsterzuschauer, die immer mehr aus der Kunstszene als aus dem cinephilen Milieu kommen, stets aufs Neue herausfordert. Klaus Lemke, der letzte Rocker des deutschen Kinos [...], hat es in einer Geburtstagsbotschaft auf den Punkt gebracht: "Fuck you, Oberhausen. And good luck!" 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 15. Mai 2014

Die Tatsache, dass Oberhausens langes Leben geprägt war von Kontroversen, grimmiger Unabhängigkeit und grundsätzlicher Nicht-Kommerzialität, trägt nur zu seinem Ruf bei. 
John Beagles, Sight & Sound, Großbritannien, August 2014

Ein Festival mit einer klaren Identität und einer starken kuratorischen Stimme. Obwohl viele Menschen an den Programmen arbeiten, ist das Gesamtbild stimmig und überzeugend. Oberhausen versteht, dass das Gespräch größer ist als der Raum, in dem es stattfindet. Das Festival ist anpassungsfähig und beugt sich den Bedürfnissen des Films, ohne ihn je in eine Schublade zu zwingen. 
Tara Judah, Senses of Cinema, Australien, Juni 2014

Oberhausens hat sich mit seinen aufwändigen kuratierten Nebenreihen sehr erfolgreich eine bedeutende Nische in der Festivalwelt erobert. Das Festival konzentriert sich weiter auf seinen Kern – Kurzfilme aller Genres –, hat dabei aber die Fußangeln des Alles-zeigen-Ansatzes großer Festivals vermieden oder verringert, indem es einer breiter angelegten Untersuchung der Filmkunst Raum und Öffentlichkeit gibt. 
Andréa Picard, Cinema-Scope, Kanada, Nr. 54, Sommer 2014

Ästhetische, formalistische, intellektuelle Positionen erscheinen in den vielen kurzen Filmen von Oberhausen in großartiger Vielfalt. Das Festival gibt sich dazwischen dezent, zügig, sympathisch, unkompliziert. 
Dennis Vetter, negativ-film.de, 12. Mai 2014

Bei den Internationalen Kurzfilmtagen von Oberhausen konnte man das Staunen wieder lernen. Zwischen Lemke und Ruttmann erweist sich Oberhausen auch mit 60 Jahren als das jüngste, frischeste, wachste deutsche Filmfestival – in Stärken wie Schwächen ein Spiegel der Geschichte der Bundesrepublik und ein Seismograph unseres Zeitalters. 
Rüdiger Suchsland, artechock.de, 8. Mai 2014

Das flackernde Licht in einem dunklen Raum ist nur die halbe Geschichte: Das Publikum kam miteinander redend aus den Kinos, und das ist an sich schon ein kleiner Sieg, der sich jedes Jahr in Oberhausen wiederholt. 
Adam Pugh, Art Monthly, Großbritannien, Juni 2014

Und so sieht man im nordrhein-westfälischen Oberhausen das Aufeinandertreffen, Überschneiden, Verschmelzen und Auseinanderdriften einer sehr allgemeinen Kunstform — dem Film -, die vielen "Kino" und manchen "Videokunst" bedeutet. Ein seltener Ort, wie es aussieht, denn diejenigen, die sich den gerade erwähnten deterministischen Perspektiven und Definitionen dieser Kunst verschrieben haben, treffen oft nur ganz zufällig am gleichen Ort aufeinander.
Daniel Kasmanmubi.com, USA, 9. Mai 2014

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, die ihren 60. Geburtstag feierten, sind ein echtes Fest für Augen, Ohren und Verstand. 
Tara Judah, fandor.com, USA, 7. Mai 2014

Was die Kurzfilmtage auszeichnet, ist die Tatsache, dass sie ziemlich abseits des Marktes stattfinden, was den Filmern hier traditionell einiges an Erprobung von Sujets und Tehniken erlaubt. Bei diesem Festival werden in "Open Screenings" sogar die von der Auswahlkommission abgelehnten Arbeiten gezeigt. Es liegt aber auch am Kurzfilm an sich, das Spiel zwischen Fragmentarisierung und Verdichtung, das hier im besten Fall die Erforschung der Form vorangetrieben wird. 
Christof Meueler, Junge Welt, 9. Mai 2014

So sollte Kino sein. Ungewöhnlich und überraschend. Dieses Jahr hat Oberhausen gezeigt, dass Inspiration, Vorstellungskraft und Illusion ein post-cinematographisches Kinoerlebnis werden kann, in dem filmsprachliche Grenzen und Kategorien erneuert und entwickelt werden dürfen. 
Jennifer Borrmann, kino-zeit.de, 12. Mai 2014

Die Kurzfilmtage sind ein unbezahlbares Aushängeschild für die Stadt. Weltweit wird Oberhausen mit ihnen in Verbindung gebracht.  […]  Keine noch so teure Werbekampagne wäre annähernd so erfolgreich wie dieses Festival, das einmal im Jahr internationale Besucher in die City spült. 
Gudrun Mattern, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 3. Mai 2014

Neben dem Internationalen Forum der Berlinale sind die Oberhausener Kurzfilmtage heute das wichtigste deutsche Festival für den Film als Kunst. Anstatt sich selbst zu feiern, führt sich das Kino hier freiwillig an seine Grenzen. 
Daniel Kothenschulte, Kölner Stadt-Anzeiger, 3. Mai 2014

60 Jahre sind diesem Festival nicht anzumerken: ein Multiplexkino mit Atmosphäre, perfekte Projektionstechniken, experimentelle Filmkunst, Musikvideos, Erzählformen, DJ-Profile in der Festival-Bar, Diskussionsrunden, Poetry Clip-Wettbewerb, Open Air, Kinder- und Jugendfilme, Preise. Die Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen feiern ihren runden Geburtstag und strahlen in die Filmwelt. 
Achim Lettmann, Westfälischer Anzeiger, 3. Mai 2014

Während andere A-Festivals sich mit dem Vorwurf konfrontiert sehen, zu wenig Regisseurinnen eine Chance zu geben, kann davon in Oberhausen keine Rede sein.   […] Wenn Frauen in Oberhausen eine Chance bekommen, können sie diese aber auch nutzen. So gingen von den neun großen Hauptpreisen fünf an Regisseurinnen. 
Georg Immich, Film & TV Kameramann, Juni 2014

Bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen liegt der Inhalt jener Tradition jedoch gerade in einer neugierigen Experimentierfreudigkeit begründet. Es ist der beständige Versuch, Seherfahrung, kollektives Kinoerlebnis und festgefahrene ästhetische und kulturpolitische Wege in Frage zu stellen. 
Jennifer Borrmann, ray-magazin.at, Österreich, Mai 2014

"Film ohne Film" war das Thema einer mitunter sensationellen Themenreihe, die an die künstlerische Eroberung der Leinwand durch das "Expanded Cinema" der sechziger Jahre erinnerte. Und mit einer erstaunlichen Lebendigkeit ihre Ideale bei jungen Filmkünstlern bekannt machte. 
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 7. Mai 2014

Das wagemutigste Schwerpunktprogramm in der 17-jährigen Amtszeit des Festivaldirektors Lars Henrik Gass. 
Reinhard Kleber, Filmecho/Filmwoche, 16. Mai 2014

Das diesjährige Thema “Memories Can’t Wait – Film without Film” war zeitgemäß, hochgradig provokativ und illustrierte aufs Schönste die Verbindungen zwischen vergangenen, heutigen und zukünftigen Überlegungen dazu, was Film ausmacht, wer ihn herstellt, was der Kinoraum symbolisiert und die unterschiedlichen Arten, in denen wir in diesem Raum mit dem Ding, das wir als Film bezeichnen, koexistieren. 
Tara Judah, Senses of Cinema, Australien, Juni 2014

Dass allerdings […] ganz viel geschehen ist bei den diesjährigen Kurzfilmtagen, das konnte sehen, wer da war, und die Themen-„filme“ gehörten auf jeden Fall mit zum Besten davon. 
Ann-Katrin Günzel, Kunstforum International, Juni-Juli 2014

Die Frage nach dem Kino ist hier umso klüger gestellt, weil sie nicht explizit aufscheint, sondern sich hinter der vordergründigen Lust versteckt, die Grenzen auszutesten, dem Kino den Film wegzunehmen, um zu sehen, was dann noch bleibt. 
Frédéric Jaeger, critic.de, 7. Mai 2014

[...) Das Zelluloid ist längst aus den Vorführräumen verbannt zugunsten einer digitalen Projektion. Das Kino von heute ist bereits ein Kino ohne Film. Eine heimliche Kritik an der Illusionsmaschinerie eines oft seelenlosen digitalen Kinos stellten die neueren Arbeiten in der "Film ohne Film"-Reihe dar. 
Hans Schifferle, epd film, Juni 2014

Ein faszinierendes Programm von "unmöglichen Filmen", das den Zuschauern in einer Zeit audiovisueller Exzesse beglückende Momente schenkte, in denen sie einfach nur verharren, staunen oder Mitspielen durften. 
Gabrielle Schultz, Die Welt, 7. Mai 2014

Das wäre dann die wahrhaft interaktive Tätigkeit: sich durch den Wust wühlen, in dem nicht alles, aber vieles Platz hat, in dem Halbstünder neben Zweiminütern, kolumbianische Marionetten neben animierten Aborigines-Fabeln stehen. […] Oberhausen, schöner Wust. 
Elena Meilicke, der Freitag, 8. Mai 2014

Angesichts der überreichlichen Auswahl (mein einziger echter Einwand) war die Hauptattraktion für mich dieses Jahr das Profil-Programm zu Mara Mattuschka. In 17 Arbeiten, chronologisch nach den1980er, 90er und 2000er Jahren geordnet und auf drei Programme verteilt, explodierte Mattuschkas Alter Ego Mimi Minus auf der Leinwand wie es nur ein wahrer Avantgarde-Star kann. 
Tara Judah, fandor.com, 7. Mai 2014

[Mattuschkas] lebensbejahende, wilde Filme haben Oberhausen schon oft beglückt — mit ihrer zauberhaft-versponnenen Präsenz bei der Präsentation der Filme und auf der Leinwand selbst. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 15. Mai 2014

Im Deutschen Wettbewerb gewann der Beitrag von Susann Maria Hempel Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen (2014). Der Film bebildert Interviews von Opfern unfassbaren Leids. Phantastisch, ungeheuer beklemmend und gleichzeitig kindlich-naiv. Wo sonst, wenn nicht hier, könnte man derart außergewöhnliche Kurzfilme sehen? 
Jennifer Borrmann, kino-zeit.de, 12. Mai 2014

Oberhausens Tradition als Festival der Dialektik und Verfechter genauer intellektueller Befragungen von Prozess, Ästhetik und Politik in seinen Programmdiskussionen und der Podium-Serie wurde in diesem Jahr mit der Einführung des Oberhausen Seminars auf eine neue Ebene gehoben. 
Aily Nash, The Brooklyn Rail, USA, 5. Juni 2014

Die so ironisch reflektierte Deterritorialisierung des kinematografischen Raums lässt sich leicht zurückbeziehen auf die immer schon über jede räumliche Trennungslinie erhabenen Dramaturgien der Filme selbst; umso mehr, wenn, wie in den Oberhausener Programmen, dokumentarische und fiktionale Absichten aufeinandertreffen, ebenso wie digitale und analoge Herstellungsweisen. 
Rainer Bellenbaum, camera austria, Österreich, Nr. 126, 2014

Katalog

Der Festivalkatalog 2014 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 10 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2013

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 8.000 €

Kirik Beyaz Laleler (Off-White Tulips)
Aykan Safoglu
Deutschland/Türkei 2013, 24', DCP, Farbe

Begründung:
Wer kennt keine Frau, die ihre Haare blond gefärbt hat? Oder die nie – nicht einmal in Träumen – einen imaginären Freund hatte?
Aykan, vielleicht gehört die Geschichte deiner Beziehung zu James Baldwin nicht allein in das Reich der Fiktion. Deine Arbeit, eine Hommage an Baldwin, steht vielmehr auf der subtilen und brüchigen Grenze zwischen zwei Welten – der realen und der kreativen – ebenso wie zwischen den Zeiten/Augenblicken. Indem du Bilder von Baldwin geschickt mit deiner persönlichen Erkundung verknüpfst, stellt Kirik Beyaz Laleler zahlreiche schöne Verbindungen mit den Zuschauern her. Wir freuen uns sehr, dass wir an deinem Porträt eines exilierten Schriftstellers teilhaben können, mit dem du drei Lebensjahre teilst (1984-1987).

 

Hauptpreis
dotiert mit 4.000 €

Ziegenort
Tomasz Popakul
Polen 2013, 19', DCP, Farbe

Begründung:
Der Schöpfer dieser Arbeit hat sich entschieden, seinen Film mit dem großzügigen Vorschlag einzuführen, dass wir alle gut zueinander sein sollen. Diese Botschaft wird künstlerisch gestaltet und mit Hilfe einer Reihe animierter Zeichnungen verkündet, die zahlreiche Tiefen und Perspektiven aufweisen. Diese regionale und semi-autobiographische Erzählung bleibt auf die schönste Art und Weise unvergesslich. Tomasz Popakul, Danke, dass du uns ans Meer mitnimmst: durch schwarzweiße Bilder, die komplexe, schwelende Atmosphären schaffen, ohne Schnorchel oder Sauerstofftank.

 

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 €

Dad's Stick
John Smith
Großbritannien 2012, 5', HDCAM, Farbe

Begründung:
Mr. John Smith, ein Lineal, eine Tasse (und ziemlich viel Farbe). Es ist uns eine Ehre, Mr. Tony Smith vorgestellt zu werden. Ein fein geknüpftes Netz winziger Details bereichert und ermöglicht das tiefe und farbenfrohe Eintauchen in das persönliche Palimpsest von Erinnerungen, das Dad's Stick so beeindruckend zusammenfasst.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

Rogalik
Pawel Ziemilski
Polen 2012, 17'30'', DCP, Farbe

Journal
Sirah Foighel Brutman, Eitan Efrat
Belgien 2013, 16', Blu-ray, Farbe

A onda traz, o vento leva
Gabriel Mascaro
Brasilien/Spanien 2012, 28', DCP, Farbe

 

Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

Montaña en sombra
Lois Patiño
Spanien 2012, 14', DCP, Farbe

Begründung:
Wir zeichnen einen Film aus, dessen Narration sich allein aus der Kraft der Bilder entwickelt. Er zeigt uns einen Berg, dem der Mensch tiefe Narben zufügt. Mit herausragendem Handwerk arbeitet die Kamera an der Grenze zu schwarz-weiß den Kontrast zwischen mächtiger Natur und menschlichem Tun als skurrilem Skiballett heraus. Ein Berg in Trauer – "montana en sombra" von Lois Patiño.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Buffalo Death Mask
Mike Hoolboom
Kanada 2013, 23', File, Farbe und s/w

Begründung:
In einem sehr starken Programm haben wir mehrere beeindruckende Arbeiten gesehen, aber es kann nur einen Gewinner geben. Unser Preisträger wirft ein anrührendes und persönliches Licht auf universelle Themen. Mit ernsten Dialogen und traumartigen Bildern beklagt er Krankheit und Tod und wie der Verlust geliebter Menschen auch der Verlust eines Teils des eigenen Selbst ist. Ein beeindruckender und warmherziger Film.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €, gestiftet vom Evangelischen Kirchenkreis Oberhausen und der Katholischen Filmarbeit in Deutschland

Nation Estate
Larissa Sansour
Dänemark/Palästinensische Gebiete 2012, 9', DCP, Farbe

Begründung:
Der Film packt in Science Fiction-Form ganz Palästina in ein Hochhaus. Im sterilen Inneren bleibt der sehnsüchtige Blick durchs Glas auf die frühere Heimat. In stilisierter Form und mit genauem Blick für Details inszeniert der Film eine Utopie des ungelösten Konflikts.

 

Lobende Erwähnung der ökumenischen Jury

Yellow Fever
Ng'endo Mukii
Großbritannien 2012, 7', DigiBeta, Farbe
Begründung:
Helle Haut als Schönheitsideal verführt viele Mädchen und Frauen in Afrika zu schmerzhaften Versuchen, ihr Äußeres zu verändern. Der Film, der auch im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb lief, inszeniert die Befindlichkeit des Ungenügens in einem spannenden Mix von Collage, Animation und Tanz. Er thematisiert geschickt die rassistischen Ursachen des Minderwertigkeitsgefühls und deren Verfestigung durch die heutigen Medien.

 

Zonta-Preis für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb
dotiert mit 1.000 €

Diary #2
Adina Pintilie
Rumänien 2013, 16' , DCP, Farbe

Begründung:
Entstanden als experimentelle Versuchsanordnung zwischen Schauspielerin und Regisseurin, tastet sich der Film in die Erinnerung und Körperlichkeit seiner Protagonistin vor. Blicke, Gesten und Gerüche verbinden sich zu einer Erzählung von großer Schönheit. Die Spannung zwischen Begehren und Erfüllung wird gezeichnet über eine Geschichte des Körpers; eine allmähliche Vergewisserung der sinnlichen Gegenwart setzt ein. Diese Setzung einer dokumentarisch-fiktionalen Improvisation wirkt nach.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

Neununddreißig
Patrick Richter
Deutschland 2012, 27', DCP, Farbe

Begründung:
Unter all den verschiedenen Genres dieses deutschen Wettbewerbs haben wir uns beim Hauptpreis für einen Film entschieden, der uns mit seiner Herangehensweise besonders berührt hat. Ein Film, der es seinen Zuschauern nicht leicht macht, und ein Film, der es auch seinen Machern nicht leicht gemacht hat. Wie weit kann man gehen, wenn man als Filmemacher das Thema seines Films ausgerechnet im engsten Umfeld findet und wo sind die Grenzen für das Abschalten der Kamera? Ein Heimvideo von schonungsloser Intimität hat der Regisseur dieses Films im Wettbewerb gezeigt. Ein Heimvideo, das die Grenzen des Dokumentarfilms auslotet. Neununddreißig Kilo sind das Traumgewicht des magersüchtigen Mädchens, das der Regisseur in seinem Film aus dem engsten Familienkreis heraus porträtiert hat.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 €

Beyond Love and Compagnionship
Lior Shamriz
Deutschland 2012, 18', HDCAM, Farbe

Begründung:
Die Aufgabe einer Jury ist immer das Suchen und beim Suchen sind wir auf einen Film gestoßen, der selbst das Suchen zum Thema hat. Identitätssuche ist ja ohnehin eines der großen Urthemen des Kinos und Schauplatz dieser Suche ist in diesem Fall Berlin, eine Stadt, die viele junge Sinnsuchende anzieht. Hier haben wir es mit einer jungen Frau zu tun, die von außen mit ihrem eigenen Ich konfrontiert wird. Außer ihr selbst scheint sie schon jeder durchschaut zu haben. Aber ist das wirklich sie? Was passiert, wenn man sich plötzlich neu entdeckt, das zeigt der Regisseur dieses Films mit dem Gespür des wahren Komikers, der stets am Abgrund balanciert.

 

Lobende Erwähnung der Jury des Deutschen Wettbewerbs

Continuity
Omer Fast
Deutschland 2012, 41', DCP, Farbe
Begründung:
Die Jury des deutschen Wettbewerbs vergibt in Oberhausen klassischerweise zwei Preise: den 3Sat Förderpreis und den Preis für den besten Beitrag des deutschen Wettbewerbs. In diesem Jahr möchten wir neben diesen beiden Preisen gerne noch eine lobende Erwähnung an einen Film aussprechen, der bereits andernorts viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Der Film beschäftigt sich mit einem Thema, mit dem sich in den letzten Jahren viele Filmemacher auseinandergesetzt haben, allerdings greift er dafür auf ein außergewöhnlich breitgefächertes Repertoire zurück: In einem komplexen Mash-Up aus Elementen der Film- und Kunstgeschichte spielt er geschickt mit den Erwartungen der Zuschauer. Diese finden sich in einem Loop wieder, dem sie nicht entkommen können. Ein perfektes Labyrinth.

 

Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der NRW.BANK

Krokodile ohne Sattel
Britta Wandaogo
Deutschland 2012, 15', Blu-ray, Farbe

Begründung:
Erinnerungen folgen keiner Chronologie – der Film von Britta Wandaogo auch nicht. Ihre 12-jährige Tochter Kaddi denkt nach über den Sinn des Lebens und über die Rolle in ihrer deutschen und ihrer afrikanischen Familie. Die Filmemacherin findet dazu in ihrem Familienfilmarchiv Material, das längst vergessene Eigenschaften und Stärken auch für Kaddi wieder sichtbar macht. Der sehr persönliche, fast intime filmische Dialog zwischen den Bildern der Mutter und den Worten der Tochter zeigt, wie Erinnerungen kultiviert werden können und damit das Hier und Jetzt begreifbarer wird.

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW.BANK

Anfang Juni
Kerstin Neuwirth
Deutschland 2012, 11', HDCAM, Farbe

Begründung:
Mit starken, tableauartig angelegt Bildern und großer, atmosphärischer Dichte erschafft Kerstin Neuwirth einen mysteriösen Mikrokosmos. Frauen verschiedener Generationen agieren wortlos in einem weitläufigen Garten. Nur die Naturgeräusche sind zu hören. In welchem Verhältnis stehen die Personen zueinander, welche Rolle spielt der sich entziehende Mann? Ist ein Ausbruch möglich? Bewusst hält die Filmemacherin die Zuschauer auf Distanz und schafft dadurch Raum für eigene Interpretationen, Assoziationen und Erinnerungen.

 

Lobende Erwähnung der Jury des NRW-Wettbewerbs

Das Tier das lügen kann
David Jansen
Deutschland 2012, 12', HDCAM, Farbe

Begründung:
Was ist der Sinn, was der Zusammenhang der meist beängstigenden, animierten Bilder in Das Tier das lügen kann? Die Vertreibung aus dem Paradies wird verhindert und trotzdem kann der Mensch nicht glücklich sein? Fehlt das Wort Gottes? Der Animationsfilm von David Jansen, phasenweise spannend wie ein Krimi, lässt verstört und ratlos zurück. Aber man hört noch lange nach dem Film nicht auf, nach dem Sinn zu suchen, und die befremdlich starken Bilder drängen sich wieder ins Bewusstsein. Das ist eine Qualität.

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Neue Ruhr Zeitung

Yim & Yoyo
Anna van Keimpema
Niederlande 2012, 25', DCP, Farbe

Begründung:
Manche Freunde gibt es wirklich, andere Freunde gibt es nur in deiner Fantasie. Dass diese genauso wichtig sind wie die richtigen, sieht man in unserem Gewinnerfilm Yim & Yoyo von Anna van Keimpema. Es ist unglaublich, wie viel Fantasie Yim besitzt und wie er die in seinen Bildern zum Leben erwecken kann. Sogar seine Angst zu sprechen kann mit einem kleinen Fantasietrick überwunden werden. Das finden wir wirklich bewundernswert und an manchen Stellen muss man auch ziemlich lachen.

 

evo-Förderpreis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

I'm Going to Mum's
Lauren Jackson
Neuseeland 2012, 12'30'', HDCAM, Colour

Begründung:
Eltern können auch Freunde sein. Was macht man aber, wenn sie sich nicht mehr verstehen? Jacob geht in einen Kleiderstreik. Dick eingepackt kann er sich fast überhaupt nicht mehr bewegen – dafür bewegen sich seine Eltern wieder aufeinander zu. Dieser Film zeigt auf sehr, sehr lustige Art und Weise, dass es wichtig ist, sich für Sachen einzusetzen, die man liebt. Deswegen ist I'm Going to Mum's von Lauren Jackson unser nächster Gewinnerfilm.

 

Lobende Erwähnung Kinderjury

Pryg-Skok (Springfrosch)
Leonid Shmelkov
Russland 2012, 5', DCP, Farbe
Begründung:
In unserer lobenden Erwähnung geht es um Fantasie und Freundschaft zugleich. Man braucht Fantasie, um sich die Wesen, die in diesem Film über die Leinwand hüpfen, vorzustellen. Sie hüpfen zusammen und streiten auch mal. Aber das Wichtigste: am Ende ist alles wieder gut. Wie lustig dieser Film ist, lässt sich einfach nicht beschreiben, deshalb hoffen wir, dass Pryg-Skok von Leonid Shmelkov noch auf vielen Festivals läuft.

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €

Yardbird (Im Käfig)
Michael Spiccia
Australien, 2012, 13'30'', 35mm, Farbe

Begründung:
Unser Gewinnerfilm ähnelt einem Puzzle – erst nach und nach baut sich im Verlauf dieses Films eine Geschichte auf, die uns allen gänzlich neu und unbekannt war. Wir begleiten ein Mädchen, das sich mit besonderen Fähigkeiten einen Weg aus der Tristesse eines Schrottplatzes hinein in ein neues und hoffentlich lebenswerteres Leben bahnt.
Getragen wird diese außergewöhnliche Geschichte hierbei zum einen von Überraschungsmomenten, die uns beim Schauen zum ständigen Nachdenken und Mitfiebern angeregt haben. Zum anderen aber auch von seiner bemerkenswerten Stimmung, die in der gesamten Machart und Gestaltung des Films aufgegriffen wird. Wir möchten deshalb Yardbird von Michael Spiccia als besten Film des Jugendwettbewerbs auszeichnen.

 

Lobende Erwähnung Jugendjury

Mila
Kristina Wagenbauer
Kanada/Schweiz 2012, 17', DCP, Farbe
Begründung:
Unsere lobende Erwähnung möchten wir einem Film aussprechen, der uns von vorneherein mit seinem gelungenen Spannungsbogen gefesselt hat. Die Problematik, mit der sich die junge Hauptdarstellerin dieser Geschichte auseinandersetzen muss, sowie ihre damit einhergehende kontrastreiche Gefühlswelt wurden für uns alle nachvollziehbar in Szene gesetzt.
Die professionelle Machtart des Films mitsamt der gut gewählten Drehorte und der harmonischen Farbgestaltung haben uns nachhaltig beeindruckt und begeistert. Hierbei möchten wir vor allem die großartige musikalische Gestaltung hervorheben – da Musik in diesem Film nicht nur ein Gestaltungsmittel unter vielen ist, sondern als Handlungsträger im Mittelpunkt der Geschichte steht.

 

Ankaufsempfehlung der Ökumenischen Jury

Quand ils dorment
Maryam Touzani
Marokko 2012, 18', Blu-ray, Farbe

Begründung:
Die 8-jährige Sara liebt ihren Großvater. Als er unerwartet stirbt, sucht sie einen Weg, sich trotz religiöser Konventionen von ihm zu verabschieden. Der Film greift ein universelles Thema in einer uns fremden Kultur auf. Er überzeugt durch seine direkte Kamera und unprätentiöse Erzählweise. Ein Film, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen berührt.

 

MuVi-Preise
geht zu gleichen Teilen an drei Videos, jeweils dotiert mit 1.000 €

Moth Race
Ein Video von Heinz Emigholz
Musik: Kreidler
Produktion: Pym Films
Label: Italic Recordings
Deutschland 2013, 4'
Begründung:
Moth Race von Heinz Emigholz führt uns in die vermeintliche Ferne und zeigt uns in der Uniformität des Transitraums, dass gleich um die Ecke der Moderne das Absurde lauert.

Palimpsest
A video by Zeljko Vidovic
Musik: Smog
Produktion: Zeljko Vidovic
Label: Domino Records
Deutschland 2012, 6'30''
Begründung:
Palimpsest schließlich begibt sich im positiven Sinn auf Abwege und geht das Risiko ein, sich im Grenzbereich von Tod und Wiederbelebung zu verirren. Turiner Leichentuch und verstörende Animation, das alles zu nur spärlich hörbarer Musik.

Therapeutikon
Ein Video von Heike Aumüller
Musik: The Schwarzenbach
Produktion: Exquisite Mayhem
Label: ZickZack
Deutschland 2012, 5'30''
Begründung:
Therapeutikon trifft den Nerv der Zeit insofern, als das Eingeschlossensein in den Verhältnissen – und zwar nicht nur "der Bekloppten", wie es in dem Stück heißt – darin visuell wie musikalisch auf den Punkt gebracht wird. Beckett und Boy George in der entmöblierten Einfamilienwohnung.

 

Der MuVi-Online Publikumspreis
dotiert mit 500 €, gestiftet von Schröder Bier

Left on a Little Farm
Ein Video von: Andreas Menn
Samples and Sounds: Stan Back
Produktion Ton: Stefan Römer
Produktion: Andreas Menn
Deutschland 2012, 6'

Trailer

Trailer der 59. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Elodie Pong, Schweiz, 2013, 0'40''

Pressestimmen

Brauchen wir Kinos noch? Die Antwort bleibt in Oberhausen offen. Aber wie sie hier reflektiert und anschaulich wird, macht deutlich, dass sich diese Frage für die Kurzfilmtage ganz bestimmt nicht stellt. 
Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Mai 2013

Dass Filmemacher selbst offenbar darauf brennen, ihre Arbeiten im Kino zu zeigen, das bewiesen einmal mehr Oberhausens fünf Wettbewerbe. 6700 Einreichungen dafür verzeichnete das weltweit älteste Kurzfilmfestival – und das, obwohl das Reglement erneut verschärft wurde. Deutlicher lässt sich die Lust der Kreativen auf die große Leinwand nicht dokumentieren. 
Oliver Baumgarten, Blickpunkt:Film Nr. 20, 2013

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen haben weder den Glamour noch die starre Hierarchie von Festivals wie Cannes; ihr egalitärer Geist und ihre Inklusivität erleichtern den Austausch zwischen Regisseuren, Kritikern, Programmverantwortlichen, Industrievertretern ebenso wie Filminteressierten. 
Agnieszka Gratza, filmcomment.com, USA, 29. Mai 2013

In zwei Hommagen an den amerikanischen Underground-Filmer Luther Price mit seinen zärtlich-brutalen Kinogedichten und die deutsche Künstlerin Helga Fanderl mit ihren wunderbar fragilen Materialstudien wurden Super8- und 16mm-Filme projiziert (sogar in Doppelprojektion). Vielleicht kann gerade der Kunstbetrieb mit seinen Museen, Galerien und Festivals auf lange Sicht das Überleben des Zelluloid und seiner besondern Sinnlichkeit garantieren. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 16. Mai 2013

Oberhausen als Festival hat eher wenig Interesse an den Maßlosigkeiten seiner Industrie. Es ist ein Filmfestival der Inklusion. Acht Jurys vergeben Preise, und auch wenn herausragende Qualität hier ganz klar gefeiert wird, ist das Festival alles andere als elitär. Oberhausen ist außerdem bekannt für seine Vorliebe für Experimentelles. Doch bleibt das Programm auch im Kontext eines starken Schwerpunkts auf nicht-narrativem Kino zugänglich. 
Tara Judah, afca.org.au, Australien, Juni 2013

Es ist keine Frage, dass die Zukunft eines wichtigen Teils der Filmkunst nur noch im Kunstbetrieb stattfinden wird. Aber gerade weil so viele Filmemacher dorthin abwandern, wäre es fatal, wenn sich Oberhausen mit wehenden Fahnen dieser Entwicklung anschlösse. […] Auch der Kurzfilm war einmal eine angewandte Kunst, aber in seinen Blüten war er zugleich auch höchste Kunst. Die Geschichte des Oberhausener Festivals seit 1954 erzählt von dieser Emanzipation. 
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 10. Mai 2013

Mehrere Regieporträts, Filmreihen und Debatten untersuchen, inwieweit die gegenwärtige Umwertung der filmischen Produktions- und Verbreitungsprozesse überhaupt noch etwas mit der tradierten Kinopraxis zu tun hat. Dabei ging es nicht um kulturpessimistische Bestandsaufnahmen, sondern um die möglichst produktive Aneignung dessen, was tagtäglich bereits überall geschieht. 
Claus Löser, Der Tagesspiegel, 10. Mai 2013

Während die Luther Price- und Kroatien-Programme für einige klassische Stärken der Kurzfilmtage standen– ihr Festhalten an der Präsentation wahrhaft ikonoklastischen, radikalen Kinos und ihr langjähriger Einsatz für Filme aus Regionen, deren Filmproduktion im Westen im Allgemeinen vernachlässigt wird […] – zeigte die Archive-Sektion die Bereitschaft des Festivals, sein Format zu erweitern und neue Wege zu finden, den Kurzfilm zu feiern. 
Jed Rapfogel, cineaste.com, USA, September 2013

Würde man es auf eine Ästhetik postkinematischer Spezifik absehen, so müßten auch die hier angetippten Ereignisse und Verdichtungen berücksichtigt werden, da sie für Atmosphäre und Spannungen sorgen, die in konventionelleren Erzählfilmen nur noch selten sind, aber zu den Möglichkeiten des Kinos gehören. So betrachtet war dieses Oberhausener Festival nicht so sehr ein Ausblick in eine Zukunft des Kinos, sondern bereits das Ausagieren seiner postkinematischen Gegenwart. 
Manfred Hermes, Junge Welt, 11./12. Mai 2013

Oberhausen bestätigte mit dieser Fragestellung aber einmal mehr, eines der innovativsten Filmfestivals weltweit zu sein und wichtige filmästhetische Themen zu platzieren, bevor es andere tun. 
Reinhard Kleber, Filmecho/Filmwoche Nr. 19, 11. Mai 2013

Vielleicht ist es die Sehnsucht nach mehr Tiefe und Hintergründigkeit in Kultur, Politik und gesellschaftlichem Leben, die sich auf diese Art in vielen Beiträgen, aber auch in der Programmierung des Festivals ausdrückt. Oberhausen selbst jedenfalls mit seinen rund 450 Filmen und zahlreichen Diskussionsangeboten gewährte dem Besucher genau das: Raum für Reflexion. 
Oliver Baumgarten, Kölner Stadt-Anzeiger, 7. Mai 2013

Aber auch wenn eine Filmimmigration ins Netz nicht zu leugnen ist, war die Gesamtkomposition des Programms aus neu und alt, aus Film und Diskussion, Imagination und Realität, aus Kopie und Original im Ganzen ein Plädoyer für Kino und Filmfestival gleichermaßen als immer noch einzigartiges rezeptives Gruppenerlebnis. 
Jennifer Borrmann, kino-zeit.de, 9. Mai 2013

Infolgedessen wird das Oberhausener Kurzfilmfestival weiter bestehen, ebenso wie seine Bedeutung als Ansammlung von Körpern im Raum, von Interaktionen und zufälligen Begegnungen – nicht Geschäften; auch stellt eben seine Zeit- und Ortsgebundenheit eine Widerlegung des permanent Eingeschalteten und nicht zu Beendenden dar. Es bewahrt eine Struktur, die dem Aleatorischen und Unbestimmten Raum gibt […] 
Adam Pugh, Art Monthly, Großbritannien, Juni 2013

Hinzu kam, dass das Spektrum der präsentierten Werke – Galeriekunst, Internetaktivismus, Performancedokumente, Autorenfilme – erstaunliche Konstellationen und Berührungspunkte aufwarf. Im Format der Leinwandprojektion, doch in der Zusammenstellung bisweilen an die Kontingenz algorithmischer Suchergebnisse erinnernd, waren die Programme kaum dazu angetan, den Eindruck von Überwältigung hervorzurufen. Doch eben darum ging es der Kuratorin: der Affizierung und dem Metaphorischen des ästhetischen Ausdrucks zu entkommen. 
Rainer Bellenbaum, springerin, Österreich, Juli 2013

Zwar machten die vielfältigen Arbeiten ästhetische Entwicklungen im Experimentalfilm und -video des Post-Web 2.0-Zeitalters sichtbar, doch ob sie im Sinne von Shama Khanna die "Verflachung der Zeit begreifbar machen" und den Zuschauer spüren lassen, "dass er alles andere als flach sei", bleibt fragwürdig. Aus der Masse der teilweise formal und inhaltlich sperrigen und ohne (experimental-)filmische Vorbildung schwer zugänglichen Werke ragten dennoch einige hervor, die Spuren hinterließen. 
Gabrielle Schultz, mediabiz.at, Mai 2013

Was den Ansatz betraf, steckten mehrere höchst unterschiedliche kritische Positionen im Flatness-Programm. Ein Strang bot digitale Kultur als Objekt einer rasanten, überbordenden Bauchrednerei, die bis zur Implosion getrieben wurde (am deutlichsten in Ed Atkins' Arbeiten); der andere war weitaus nüchterner, distanzierter und analog in seiner kritischen Analyse. Einem von Dualität, Paradoxen und Unvereinbarkeit dominierten Programm war dies nur angemessen. Und es war auch kuratorisch von Bedeutung. Die Legitimierung dieser gegensätzlichen Reaktionen schuf produktive Spannungen im Hinblick auf die Darstellung der tektonischen Verschiebungen, die die digitale Kultur und, vielleicht mehr noch, die Entwicklung eines Gefühls der Handlungskompetenz als Reaktion darauf, hervorgerufen hat. 
John Beagles, Sight & Sound, Großbritannien, Juli 2013

Zur diskursiven Unterfütterung der Oberhausener Bemühungen, Filmlandschaftsbeschreibungen zu liefern, diente […] ein Programm, das auf den hübschen Namen "Flatness" hörte. Allerdings blieb die anregende Idee, dass zu den Folgen von Digitalisierung gehöre, Zeit nur mehr vor Bildschirmen und getaktet durch Information zu verbringen, was dann zu einer Verflachung von Bildvorstellung im speziellen und Leben im allgemeinen führe, definitorisch etwas unscharf. Der Begriff ist gut; offen bleibt, ob sich damit tatsächlich Zeitdiagnostik betreiben lässt. 
Matthias Dell, Der Freitag, 8. Mai 2013

Was sind die Auswirkungen auf das Individuum, das mittels weniger Klicks Zeit, Raum und Kontexte überfliegt und sich ständig neu erfinden kann? Ganz und gar nicht flach, ließen die Arbeiten von "Flatness" dafür unzählige Formen "aufpoppen" und vergaßen doch nie, dass das übermächtige Bildmedium Internet nicht nur Konkurrenz ist, sondern auch die Plattform für den Kurzfilm, dessen Nischenkampf in den Kinos verloren scheint. 
Kathrin Häger, Filmdienst Nr. 11, 23. Mai 2013

Zugleich bestätigte die ganze Schau ["Flatness"] unter der Hand den optimistischen Befund, dass die Kraft des Kinos auch in Zeiten der Digitalisierung ungebrochen ist. Die Krise des Kinos findet nicht statt. Angesichts der digitalen Inflation wirkt die Körperlichkeit des zweidimensionalen Kino-Film-Bildes um so kraftvoller und leiblicher. Stattdessen erlebte man die Identitätskrise der Museumskunst und ihr Gestammel angesichts der Überforderung durch die Herausforderung durch neue Medien. 
Rüdiger Suchsland, artechock, 9. Mai 2013

Das Hauptereignis des diesjährigen Festivals war jedoch zweifellos der Price-Schwerpunkt, organisiert vom Künstler zusammen mit Ed Halter von Light Industry. Er bestand aus drei Programmen mit Super-8 und 16 mm-Filmen, darunter einer extrem seltenen Doppelprojektion seines berüchtigten Sodom, und einer "geheimen" Mitternachtsprojektion von Clown in einer Bar in einer ungenutzten Ecke des Oberhausener Bahnhofs. Prices Filme waren laut, selbst wenn sie stumm waren, und beredt in ihrem Mut und ihrer Aggressivität. 
André Picard, artforum.com, USA, Mai 2013

[Luther Prices] Filme verfügen weder über Vor- noch über Abspann, sie umkreisen Tod, Gewalt und Vergeblichkeit und sind dabei stets von einer schwer greifbaren Unbedingtheit getragen. [… Sie] erweisen sich zwar als minimalistisch, doch auch von einer fast schmerzhaften Präsenz. 
Claus Löser, Filmdienst Nr. 11, 23. Mai 2013

Unabhängig von der Grundstimmung zeigte jeder einzelne Film in diesen Programmen [Krelja/Papic/Tadic] eine scheinbar mühelose Meisterschaft des kurzen dokumentarischen Formats, ein leidenschaftliches Bemühen, die Breite und Tiefe der kroatischen Gesellschaft (in der Stadt wie auf dem Land) zu dokumentieren, und ein tiefes Interesse am Alltag der Bürger des Landes. 
Jed Rapfogel, cineaste.com, USA, September 2013

Schön aber, wie Hos [Tzu Nyens] vielstimmige Geschichtsrekonstruktionen im Oberhausener Programm in Laure Prouvosts auswuchernden, monologischen (Kunst-) Geschichten Gegenstücke fanden. 
Isabelle Reicher, Der Standard, Österreich, 10. Mai 2013

"4 x 4 Episodes of Singapore Art" erweist sich in seiner Gesamtheit nicht nur als interpretativer Schlüssel, der das übrige, deutlich abstrakter angelegte Werk Hos zu erschließen hilft, und auch nicht nur als ambitionierter Versuch einer dialogischen Gegengeschichtsschreibung; sondern entwirft nebenbei ein Modell, wie eine Kunstform mit Erkenntnisgewinn für beide Seiten ins Medium einer anderen (und sogar in das einer dritten: ins Kino) übertragen werden kann. 
Lukas Foerster, Texte zur Kunst, Juni 2013

Die überaus produktive Fanderl – sie hat bis heute mehr als sechshundert Filme gedreht – brachte eine schöne Ruhe in das Festival mit ihren großartigen stummen und in Schwarzweiß wie in Farbe strahlenden Miniaturen. 
André Picard, artforum.com, USA, Mai 2012

Einer der schönsten und erhellendsten Filme des gesamten Festivals lief sowohl im deutschen wie im internationalen Wettbewerb: KIRIK BEYAZ LALELER von Aykan Safoglu, einem Deutsch-Türken, ist subtiles, ungemein packendes Queer Cinema. 
Hans Schifferle, epd Film, Juni 2013

Filmsprachlich präsentierten die deutschen Clips von minimalistischer Animation ("The Exact Colour of Doubt", Liars) bis hin zu opulenter Eleganz ("We Are on Fire", CocoRosie) eine große visuelle Bandbreite und konnten den internationalen Vergleich problemlos aufnehmen. 
Maxi Braun, trailer-ruhr.de, Mai 2013

Katalog

Der Festivalkatalog 2013 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung.

2012

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.500 €

Snow Tapes
Mich'ael Zupraner
Israel/Palästinensischer Gebiete 2011, 13'30'', HDCAM, Farbe

Begründung:
Für diese Arbeit, die ein besonders Gespür für politische Dringlichkeit und Komplexität zeigt, hat der Künstler einer palästinensischen Familie in der spannungsgeladenen Stadt Hebron eine Kamera gegeben. Doch statt einer eindimensionalen Darstellung eines politischen Konflikts macht er den Zuschauern durch die geteilte Leinwand das Leben schwer, in der wir nicht nur mit der brutalen Realität der Besatzung konfrontiert werden, sondern auch mit der Freude des Opfers, das einmal aggressiv sein kann, mit der Mehrdeutigkeit einer sowohl spielerischen wie auch aggressiven Schneeballschlacht, und mit dem israelischen Regisseur selbst, der einen Vorteil aus der Darstellung des Leidens der Palästinenser ziehen kann. Das Resultat ist rau und unfertig, ebenso subtil wie anspielungsreich, und verortet das Kino neu als aktiven Akteur jenseits der Trennung zwischen subjektiv und objektiv, statt sich mit einer passiven politischen Rolle zufrieden zu geben.


Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Reframing the Artist
Sascha Pohle
Niederlande 2010, 35', HDV, Farbe

Begründung:
Man könnte diese Arbeit für eine altbekannte postmoderne Übung halten, in der über die Darstellung von Künstlern im Mainstream-Kino nachgedacht wird. Doch indem der Regisseur die bekannten Tropen ohne Herablassung und mit großer Sensibilität in einer chinesischen Kunstfabrik nachspielen lässt, eröffnet er uns einen immer weiteren Blick auf die erstaunliche Bandbreite einer Kunstarbeit, die Instant-Mona Lisas ebenso umfasst wie Portraits von Vladimir Putin und Deng Xiaoping, sowie einen seltenen und nüchternen Blick auf Arbeiter, schlecht bezahlte Handwerker der Malerei, die ganz entspannt die Rollen heroischer Künstler wie Jackson Pollock und Vincent van Gogh einnehmen.
 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Ten Five in the Grass
Kevin Jerome Everson
USA 2012, 32', DV, Farbe

Begründung:
Mittels einer täuschend einfachen, aber sehr genau beobachteten Serie langer Einstellungen entdeckt Kevin Jerome Everson die Welt der echten Cowboys – keine überlebensgroßen mythischen Figuren, sondern ganz normale Afroamerikaner, die sich völlig dem Rodeo verschrieben haben. Es hat etwas wirklich Überraschendes zu sehen, wie das weiße amerikanische Bild des Cowboys hier zum fröhlichen Freizeitvergnügen junger Afroamerikaner wird. Ein sehr bewegendes Portrait, das einem der stärksten romantischen Archetypen eine neue kulturelle Identität verleiht.

 

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 €

Marian Ilmestys
(Die Verkündigung)
Eija-Liisa Ahtila
Finnland 2011, 37'30'', DCP, Farbe

Begründung:
Das klassische religiöse Motiv der Verkündigung wird sowohl menschlich als auch ironisch dadurch, dass es von einigen unauffälligen, aber absolut engagierten Frauen nachgespielt wird. Verschiedene Bedeutungs- und Sinnlichkeitsebenen werden auf unprätentiöse und entwaffnend witzige Art konstruiert und erzählt.
 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

Sounding Glass
Sylvia Schedelbauer
Deutschland 2011, 10', Digibeta, s/w
Begründung:
Mit Hilfe einiger weniger Bilder aus der Flut von Material, das während des zweiten Weltkriegs aufgenommen wurde, schafft es die Filmemacherin, das unfassbare Trauma des Krieges in eine starke visuelle Erfahrung zu übersetzen. Durch den hoch konzentrierten Gebrauch von Ton und Bild entwickelt Sounding Glass eine Wirkung, wie sie nur das Kino erzielen kann.

Tic Tac
Josephine Ahnelt
Österreich 2011, 2'30'', 35 mm/Super 8, s/w
Begründung:
Dieser Film ist Ausdruck eines visuellen Rätsels, das zunächst aussieht wie Found Footage von Teenagern, die in einem anonymen Hinterhof spielen. Bei der bescheidenen Länge der zweieinhalb Minuten einer 8mm-Filmrolle fängt Tic Tac Bilder voller Zerbrechlichkeit und Vieldeutigkeit ein.

 

Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW
dotiert mit 5.000 €

Slot Machine
Wu Chang-Jung
Taiwan 2010, 3', DV, Farbe

Begründung:
Die Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport zeichnet einen kurzen Film aus: Slot Machine von Wu Chang-Jung verbindet in drei Minuten rhythmische Präzision mit medialem Schmiss und Originalität. Er verbindet große Themen wie die auf Gewinnmaximierung fixierte Massenproduktion mit einem absolut zärtlichen und sinnlichen Blick auf Elementares.

 

Lobende Erwähnung

Applied Theories of Expanding Minds
Lena Bergendahl, Jennifer Rainsford, Rut Karin Zettergren
Schweden/Kenia 2011, 33', DV, Farbe
Begründung:
Eine lobende Erwähnung sprechen wir einem Film aus, der das Aufbrechen des eurozentrischen Blicks ernst nimmt und damit eine ebenso skurrile wie erschreckend glaubwürdige Welt entwirft. Applied Theories of Expanding Minds von Lena Bergendahl, Jennifer Rainsford und Rut Karin Zettergren ist die Dystopie eines fiktiven Ex-Kolonialgebiets, in dem der Erdmagnetismus das gesellschaftliche und religiöse Leben bestimmt. Kreativer Mut und die Liebe zum inszenatorischen Detail sorgen dafür, dass das Spiel mit Realität und Fiktion nicht Selbstzweck bleibt, sondern spielerisch unverkrampft gesellschaftskritische Assoziationen weckt.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Café Regular, Cairo
Ritesh Batra
Ägypten/Indien 2011, 11', HDCAM, Farbe

Begründung:
Der Film greift ein aktuelles politisches Thema auf – die Freiheit, über das eigene Leben zu bestimmen. Es ist das Portrait einer Frau, die beschließt, ihr Privatleben in die eigene Hand zu nehmen. Der Dialog ist lustig und intelligent, der Regisseur zeigt ein exzellentes Gespür für emotionale Zwischentöne. Die Form ihrerseits ist frisch und lebendig, die Kameraführung ausgefeilt und aufmerksam.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Odete
Clarissa Campolina, Ivo Lopes Araújo, Luiz Pretti
Brasilien 2012, 16', HDCAM, Farbe

Begründung:
Leben ohne Beziehungen reduziert sich auf reine Existenz. Clarissa Campolina, Ivo Lopes Araújo und Luiz Pretti deuten in ihrem Film eine komplexe Mutter-Tochter-Geschichte an. Die Regisseure lassen mit sorgfältig komponierten Bildern die inneren Begrenzungen von Odete und ihrer Mutter sichtbar werden.

 

Förderpreis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 0,10 € pro abgegebener Eintrittskarte ca. 1.750 €

Jalan Jati
(Der Weg des Teak)
Lucy Davis
Singapur 2012, HDCAM, 23', Farbe

Begründung:
Jalan Jati besticht durch seine handwerklich wie ästhetisch eigenwillige Animation, als Kunstprojekt durch seine außergewöhnliche Verbindung unterschiedlicher künstlerischer wie naturwissenschaftlicher Disziplinen. Eine in jeder Hinsicht organische Gesamtleistung.

 

Zonta-Preis für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb
dotiert mit 1.000 €

Ersatz
Elodie Pong
Schweiz/Frankreich 2011, 4', HDCAM, Farbe

Begründung:
Was sich liebt, das neckt sich. Aus dem dadaistisch anmutenden Sprachspiel über das Wort Ersatz wird plötzlich Ernst. Die Ersatz-Liebe muss sich die Ersatz-Wohnung suchen. Für diese ebenso außergewöhnliche wie witzige Versuchsanordnung geht der Zonta-Preis an Elodie Pong und ihren Film Ersatz.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

Item Number
Oliver Husain
Deutschland/Kanada 2012, 16', DCP, Farbe

Begründung:
Die Zeit läuft ab. Für was oder wen, ist im Spiegel zu sehen. Eine eigene Künstlichkeit verliert ihre Melodramatik und findet sie wieder im Moment, in dem der Raum jenseits der Bühne zur Bühne wird. Und weil es kein Jenseits gibt, entlässt der Film seine Figur.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 €

Red, She Said
Mareike Bernien, Kerstin Schroedinger
Deutschland/Großbritannien 2011, 13', Digibeta, Farbe

Begründung:
Von der (Post-)Produktion zur Projektion und Intervention. Eine teilnehmende Untersuchung des Farbfilms, seiner Verfahren und Folgen für die Wahrnehmung einer Wirklichkeit, die weniger aufgenommen als konstruiert wird. Genau so, als Teil einer Debatte, bringen hier mehrere Spots ein Rot neu zum Erscheinen, das in mehr als einem Sinne "bigger than life" ist.

 

Lobende Erwähnungen der Jury des Deutschen Wettbewerbs

The Centrifuge Brain Project
Till Nowak
Deutschland 2011, 7', DCP, Farbe
Begründung:
Alles dreht sich, alles bewegt sich, alles permutiert. Der Film kommt in seiner digitalen Gegenwart auf seine Jahrmarktswurzeln zurück. Im Austesten der vermeintlichen Trennung von Fiktion und Dokumentation und im Spiel mit dem Publikum macht sich der Film zugleich über neoliberale Vermessung und (Selbst) Optimierung des Menschen lustig.

Sounding Glass
Sylvia Schedelbauer
Deutschland 2011, 10', Digibeta, s/w
Begründung:
Die Gewissheit, dass alle und alles einen festen, historischen Platz haben, weicht Unsicherheit und Suche. Stetiger Wechsel zwischen Licht und Dunkel bringt die Geschichte in Bewegung. Flickern verformt und entwickelt damit eine Sogwirkung, die eine Dringlichkeit erzeugt, die den Zweifel nicht ausschließt.

 

Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der NRW.BANK

Guck woanders hin
Charlotte Anne-Marie Rolfes
Deutschland, 22', HDCAM, Farbe

Begründung:
Eigentlich könnte alles ganz schön sein für die 14jährige Janna, ein Nachmittag auf der Kirmes und die Aussicht auf lange Sommerferien. Als sie am See einen gleichaltrigen Jungen trifft, ist sofort klar, dass sich beide füreinander interessieren. Was für den Zuschauer als harmlose erste Annäherung beginnt, enthüllt sich als dramatisch scheiternder Versuch Jannas ein eigenes, von ihr bestimmtes "erstes Mal" zu erleben.
Mit subtilen Elementen deutet die Regisseurin die Missbrauchsgeschichte des Mädchens an. Auf der Suche nach einem normalen Umgang mit unbefangener, körperlicher Nähe holt Janna ihre Geschichte wieder ein. Hervorragend führt die Regisseurin die beiden Laiendarsteller, die in ihren Rollen überzeugen. Besonders beeindruckend ist dabei die Schlüsselszene des Films, in der die Protagonistin nicht nur Opfer bleibt, sondern selbst zur Täterin wird. Die Regisseurin beweist sowohl filmisch als auch inhaltlich einen souveränen Umgang mit dem Thema.

 

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW.BANK

Daphne und Noa
Simon Steinhorst
Deutschland 2011, 9', HDCAM, Farbe

Begründung:
Wir hören zwei kleine Mädchen von ihrem Leben singen: Es geht um große Themen wie Adoption, Patchwork-Familie und um alltägliche Dinge wie die Schwester, die ins gemeinsame Bett pinkelt. Der Regisseur und sein Team verstehen es, die sprachliche Wirklichkeit der Kinder visuell virtuos umzusetzen.
Die sprühende Kreativität der Kinder findet in der bunten Zeichenanimation eine eigenständige Entsprechung. Ihr selbstvergessenes Singen setzt einen assoziativen Zeichenprozess in Gang. Die Animation besticht dabei durch ihren auf die Kindererzählung abgestimmten, rasanten Rhythmus und ihre scheinbare Einfachheit.

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Neue Ruhr Zeitung

Ernesto
Corinne Ladeinde
Großbritannien 2011, 7', Digibeta, Farbe

Begründung:
Die Geschichte von Ernesto hat uns allen besonders gut gefallen. Der Junge möchte auch eine Zahnlücke haben und versucht sich sogar einen Milchzahn mit einer Zange zu ziehen. Plötzlich fangen die Zähne an, sich zu wehren, weil sie noch gar nicht raus möchten. Uns haben die bunten und fröhlichen Bilder gefallen und wir mochten, wie die Figuren gestaltet sind: Ernesto hat eine riesige schwarze Lockenmähne. Auch die Musik und den Gesang fanden wir alle gut und vergeben unseren Preis an Ernesto.

 

evo-Förderpreis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

Mina Moes
(Mina Maus)
Mirjam de With
Niederlande 2011, 15', Digibeta, Farbe

Begründung:
Es gab noch einen Film, den wir alle toll fanden. Er handelt von einem kleinen Mädchen, das sich von den Erwachsenen nichts sagen lassen will. Der Film gefällt uns sehr, weil Mina es schafft, so zu sein wie ihr Vorbild Minnie Maus, obwohl ihre Mutter und ihre Lehrerin das nicht wollen. Das Kostüm mit den großen Minnie Maus-Ohren fanden wir toll und die Schauspieler haben alle sehr gut gespielt. Außerdem ist der Film sehr witzig und unterhaltsam.

 

Lobende Erwähnung Kinderjury

Gogona Goridan
(Das Mädchen aus Gori)
Eka Papiashvili
Deutschland/Georgien 2012, 14', Blu-ray, Farbe
Begründung:
Wenn ein Mädchen in eine neue Klasse kommt, dann ist das manchmal schwer für die Neue. Vor allem, wenn es einen Jungen gibt, der sehr gemein ist. Auch der Junge im Film war am Anfang sehr gemein zu der neuen Mitschülerin Tamari und macht ihr sogar die Buntstifte kaputt. Wir fanden es aber toll, dass er sich am Ende bei ihr entschuldigt und ihr sogar neue Stifte schenkt. Weil wir die Schauspieler und die Geschichte sehr mochten, geht unsere lobende Erwähnung an Gogona Goridan.

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, unterstützt von der Sir-Peter-Ustinov-Stiftung

Junior
Julia Ducournau
Frankreich 2011, 21', Digibeta, Farbe

Begründung:
Wir vergeben den Preis an einen Film, der uns mit seiner Vielfältigkeit schlichtweg umgehauen hat. Der Wechsel von humorvollen Szenen zu horrorfilmähnlichen Schockmomenten und die schöne Kameraführung haben uns besonders beeindruckt. Mit den interessanten Charakteren kann man sich aufgrund der Thematik Pubertät gut identifizieren und es macht Spaß der eindrücklichen Metamorphose vom hässlichen Entlein zum schönen Mädchen zuzuschauen. Dazu werden die Gefühle aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Das Spiel mit Symbolik, die starken Special Effects und der gelungene Einsatz von Musik und Ton machen Junior für uns zum besten Film des Wettbewerbs.

 

Lobende Erwähnung der Jugendjury

Slot Machine
Wu Chang-Jung
Taiwan 2010, 3', DV, Farbe
Begründung:
Unsere lobende Erwähnung sprechen wir einem Film aus, der ein wichtiges und globales Thema behandelt. Künstlerisch und äußerst kreativ beschäftigt sich der Film mit Massenkonsum und Kapitalismus. Die Idee, eine Schweinezuchtfabrik als Glücksspielautomat zu inszenieren, hat uns sehr beeindruckt und zum Nachdenken gebracht. Tiere werden nicht als Lebewesen angesehen, sondern sofort nach ihrer Geburt in ihren Geldwert umgerechnet. Weil sich Slot Machine so reflektiert und kritisch mit diesem Thema auseinandersetzt und wir vom Zusammenspiel von Bild und Ton absolut überzeugt waren, möchten wir ihn lobend erwähnen.

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.500 €

Carsten Nicolai für uni acronym (alva noto ft. Anne-James Chato), Deutschland 2011

Begründung:
Die Entscheidung der Jury fiel einstimmig und schnell. Es war offensichtlich: perfektes Zusammenspiel von Musik und Bild; eine einfache Idee, glänzend umgesetzt.

 

2. MuVi-Preises
dotiert mit 1.500 €

Katharina Duve und Timo Schierhorn für Fratzengulasch (Die Vögel), Deutschland 2011

Begründung:
Der Titel des Stücks, "Fratzengulasch", erwacht zum Leben; wieder ein perfektes Zusammenspiel.

 

3. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 €

Jolly Goods a.k.a. Tanja Pippi & Angy Lord für Try (Jolly Goods), Deutschland 2011

Begründung:
Das einzige Performance-Video der Auswahl. Es ist einfach, klar und wirkungsvoll. Und eine gute Darstellung von Rollenmodellen in Musikvideos.

 

MuVi-Online Publikumspreis
dotiert mit 500 €

Katharina Duve und Timo Schierhorn für Fratzengulasch (Die Vögel), Deutschland 2011

Der MuVi-Online Publikumspreis wird von allen Internetnutzern, die ihre Stimmen auf www.muvipreis.de abgeben, ausgewählt.

Trailer

Trailer der 58. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
BOROS, Deutschland, 2012, 0'40''

Pressestimmen

Oberhausen ist ein dichtes, manchmal auch nach allen Seiten offenes Festival, man könnte es als visuellen Gedichtband beschreiben, rätselhaft und erhellend, sperrig und beglückend zugleich. 
Hans Schifferle, epd film, Juni 2012

"Oberhausen zeigt sehr erfolgreich, dass es durchaus möglich ist, sich den vor 50 Jahren eingeforderten 'neuen Sprachen des Films' zu widmen, ohne dabei sein Publikum zu verlieren." 
Matthias Müller in einem Interview in Film und Medien NRW, Nr. 1/2012

Kurze Filme mit einer Botschaft – was da alles möglich ist, war in Oberhausen 2012 paradigmatisch zu sehen. Und die Wiederentdeckung der 'Unterzeichner' [des Oberhausener Manifests] wird uns dieses Jahr noch eine Weile beschäftigen. 
Bert Rebhandl, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Mai 2012

Dass man mit kurzen Filmen auch schwerste politische Konflikte in allgemein-menschliche Dimensionen rücken kann, gehört zu Oberhausen, seit es dieses Festival gibt. Fünfzig Jahre nach Unterzeichnung des berühmten Manifestes wurde das noch einmal besonders deutlich. 
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 2. Mai 2012

Oberhausens Spezialität sind konzentrierte, elektrisierende Dosen reinen Adrenalins, und in dieser Ausgabe erlebte man sie in rauen Mengen. 
Kieron Corless, Sight & Sound, Juli 2012

Die Neuaufführung der Kurzfilme der 'Oberhausener' brachte teilweise überraschende Einsichten. Stärker als erwartet waren einige Aufrührer der Tradition des Kulturfilms verhaftet […]. Avantgardistische Konzepte wie Jürgen Pohland in seiner Schwarz-Weiß-Etüde 'Schatten' (1960) verfolgte nur eine Minderheit. 
Reinhard Kleber, filmecho/filmwoche Nr. 18/2012

… bei den 58. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen […] war sechs Tage lang eine Erinnerung, Neubewertung und stille Feier der während und nach der Erklärung von 1962 entstandenen Filme zu sehen, zur Freude der Cinephilen, Kritiker und Kuratoren, die sich dort versammelt hatten. 
Kong Rithdee, The Bangkok Post, Thailand, 21. Mai 2012

Fraglos stand die Komplexität der Abbildung von Realität im Film – und ganz besonders einer von einer noch fast unmittelbar präsenten historischen Vergangenheit durchtränkten Realität – im Mittelpunkt der Mavericks, Mouvements, Manifestos-Retrospektive. Ihr Programm schwankte zwischen einfachen Grundbeispielen […] und weitaus komplizierteren Arbeiten, die Haken schlugen zwischen Registern, Formen, Historien und Realitäten. 
Daniel Kasman, mubi.com Notebook, 9. Mai 2012

Aber die Kurzfilmtage wären nicht jenes streitbare Festival, für das es damals wie heute international verehrt wird, wenn es seine eigenen Götzen nicht infrage stellte. Eine ganze Reihe von Kurzfilmen der Unterzeichner hatte man aufgestöbert, restauriert und dem Publikum in Programmblöcken präsentiert. Deutlich geworden ist bei dieser ausnehmend spannenden Auswahl vor allem eins: Den Oberhausenern war die Auseinandersetzung mit der Gegenwart wichtig sowie die absolute Freiheit der filmischen Form. 
Oliver Baumgarten, Kölner Stadtanzeiger, 3. Mai 2012

Was die Mehrheit der Filme gemeinsam hat ist eine spezielle Sicht der Realität […], eine Realität, die alle im Blick haben, die aber nie selbstverständlich ist für das Kino, dessen Aufgabe es ist, sie in die Enge zu treiben. […] Die Oberhausener Retrospektive hat meisterlich gezeigt, dass die Geschichte des Kurzfilms immer Aufmerksamkeit verdient. 
Florence Maillard, Cahiers du Cinéma, Juli/August 2012

Der unglaublich originelle Film [Das magische Band, Ferdinand Khittl] ist so etwas wie das Nonplusultra aller Kurzfilme der Manifest-Unterzeichner, denn so viele verschiedene Elemente und Genres in 21 Minuten unterzubringen hat niemand sonst geschafft. 
Andrea Dittgen, Die Rheinpfalz, 18. Mai 2012

Es [Mavericks, Mouvements, Manifestos] ist kein Rückblick, wie notwendigerweise die meisten Retrospektiven, sondern die belebende Erkundung einer historischen und zeitgenössischen Realität, die sich für unser Verständnis der Welt des Films immer noch als absolut zentral erweist. 
Daniel Kasman, mubi.com Notebook, 9. Mai 2012

Der revolutionäre Geist des Manifests war auf dieser 58. Ausgabe der Kurzfilmtage allgegenwärtig.
Oliver Baumgarten, Kölner Stadtanzeiger, 3. Mai 2012

Zwischen 1950 und 1970 gab es zwischen Japan, Europa und den USA eine Flut filmischer Gegenbewegungen und Kollektivbildungen, die die Kuratoren Ralph Eue und Olaf Möller in zehn Programmen versammelten. Gemeinsam war den Filmen der unbedingte Wille zum Neuen. Interessant war, wie sich das Alte dann doch nicht immer so leicht verabschieden ließ. 
Dietmar Kammerer, taz, 2. Mai 2012

Flankiert wurde der deutsche Kern der Retrospektive von den Neo-Avantgarden aus Frankreich, den USA, Japan, Ungarn und Schweden; (toll)kühn kuratierte Programme, aus denen große Spitzen herausragten. 
Barbara Wurm, ray-magazin.at, Österreich, Mai 2012

Was uns Manifeste jedoch wirklich lehren ist, dass die echte Avantgarde anscheinend ihre Breitseiten und Zielvereinbarungen braucht, einfach, um im öffentlichen Bewusstsein zu bleiben. In diesem Sinne sollte man besser nicht einfach glauben, was geschrieben steht, sondern Manifeste eher als Nachrichten aus dem kollektiven Unterbewussten sehen, Symptome des generellen Krankheits- oder Gesundheitszustands der Filmkultur. 
Nick James, 'Revolte zum Stil', Sight & Sound, Mai 2012

Mochte dort [in den fünf Wettbewerben] auch von Revolte kaum eine Spur gewesen sein, so präsentierte sich die Selektion doch wieder einmal als gewohnt anspruchsvolle Mischung aus formalem Narrationsexperiment und gesellschaftspolitisch motivierter Videokunst. 
Oliver Baumgarten, Blickpunkt:Film, Nr. 19/2012

Das Experimentelle steht im Oberhausener Deutschen Wettbewerbsjahrgang 2012 hoch im Kurs und ist auf bestechendem Niveau. 
Andreas Wilink, K.West, April 2012

An die alten und neuen Grenzen zu rühren, die Klischees der Filmhistorie und den Index-Wahn des digitalen Zeitalters, dazu lädt Oberhausen ein. Waren die deutschen Filme der Fünfziger wirklich so schlecht, wie die Unterzeichner des Manifests behaupteten? Und sind Experimentalfilme wie 'Meteor' [Matthias Müller und Christoph Girardet] für das Kino verloren, weil sie hauptsächlich in Galerien und Museen vorgeführt werden? Oberhausen sieht die Kinovorführung als Pflicht und als Chance und als Vergnügen. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 3. Mai 2012

Einer der schönsten Filme gelang Eli Cortiñas mit Confessions with an Open Curtain. Eine Meditation über weibliche Identität und Repräsentationsmuster, die Rückenansichten von Frauen aus amerikanischen Spielfilmen mit Bildern von Vorhängen verbindet. Die Zeit kollektiver Erklärungen mag vorbei sein, die Auseinandersetzungen um den Film sind es nicht. 
Hans-Christoph Zimmermann, der Freitag, 3. Mai 2012

Wie sich Kinderträume von der Reise zum Mond in ein emotional packendes Werk voller Science-Fiction-Filmzitate stecken lassen, mit einer Puccini-Arie als verbindendem wie zugleich verfremdendem Element, das demonstriert das Kurzfilmduo Matthias Müller und Christoph Girardet (deutscher Wettbewerb) mit seinem Film 'Meteor'. 
Andrea Dittgen, film-dienst, Nr. 11/2012

Gegen Roee Rosen sind unsere Satiregipfel Bodensenken des Humors, und im Vergleich wäre jemand wie der legendäre New Yorker bad boy Lenny Bruce kaum weniger brav als der intellektuelle Schlehmihl Woody Allen. 
Andreas Wilink, K.West, April 2012

Rosen, blasphemischer Heiliger und kultiviertes Monstrum, […] kreiert ein raffiniert gebrochenes obszönes Werk, das die Perversion als engagiertes Engagement betreibt. 
Andreas Wilink, K.West, April 2012

Das Tryptichon Out (TSE, 2010) des israelischen Künstlers Roee Rosen ist wie ein Funkenregen. Es beginnt im vertrauten Dokumentarland der sprechenden Köpfe, schleudert einen dann in einen extrem politisierten, Hardcore-Sadomasochismus-Exorzismus mit denselben zwei Frauen und endet schließlich mit dem wundervollen Live-Vortrag eines wehmütigen Klagelieds. 
Kieron Corless, Sight & Sound, Juli 2012

Katalog

Der Festivalkatalog 2012 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung zur Verfügung zur Verfügung oder sie können ihn für 15 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2011

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.500 €

Sans-titre
Neil Beloufa
Frankreich 2010, 15', HDCAM, Farbe

Begründung:
In Sans-titre hören wir von einer Gruppe Terroristen, die eine Villa besetzt und verwüstet haben. Was wir sehen lässt an ganz andere Dinge denken: Verdachtsmomente führen zu seltsamen Träumen, architektonischer Raum kann von einem Tintenstrahldrucker geschaffen werden, wir wissen nichts. Neil Beloufa hat einen ebenso unheimlichen wie originellen Film gemacht

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

The Artist
Laure Prouvost
Großbritannien 2010, 10', Digi Beta, Farbe

Begründung:
Ein Schnipsen, und sie hat uns, einfach so: dynamisch, rhythmisch, frisch, witzig, frenetisch und albern; ein völlig überdrehter Atelierbesuch aus der Hölle.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Mercúrio
(Quecksilber)
Sandro Aguilar
Portugal 2010, 18', 35mm, Farbe

Begründung:
Mercúrio eröffnet uns eine unerwartete Bilderlandschaft, indem er uns die intime Begegnung zweier Menschen durch Glas hindurch zeigt, das zu einem seltsamen Halbspiegel wird, der Reflektionen reflektiert und die Innen- und Außenwelt visuell und emotionell umdreht. Wie Goethe schrieb: "Nichts ist drinnen, nichts ist draußen, denn was innen ist, ist außen."

 

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 €

TSE
(RAUS)
Roee Rosen
Israel 2010, 34'30'', HDCAM, Farbe

Begründung:
Der ARTE-Preis geht an TSE von Roee Rosen für die Qualität des Exorzismus, für die Abtreibung mit dem Kleiderbügel, für einen inszenierten Dokumentarfilm, eine dokumentarische Fiktion, einen synchronisierten, geschrieenen, gesungenen und lebendigen Sound, und für die Gemälde.

 

Lobende Erwähnung der Internationalen Jury

I'm Not the Enemy
Bjørn Melhus
Deutschland 2011, 13', HDCAM, Farbe

Begründung:
Mit dieser Lobenden Erwähnung möchte die Jury das Bewusstsein für künstlerische Arbeiten mit bewegten Bildern schärfen. Aus der amerikanischen Filmgeschichte eignet sich Bjørn Melhus eine Liste von Filmen über Vietnamveteranen an und überträgt sie auf einen nicht-amerikanischen (deutschen) Schauplatz. Indem er die Filmdialoge aus ihrem ursprünglichen Kontext löst, erzielt I'm Not the Enemy einen Verfremdungseffekt, der uns die Risse in der Oberfläche der Gesellschaft bewusst macht.

 

Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

Sans-titre
Neil Beloufa
Frankreich 2010, 15', HDCAM, Farbe

Begründung:
In Neil Beloufas unbetitelter Arbeit ist nicht sofort zu erkennen, dass die modernistische Architektur des Schauplatzes aus Papier und Farbe besteht. Protagonisten im Halbdunkel, angeschnitten, reduziert auf sozialen Status und die jeweilige Sprache, in der sie Bruchstücke eines Ganzen liefern, das sich vom Rezipienten letztlich nicht zu einer kohärenten Geschichte zusammensetzen lässt: Kontrolle und klare Interpretationen sind nicht möglich. Mutmaßungen, Widersprüche irritieren, der unerklärbare Rest dieses filmischen Kunstwerks eröffnet – ästhetisch kongenial vermittelt – einen Denk-Raum im Sinne einer reflektorischen Distanz, dessen universelle Themen und Dynamiken wie Habitus, Macht und hierarchische Gefüge eine nachhaltige Wirksamkeit entfalten.

 

Lobende Erwähnung

Three Walls
Zaheed Mawani
Kanada 2011 25'30'', HDCAM, Farbe
Begründung:
Three Walls erzählt die Geschichte vom Aufstieg der Bürobox – einem Wandsystem, das Großraumbüros in kleine Parzellen unterteilt. Der Film lässt Architekten, Möbelhersteller und Motivationstrainer zu Wort kommen und stellt ihnen die Menschen gegenüber, die in diesem Boxen arbeiten müssen. Mit klar kadrierten Bildern und prägnant besetzten Protagonisten gelingt es dem Film, von der Architektur über die Sinnhaftigkeit von Arbeit bis zum Lebensgefühl in der postindustriellen Dienstleistungsgesellschaft einen Bogen zu spannen. Ironisch und böse entlässt er uns mit einem geschärften Blick für die Beziehung zwischen Mensch, Funktion und Raum.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Handebol
(Handball)
Anita Rocha da Silveira
Brasilien 2010, 19'30'', 35mm, Farbe

Begründung:
Für seinen melancholischen und unbeirrbaren Blick auf das Leben eines Teenagers und die leicht unwirkliche Atmosphäre, die von Anfang bis Ende fesselnd bleibt.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Atrophy
Palesa Shongwe
Südafrika 2009, 8', Digi Beta, Farbe

Begründung:
Der Film Atrophy ist eine gelungene Komposition aus Tanz, Poesie, Musik und dokumentarischen Aufnahmen. Eine junge Südafrikanerin drückt im Tanz, der Gemeinschaft stiftet und an ihre kulturelle Tradition erinnert, ihre Sehnsucht nach Freiheit aus. Zugleich befürchtet sie, dass der Raum, den sie im Tanz entfaltet, von den Lebensbedingungen der Townships zunehmend eingeschränkt wird. Im Rhythmus des Körpers bilden sich Freiräume, die den wachsenden gesellschaftlichen Einschränkungen widerstehen.

 

Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 500 €

Kengere
Peter Tukei Muhumuza
Uganda 2010, 22'30'', DV, Farbe und s/w

Begründung:
Der Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen geht an Kengere von Peter Tukei Muhumuza. Der Film besticht durch die Sorgfalt, Intelligenz und Zartheit, die Phantasie, mit der hier eine ganz eigene Welt händisch erschaffen ward – eine Welt, zu deren Alltag massive Menschenrechtsverletzungen gehören. Animation und Dokumentation finden hier kongenial zusammen.

 

ZONTA-Preis
für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb, dotiert mit 500 €

99 Beautiful
Tessa Knapp
Deutschland 2010, 17', HDCAM, Farbe

Begründung:
Die Namen reichen weiter zurück als die Nationen. Die Filmemacherin schafft einen strengen formalen Rahmen, in dem die Namen türkischer Menschen mehr über ihr Leben erzählen als ihr unmittelbar soziales Umfeld. Die Arbeit findet eine höchst plausible Form an der Schnittstelle zwischen Kurzfilm und Installation.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

Traces of an Elephant
Vanessa Nica Mueller
Deutschland/Großbritanien 2011, 27', Digi Beta, Farbe

Begründung:
Gezielte Schritte und Bewegungen durch menschenleere Räume, ihre rhythmische Abfolge erzeugt einen hypnotischen Sog – Redundanz und Abwesenheit als subtile Bedrohung. Die Präsenz und Wirkungsmacht dieser Bilder wird dabei mit der fragmentarischen und traumähnlichen Qualität von Erinnerungen konfrontiert ...ein neuer Film entsteht. Vanessa Nica Mueller gelingt mit ihrer ebenso einfachen wie effizienten Aneignung von Alan Clarks "Elephant" eine vielschichtige Abhandlung über Erinnerung als Übergangszone zwischen Rekonstruktion und Neuerzählung. Traces of an Elephant legt sich wie eine zweite Schicht über das Original und erweitert sich zu einem persönlichen Dokument einer Stadt zwischen Stillstand und Wandel.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 €

marxism today (prologue)
Phil Collins
Deutschland 2010, 25'30'', HDCAM, Farbe

Begründung:
Biographien mit gewaltsamen Brüchen, ausgelöst durch die Geschichte. Ein Staat und ein "Staatskörper"verschwinden und mit ihnen ein ganzer Überbau an Ideen und Denkweisen. Die Betroffenen – Menschen, die in der DDR Staatsbürgerkunde oder Marxismus-Leninismus unterrichtet haben – müssen sich ein neues Leben erfinden, doch was passiert mit den ideologischen und vielleicht auch idealistischen Resten, wo finden sie ihren Platz? Abseits von Ostalgie oder Denunziation entwirft Phil Collins in seiner visuell beeindruckenden Montage von Interviews und Archivmaterial ein intensives Portrait einer Zeit und geht dabei über einen konventionellen Begriff des dokumentarischen Realismus hinaus.

 

Lobende Erwähnung

ich fahre mit dem fahrrad in einer halben stunde an den rand der atmosphäre
Michael Klöfkorn
Deutschland 2010,10', HDCAM. Farbe und s/w
Begründung:
Ein Fahrradfahrer auf einer assoziativ wilden Fahrt: er trifft dabei auf ökonomische Theorien, militaristische Verrücktheiten, die Psychoanalyse der Siegessäule und andere Unwetter.

 

Erster Preis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der NRW Bank

How To Raise the Moon
Anja Struck
Deutschland/Dänemark 2011, 8'30'', 35 mm, s/w

Begründung:
Inspiriert von unterschiedlichen kultur- und kunstwissenschaftlichen Strömungen schafft die Regisseurin eine atmosphärisch beunruhigende und dichte Assemblage mit ungewöhnlichen Bildern, deren Material aus einem reichhaltigen persönlichen Fundus rührt. Die Animation, in Schwarzweißbildern gehalten, ist sehr offen gestaltet, so dass zahlreiche Möglichkeiten der Interpretation und Gefühle möglich sind, die jedoch den Zuschauer mit einem Zweifel zwischen Gewissheit und Ungewissheit zurücklassen.

 

Zweiter Preis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW Bank

Der Mond ist ein schöner Ort
Anne Maschlanka/Viktoria Gurtovaj
Deutschland 2011, 15', DV, Farbe

Begründung:
Eine Annäherung an ein eher unbekanntes Land und an eine junge Protagonistin, die uns verschiedene Facetten ihres Lebens zeigt. Ihr Alltag ist geprägt durch die Erfahrungen ihrer Eltern; die Folgen des Bürgerkriegs und der schwierige Neuanfang sind in Bildern und Worten sicht- und spürbar. Den Regisseurinnen gelingt es in kürzester Zeit, ein Vertrauensverhältnis zu dem Mädchen aufzubauen, die Kamera bleibt immer dicht bei ihr und wird auch durch ihre Hand geführt. Damit unterstreicht der bemerkenswerte Dokumentarfilm sowohl seine klare Perspektive wie auch seine große Nähe zum Sujet.

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Neue Ruhr Zeitung

Mobile
Verena Fels,
Deutschland 2010, 6'30'', Digi beta, Farbe

Begründung:
Der erste Preis geht an einen Film, den wir alle sehr lustig fanden. Die bunten Farben und die Musik haben uns sehr gut gefallen. Es gibt wilde Bewegungen und ganz viel Action. Der Film zeigt, dass auch wenn man sich einsam fühlt, es immer irgendwo einen Freund gibt. Der Film ist sehr liebevoll und schön gemacht und auch für kleine Kinder sehr gut geeignet.

 

Lobende Erwähnung

Haru no ogawa
(Der Frühjahrsausflug)
Sakichi Sato
Japan 2010, 6'30'', Digi Beta, Farbe
Begründung:
Wir haben dem Film Haru no ogawa eine lobende Erwähnung gegeben, weil dieser Film sehr witzig, einfallsreich und fantasievoll ist. Der Film zeigt einem ein ganz anderes Land und einen anderen Alltag. Außerdem hat uns das Lied des Films sehr gut gefallen.

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, unterstützt von der Sir-Peter-Ustinov-Stiftung

Små barn, stora ord
(Kleine Kinder, große Worte)
Lisa James Larsson
Schweden 2009, 12', 35 mm, Farbe

Begründung:
Fast einstimmig waren wir der Meinung, dass dieser Film gewinnen muss. Der Film hinterließ einen bleibenden Eindruck. Er regte zum Nachdenken an und wir haben noch lange über ihn gesprochen. Die schwierigsten Fragen stellen oft die Kinder. So ergeht es auch der Lehrerin einer Grundschulklasse, die plötzlich auf Fragen reagieren muss, die sie nicht erwartet hat. Die Antwort auf diese Fragen war sehr ergreifend. Durch die vielen Nahaufnahmen auf ihr Gesicht konnten wir ihre Emotionen richtig gut nachempfinden. Auch die schauspielerische Leistung der Darsteller beeindruckte uns – vor allem auch die der Kinder.

Präambel:
Wir haben in den letzten Tagen 26 Kurzfilme gesehen, die uns in viele verschiedene Länder und Kulturen entführt haben. Die Filme waren sehr vielseitig, manchmal lehrreich, manchmal ergreifend, unterhaltsam, ungewöhnlich, manchmal auch schwer zu verstehen, aber in jedem Fall hat uns jeder Film auf seine eigene Art gefallen.

 

Lobende Erwähnung

Naiá a a lua
(Naiá und der Mond)

Leandro Tadashi
Brasilien 2010, 13', HDV, Farbe und s/w
Begründung:
Uns wurden viele Geschichten erzählt und eine davon hat uns besonders gut gefallen: die brasilianische Legende vom Jaci und wie die Sterne an den Himmel kamen. Gespannt lauscht Naiá der Erzählung der Stammesältesten am Lagerfeuer und ist so fasziniert vom Mond, dass sie ihm wie die Sterne unbedingt nahe sein will. Unsere lobende Erwähnung geht an Naiá a a lua, weil uns die Verfilmung der Legende beeindruckt hat. Gemeinsam folgen wir Naiá durch den Dschungel, fast so, als wäre man selbst dabei. Die Musik, die Bilder und die tollen Farben haben uns gefesselt und uns brasilianische Kultur etwas näher gebracht.

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.500 €

One Minute Soundsculpture
Daniel Franke (Musik: Ryoji Ikeda)
Deutschland 2010, 1', Full HD Pro Res, Farbe

Begründung:
Man kann mit einem Videoclip keinen größeren Erfolg erzielen als Daniel Franke mit seiner Interpretation von Ryoji Ikedas Stück One Minute Soundsculpture. Wer diesen Film einmal gesehen hat, wird  den Track nie wieder hören können, ohne die Videobilder vor dem inneren Auge zu sehen. Ein kleines Stück elektroakustischer Musik – eine Folge von Störgeräuschen und Testtönen – versieht Frank mit dem Bild eines quadratischen, leeren Galerieraums, in dem gleichsam aus dem Nichts abstrakte Formen zu lebenden Linien mutieren und die lebenden Linien wiederum zu einem abstrakten Wesen, das im Rhythmus der Geräusche wächst, schwebt und sich bewegt. Aus der Soundskulptur wird eine visuelle Skulptur, Ursache und Wirkung verschmelzen ineinander, zwischen Bild und Sound gibt es am Ende keinen Unterschied mehr. Das ästhetische Prinzip des Videoclips, die perfekte Verbindung von Bild und Sound, wird hier zu einer kaum noch zu überbietenden Vollendung geführt – und das mit den schönsten Bildern, die wir seit langem gesehen haben.

 

2. MuVi-Preis
dotiert mit 1.500 €

There Will Be Singing
Jutojo Philip Sollmann (Musik: Efdemin)
Deutschland 2010, 6', Full HD Pro Res, Farbe

Begründung:
Das Video zu Efdemins There Will Be Singing wirkt auf den ersten Blick wie eine unmittelbare Umsetzung eines Techno-Tracks in geometrische Bildsprache: gerade 4-to-the-floor-Beats treffen auf die Gleichförmigkeit modernistischer Hochhausarchitektur. Eine Musik, die keine Geschichte erzählt und keine Geschichte zu haben scheint. Doch nein! Denn der zweite Blick zeigt, dass die Hochhäuser aus alten, vergilbten, eingerissenen Architekturfolianten abgefilmt wurden. Es sind Aufnahmen aus dem Chicago der 50er-Jahre, die Efdemin mit einer Hommage an den Chicago House und den Detroit Techno der 80er- und 90er-Jahre verbindet. Über die historische Referenz legt sich Nostalgie, über die Nostalgie legt sich das Erschrecken über die Brutalität, die menschenfeindliche Entleertheit der alten Stadtpanoramen. So nah zoomt die Kamera an die Fotografien, dass sie zu leben scheinen; aber die einzige echte lebendige Bewegung, die man in diesem Film sieht, ist die Bewegung einer Hand, die eine Buchseite umblättert, an der zahlreiche Post-Its mit Notizen kleben. Erst die musikalische Aneignung dieser Bildwelt vermag diese nachträglich mit jenem Leben zu versehen, dass sie in Wahrheit nie besessen hat: das ist die großartige, ergreifende Botschaft, die dieser Videoclip mit großer Kunstfertigkeit und formaler Strenge umzusetzen versteht.

 

3. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 Euro

Ah!
Darko Dragicevic (Musik: Oval)
Deutschland 2010, 3', Full HD Pro Res, Farbe

Begründung:
Darko Dragicevics Video zu Ovals Track Ah! fasziniert durch die Konsequenz und die Eleganz, mit der hier eine radikal körperlose Musik in Bewegungen von Körpern umgesetzt wird. Mehr noch, gelingt es der Inszenierung, eine eigentlich unerotische Musik in Bilder eines multiplen Begehrens zu übersetzen, in denen die tanzende Protagonistin einerseits ihre männlichen Mittänzer dominiert und andererseits von ihren Blicken, ihrem Begehren immer wieder in die Enge getrieben wird. Die Delikatheit der Musik und ihre Schwere, ihre Erdhaftigkeit finden sich gleichermaßen in dem Video wieder, das wie in Stilleben wirkt, in dem getanzt wird. Ein Clip, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet.

 

Der MuVi-Online Publikumspreis
wird von allen Internetnutzern, die ihre Stimmen auf www.muvipreis.de abgegeben haben (in Kooperation mit 3sat, Intro, tape.tv, byte.fm und ARTE creative)

Bagatelle l
Sebastian Huber, Robert Pohle und Johannes Timpernagel (Musik: sonic.art)
Deutschland 2011, 1'30'', DV, Farbe

Trailer

Trailer der 57. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
von John Smith, Großbritannien 2011

Pressestimmen

[...] zu den großen Leistungen dieses in Deutschland einmaligen Festivals gehört seine Spannbreite, die Fähigkeit, scheinbar Unvereinbares zusammenzuführen und in einen angenehmen, nie erzwungenen Austausch zu bringen. 
Rüdiger Suchsland, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Mai 2011

Man könnte die Oberhausener Kurzfilmtage vielleicht als den Poetry Slam unter den Filmfestivals bezeichnen, und konsequent wurden auch diesmal "es war ein recht guter Jahrgang" die Vorurteile gegen die Unzulänglichkeit des Genres Kurzfilm widerlegt. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 12. Mai 2011

Oberhausen ist nichts für Feiglinge. Wer von der Angst getrieben wird, etwas zu verpassen, kapituliert vor 466 Filmen in fünf Wettbewerben und Sonderprogrammen. Als Flaneur streift man dagegen lustvoll durch eine polyfone Kurzfilmlandschaft, auf der in diesem Jahr viele Tiere grasten. 
Ulrike Mattern, der Freitag, 12. Mai 2011

Oberhausen packt seine intensiven Programme in den klar abgesteckten Raum eines Multiplex in der Stadtmitte, weitere Attraktionen, die ablenken könnten, gibt es nicht. Der Ort und die Intensität tragen nur zu dem bei, was die zentrale Mission jedes Festivals sein sollte: ein Genuss für Cinephile zu sein. 
Shekhar Deshpande, filmint.nu (Film International), Juni 2011

Dem Profil eines Festivals, dessen beste Beiträge nicht zuletzt gesellschaftliche Themen im Schicksal des Einzelnen spiegeln, steht diese Arbeit ("Along the G-Line" von Marianna Christofides) gut zu Gesicht. Die 57. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen sind von atemberaubender Qualität. 
Kristina Tieke, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 10. Mai 2011

Als ältestes Kurzfilmfestival der Welt ist Oberhausen mit 57 weit vom Ruhestandsalter entfernt. Mehr denn je ist es ein Treffpunkt für Festivalvertreter, Kuratoren, Produzenten, Regisseure, Journalisten und Kurzfilmliebhaber. 
Sirkka Moeller, sensesofcinema.com, Australien, Juni 2011

Oberhausen hat sich zu einem Fest der Filmvermittlung entwickelt. 
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 11. Mai 2011

Zum 57. Mal fanden die Kurzfilmtage nun statt, dieses trotz der stattlichen Jahreszahl noch immer junge und quicklebendige Festival.
Frank Olbert, Kölner Stadt-Anzeiger, 9. Mai 2011

Das Festival setzt traditionell Trends. Es setzt sich zur Aufgabe, neue Talente zu erkennen, die Avantgarde im Kurzfilm und Musikvideo zu fördern und die Erprobung neuer digitaler Formate im weiteren Kontext zwischen Kunst und Kurzvideo. So sind konzeptionelle Arbeiten einer der Hauptinhalte des Festivals. 
Anton Burggraaf, Gauteng Film Commission, Südafrika, 31. März 2011

Selbstreflexivität durchzog das klassische Kurzfilmprogramm. 
Ralf Krämer, spex.de, 16. Mai 2011

Ganz gleich, ob Sie sich dafür entscheiden, Filme aus einem der Wettbewerbe oder den Sonderprogrammen anzusehen: Die Oberhausener Internationalen Kurzfilmtage stehen immer für das andere Kino. 
Gudrun Mattern, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 6. Mai 2011

Kürze und Güte  das sind auch bei der 57. Auflage des traditionsreichen Festivals ganz entscheidende Kriterien. 
Carsten Dilly, Ratgeber am Dienstag, 19. April 2011

Unter dem Titel "Das Kino der Tiere" haben der Biologe Cord Riechelmann und der Kurator Marcel Schwierin ein umfangreiches Programm zur Geschichte des wissenschaftlichen und künstlerischen Tierfilms zusammengestellt; dass die Grenzen zwischen diesen beiden Feldern dabei oftmals verwischen, gehört zu den Prämissen des Konzepts. 
Esther Buss, film-dienst Nr. 9, 2011

Eine schlüssige Geschichte des Mensch-Tier-Verhältnisses im Zeitalter der industriellen Moderne lässt sich aus diesem gewaltigen und notdürftig in elf Kapitel gegliederten Materialhaufen [Das Kino der Tiere] zwar nicht herausdestillieren. Aber eine Vorstellung davon, wie das Kino diese Geschichte geradezu seismografisch protokolliert hat, gewinnt man schon. 
Eckhard Fuhr, Die Welt, 10. Mai 2011

Wer niedliche Tierfilme und kurzweilige Dokumentationen erwartet, wie sie täglich im Fernsehen laufen, ist aber eher fehl am Platz. Wenn er den Todeskampf einer Forelle, die Jagd und Verarbeitung von Beuteltieren oder moderne Formen der Tötung auf der Leinwand verfolgt, wird manch ein Zuschauer wohl unruhig in seinem Kinosessel herumrutschen. 
Helen Sibum/Ann-Kathrin Brocks, Neue Ruhr Zeitung, 6. Mai 2011

Staunen ist auch die Vokabel, die am besten die Reaktion auf die Oberhausener Entdeckungen in Sachen Tier beschreibt. 
Arnold Hohmann, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 4. Mai 2011

Niedliche Familienunterhaltung darf man in diesen Programmen indes nicht erwarten. Der Philosoph und Biologe Cord Riechelmann und der Filmexperte Marcel Schwierin gehen der Frage nach, warum Menschen seit der Erfindung des Kinos geradezu obsessiv Tiere filmen. 
Stefan Keim, Rheinische Post, 4. Mai 2011

Raffiniert, ironisch, kunstvoll, aktuell: Es lohnt sich ein Blick ins vielfältige Angebot der Beiträge zum Internationalen Wettbewerb. 
Thomas Becker, Neue Rhein Zeitung, 9. Mai 2011

Das Filmland NRW selbst verfügt über eine vitale, vielversprechende Filmemacher-Szene. Und die Oberhausener Kurzfilmtage tragen dem seit 2009 mit einem eigens eingerichteten NRW-Wettbewerb Rechnung. 
Martina Schürmann, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2011

Der Preis für das beste Musikvideo ist auch in der 13. Auflage für die Kurzfilmtage ein Glücksfall. Es sind Produktionen fernab der großen Industrie, die ihre Klänge in Richtung Massengeschmack lenkt. Hier sind Freiräume für künstlerische Experimente [...] und mangelnden Mut kann man den eingereichten Beiträgen wahrlich nicht unterstellen. 
Dirk Hein, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 9. Mai 2011

Repräsentativ für den Zustand der Kunstform im Jahr 2011 ist der Musikvideo-Preis nicht und will es auch gar nicht sein. 
Spex.de, 30. April 2011

[Über "One Minute Soundsculpture"]: Man weiß nicht, was es ist und was aus ihm werden wird [...] aber es lebt und frisst sich in unser Gedächnis. So wie die neuen Videoclips: Nach ihrer Wiedergeburt sind sie lebendiger und schöner als jemals zuvor. 
Jens Balzer, Berliner Zeitung, 10. Mai 2011

Melancholie als Widerstand, so könnte man das spätere Oeuvre von Królikiewicz umschreiben, einem Regisseur, mit dem man sich eingehender beschäftigen müsste. 
Hans Schifferle, epd film, Juni 2011

An künstlerische Reinheitsgebote fühlt sich William E. Jones nicht gebunden. In der Arbeit des Amerikaners mischen sich Hochkultur und Schwulenporno, Pop und Politik, neostrukturalistische Experimente und essayistische Montagefilme. 
Stefan Grissemann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Mai 2011

Das Festival zeigt, dass es gelingt, Kinder und Jugendliche für Filme zu begeistern, die nicht den herkömmlichen Sehgewohnheiten entsprechen. Es nimmt Filmbildung ernst. Das ist klug und vorausschauend, denn die Kinder von heute sind das Filmpublikum von morgen. 
Ute Schäfer, Kulturministerin des Landes NRW, in ihrer Eröffnungsrede, 5. Mai 2011

Das neue Portal [Oberhausen Films Online] bietet nicht nur eine neue Form der Selbstvermarktung im Internet; die Idee ist auch, dass die Marke Oberhausen als Qualitätssiegel und Orientierungshilfe fungiert und den Nutzern hilft, sich in der riesigen Menge Videomaterial im Internet zurechtzufinden. 
Screen Africa, 28. März 2011

Kurzfilme von Robert Frank, Jan Svankmajer und Jeanne Faust gehören zu den ersten Titeln auf Oberhausen Films Online, einer neuartigen Video-on-demand-Plattform der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. 
ScreenDaily, USA, 24. März 2011

Katalog

Der Festivalkatalog 2011 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung zur Verfügung oder sie können ihn für 15,00 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2010

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.500 €

Madam & Little Boy
Magnus Bärtås
Schweden 2009, 28', HDV, Farbe

Begründung:
Für seine weitgesteckten Ziele, seine erfindungsreiche Rekrutierung der Mächte des Kinos, für die Wiederentdeckung der phantastischen und wahren Geschichte von Choi Eun-hee (Madame Choi) und ihres schicksalhaften Wegs durch die nord- wie südkoreanische Geschichte des 20. Jahrhunderts; für sein gewissenhaftes Abwägen des Kleinen wie des Großen, des Poetischen und Politischen, des Furchtbaren und Vertrauten; für das nahtlose Verweben besonderer Momente, umfassender und wiederholter historischer Pathologien, simpler Fakten und filmischer Epiphanien vergibt die Internationale Jury den Großen Preis an Madame & Little Boy.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Mur i wieza
Yael Bartana
Israel/Niederlande/Polen 2009, 16', HDCAM, Farbe

Begründung:
Ein überraschender Ansatz, der die Strategien und den Stil von Propagandafilmen satirisch bloßlegt, eine fesselnde, Erwartungen auf den Kopf stellende und den Geist öffnende Erfahrung für die Zuschauer und eine Meisterklasse in Kulturwissenschaft. Für seine heterodoxe Perspektive auf ein hoch brisantes politisches Thema und das kritische, doch potenziell versöhnliche Aufzeigen von dessen extremer Komplexität geht der zweite Hauptpreis an Mur i wieza von Yael Bartana.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Monolog
Laure Prouvost
Großbritannien 2009, 9', DVCAM, Farbe

Begründung:
Für sein bravouröses Hinterfragen von Autorenschaft und Reflexivität und seine intellektuelle Großzügigkeit, seinen subversiven Humor und launigen Absurdismus im Umgang mit dem Konzeptionellen geht ein Hauptpreis an Laure Prouvost für Monolog.

 

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 €

Flag Mountain
John Smith
Großbritannien 2010, 9', DVCAM, Farbe

Begründung:
Bestechend einfach, gleichzeitig treffend und exakt wie eine mathematische Formel, zeichnet der Film Flag Mountain von John Smith eine treffende Karikatur des Nationalismus.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

Filmas apie nežinomą menininkę
Laura Garbštienė
Litauen 2009, 11', 16mm, Farbe
Begründung:
Muss man in der erfolgsorientierten Gesellschaft von heute leiden, ja schlechtes Gewissen entwickeln, wenn man erfolglos und unbekannt bleiben sollte? In ihrem Film über eine unbekannte Künstlerin erschafft Laura Garbštienė. die unvergessliche tragikomischen Figur einer Außenseiterin, die sich auf naive Weise um Anschluss an die große Welt bemüht. Der Film wirkt frisch, unverfälscht und erfinderisch wie an den ersten Tagen des Kinos.

Travelling Fields
Inger Line Hansen
Norwegen 2009, 9', 35mm, Farbe
Begründung:
Durch das einfache Experiment, die Kamera auf den Kopf zu stellen, eröffnet der Film eine erfrischende Perspektive auf die ländliche Architektur und die raue Landschaft. Die Kamerabewegungen verschmelzen wunderbar mit den Bewegungen der Natur und zaubern einen monumentalen Horizont auf die Leinwand.

 

Preis der Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

Definitively Unfinished
Pavel Braila
Moldawien 2009, 14'30'', Beta SP, Farbe

Begründung:
Der Film Definitively Unfinished beginnt am Ende: Er erzählt vom Ende des Kinos in Moldawien; vom Ende der kurzen Geschichte der fahrenden Video-Wagens und vom flammenden Scheitern des ersten unabhängigen moldawischen Filmprojekts. In seiner so klugen wie souveränen formalen Umsetzung zeigt sich der Film als dreifacher Abspann und zugleich als Aufbruch in das schöne Land ewig unvollendeter Werke.

 

Lobende Erwähnung

Rendez-vous à Stella-Plage
Shalimar Preuss
Frankreich 2009, 18', 35mm, Farbe
Begründung:
Eine lobende Erwähnung spricht die Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen dem Film Rendez-vous à Stella-Plage von Shalimar Preuss aus. In seiner assoziativen Grundstruktur verknüpft der Film zwei voneinander unabhängige Geschichten über Nähe und Ferne, Festhaltenwollen und Loslassenmüssen.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Filmas apie nežinomą menininkę
Laura Garbštienė
Litauen 2009, 11', 16mm, Farbe

Begründung:
In täuschend rauem Stil, dabei aber vielschichtig und leichtfüßig, drückt dieser Film seinen Pathos, Witz und seine politische Haltung durch Performance aus.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Mur i wieza
Yael Bartana
Israel/Niederlande/Polen 2009, 16', HDCAM, Farbe

Begründung:
Eine Gruppe von Juden folgt dem Aufruf, mit dem Bau eines Kibbuz am Ort des Warschauer Ghettos wieder jüdisches Leben in Polen zu etablieren. In der Form einer provokativen Satire, die auch alte Propaganda-Filme parodiert, zeigt der Film das Entstehen einer politischen Skulptur gegen Antisemitismus, Nationalismus und das Vergessen.

 

Lobende Erwähnung

Electric Light Wonderland
Susanna Wallin
Großbritannien 2009, 12', HDCAM, Farbe
Begründung:
Ein allein erziehender Vater lässt sich fürsorglich auf die Wünsche und Bedürfnisse seiner beiden heranwachsenden Jungen ein. Der Film erzählt mit subtiler Bildsprache und einfühlsamen Nahaufnahmen vom gegenseitigen Respekt und Vertrauen zwischen Vater und Söhnen.

 

Preis der Kinojury
verbunden mit zwei Ankaufsoptionen durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierten Arbeiten

you and me
Karsten Krause
Deutschland 2009, 4', DV, Farbe

Begründung:
Ein Liebesgedicht von E.E. Cummings zu Super-8-Amateur-Aufnahmen: Zu sehen ist eine Frau, die den Blick des Mannes durch die Kamera sichtlich genießt. Das Liebesglück wiederholt inszeniert vor grandiosen Postkartenlandschaften über 40 Jahre hinweg: Großes, minimalistisches Kino im Schmalfilmformat.

 

Preis der Kinojury

Murphy
Bjørn Melhus
Deutschland 2008, 3,5 min, DV, Farbe

Begründung:
Dieser Film extrahiert die Essenz des Actionfilms. Dessen Töne geben den Stroboskopeffekten den Rhythmus vor, in dem verschiedenfarbige Flächen auf der Leinwand tanzen. Dies montiert der Filmemacher so originell wie außergewöhnlich, dass der Zuschauer, der sich auf dieses Filmerlebnis einlässt, mit dem startenden Helikopter langsam abhebt, durchgeschüttelt wird und schließlich behutsam wieder in seinem Kinosessel landet.

 

Lobende Erwähnung

Fly in the Sky
Vera Neubauer
Großbritannien 2010, 5', Beta SP, Farbe
Begründung:
Im Großen und Ganzen gesehen: ein ehemaliges Kloster als Ort der idyllischen Stille und des weltabgewandten Rückzugs. Im schmutzigen Detail: Eingesperrt sein, verzweifelte Fluchtversuche. Hier kommt keiner lebend raus. Insektenhorror und Sakralkunst gehen eine unflätige Verbindung ein.

 

Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 500 €

Hand Soap
Oyama Kei
Japan 2008, 16', HDCAM, Farbe

Begründung:
Die Auswahl-Kommission der Internationalen Kurzfilmtage verleiht nach Bekanntwerden der Jury-Entscheidungen traditionell den Preis der Kurzfilmtage, um auf eine Arbeit im Wettbewerb aufmerksam zu machen, die wir für besonders wichtig erachten. Der japanische Animationsfilm Hand Soap findet mit seinen außergewöhnlichen Techniken beeindruckende Bilder für die körperlich-seelischen Erfahrungen eines pubertierenden Jungen. Wir freuen uns, den mit 500 € dotierten Preis an Oyama Kei zu überreichen.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

Gesang der Jünglinge
Andree Korpys, Markus Löffler
Deutschland 2009, 14'30'', Beta SP, Farbe

Begründung:
Ein Schuss, ein Stromschlag, ein Schrei. Ohnmacht und Kontrollverlust. Ein überraschender Film, der sich mit reduzierten Mitteln und einem starken Konzept auf diesen einen Moment konzentriert. Der Film löst körperliche Reaktionen aus und macht die Verletzlichkeit des Menschen erfahrbar.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 €, für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet. Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.

Nach Klara
Stefan Butzmühlen
Deutschland 2010, 15', Digi Beta, Farbe

Begründung:
Ein junger Mann erlebt das Gefühl des Begehrtwerdens. Mit formaler Leichtigkeit inszenierte Momentaufnahmen aus dem Leben eines jungen Mannes, der nach sexueller Orientierung sucht und sich doch nur dem flüchtigen Augenblick hingeben kann.

 

Lobende Erwähnungen der Jury des deutschen Wettbewerbs

Shadows Inside
Moana Vonstadl
Deutschland 2009, 6', Digi Beta, s/w
Begründung:
Die schwarz-weiße Animation überzeugt durch stimmige Konzeption, atmosphärische Dichte und ihre künstlerische Umsetzung.

Amerika
Eldar Grigorian
Deutschland 2010, 23', Digi Beta, s/w
Begründung:
Ein episch erzählter Film, der sich durch seine klare Bildsprache und seinen respektvollen Umgang mit seinen Protagonisten auszeichnet.

 

Erster Preis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der NRW.BANK

Holding Still
Florian Riegel
Deutschland 2010, 26'30'', HDCAM, Farbe

Begründung:
Ein Film, der seine Erzählung langsam entwickelt. So geschnitten, dass er nichts Vorhersehbares zeigt, nimmt er sein Publikum in die Spannung einer bewegenden Geschichte mit, die sich nach und nach mit voller Wucht erschließt. Dass und wie der Autor sich dieser Geschichte annimmt, obwohl er nur zufällig auf sie gestoßen ist, zeugt von der Fähigkeit, Beeindruckendes zu erkennen und respektvoll umzusetzen. Mit Bedacht führt uns die Kamera durch eigene Bilder und diejenigen, mit denen sich die Protagonistin ihre Welt über ihren Laptop zugänglich macht. Am Ende öffnet sich der Blick noch einmal nach draußen und gewährt einen Moment des Innehaltens.

 

Zweiter Preis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW.Bank

Legenden
Angélique Dubois
Deutschland 2009, 29', HDCAM, Farbe

Begründung:
Das beeindruckende Portrait einer Industriestadt, die sich an einem Wendepunkt befindet. Die Legenden der Industrie werden mittlerweile von anderen Werten bestimmt. Das mutige Wagnis der Regisseurin eine Westernstimmung als Folie über die Stadt zu legen, ist gelungen. Sie benutzt dazu Dialoge aus unterschiedlichen Western. Die Stadt dient als Theaterkulisse und ihre Darsteller sind lokale Schauspieler. Selbst wenn die Umsetzung des Konzepts nicht immer perfekt gelöst wird, zieht der Film viele Register und besticht durch eindrucksvolle und ungewöhnliche Bilder von Leverkusen.

 

Lobende Erwähnung

Driving Élodie
Lars Henning
Deutschland 2009, 18'30'', 35mm, Farbe
Begründung:
Sehnsucht. Illusion. Projektion. All dies kann Kino sein. Und so ist auch dieser Film, der, unter Mitgliedern einer Filmcrew angesiedelt, entsprechende Motive sucht und findet. Äußerst stimmungsvolle Bilder erzählen von der Begegnung eines zurückhaltenden Setfahrers mit seinem Fahrgast, einer wunderbaren französischen Schauspielerin. Kein modernes Märchen, sondern ein rundes Kurzstrecken-Roadmovie das über vermeintliche Umwege kurvt.

 

Preis der Kinderjury
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Neue Ruhr Zeitung

Jongens zijn we
Tomas Kaan
Niederlande 2009, 17'30'', Digi Beta, Farbe

Begründung:
Wir haben dem Film Jongens zijn we für den 1. Platz ausgesucht weil dieser Film besonders lustig und auch spannend ist und es um echte Freundschaft und ums Zusammenhalten geht. Die Jungens experimentieren viel und haben gemeinsam Spaß und sie machen ganz viel Unsinn.

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

Das Kleine und das Biest
Uwe Heidschötter, Johannes Weiland
Deutschland 2009, 7', Digi Beta, Farbe
Begründung:
Wir haben dem Film Der Kleine und das Biest den zweiten Platz, die lobende Erwähnung, zugeteilt, weil bei diesem Film die Figuren witzig aussahen und der ganze Film sehr lustig war. Die Farben haben uns sehr gut gefallen. Er ist außerdem auch sehr interessant und die Animation fanden wir alle sehr schön. Auch die Musik war besonders toll.

 

Preis der Jugendjury
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Peter Ustinov Stiftung

luzazul
Osiris Luciano
Mexiko 2010, 15', 35mm, Farbe

Begründung:
Wir haben uns für einen Film entschieden, welcher buchähnlich aufgebaut ist, da sich während des Films ein Kapitel schließt und sich ein anders öffnet. Es ist ein Film, der in alle Altersstufen passt, weil sich jeder mit dieser Situation identifizieren kann. Zudem besteht in dem Film Freiraum für die persönliche Phantasie. Der Film zeigt anhand der vertraulichen Atmosphäre, dass Umbrüche und Veränderungen zum Leben dazu gehören und nicht unbedingt negativ sind.

 

Lobende Erwähnungen der Jugendjury

Eni
Ingo Monitor
Deutschland 2009, 24'30'', HD, Farbe
Begründung:
Als erste lobende Erwähnung haben wir einen Film gewählt, der eine sehr ergreifende Geschichte erzählt.
Es wird mit tollen Farben gearbeitet und man kann anhand dieser erkennen,
wie sich die Situation im Film verändern. Außerdem kann man sich in vielen Szenen, selbst ausdenken, was passieren wird oder etwas ähnliches.
Herzlichen Glückwunsch und ein großes Lob, für den Film, der uns ebenfalls sehr begeistert hat, Eni!

bro
Chris Dundon
Großbritannien 2009, 18', HD, Farbe
Begründung:
Die Jury wurde sich bei der Festlegung der lobenden Erwähnung nicht einig, weshalb es in diesem Jahr auch eine zweite lobende Erwähnung gibt. Diese geht an Chris Dundons Film bro, welcher sich auf einfühlsame Weise in eine Familie versetzt, die einen geistig behinderten Sohn hat. Chris Dundon hat es geschafft die Probleme aller beteiligten zu beleuchten. Die Probleme, die eine alleinerziehende Mutter eines behinderten und eines gesunden Sohnes hat, aber auch die Probleme, die der stark in die Pflege und Betreung seines Bruders eingebundene gesunde Sohn hat.

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.500 €

Lightning Strikes
ein Film von: Sönke Held
Musik: Felix Kubin
Produktion: Sönke Held
Label: Raum für Projektion
Deutschland, 2009

Begründung:
Platz 1 geht beinah diskussionslos an Sönke Held für Lightning Strikes. Wie in keinem anderen Video der Auswahl wird hier eine eigene, geschlossene Welt erschaffen. Zusätzlichen Applaus erhält das Video von uns für den stilsicheren Einsatz minimaler Digital-Technik - und dafür, wie Felix Kubin - irgendwo zwischen Klaus Nomi und expressionistischem Filmstar - in diesem Video als Protagonist inszeniert wird.

 

2. MuVi-Preis
dotiert mit 1.500 €

Bit by Bit
ein Film von: Felix Hüffelmann und Philip Frowein
Musik: Comfort Fit
Produktion: Nachteule Productions
Label: Tokyo Dawn Records
Deutschland, 2009

Begründung:
Platz 2 geht an Felix Hüffelmann und Philip Frowein für Bit by Bit, weil ihr Video ein schönes Beispiel für das stringente Umsetzen einer einfachen Idee ist. Auf beinah mahnende Art und Weise lehrt uns das Video, wie schwer es ist, in unbehüteter Freiheit eine erwachsene Persönlichkeit zu konstruieren. Mit dem fortschreitenden Prozess einer Wohnungsverwahrlosung konnten wir uns im Übrigen alle gut identifizieren.

 

3. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 €

u_08-1 (future past perfect pt.3)
ein Film von: Carsten Nicolai und Simon Mayer
Musik: alva noto feat. Anne-James Chaton
Produktion: Studio Carsten Nicolai
Label: raster-noton
Deutschland, 2009

Begründung:
Platz 3 geht an Carsten Nicoloai und Simon Mayer für u_08-1 weil es auf spielerische Art und Weise eine beispielhafte Verzahnung von Bild und Musik herstellt. Extrapunkte bekommt das Video für die Stilisierung eines Getränkeautomaten zur altertümlichen Computeroberfläche, da sich in der Jury sowohl Fans von Getränkeautomaten, als auch von altertümlichen Computeroberflächen befinden.

 

Der MuVi-Online Publikumspreis
dotiert mit 500 €
Der MuVi-Online Publikumspreis wird von allen Internetnutzern, die ihre Stimmen auf www.muvipreis.de abgeben, ausgewählt.

Lifeguide
ein Film von Gitti & Kitti
Produktion: Gitti & Kitti
Musik: Pappkameraden
Germany, 2009

Trailer

Trailer der 56. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
von Mattuschka/Haring/Cumming, Österreich 2010

Katalog

Der Festivalkatalog 2010 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 15,00 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2009

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.500 €

A Letter to Uncle Boonmee
Apichatpong Weerasethakul
Thailand 2009, 18', Beta SP, Farbe

Begründung:
Für die Schaffung eines filmischen Idioms, das den konventionellen dokumentarischen Realismus oder seine Abbildung transzendiert. Für die Entwicklung einer Zeitlichkeit, die gelassen und nachdenklich ist, dabei aber tief verstörend in der Art, wie durch die Re-Imagination des Dorfes Nabua auf die Brutalitäten von Armee und Krieg verwiesen wird.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Ketamin - Hinter dem Licht
Carsten Aschmann
Deutschland 2009, 21', Beta SP, Farbe

Begründung:
Wenn die Schatten des Kinos uns zu einer Reise hinter das Licht einladen, hallen Akkorde, Schönheit, Kunst und wahrscheinlich Tod durch die Abstraktion der Filmform, wie in Ketamin - Hinter dem Licht.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

True Story
Robert Frank
USA 2004/2008, 26', DV, Farbe und s/w

Begründung:
Eine endlose Familienkatastrophe bildet das Epizentrum des Verlustes für den alternden Künstler, der nach einem Leben voller offener Bilderwunden tiefe Zärtlichkeit beweist, eine lebendige Ethik mit seiner Lebensgefährtin, der Künstlerin June Leaf.

 

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 €

Bernadette
Duncan Campbell
Großbritannien 2008, 37', DV, Farbe und s/w

Begründung:
Bernadette Devlins außerordentliche politische Überzeugungskraft wird auf Fernsehaufnahmen aus der verbarrikadierten nordirischen Stadt Derry und vom Blutsonntag am 30. Januar 1972 eingefangen. Devlins Haftstrafe für ihren Angriff auf den britischen Innenminister im Parlament ist ein Ausdruck ihrer Rolle als radikale Aktivistin. Duncan Campbell rahmt Bernadettes Geschichte mit unbequemen "weißen Flecken" ein, die die Auflösung ihrer Parameter widerspiegeln, während das geteilte Land langsam zum geteilten Selbst wird.

 

Lobende Erwähnung der Internationalen Jury

Nora
Alla Kovgan und David Hinton
USA 2009, 36', Beta SP, Farbe
Begründung:
Für seine rauschhaften Farben und ständige Metamorphose von Tanzdelirien, Tagebuchmomenten in Zwischentiteln, Gender auf den Kopf stellende Choreographie und Dorfvignetten, in einer überraschenden Wendung nach der anderen.

 

Preis der Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

A Letter to Uncle Boonmee
Apichatpong Weerasethakul
Thailand 2009, 18', Beta SP, Farbe

Begründung:
Die Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen zeichnet einen Film aus, der sich als scheiterndes Projekt ausgibt, um dabei auf meisterhafte Weise immer neue visuelle und gedankliche Räume zu öffnen.
Der Film spannt den Bogen von einer biografischen Geschichte über eine Reflexion filmischen Erzählens bis hin zur Darstellung politischer und historischer Zusammenhänge.
Apichatpong Weerasethakuls Film A Letter to Uncle Boonmee überzeugt als klug konzipiertes und zugleich sinnliches Werk.

 

Lobende Erwähnung

Elefantenhaut
Severin Fiala und Ulrike Putzer
Österreich 2009, 34'30'', 35 mm, Farbe
Begründung:
Elefantenhaut ist das Portrait einer Frau in der österreichischen Provinz zwischen ihrer Arbeit als Packerin in einer Druckerei und der Pflege ihrer bettlägerigen Mutter. Der Film besticht durch seine hervorragende Regieleistung, die der Laiendarstellerin Raum gibt, eigene Erfahrungen einzubringen und sie für den Film fruchtbar zu machen. Auf diese Weise wird der Film zu einer genauen Milieustudie jenseits aller Klischees.

 

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Bernadette
Duncan Campbell
Großbritannien 2008, 37', DV, Farbe und s/w

Begründung:
Dieser Film ist das faszinierende Portrait einer jungen Frau, deren politischer Aktivismus zur Zeit der nordirischen Konflikte und des Blutsonntags großen Einfluss hatte. Mit Hilfe von Nachrichten- und Archivmaterial fängt der Film die universale Wahrheit politischen Engagements ein, und die Möglichkeiten und Schwierigkeiten des Lebens danach.

 

Preis der ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Senko
Regie: Kawamura Yuki
Frankreich 2008

Begründung:
Eine junge japanische Familie wird mit dem Tod der Mutter konfrontiert. Der eindrückliche Kurzspielfilm lässt uns in symbolträchtigen Bildern miterleben, wie der kleine Yu und sein Vater in dieser Leidsituation von familiärer Geborgenheit getragen werden.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Elefantenhaut
Severin Fiala und Ulrike Putzer
Österreich 2009, 34'30'', 35 mm, Farbe

Begründung:
Der Film zeigt Menschen in einer tristen Umgebung, die sich immer wieder als stark, liebevoll und menschlich erweisen. Er nimmt ein aktuelles Thema zeitgemäß auf und lenkt den Blick auf verloren geglaubte Möglichkeiten des Lebens.

 

Lobende Erwähnung

The Conservatory
Matilda Tristram
Großbritannien 2008, 2'30'', Beta SP, Farbe
Begründung:
Kurz und humorvoll zeigt der Film, wie Unausgesprochenes Form annimmt, verletzt und überwunden wird.

 

Preis der Kinojury
verbunden mit zwei Ankaufsoptionen durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierten Arbeiten

Prrrride
Sirah Foighel Brutmann und Eitan Efrat
Niederlande/Israel 2008, 3', DV, Farbe

Begründung:
Wir hören ein Schlagzeug und eine Pauke, hören vom Militärdienst und den Gefühlen einer Mutter. Wir sehen einen Musiker, aber wir sehen nicht seinen Kopf. Trotzdem schaffen es die Filmemacher, in unserem Kopf ein sehr plastisches und persönliches Bild von einem Menschen entstehen zu lassen, und uns ganz nebenbei auf Konflikte und Widersprüche unserer Zeit aufmerksam zu machen.

 

Preis der Kinojury

Murphy
Bjørn Melhus
Deutschland 2008, 3'30'', DV, Farbe

Begründung:
Dieser Film extrahiert die Essenz des Actionfilms. Dessen Töne geben den Stroboskopeffekten den Rhythmus vor, in dem verschiedenfarbige Flächen auf der Leinwand tanzen. Dies montiert der Filmemacher so originell wie außergewöhnlich, dass der Zuschauer, der sich auf dieses Filmerlebnis einlässt, mit dem startenden Helikopter langsam abhebt, durchgeschüttelt wird und schließlich behutsam wieder in seinem Kinosessel landet.

 

Lobende Erwähnung

Booo
Alicja Jaworski
Schweden 2009, 7', 35 mm, Farbe
Begründung:
Der Animationsfilm versteht es mit einfachen Mitteln, seinem jungen Publikum eine Geschichte vom „Anderssein“ und von Freundschaft zu erzählen und benötigt dafür fast nur einen Laut.

 

Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 500 €

Burning Palace
Mara Mattuschka
Österreich 2009, 32', Beta SP, Farbe

Begründung:
Dieses Jahr haben wir uns für einen Film entschieden, in dem körperliche und emotionale Grenzen auf atemberaubende, intelligente und publikumswirksame Weise gleichermaßen überschritten und neu definiert werden. Hervorheben möchten wir  die konsequente filmische Umsetzung eines Bühnenstücks mit eindrucksvollen Tänzerinnen und Tänzern. Ton, Bild und Montage sind von einer sinnlichen Qualität, deren kluge Opulenz uns alle beeindruckt hat.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs ex aequo
dotiert mit je 2.500 €
Die Jury vergibt den Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs 2009 ex aequo an zwei Filme: Beide Arbeiten entwickeln analog oder digital, in Bild und Ton neue Perspektiven auf die Welt – technisch virtuos, spielerisch und mit eigenem Witz. Reale Objekte erhalten ein irritierendes Eigenleben, kinematografische Räume entfalten sich jenseits traditioneller Koordinatensysteme.

n.n.
Michel Klöfkorn
Deutschland 2009, 11', DV, Farbe

Begründung:
n.n. nimmt Elemente einer technoiden Kulturlandschaft und animiert sie als belustigend-beängstigendes Bewegungsschauspiel – als anschwellenden Schwarm ameisenhafter Wesen, der die Versatzstücke der Zivilisation lustvoll zerschreddert. Ruhe findet die Welt erst im menschenleeren ewigen Eis.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs ex aequo
dotiert mit je 2.500 €

Please Say Something
David OReilly
Deutschland 2009, 10', DV, Farbe

Begründung:
Ein klassisches Szenario bildet den Ausgangspunkt für überbordende filmische Explorationen: Please Say Something wirft einen modernen Blick auf ein altes Problem – wie kann das gehen mit der Liebe und der Kreativität. Die Frage zündet ein hintergründiges, beziehungsreiches, eigenwilliges Bilderfeuerwerk. Mittendrin: Katze und Maus. Forever.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 €, für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet. Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.

Rebeca
Gonzalo H. Rodríguez
Deutschland 2009, 24', Beta SP, Farbe

Begründung:
Im Zuge einer brüchigen, suchenden Bewegung kommen unterschiedlichste filmische Mittel zur Anwendung: Ein verschüttetes Leben wird in Bild, Schrift und Ton, in visuellen Assoziationen, in mimetischen Anverwandlungen, mittels Dokumenten und in fragmentarischen Interviews umkreist. Ansätze werden erprobt und wieder verworfen. Am Ende steht keine gesicherte Erkenntnis. Die Suche geht weiter. Der Gewinn liegt in eben dieser Erfahrung.

 

Erster Preis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der NRW.BANK

A Taste of Honey
Simon Rittmeier
Deutschland 2008, 10', Beta SP, s/w

Begründung:
Der in Schwarzweißbildern gedrehte Film zeigt unerwartete Eindrücke von Kuba im Jahre 49 nach der Revolution: eine wenig motivierte Verkäuferin in einem Geschäft, Ventilatoren, die aufgrund von Stromausfall nicht funktionieren, Senioren beim Tanz, die Santera beim Vollzug eines religiösen Rituals am Strand. Die Lähmung des Lebens manifestiert sich in den Bildern, die von den atmosphärischen Tönen begleitet werden. Dem Regisseur gelang es trotz Zensur und staatlicher Kontrolle, die Abwesenheit der Utopie im tropischen Paradies deutlich zu machen und die beklemmende Umgebung einzufangen. Der Titel des Films stammt von einem Song der Beatles, denn vor allem wurde John Lennon in Havanna mit einem Denkmal geehrt.

 

Zweiter Preis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 €, gestiftet von der NRW.BANK

Dial M for Mother
Eli Cortiñas Hidalgo
Deutschland 2008, 11'30'', Beta SP, Farbe

Begründung:
Der Film befasst sich in erster Linie mit der Filmdiva Gena Rowlands und setzt ihr ein eindeutiges Denkmal. Das Konzept des Films ist durch ein diffiziles Montageverfahren in künstlerischer Hinsicht sehr hintergründig, denn es geht in der zweiten Ebene um Telefonate mit der Mutter der Regisseurin, die durch den Einsatz von Split Screens in der Verkörperung der Diva geschickt verfremdete Eindrücke hinterlässt. Das immer wieder geradezu nervige Klingeln des Telefonapparates schafft in Kombination mit Dialogfetzen eine äußerst dichte Atmosphäre.

 

Lobende Erwähnung

Luft
Natalia Stürz
Deutschland, 1', DV, Farbe
Begründung:
Selten hören wir so genau zu wie bei den Nachrichten – selbst bei den Fernsehnachrichten. Die Filmemacherin hört hier noch genauer hin und entdeckt den Moment vor der Nachricht. Konzentriert und in schneller Montage fügt sie die Augenblicke des Luftholens pointiert zusammen, ohne dass dem Zuschauer dabei die Nachricht entgeht.

 

Preis der Kinderjury
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Neue Ruhr Zeitung

Adriaan: Een Kist voor Stippie
(Adriaan: Ein Sarg für Stippie)
Mischa Kamp
Niederlande 2007, 9', Beta SP, Farbe

Begründung:
Stippie, der Hund von Adriaan, ist gestorben und wird begraben. Viele haben eine solche Situation schon erlebt, und der Film gibt die Gefühle besonders durch die Musik realistisch und für uns nachvollziehbar wieder. Wir konnten gut mit Adriaan mitfühlen. Besonders sind uns die tollen Schauspieler und die Musik aufgefallen. Der Film ist die richtige Mischung aus traurig und lustig.

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

The Problem with Pets
(Das Problem mit Haustieren)
Catriona Craig
Großbritannien 2008, 13', DV, Farbe

Begründung:
Der Film ist besonders erzählt. Die Schauspieler sehen verrückt aus und die Kostüme und die Musik lassen den Film sehr witzig wirken, obwohl das Thema eigentlich sehr ernst ist.

 

Preis der Jugendjury
dotiert mit 1.000 €, gestiftet von der Peter Ustinov Stiftung

Ralph
Alex Winckler
Großbritannien 2008, 12'30'', Beta SP, Farbe

Begründung:
Durch das geschickte Spiel mit verschiedenen Sprachen, unkomplizierten Charakteren und einer fließenden Handlung konnte uns ein Film besonders an die Leinwand fesseln, ohne langweilig zu werden. Ralph versucht, in einem fremden Land ohne Fremdsprachenkenntnisse seine Angebetete zu finden. Mit einem überraschenden Wendepunkt, der ein schönes Beispiel für Liebe liefert, berührt dieser Kurzfilm seine Zuschauer und bleibt uns lang im Gedächtnis.

 

Lobende Erwähnung der Jugendjury

Varde
(Grenzstein)
Hanne Larsen
Norwegen 2008, 15'30'', 35 mm, Farbe
Begründung:
Die Lobende Erwähnung des diesjährigen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs geht an einen Film, der sowohl durch hervorragende, authentische und glaubwürdige Schauspieler als auch durch seine Kritik am Gruppenzwang und seine spannende Art überzeugt hat. All das haben wir gern im Kurzfilm…

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

Poes en de maan
Regie: Suzanne Tuynman
Niederlande 2005
Begründung:
Die Kinderjury vergibt eine weitere Lobende Erwähnung, weil in diesem Film eine Katze den Mond tröstet, indem sie auf ihren Schnurrbarthaaren musiziert und somit der Sonne einen Streich spielt. Außerdem fanden wir, dass Poes en de maan sehr gut gezeichnet war und schöne Farben hatte.

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.500 €

Pasajeros peregrinos pilotos
Ein Video von: Thomas Köner
Musik: Porter Ricks
Produktion: Thomas Köner
Label: Chain Reaction, Hardwax
Deutschland, 2008

Begründung:
Weil das Video uns durch ein ebenso einfaches wie einleuchtendes Bildbearbeitungsprinzip verblüfft hat. Der klassische Blick aus dem Fenster auf einen Platz zeigt die Bewegung der Passanten als Ornament, schafft eine visuelle Erzählung und schlägt unangestrengt die Brücke zu dem Phänomen, dass soziale Ornamente in der Kontrollgesellschaft intime Rückschlüsse auf den Einzelnen zulassen.

 

2. MuVi-Preis
dotiert mit 1.500 €

Egodyston
Video von: Xenia Lesniewski
Produktion: Xenia Lesniewski, HfG Offenbach
Musik: Groenland Orchestra
Label: Staubgold
Deutschland, 2009

Begründung:
Dieses Video überzeugte uns durch seine thematische und kreative Kompetenz. Die kolorierten Flächen, die wie stroboskopisches Licht in den Clip geschnitten wurden, setzen das visuelle Narrative in Perspektive und stellen einen Kontrast dar.

 

3. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 €

Graf
Regie: Karl Kliem
Produktion: Dienststelle
Musik: Lithops
Label: Thrill Jockey
Deutschland, 2008

Begründung:
An diesem Video gefiel uns eine negative Erhabenheit, erzeugt von einer Überdosis alltäglicher Hässlichkeit bis zu den grotesken Gesichtermasken öder, tagesaktueller Politiker und einer zu Tode standardisierten Websiten-Grafik. Gegen den so mit leichter Hand durchquerten digitalen Alltagsschmutz werden die Kräfte des gezielt Gelangweilten mobilisiert.


Der MuVi-Online Publikumspreis
dotiert mit 500 €
Der MuVi-Online Publikumspreis wird von allen Internetnutzern, die ihre Stimmen auf www.muvipreis.de abgeben, ausgewählt.

Zum König geboren
Regie: Daniel Franke und Martin W. Maier
Produktion: We Are Chop Chop
Musik: Marteria
Label: Four Music
Deutschland, 2009

Trailer

Trailer der 55. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Schnitt, Ton, Grafik: Volker Schreiner, Deutschland 2009

Pressestimmen

Zu den Vorzügen der Kurzfilmtage gehört, dass sich das Festival, ganz im Gegensatz zu vergleichbaren Veranstaltungen, immer wieder erstaunlich selbstkritisch und auf hohem Niveau reflektiert.
Rüdiger Suchsland, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2009

Oberhausen ist längst zu einer Marke geworden, und als solche repräsentiert sie Kunstanspruch, kulturellen Auftrag und steten Diskurs über die kurze filmische Form. In keinem Jahr scheint sich das Festival auf dem Erreichten auszuruhen, immer aufs Neue werden Ästhetiken und Begriffe, Standards und Aufgaben hinterfragt.
Oliver Baumgarten, Blickpunkt:Film, Nr. 21+22/2009

Oberhausen ist alles andere als ein gefälliges Festival. Kargheit, Absage an Eingängigkeit und emotionale Suggestion, Enigmatik und Negation aller Erwartungshaltungen, die professionellen Besucher eingeschlossen, sind hier positive Werte, und allein dafür ist das Festival nur zu loben.
Dieter Wieczorek, schnitt.com, Mai 2009

So präzise konfrontierten die 55. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen dieses Jahr die kurzen Filme, brachten Genres und Themen klug miteinander in Dialog, dass bereits die Komposition der Programme eine Auszeichnung wert gewesen wäre.
Kristina Tieke, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2009

Während die finanziellen Ausfälle im Sponsoring von Festivalleiter Lars Henrik Gass noch gar nicht genau beziffert werden können, flammen an anderer Stelle, bedingt durch die städtische Haushaltssperre, gar Debatten über das generelle Aus der Traditionsveranstaltung auf. Eine Schande wäre es, präsentiert sich das Festival in seiner 55. Auflage doch einmal mehr als Kulturbotschafter per excellence.
Martin Boldt, Kölner Stadt-Anzeiger, 5. Mai 2009

In den letzten Jahren haben die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, seit langem Ziel und Schaufenster für Filmemacher, ihre Programme um Experimentalfilme und Videokunst erweitert. Ich hatte bei diesem Festival endlich Gelegenheit, Matsumoto Toshios Werk zum ersten Mal im Kino zu sehen, nachdem ich seine Filme bisher nur von UbuWeb kannte. Der Ton ist ein zentrales Element seiner Filme, und das hat die Kinosituation mir ganz klar gemacht.
Ceci Moss, rhizome.org, 13. Mai 2009

Gerade endete die 55. Ausgabe der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, eine Veranstaltung mit langer Geschichte, die sich dem Verfall energisch widersetzt, indem sie sich einerseits immer wieder an die Unzahl ähnlicher Festivalneugründungen anpasst und andererseits an die rapide Entwicklung der Technologie, nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der Distribution und Projektion von Künstlerfilmen und videos.
Montse Badia, www.a-desk.org, Spanien, 9. Mai 2009

Radikaler als seine Kollegen aber argumentiert in Schnitt Lars Henrik Gass, der Chef der Oberhausener Kurzfilmtage. Weil die Geschäfte mit Filmen immer weniger in Vorführsälen, sondern per DVD und auf digitalen Kanälen gemacht würden, braucht der Film als Ware keine Festivals und vielleicht sogar keine Kinos mehr. Für die Filmfestivals ergebe sich daraus nicht unbedingt der Ruin. Sondern im Gegenteil die historische Chance, endlich bessere Filme zu zeigen.
Der Spiegel, 11. Mai 2009

Zudem hatte Festivalleiter Lars Henrik Gass erfreulicherweise die Programme auf rund 80 Minuten gekürzt, so dass genügend Zeit blieb, die Vielfalt der kurzen Form in den herausragend kuratierten Sonderprogrammen zu entdecken: Zum Beispiel in der zehnteiligen Reihe Unreal Asia.
Gabrielle Schultz, Die Welt, 8. Mai 2009

Zwei weitere Kurzfilme Weerasethakuls liefen im Sonderprogramm Unreal Asia, das in diesem Jahr die Fülle südostasiatischer Filmsprachen vor allem jenseits der großen drei China, Korea, Japan vorstellte: eine ungemein reichhaltige, atemberaubend spannende Zusammenstellung von 71 repräsentativen Werken.
Rüdiger Suchsland, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2009

Asien ist in den vergangenen Jahren in den Fokus der Filmfestivals und der Kunstwelt geraten. Die Kurzfilmtage in Oberhausen, die sich zuletzt an der Schnittstelle zwischen diesen beiden Welten neu zu positionieren wussten, reagierten mit Unreal Asia auf das vielfältige Angebot an kurzen und mittellangen, vorwiegend auf Video gedrehten Arbeiten, aus denen sich ein facettenreiches Bild von den Entwicklungen im Fernen Osten zusammensetzen lässt.
Bert Rebhandl, Der Standard, Österreich, 6. Mai 2009

Unreal Asia ist das letzte einer Reihe von thematischen Programmen, die Oberhausen von den vielen Festivals unterscheiden, die sich selten solch umfangreichen Erkundungen eines Themas widmen. In den letzten Jahren haben diese Programme die Parallelen zwischen europäischen und amerikanischen Experimentalfilmen und ihren Gegenstücken in der Sowjetunion untersucht, den Nahen Osten durch das Prisma des Libanon und der Reflektion ständiger Konflikte betrachtet und in dem einflussreichen Programm Kinomuseum die Beziehungen zwischen Kino und Museum hinterfragt. Unreal Asia stellte ähnlich faszinierende Fragen und Thesen zur Diskussion und bot dabei eine Bandbreite von Arbeiten, wie man sie selten außerhalb ihres Ursprungslandes sieht.
George Clark, animateprojects.blogspot.com, Großbritannien, 11. Mai 2009

Es ist sicher kein Zufall, dass von dort [Asien] die kühnsten Hybride eines filmischen Erzählens kommen, das zwischen den Linien von Dokumentation und Fiktion so mühelos hin- und herwechselt wie eine seltene Vogelart 2009 auf der vormaligen innerdeutschen Grenze.
Matthias Dell, der Freitag, 7. Mai 2009

Hochverdient gewann den deutschen Wettbewerb mit Michel Klöfkorn dagegen ein Meister der visuellen Musik. Der Frankfurter Trickfilmer, der mit dem Garagentor-Videoclip Star Escalator für Sensorama bekannt wurde, animierte diesmal einen gänzlich unbeweglichen Gegenstand: Jene stachligen Abwehr-Gitter, die man gegen Taubenbefall auf Wandvorsprünge montiert. Geschnitten zu gesampelten Beats huldigen sie nicht nur dem Dadaismus, sondern der Seele hinter den Dingen, der Schönheit in der Hässlichkeit.
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 7. Mai 2009

In Oberhausen liegt die Neue Mitte am Rand der Stadt, ein videoüberwachtes, geschlossenes System. Viele Beiträge zu den Kurzfilmtagen fragten, wie unter solchen Bedingungen Öffentlichkeit zustande kommt.
Dietmar Kammerer, die tageszeitung, 7. Mai 2009

Die Begriffsdifferenz sagt schon alles: Das angelsächsische Copyright ist ein Freiheitsrecht des Lesers und Betrachters, das ihm unter bestimmten Umständen und Auflagen gewährt wird. Im Zweifel für den User. Das Urheberrecht des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches ist das Freiheitsrecht des Schöpfers, das dessen Werk vor ungewünschten Nutzungen schützt. Im Zweifel für den Kreativen.
Wie schwer diese beiden Freiheitsrechte miteinander zu vermitteln sind, das zeigte eine Diskussion bei den Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen. Der auf Deutsch wie Englisch gedruckte Titel enthielt in den beiden divergenten Begriffen bereits die ganze Spannung der Debatte zwischen Möglichkeitseuphorie und Gefahrenangst.
Rüdiger Suchsland, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Mai 2009

Das große Interesse in Oberhausen an den Musikvideos ist ein faszinierendes und großartiges Phänomen, da sich diese spezielle Form des Kurzfilms seit dem Niedergang des Musikfernsehens in ständiger Transformation  befindet und ihr Endpunkt ist nach wie vor komplett offen.
Oliver Baumgarten, schnitt.com, Mai 2009

Die Beiträge zum Deutschen MuVi-Preis fügten sich nahtlos in ein bildgewaltiges Festival. Nach dem Motto das Musikfernsehen ist tot, es lebe der Musik-Kurzfilm zeigte der Wettbewerb am späten Samstagabend zwölf Shorties unterschiedlicher filmischer Umsetzung.
Michael Schmitz, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 4. Mai 2009

Die NRZ stiftet in diesem Jahr wieder den Preis für den besten Film im Kinderprogramm der Kurzfilmtage Oberhausen. Das tut unsere Zeitung sehr gerne. Das Filmfest ist sehr berühmt und jedes Jahr wieder spannend. Und wir finden, dass es eine sehr gute Idee ist, ein spezielles Programm für Kinder zu zeigen und den schönsten Film mit einem Preis zu belohnen.
Rüdiger Oppers, NRZ-Beilage Knuts Klartext für Kinder: Kurzfilmtage extra, Mai 2009

Katalog

Der Festivalkatalog 2009 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 15,00 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2008

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.500 €

Chainsaw
Regie: Dennis Tupicoff
Australien 2007

Begründung:
Für seine meisterhafte Synthese von sozialem Kommentar, formalem Experiment und seine Betrachtungen zum Reiten ohne Sattel, sowohl in der Rodeo-Arena wie auch außerhalb.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Alexandra
Regie: Radu Jude
Rumänien 2007

Begründung:
Für den ehrlichen Einblick in die komplexen emotionalen Landschaften des Familienlebens mit Hilfe eines rigorosen und unaufdringlichen Einsatzes filmischer Mittel.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Kak stat stervoi
Regie: Alina Rudnitskaya
Russland 2008

Begründung:
Für seine scharfen Beobachtungen zur Rekonstruktion von Weiblichkeit im postkommunistischen Russland.

 

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 €

Kempinsky
Regie: Neil Beloufa
Frankreich 2007

Begründung:
Für seine beunruhigende Beschwörung einer Welt, die aus dem Schatten einer gekidnappten Zukunft auftaucht.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

Running Sushi
Regie: Mara Mattuschka und Chris Harring
Österreich 2008

Jai
Regie: Anocha Suwichakornpong
Thailand 2007

 

Preis der Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

Parlez moi d'amour
Regie: Alexia Bonta
Belgien 2007

Begründung:
Ein Krankenhaus - zwei alte Frauen am Ende des Lebens. Angesichts solcher Umstände assoziieren wir gewöhnlich Verfall und Tod. Dass dies wohl möglich fahrlässig ist, dass hier Lebenserfahrungen abzuholen sind, ein Wissen, das alle angeht, das zeigt uns die Belgierin Alexia Bonta mit Parlez-moi d'amour.
Mit formal reduzierten dokumentarischen Mitteln gelingt es der Regisseurin, zwei Menschen so zum Sprechen zu bringen, dass sie sowohl ihre Lebenserfahrungen als auch ihre Enttäuschungen, ihren Eigensinn als auch ihren Humor einer nachfolgenden Generation als Fazit vermitteln.
Marie und Marie-Claire ermöglichen der jungen Filmemacherin Einblicke in ihr Leben in der Phase, in der es zu Ende geht. Ein Gespräch über Intimität, die Liebe, zur falschen Zeit am falschen Ort. Wie man sieht: Das meiststrapazierte Thema der Filmgeschichte ist doch nicht das meiststrapazierte Thema der Filmgeschichte.
 

Preis der Jury der FIPRESCI (Jury der Internationalen Filmkritik)

Nezrimoe
Regie: Pavel Medvedev
Russland 2007

Begründung:
Am Beispiel des G8-Gipfel in St. Petersburg 2006 enthüllt Regisseur Pavel Medvedev in seinem Film Nezrimoe die Rituale des zeitgenössischen Politikbetriebs: Die müde Choreographie der Presse, das brutale Ballett eines horrenden Sicherheitsapparats, die eingerosteten Gesten der Symbolpolitik. Wie ein Ethnologe nähert er sich seinem Gegenstand von den Rändern her. Aus kommentarlosen, ohne Zusatzmusik auskommenden Bildern, die unzweifelhaft auf die große Leinwand gehören und zum wiederholten Hinsehen einladen, fügt sich ein ruhiger, eleganter Film voll zurückhaltender, genauer Beobachtung, voller Sensibilität, der nebenbei auch viel über die aktuellen Verhältnisse im Russland der Oligarchen und des Putinismus erzählt. Und ein Film der Distanz: Denn zum verfremdenden Kontrast dient ein Friedhof und ein Steinmetz, der dort die Grabsteine zurechtmeißelt. Hier kann man an Brecht denken und seine Verse über die Vergänglichkeit der Macht: "An der Moldau wandern die Steine/ Es liegen drei Kaiser begraben in Prag./ Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine./ Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag."

 

Preis der ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Senko
Regie: Kawamura Yuki
Frankreich 2008

Begründung:
Eine junge japanische Familie wird mit dem Tod der Mutter konfrontiert. Der eindrückliche Kurzspielfilm lässt uns in symbolträchtigen Bildern miterleben, wie der kleine Yu und sein Vater in dieser Leidsituation von familiärer Geborgenheit getragen werden.

 

Lobende Erwähnung der ökumenischen Jury

Setu (Die Brücke)
Regie: Shyamal und Sanghamitra Karmakar
Indien 2007, 9', DV, Farbe

Begründung:
In einer aufstrebenden indischen Stadt versucht ein Mädchen seine kindliche Welt zu bewahren. Mit kontrastreicher Bildsprache zeigt der Dokumentarfilm, wie sehr Kindheit durch Urbanisierung bedroht ist.

 

Preis der Kinojury
für den besten 35mm Film unter 15 Minuten im Internationalen und Deutschen Wettbewerb, verbunden mit einer Ankaufsoption durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierte Arbeit

Jos Kaadun
Regie: Hannaleena Hauru
Finnland 2007

Begründung:
Die finnische Produktion Jos Kaadun erzählt vordergründig eine alltägliche Geschichte - trotzdem bietet der Film verschiedene Zugänge, unter anderem auch eine dokumentarische Lesart. Die vielen liebevoll beobachteten Details und die hohe technische Qualität machen den Film zu einem leinwandfüllenden Kinoerlebnis.

 

Preis der Kino-Jury
für den besten 35mm Film unter 15 Minuten im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb, verbunden mit einer Ankaufsoption durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierte Arbeit

Tôt ou tard
Regie: Jadwiga Kowalska
Schweiz 2007

Begründung:
Paul McDermott kreiert eine phantasiereiche, ausdrucksstarke eigene Welt. Die poetische Erzählweise in Wort und Bild verführt dabei sowohl Kinder als auch Erwachsene.

 

Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 500 €

Armulaud
Regie: Jaan Toomik
Estland 2007

Begründung:
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen vergeben ihren Preis an einen verstörenden Film, der in wenigen, präzisen Szenen die Bindungsangst eines Mannes spiegelt, der weder in seiner Liebesbeziehung noch in religiöser Gemeinschaft oder Natur einen Trost finden kann.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

Die Tragöden aus der Stadt
Regie: Eva Könnemann
Deutschland 2008

Begründung:
Eva Könnemanns Film hat uns durch seine Vielschichtigkeit, seinen Humor und seine effektive Montage überzeugt. Die Regisseurin begleitet die Probenarbeit zu einer "Hamlet"-Inszenierung von Fabian Hinrichs und Laurent Chétouane. Zwischen Shakespeares Stück und dem Filmgeschehen ergibt sich ein kluges Zusammenspiel. Es gelingen profunde Einblicke in den kreativen Prozess mit all seinen Widersprüchen, seinen Höhen und Tiefen.

 

3sat-Förderpreis
-ex aequo- dotiert mit 2.500 € (ex aequo: 1.250 €), für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet, darüber hinaus mit dem Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren

Supersensibel
Regie: Xenia Yvon Lesniewski
Deutschland 2008

Begründung:
An Supersensibel hat uns gefallen, wie die Regisseurin die poppige Animation mit der verspielten Darstellung polymorpher Sexualität kombiniert und dies mit rätselhaften Sätzen kommentiert, die dem Film eine wütende Energie geben.

 

3sat-Förderpreis
-ex aequo- dotiert mit 2.500 € (ex aequo: 1.250 €) für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet, darüber hinaus mit dem Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren

I Killed the Butterflies
Regie: Cyrill Lachauerie
Deutschland 2007

Begründung:
I Killed the Butterflies findet archaische Bilder für ein Befreiungsritual im winterlichen Gebirge. Die rauhe, ungeschlachte Kameraführung entspricht der körperlichen Direktheit dieses Films.

 

Lobende Erwähnungen der Jury des deutschen Wettbewerbs

Heidelberg
Regie: Norman Richter
Deutschland 2008
Begründung:
Norman Richter unternimmt mit Heidelberg einen Exkurs in seine Familiengeschichte. In ruhigen, präzisen Bildern reflektiert er Erinnerung, Verfall und Tod und umkreist den damit verbundenen Schmerz.

Eure Kinder werden so wie wir
Regie: Andree Korpys und Markus Löffler
Deutschland 2007
Begründung:
Eure Kinder werden so wie wir ist einer der wenigen Filme des Programms, die ein politisches Sujet wählen. Andree Korpys und Markus Löffler filmen die Konfrontation von Demonstranten und Polizisten in Gorleben und Heiligendamm als ritualisiert wirkendes Kräftemessen.

 

Preis der Kinderjury
dotiert mit 1.000 €

Koest!
Regie: Simone van Dusseldorp
Niederlande 2007

Begründung:
Der Film ist lustig gemacht, hat aber einen traurigen Hintergrund. Ein Junge benimmt sich wie ein Hund, um die Aufmerksamkeit seiner Eltern zurückzuerlangen. Wir denken, dass das leider in vielen Familien Alltag ist. Zudem hat uns die starke schauspielerische Leistung überzeugt.

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

Animatou
Regie: Claude Luyet
Schweiz 2007
Begründung:
Katze und Maus wurden auf unterschiedliche Art und Weise animiert. Der Film zeigt die technischen und künstlerischen Möglichkeiten und stellt eine "Reise durch die Zeit" von der Bleistiftzeichnung zur Computeranimation dar.

 

Preis der Jugendjury
dotiert mit 1.000 €

Pajerama
Regie: Leonardo Cadaval
Brasilien 2008

Begründung:
Urbanität - Unwissenheit - Urwald. Mit einer harmlosen Jagd beginnt die rasant animierte Geschichte eines brasilianischen Ureinwohners. Ohne Worte schafft es der Film, auf herausragende Weise den Konflikt zwischen Zivilisation und Natur in faszinierenden animierten Bildern darzustellen. Das Spannungsfeld der Kulturen wird durch die intelligent abgestimmte Geräusch- und Soundkulisse mitreißend untermalt. Ein fast im Alleingang produziertes, audiovisuelles Meisterwerk.

 

Lobende Erwähnung der Jugendjury

The Sound of People
Regie: Simon Fitzmaurice
Irland 2007
Begründung:
"An dem Tag, an dem ich sterbe, gibt es Internet." In eindrücklicher poetischer Bildsprache gelingt es dem Regisseur, seine philosophische Betrachtung von Leben und Tod zu vermitteln.

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.500 €

Ich bin der Stricherjunge
Ein Video von: Simone Gilges
Musik: Stereo Total
Produktion: SimGil Producktion
Deutschland, 2007

Begründung:
Es ist die Essenz des Pop: es zeigt Freunde, Mode, Spaß, ist spontan, improvisiert, authentisch, selbst gemacht und holt das Beste aus seinem Budget. Die visuelle Ästhetik passt gut zu dem low-fi Sound des Stücks. Die Regisseurin scheint Teil der Szene zu sein, zumindest hat sie den gleichen Stilcode wie die Band. Die beste Arbeit macht man immer, wenn man etwas mit Leidenschaft betreibt. Es ist ein Dokument der Berliner Punkszene.

 

2. MuVi-Preis
dotiert mit 1.500 €

Bestes Deutsches Musikvideo
Regie: Luigi Archetti, Bo Wiget
Produktion: Archetti & Wiget
Musik: Luigi Archetti, Bo Wiget
Label: Happy System
Deutschland, 2008

Begründung:
Es ist ironisch, versponnen, prätentiös, ein bisschen affig, obwohl die Musik und das Video sehr gut zusammen funktionieren. Es spielt mit den Konventionen des Musikvideos, ist Anti-Choreographie, Anti-Video, einfach und elegant. Es hat bei uns eine Diskussion ausgelöst, und da es die Nummer zwei geworden ist, ist es nicht das "beste deutsche Musikvideo".

 

3. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 €

Dot
Regie: Jörg Petri
Produktion: Jörg Petri
Musik: Michael Fakesch
Label: !K7 Records
Deutschland, 2007

Begründung:
Seine Stärke liegt in der Methode: Es konzentriert sich auf eine einfache Idee, verbindet traditionelles Handwerk mit zeitgenössischer Ästhetik und macht das Beste aus den Beschränkungen der Typographie.

 

Der MuVi-Online Publikumspreis
dotiert mit 500 €
Der MuVi-Online Publikumspreis wird von allen Internetnutzern, die ihre Stimmen auf www.muvipreis.de abgeben, ausgewählt (in Kooperation mit www.intro.de und Hobnox).

Aus meinem Kopf (Erdmöbel)
Regie: Sandeep Mehta
Produktion: Sandeep Mehta
Musik: Erdmöbel
Label: Sony BMG
Deutschland, 2007

Trailer

Trailer der 54. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Regie, Kamera, Schnitt: Christine Gensheimer, Deutschland 2008

Pressestimmen

Oberhausen, Workshop der Wahrnehmung, wilder Diskurs-Hiphop und Festival der cine-philosophischen Fragen, versucht vom kurzen Film ausgehend das Kino, die Kunst und die Welt zu erklären in Vorführungen, Diskussionen , Begegnungen. Oberhausen probiert auch den Spagat zwischen seiner politischen Vergangenheit und den neuesten Strömungen der Kunst- und Gesellschaftskritik. Ein schöner, aber auch schwieriger Spagat, weil Politik zur Zeit wie ein schickes und äußerst vages Accessoire am Revers cooler Cineasten auftaucht. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 8. Mai 2008

Vielleicht entwickelt sich Europa in fünfzehn Jahren zu einem gigantischen Museum untergegangener Kultur und wir alle funktionieren darin als Dienstleister, vermutete die Documenta-Kuratorin Ruth Noack in einer Diskussion. Irgendwie passte die desillusionierte Vision zum Umfeld des Festivals - aber seine Specials und Retrospektiven zeigten entgegen dem allgemeinen Krisengefühl, wie man mit klugen Programmabfolgen Filmgeschichte vermittelt und Lust macht, Vergleiche zur Gegenwart zu ziehen. 
Claudia Lenssen, die tageszeitung, 8. Mai 2008

Aus der Reibung von Realität und Fiktion, Dokumentation und Inszenierung schlugen in diesem Jahr einige der besten Beiträge ihre Funken. ... Denn spannend und leidenschaftlich wie ein Rodeo waren die Kurzfilmtage in diesem Jahr. Für die funkelnde Vielfalt der kurzen Filme bleibt Oberhausen der perfekte Ort. 
Kristina Tieke, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2008

Seit den Tagen des Gründungsdirektors Hilmar Hoffmann ist Oberhausen immer das Festival der Filmvermittler gewesen. Und vom akademischen Diskurs, der das Festival vor Jahren beherrschte, ist man zurückgekehrt auf den Teppich der kundigen Cinephilie: Jedes Programm wird begleitet von jemandem, der einen Film auch tatsächlich ausgesucht hat. Das ist nichts Neues in Oberhausen, aber inzwischen beinahe eine Rarität. 
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 8. Mai 2008

Die Rückbesinnung auf oppositionelle Formen [im Programm 'Grenzgänger und Unruhestifter'] kommt nicht zufällig in einer Zeit, da der Kurzfilm zunehmend marginalisiert und, abseits von Kino und Fernsehen, auf einzelne Festivals zurückgeworfen wird oder im Museum Artenschutz genießt. Das Bekenntnis zu einer Ästhetik des Spontanen, Unkontrollierten und Imperfekten erinnert an bessere Zeiten mit anderen Möglichkeiten und greift weit zurück. 
Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Mai 2008

Auch die Zeiten der Skandale und Proteste scheinen vorbei zu sein. Was aber nicht bedeutet, dass die kurzen Filme unpolitisch geworden sind. Die 54. Ausgabe der Kurzfilmtage bot zahlreiche politisch ambitionierte Werke. Vor allem die Reihen 'Grenzgänger und Unruhestifter' und 'Wessen Geschichte' präsentierten eindrucksvolle Zeitdokumente. 
Gabrielle Schultz, Die Welt, 7. Mai 2008

 [Ausfegen] lief bei den gerade zu Ende gegangenen Kurzfilmtagen in der zehnteiligen Programmreihe mit dem schönen Titel 'Grenzgänger und Unruhestifter', die eine subjektive Geschichte des politischen Films aus mehr als fünfzig Jahren erzählte. Hier kam Subversives mit Informativem zusammen, Agitprop, Dokumentarfilm und künstlerisches Experiment. Manches war für die Leinwand gemacht, anderes für den aktivistischen Ernstfall. Das Festival spiegelte damit seine eigene Geschichte. 
Mark Stöhr, www.zeit.de, 7. Mai 2008

Mehr als 45 Jahre ist es inzwischen alt, das 'Oberhausener Manifest', die Absage an das Unterhaltungskino der 50er Jahre. Und dass die Infragestellung der 'Festival-Ware Film' in diesem Jahr erneut von Festivalchef Lars Henrik Gass hervorgehoben wird, unterstreicht, dass sie in Oberhausen nicht ausgedient haben, die 'Grenzgänger und Unruhestifter', ein Schwerpunkt der 54. Internationalen Kurzfilmtage. 
Martina Schürmann/NRZ, Neue Ruhr Zeitung, 3. Mai 2008

Mitunter reichte das [Programm 'Grenzgänger und Unruhestifter'] gerade einmal für plakative Kalauer oder etwas zu simplen Agit-Prop. Mittendrin leuchteten aber auch stimmig montierte Programme, in denen anarchische Stummfilmturbulenzen vielsagend mit eindringlichen Beobachtungen realer Straßenkämpfe und politischer Schlüsselereignisse oder mit gewitzten studentischen Interventionen kommunizierten. 
Isabella Reicher, Der Standard, Österreich, 7. Mai 2008

This acclaimed short-film festival dates back to 1954, but it took on particular relevance in 1962, when Alexander Kluge, Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders, Werner Herzog and 22 others initiated what would become the New German Cinema with their polemical 'Oberhausen Manifesto'. 
Stuart Comer, Art Review, Mai 2008

Diese also sehr raren Filme wurden in Anwesenheit des Filmemachers in Oberhausen gezeigt, und zwar auf der großen Leinwand des Festivalkinos Lichtburg. Klüger und schöner kann man diese fast klassische Avantgarde nicht präsentieren. Das Kirchhofer-Special, eine Rückbesinnung auch auf das radikale filmische Experiment, war sicherlich ein Highlight des diesjährigen Festivals. 
Hans Schifferle, epd film Nr. 6, 2008

Lis Rhodes' Film 'A Cold Draft' von 1988 war das beste, was ich in diesem Jahr in Oberhausen gesehen habe. Jedenfalls im Moment des Gefangenseins, während ich den Film sah, kam es mir genau so vor: Das ist es jetzt, das fühle ich, das denke ich - jetzt und wahrscheinlich noch für absehbare Zeit. Zu sehen sind: barocke Kerkerlandschaften, eine Londoner Skyline im Zwielicht, den Delirien der Gier sogenannter privater Investoren ausgeliefert, noch mehr Kerker und Zäune. Zu hören sind: Windgeräusche direkt aus der eiskalten spätkapitalistischen Hölle und die Stimme einer Frau, die einen Text liest, aggressiv resigniert, eine Geschichte von Gier und Gewalt. 
Peer Schmidt, junge Welt, 6. Mai 2008

Die Markt-Neuerungen stießen auf weitgehend positive Resonanz. Shane Smith vom kanadischen Sender 'Movieola - The Short Film Channel' war sehr angetan von den Suchmöglichkeiten der CD-ROM. 'Andere Festivals sollten das auch so machen, ich nehme die Scheibe jedesmal gern mit nach Hause, zumal sie nur 80 Gramm wiegt.' Ebenso wie Smith lobt Dawn Sharpless vom britischen 'dazzleShortFilmLabel' die gute Organisation des Festials, die das 'Cherry Picking' sehr erleichtere. Außerdem sei die Atmosphäre in Oberhausen relaxter als beim trubeligen Markt des französischen Kurzfilmfestivals Clermont-Ferrand.
Reinhard Kleber, Filmecho/Filmwoche, Mai 2008

Fehlende Leidenschaft konnte man keinem der nominierten Musikvideos in Oberhausen unterstellen. Die Vielfalt der Ausdrucksformen war beeindruckend. Das macht Hoffnung: Ungeachtet aller Abgesänge lebt das Musikvideo also fort. Bereits zum zehnten Mal wurde im Rahmen der Oberhausener Kurzfilmtage eine Auswahl der besten deutschen Musikclips gezeigt. Ein Jubiläum, welches das kreative Potential des Mediums verdeutlicht. Und gleichzeitig Fragen über dessen Zukunft aufwirft. 
Matthias Schönebäumer, www.zeit.de, 7. Mai 2008

Die meisten Kurzfilme laufen im Internet. Dort kann man auf der Seite www.youtube.com nach dem Stichwort 'Kurzfilm' suchen. Schöner sind die Filme natürlich im Kino anzuschauen - wie bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen. Weil die so besonders sind, reisen die Regisseure der gezeigten Filme aus der ganzen Welt nach Oberhausen. Dort können ihnen die Zuschauer Fragen zu den Filmen stellen. 
NRZ Kinderseite 'Knuts Klartext für Kinder', Kurzfilmtage Extra, Mai 2008

Katalog

Der Festivalkatalog 2008 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 15,00 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2007

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.500 €

On the Third Planet from the Sun
Regie: Pavel Medvedev
Russland 2006

Begründung:
On the Third Planet from the Sun erweitert die Grenzen des kreativen Dokumentarfilms durch die eindrucksvolle Erkundung der Umweltzerstörung und Wiedergeburt einer Gemeinde in Nordrussland.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Metamorphosis
Regie: Clare Langan
Irland 2007

Begründung:
In Metamorphosis treffen Landschaft und Vorstellungen von der Zukunft in einer visuell bestechenden experimentellen Arbeit aufeinander.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Sân thu'o'ng
Regie: Hà Phong Ngyên
Vietnam 2006

Begründung:
Sân thu'o'ng ist eine rührende, aus dem Herzen kommende Vater-Sohn-Geschichte, in elegantem Stil erzählt.

 

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 €

Dad
Regie: Daniel Mulloy
Großbritannien 2006

Begründung:
Dad liefert eine anspruchsvolle und sexuell aufgeladene Rekonfiguration von Familienverhältnissen.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

Orquesta típica
Regie: Nicolas Entel
Argentinien 2005
Begründung:
Orquesta típica vereint Ironie und soziale Einsicht in einer argentinischen Straßentheater-Episode.

We Will Win
Regie: Mahmoud Hojeij
Libanon 2006
Begründung:
We Will Win stellt den Konflikt im Nahen Osten spielerisch und in menschlichem Maßstab nach.

Mic Jean-Louis
Regie: Kathy Sebbah
Frankreich 2007
Begründung:
Mic Jean-Louis ist eine rührende Geschichte und eine überraschende Synthese verschiedener Genres.

 

Preis der Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

Capitalism: Slavery
Regie: Ken Jacobs
USA 2006

Begründung:
Die Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen zeichnet einen Film aus, der, von einem schlechten, gefundenen Ausgangsmaterial ausgehend, das Publikum auf eine universelle Reise schickt. Ein stereoskopisches Foto Baumwolle pflückender Sklaven wird vom Filmemacher zu einer komplexen Erzählung animiert. Dabei geht es nicht um die bloße Umwandlung eines unbewegten Bildes in bewegte Bilder, sondern es entsteht etwas ganz Neues: Dauer und Takt der Bewegung machen die Dauer der Erzählung (wieder) sichtbar. Die filmische Miniatur aktiviert den Blick des Zuschauers und lenkt ihn auf eine Gegenwart, in der die ökonomischen Gesetze der gezeigten historischen Szenen unverminderte Gültigkeit besitzen.

 

Lobende Erwähnung der Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen

On the Third Planet from the Sun
Regie: Pavel Medvedev
Russland 2006
Begründung:
Eine archaisch anmutende Landschaft, verloren herumliegende Metallgegenstände - und Menschen, die anstrengende Wege gehen, um diese Gegenstände aufzusammeln. Die Gegenstände sind Schrott einer Zukunft, die heute vergangen ist; Überbleibsel der Technikgeschichte. Die Gegend, in der der Film gedreht wurde, befindet sich im Norden Russlands, ein ehemaliges Testgelände für Raketen und Bomben. Pavel Medvedevs Dokumentarfilm zeigt nicht nur ein Leben, das primitiv aussieht, aber eines nach der Moderne ist; er schafft es, die physischen Anstrengungen erlebbar, das Kino zum Erfahrungsraum für ein anderes Leben zu machen.

 

Preis der Jury der FIPRESCI (Jury der Internationalen Filmkritik)

Kramasha
Regie: Amit Dutta
Indien 2007

Begründung:
Ein Appell an die Phantasie der Zuschauer, der die Möglichkeiten des 35 mm Films voll ausschöpft.

 

Preis der ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Tolya
Regie: Rodeon Brodsky
Israel 2006

Begründung:
Ein russischer Gastarbeiter in Israel wird mit der schwindenden Erinnerung an seine Heimat konfrontiert. In einem verfahrenen Moment schafft er es, durch eine überraschende Aktion gemeinsam mit seiner Frau am Telefon zu lachen. Erfrischend, human und liebevoll - ein Erstlingswerk, das überzeugt.

 

Lobende Erwähnungen der ökumenischen Jury

We Will Win
Regie: Mahmoud Hojeij
Libanon 2006
Begründung:
Eine entlarvende Allegorie des arabisch-israelischen Konfliktes, realisiert mit einfachsten Mitteln.

Nemam ti šta reć' lijepo
Regie: Goran Dević
Kroatien 2006
Begründung:
Der Film stellt sich durch seine schonungslose Bestandsaufnahme den Verdrängungsprozessen in einer kroatischen Kleinstadt der Nachkriegszeit entgegen. Solange keine Auseinandersetzung mit der Wahrheit stattfindet, kann es in dem Ort nicht hell werden.

 

Preis der Kinojury
für den besten 35mm Film unter 15 Minuten im Internationalen und Deutschen Wettbewerb, verbunden mit einer Ankaufsoption durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierte Arbeit

Dad
Regie: Daniel Mulloy
Großbritannien 2006

Begründung:
Dad zeigt Nähe und Sexualität als normalen Bestandteil des Lebens. Die treffsichere Regie schafft einen berührenden Film, der im Gedächtnis bleibt.

 

Preis der Kino-Jury
für den besten 35mm Film unter 15 Minuten im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb, verbunden mit einer Ankaufsoption durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierte Arbeit

The Girl Who Swallowed Bees
Regie: Paul McDermott
Australien 2006

Begründung:
Paul McDermott kreiert eine phantasiereiche, ausdrucksstarke eigene Welt. Die poetische Erzählweise in Wort und Bild verführt dabei sowohl Kinder als auch Erwachsene.

 

Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 500 €

Ãgtux
Regie: Tania Anaya
Brasilien 2005

Begründung:
Der Preis der Kurzfilmtage wird an einen Film vergeben, auf den wir vor dem Hintergrund unserer Arbeitserfahrungen hinweisen möchten. In diesem Film werden wir als ZuschauerInnen in einen Prozess der Beobachtung einbezogen, in dem wir partielle Verbindungen eingehen können, ohne dass Distanzen aufgelöst werden. Die Regisseurin Tania Anaya mischt auf kluge Weise Animation und Dokumentarfilm.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €, ex aequo: 1.667 €

Mammal
Regie: Astrid Rieger
Deutschland 2006

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €, ex aequo: 1.667 €

Three Notes
Regie: Jeannette Gaussi
Deutschland 2006

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €, ex aequo: 1.667 €

Vali Asr - Juli 2006
Regie: Norman Richter
Deutschland/Iran 2007

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 € für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet. Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren

Hit the Floor
Regie: Kays Khalil
Deutschland 2006

Begründung für die Auswahl beim Deutschen Wettbewerb:
In der Auswahl von Filmen, innerhalb derer sich eine Jury bewegen soll, ist vieles unbewusst bewusst ausgeschlossen. Wenn sich eine/r gegen Ausschluss wehrt oder auch nur dazu äußert, ist es sehr leicht, das Geäußerte auf sie/ihn als persönliches Problem zurückzuwerfen. Das ist eine Lüge, hinter der ein sehr rigides politisches Programm steht.
Wir haben vier Filme ausgewählt, die eine eskalierte gesellschaftliche Wirklichkeit unterschiedlich zeigen.

 

Preis der Kinderjury
dotiert mit 1.000 €. Der Kinderkanal von ARD/ZDF übernimmt die Partnerschaft.

Under There
Regie: Jeremy Lanni
USA 2006

Begründung:
Wir haben diesen Film als besten ausgewählt, weil er lustig und traurig zugleich ist. Zwei Meinungen - die eines Erwachsenen und die eines Kindes - treffen aufeinander, aber das Kind lässt sich nicht von dem Mann beeinflussen und behält ihren Glauben. Deshalb geht der Preis für den besten Kinderfilm an Jeremy Lanni für Under There.

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

Ediths glasslott
Regie: Tove Cecilie Sverdrup, Sunniva Nervik
Norwegen 2006
Begründung:
Dieser Film ist eine Lobende Erwähnung wert, weil ein kleiner Junge von einer alten Frau sehr viel über den Tod lernt und so seine Angst davor überwindet. Besonders schön fanden wir das Glashaus und die Kristalle. Die Lobende Erwähnung der Kinderjury geht an Ediths glasslott.

 

Preis der Jugendjury, dotiert mit 1.000 €. Der Kinderkanal von ARD/ZDF übernimmt die Partnerschaft.

Schnäbi
Regie: Luzius Wespe
Schweiz 2006

Begründung:
Der Gewinnerfilm ist gleichzeitig lustig und etwas ernst. Er erzählt von dem Schulalltag in unserem Alter und entspricht daher unseren eigenen Erlebnissen und Problemen. Der Film ist nicht zu lang und nicht zu kurz und auf gar keinen Fall langweilig. Die Schauspieler waren wie echte Mitschüler von uns und daher haben wir uns selber von dem Film angesprochen gefühlt. Wir können uns gut vorstellen, dass dieser Film auch in Schulen gezeigt werden kann. Und wir sind uns sicher, dass er jedem hier im Saal gefallen wird. Der Gewinnerfilm ist von Luzius Wespe mit seinem echt gelungenen, fantastischen, lustigen, interessanten und unterhaltsamem Film Schnäbi.

 

Lobende Erwähnungen der Jugendjury

Emily's Song
Regie: Thomas Kennedy, Frank Kelly
Irland 2006
Begründung:
Der erste Film ist witzig, spritzig und unterhaltsam und kam dem Gewinnerfilm der diesjährigen Kurzfilmtage sehr nah. Er zeigt, dass ein verrückter Junge auch eine weiche Seite haben kann und ein Familienzusammenhalt ganz wichtig ist. Er hat uns gleichzeitig berührt und zum Lachen gebracht. Die Lobende Erwähnung geht an Frank Kelly und Thomas Kennedy aus Irland mit ihrem Film Emily's Song.

Emilka placze
Regie: Rafal Kapelinski
Polen 2006
Begründung:
Der zweite Film ist dramatisch, gefühlvoll, spannend, informativ und vermittelt eine nostalgische Stimmung. Es ist ein Schwarzweißfilm, der sehr authentisch das Leben von früher zeigt. Daher möchten wir eine lobende Erwähnung für den Film Emilka placze von Rafael Kapelinski aus Polen aussprechen.

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.500 €

Domin, libra nos
Ein Video von: Oliver Pietsch
Musik: The Space Lady
Produktion: Oliver Pietsch
Deutschland, 2006

Begründung:
Wir haben uns für das Video Domin, libra nos von Oliver Pietsch entschieden, weil es konzeptionell rein ist und eine außerordentliche Wirkung entfaltet. Es zeigt, dass das Musikvideo eine erwachsene Kunstform ist. Sie kann kantig und brutal sein, nicht bloß unterhaltsamer Spaß. Hier können sich Mainstream-Popkultur und künstlerische Avantgarde treffen.

 

2. MuVi-Preis
dotiert mit 1.500 €

I Have Seen You Dancing Better Than This
Regie: Luigi Archetti, Bo Wiget
Produktion: Archetti & Wiget
Musik: Luigi Archetti, Bo Wiget
Label: Rune Grammofon
Deutschland, 2006

Begründung:
Die Jury hat sich wegen seiner verführerischen Einfachheit und seines Humors für diesen Film entschieden. Sie bilden die vollkommene Ergänzung zur Schönheit und Ehrlichkeit der Musik. Die Musiker, die ihr eigenes Stück inszenieren, fügen der Musik eine neue Dimension hinzu.

 

3. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 €

H.O.N.D. Aerobic
Regie: Mariola Brillowska
Produktion: Interpol Filmproduktion
Musik: Felix Kubin
Label: Gagarin Records
Deutschland, 2007

Begründung:
An H.O.N.D. Aerobic mochten wir besonders, dass es auf sehr humorvolle Weise Performance Art in die Welt des Videoclips integriert, und seine sehr graphische Do-it-yourself-Ästhetik. Mariola Brillowska hat es geschafft, ihre ganz eigene Bildsprache zu entwickeln, die erfrischend ist und wunderbar skurril.

 

Der MuVi-Online Publikumspreis
dotiert mit 500 €

Der MuVi-Online Publikumspreis wird von allen Internetnutzern, die ihre Stimmen auf www.muvipreis.de abgeben (in Kooperation mit www.bunch.tv, www.intro.de und ARTE Tracks), ausgewählt.

1., 2., 3. (Bela B. feat. Charlotte Roche)
Regie: Norbert Heitker
Produktion: Q Filmproduktion
Musik: Bela B. feat. Charlotte Roche
Label: Four Music
Deutschland, 2006

Trailer

Trailer der 53. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Regie, Kamera, Schnitt: Deborah Schamoni
Text: Deborah Schamoni, Judith Hopf
Darsteller: Jens Naumann
Musik: Brezel Göring
Deutschland 2007, 0'40'', englisch mit deutschen Untertiteln

Pressestimmen

Ein Festival der existentiellen Tests und Fragestellungen war Oberhausen in diesem Jahr. Ein Festival auch der Zuschauerreflexionen. Als müsste in einer Zeit, da gerade im Kurzfilmbereich unglaublich viel produziert wird (über 6500 Filme waren für Oberhausen eingereicht) das Betrachten neu gelernt werden. Kuratoren werden da immer wichtiger - in den besten Fällen wie bei AA Bronson und Ian White, der für das gesamte "Kinomuseum"-Programm verantwortlich zeichnete, sind sie weniger hochqualifizierte DJs, sondern so etwas wie intellektuelle Kinoerzähler. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2007

... erwiesen sich die Kurzfilmtage Oberhausen auch in ihrer 53. Ausgabe als ein einmaliges Ereignis der Filmszene. Damit lockt es Gäste aus aller Welt an und befindet sich mit seiner Filmauswahl und Themensetzung dicht am Puls der Zeit. Das gilt für die neuesten Kurzfilm-Trends nicht weniger als auch für aktuelle Krisenphänomene. 
Rüdiger Suchsland, Kölner Stadtanzeiger, 10. Mai 2007

Oberhausen ist einer der wichtigsten Orte [für den Kurzfilm]. Vor allem deshalb, weil sich Genre und Macher hier, während der Internationalen Kurzfilmtage, nicht nur selbst feiern, sondern man sich mit Nebenreihen und Diskussionen stets darum bemüht, den Blick über den Horizont der vertrauten Gewissheiten hinaus zu werfen. Dort, außerhalb des üblichen Kino-Rahmens, lassen sich erstaunliche Entdeckungen machen. 
Barbara Schweizerhof, epd Film Nr. 7/2007

Das Kinomuseum, wie es den Kurzfilmtagen vorschwebt, bringt dagegen das beste aus beiden Welten mit: vom Kino die breite Öffentlichkeit und freie Zirkulation der Waren, vom Museum die Re-Auratisierung des Films. Für letzteres bürgt die klassische Vorführung im Kinosaal, die mit ihrer gewachsenen Dramaturgie aus architektonischem Vorspiel, allmählicher Verdunkelung und bürgerlicher Vorhangweihe jeder musealen Inszenierung himmelweit überlegen ist. 
Michael Kohler, film-dienst 12/2007, 7. Juni 2007

Der deutsche Wettbewerb als zweitwichtigste Sektion wartete zur besten Programmzeit in vier "abendfülenden" Blöcken mit einem sehr breiten Spektrum zwischen Dokumentation, Fiktion, Experimentalfilm und Animation (digital wie analog) auf. Auffällig, dass sich dabei zunehmend die Grenzen verwischen: dies sowohl in Hinsicht auf Genre- und technische Zuordnungen als auf die Definition dessen, was nun eigentlich ein Kurzfilm deutscher Provenienz sein soll. [...] Gerade aus diesen kulturellen Phasenverschiebungen ergeben sich reizvolle Spannungsräume. 
Claus Loeser, film-dienst 12/2007, 7. Juni 2007

Schon seit ihren Gründungstagen gelten die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen als besonders politisches Festival. Und mit dem Oberhausener Manifest verabschiedeten die Gründungsväter des Jungen Deutschen Films 1962 das wichtigste Gruppendokument des deutschen Films. An diese Tradition knüpft gern auch Festivalchef Lars Henrik Gass an. Sorgte er im Vorjahr mit provokanten Thesen zum Zustand der deutschen Filmförderung für Aufsehen, so stellte er diesmal in seiner Eröffnungsrede mit Blick auf die zunehmende Vereinzelung der Filmrezeption durch Internet, DVD und VoD und die Abwanderung des künstlerischen Kurzfilms in Museen und Galerien die Behauptung auf, ""die kollektive Erfahrung von Kino dürfte bald der Vergangenheit angehören oder zumindest eine untergeordnete Rolle spielen". 
Reinhard Kleber, Filmecho / Filmwoche Nr. 20, 18. Mai 2007

Dass das Kino mit seinen kommerziellen Auswertungsinteressen der Kunst keine Heimat bietet, ist bekannt. Filmemacher wie Alexander Kluge und Peter Schamoni forderten im Oberhausener Manifest von 1962, der Kurzfilm müsse "natürliches Experimentierfeld" bleiben. Neu im Überlebenskampf der kleinen Spezies ist die Blickrichtung gen Museum und die Forderung, es möge sich dem Kurzfilm öffnen. 
Verena Friederike Hasel, Der Tagesspiegel, 9. Mai 2007

Der gute alte Kurzfilm, in Erinnerung als Vorfilm in einem Kinoprogramm, liegt im Sterben. Der neue Kurzfilm, immer öfter am Computer kreiert, ist allgegenwärtig: als Musikvideo, als Kurzdoku, als Feature, als Kunstobjekt. Wie muss das Kino sich ändern, um ihn zu präsentieren, damit er nicht in eine Spartenhaftigkeit gerät, die das Zappen gewissermaßen verinnerlicht hat? Oberhausen versucht, diesem Trend entgegenzuarbeiten, mit immer neuen Retros und Podiumsdiskussionen um die Filme herum. Der Kurzfilm wird hier verstanden als wichtiger Teil der Filmkultur, Teil eines cineastischen öffentlichen Raumes. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2007

In Zeiten, da sich das Kino dem Kommerz und Starrummel hingibt, fühlen sie [die Filmemacher] sich im Museum besser aufgehoben. Die Kurzfilmtage haben es mit dem "Kinomuseum" temporär, doch eindrucksvoll eingerichtet und so auch im dreiundfünfzigsten Jahr ihre unangepasste Aktualität bewiesen. 
Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Mai 2007

"Ich bin das Museum, Sie sind das Museum", eröffnete er [Ian White] jedes einzelne Programm der in vier Tagen zu einer Art Kultveranstaltung avancierten Reihe, von der Festivalchef Lars Henrik Gass zum Abschluss anerkennend sagt, man wisse immer noch nicht, worum es dabei eigentlich gehe. Das ist für sich genommen nichts neues für die Oberhausener Rahmenprogramme, die dort seit längerem die Wettbewerbe überragen. Die Neuerung bestand darin, dass hier nicht mehr einem aktuellen Wissenschaftsdiskurs zugearbeitet wurde, sondern das Publikum in eine offene und höchst anregende Assoziationskette eingeweiht wurde. Ausgehend von der schönen Beobachtung, dass Filme oft wie Museen funktionieren, aber auch in diesen gern Verwendung finden, feierte die Reihe vor allem das Kuratieren. Nur mit kurzen Filmen lässt sich das Glück, durch Exponate sinnfällige Zusammenhänge zu erleben, überhaupt ins Kino übertragen. 
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 11. Mai 2007

Verantwortet vom Londoner Filmkurator Ian White drehte sich [in "Kinomuseum] in zehn Programmen und einer Podiumsdiskussion alles um "white cube" und "black box": Film kann Kunst sein, aber die Räume, in denen Filmkunst präsentiert wird, gehorchen unterschiedlichen, mitunter konträren Gesetzen. So wird von Galeriebesuchern nicht erwartet, sich ein dreißigminütiges Künstlervideo von Anfang bis zum Ende anzusehen, während im Kino schon die Bestuhlung dafür sorgt, dass man auch dann sitzen bleibt, wenn auf der Leinwand gräulich verschmutzte Totenschädel gebürstet werden, wie in Marina Abramovic' "Cleaning the Mirror". 
Dietmar Kammerer, taz - die tageszeitung, 10. Mai 2007

Vor allem im Internationalen Wettbewerb, in dem 64 Beiträge aus 37 Ländern liefen, zeichnete sich deutlich der Trend zu visuell und dramaturgisch außergewöhnlichen Dokumentarfilmen ab, die auf feinsinnige und manchmal überraschende Weise das Besondere im Alltäglichen sichtbar machen. 
Gabrielle Schultz, Die Welt, 10. Mai 2007

Überhaupt, die Großmutter. Zur mythischen Gestalt avanciert, ist sie Bollwerk gegen Lebensunbill. In Meghana Bisineers anrührend-charmanter Animation "A Journey across Grandmother" wandert ein kleines Mädchen auf dem massigen Omakörper umher wie in einer prächtigen Landschaft; der japanische Beitrag "Halu" ist eine Hommage an die Großmutter, die sich als Analphabetin eine eigene Schrift erfand. 
Verena Friederike Hasel, Der Tagesspiegel, 9. Mai 2007

Ende gut, fast alles gut. Selten wohl in den letzten Jahrzehnten konnte man so beinahe einhellig mit den Preisentscheidungen bei den Kurzfilmtagen einverstanden sein. Die Voten der Internationalen Juroren huldigten dem klassischen Dokumentarfilm ebenso wie dem kühnen Experiment und dem Trend zu innig erzählten Geschichten aus der eigenen Familie. Damit spiegelt diese Jury, und nicht nur sie, die enorme Vielfalt wieder, die das 53. Festival geboten hat. Und zwar auf einem Niveau, das in Oberhausen auf dieser Höhe lange nicht erinnerlich ist. Von wegen tot: die kurze Filmform lebt intensiver denn je, sie lebt nur bunter und gewiss auch zunehmend auf einer anderen medialen Basis. Lange wohl werden die Jurys nicht mehr die Chance haben, 35-mm-Filme zu dekorieren. Schade, gewiss, aber eine kaum aufzuhaltende Entwicklung. 
Michael Schmitz, WAZ Oberhausen, 9. Mai 2007

Die beiden Musikvideo-Programme, die in Oberhausen gezeigt wurden, unterteilt in die Sektionen "national" und "international" aber waren der beste Beleg dafür, dass die Dekadenz-Phase eines Kulturphänomens oft interessanter ist als seine Blütezeit. Während auch hier im Humus des Vergangenen eine Fälle neuer kleiner, unabhängiger Produzenten und Labels hervortreiben, sind die wenigen Hochglanz-Produktionen, die noch teuer hergestellt werden, mit gebotener Melancholie zu betrachten. 
Barbara Schweizerhof, Freitag, 11. Mai 2007

Kunst, Kultur ist kein "Extra", sie ist ein existenzieller Bestandteil des Lebens: Menschen, Kinder, die Kultur nicht erleben, leiden Mangel. Und überhaupt: Unterrichtsausfall? Schon mal ein Programm mit Kinder- oder Jugendfilmen gesehen? In anderthalb Stunden gibt's nicht nur Einblick in die verschiedenen Genres der Gattung Film, sondern auch eine Reise um die Welt. Von England über Südkorea nach Neuseeland, Brasilien, in die USA und dann nach Australien; es geht um Träume, um Identität, Fremdheit und Akzeptanz, um Leidenschaft und Hoffnung, um Religion, Tod und die Liebe... Unterrichtsausfall? Jeder Film ist ein Mikrokosmos, die 90 Minuten Programm ein kleines Universum. 
Monika Idems, NRZ Oberhausen, 5. Mai 2007

Katalog

Der Festivalkatalog 2007 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 15,00 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2006

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.500 €

N12°13.062'/W001°32.619' Extended
Regie: Vincent Meessen
Belgien/Burkina Faso 2005

Begründung:
Für seine bewegende Darstellung von Archäologie als abstraktem, negativem Raum, seine starke Visualität, seine eindringliche Tonlandschaft und die elegante Behandlung von Strategien von Raum und Zeit freuen wir uns, den Großen Preis der Stadt Oberhausen an N12°13.062'/W001°32.619' Extended von Vincent Meessen zu vergeben.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Toi, Waguih
Regie: Namir Abdel Messeeh
Frankreich 2005

Begründung:
Der Film nutzt das Kameraobjektiv, um Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu erkunden, das Vertrauensverhältnis zwischen Vater und Sohn, geografische Verschiebungen, deren emotionale Auswirkungen und politische Komplexität. Dafür und für seinen geradlinigen Ansatz möchten wir einen Hauptpreis an Toi, Waguih von Namir Abdel Messeeh vergeben.

 

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 €

Casio, Seiko, Sheraton, Toyota, Mars
Regie: Sean Snyder
Deutschland 2005

Begründung:
Dies ist ein aufschlussreiches Filmessay und eine Dekonstruktion des Fotojournalismus und seiner Verbindungen zu Warenkultur und Markenindustrie. Durch seine eindrucksvolle Recherche steht er in einer großen Tradition des Essay-Films und der Konzeptfotografie. Aus diesen Gründen möchten wir den ARTE-Preis an Casio, Seiko, Sheraton, Toyota, Mars von Sean Snyder verleihen.

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

El crucero
Regie: Juan Carlos Rulfo
Mexiko 2005
Begründung:
El crucero von Juan Carlos Rulfo ist ein präzises und liebenswertes Konzentrat der Arbeit und des Lebens in Mexikos Städten.

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Civil Status
Regie: Alina Rudnitskaya
Russland 2005

Begründung:
Der zweite Hauptpreis geht an eine Arbeit, die für ihre sorgfältige Montage, ihren trockenen Humor, ihre aufschlussreiche Darstellung der verschiedenen Charaktere und ihren eleganten Rhythmus Anerkennung verdient. Für den Einblick in das Privatleben des heutigen Russlands durch die unteren Stufen der sozialen und bürokratischen Maschinerie des Landes möchten wir Civil Status von Alina Rudnitskaya auszeichnen

 

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

Me First
Regie: Wiliam Owusu
Kenia 2005
Begründung:
In Me First zeigt William Owusu, wie sich die maskuline Subjektivität sich am Ende einer Beziehung in einer modernen Stadt langsam auflöst.

Two Women and a Man
Regie: Roee Rosen
Israel 2005
Begründung:
Two Women and a Man von Roee Rosen ist ein surrealistisches Spiel, dessen lohnende Täuschungen eine spielerische Annäherung an die Konstruktion von Geschichte und Geschlecht bieten.

Zakaria
Regie: Gianluca & Massimiliano De Serio
Italien 2005
Begründung:
Zakaria von Gianluca und Massimiliano De Serio ist eine starke visuelle Abhandlung über das Erlernen von Sprache und Glauben.

 

Preis der Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

City Scenes
Regie: Zhao Liang
China 2005

Begründung:
City Scenes ist eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen auf Straßen und Plätzen von Peking, das sich zur Zeit auf die olympischen Spiele vorbereitet. In meist festen Einstellungen fängt der Regisseur Alltagswirklichkeit ein: Freizeitaktivitäten, Straßenszenen, latente Gewalt. Die langen, ungeschnittenen und sorgfältig kadrierten Einstellungen schaffen Aufmerksamkeit für Orte und Details, für die Art, wie Menschen sich dort bewegen und zueinander verhalten. Zhao Liang nutzt auf eindrucksvolle Weise die Möglichkeit des Kinos, Wirklichkeit sichtbar zu machen, wie sie ist.

 

Lobende Erwähnung der Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen

Rugby Boyz
Regie: Khavn de la Cruz
Philippinen 2006
Begründung:
Rugby Boyz ist ein Dokumentarfilm über Jungen aus philippinischen Elendsvierteln. Mit einer einzigartigen Farb- und Lichtgestaltung und einer poetischen Erzählweise gelingt es dem Regisseur, den unbändigen Lebenswillen der Jungen und die Zerbrechlichkeit ihrer Lebenssituation zu zeigen.

 

Preis der Jury der FIPRESCI (Jury der Internationalen Filmkritik)

Toi, Waguih
Regie: Namir Abdel Messeeh
Frankreich 2005

Begründung:
Die Jury fand eine radikale Mischung von Filmen vor, die uns den Vergleich schwer machte. Von rigorosen formalen Experimenten bis zu ungeschliffenen Dokumentarfilmen haben wir alles gesehen. Ein Film jedoch ragte heraus. Für seine Ehrlichkeit, seine psychologische Tiefe und seine nuancierte Technik verleiht die FIPRESCI-Jury den Preis der internationalen Filmkritik an Toi, Waguih, die Geschichte des Regisseurs Nami Abdel Messeh davon, was passiert, wenn ein Sohn die politische Geschichte seines Vaters entwurzelt.

 

Preis der ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

Me First
Regie: William Owusu
Kenia 2005

Begründung:
Ein Mann reflektiert einfühlsam seine zerbrochene Beziehung, überwindet empathisch seine Selbstzweifel und geht schließlich seinen Weg. Beeindruckend ist dabei die Übertragung seiner Befindlichkeit in die Bildsprache. Nicht zuletzt hat der Film auch darin eine besondere Qualität, dass er ein Bild aus Afrika vermittelt, das wenig bekannt ist.

 

Lobende Erwähnungen der ökumenischen Jury

Civil Status
Regie: Alina Rudnitskaya
Russland 2005
Begründung:
In einer Behörde fängt die Regisseurin menschliche Reaktionen bei Lebenseinschnitten wie Hochzeit, Scheidung, Geburt und Tod ein. Gestik und Mimik der Beteiligten durchbrechen nicht nur den bürokratischen Rahmen, sondern auch den dokumentarischen Charakter des Films. Gefühle beugen sich nicht dem Verwaltungsapparat.

A Moment of Love
Regie: James Lee
Malaysia 2005
Begründung:
A Moment of Love ist ein Film über eine zerbrechende Partnerbeziehung, der dem Publikum viel Raum gibt, sich in die Gedanken der Protagonisten einzufühlen. In ausdrucksvollen Bildern und mit wenigen Dialogen hält er die Zuschauer in Bann ohne eine endgültige Lösung vorzugeben.

 

Preis der Kinojury
verbunden mit einer Ankaufsoption durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierte Arbeit

Zakaria
Regie: Gianluca & Massimiliano De Serio
Italien 2005

Begründung:
Ein italienischer Junge arabischer Herkunft lernt die Sprache seiner Vorfahren und versucht sich mit dem Islam vertraut zu machen. In einer Zeit der schnellen Urteile oder Vorurteile über den Islam nähert sich Zakaria langsam und respektvoll der für uns fremden Kultur. Verfestigte Meinungen in unseren Köpfen werden hinterfragt, aufgeweicht und verändert. Der Film ermuntert dazu sich mehr mit dem Islam auseinanderzusetzen, eine wichtige Voraussetzung für einen fruchtbaren Dialog. Ein Film, der nach Meinung der Jury einen wichtigen Zweck erfüllt und ein großes Kinopublikum verdient hat.

 

Lobende Erwähnung der Kinojury

Kein Platz für Gerold
Regie: Daniel Nocke
Deutschland 2005
Begründung:
Mit Humor und Leichtigkeit wirft Kein Platz für Gerold einen ironischen Blick auf die Alltagsrituale in einer deutschen Wohngemeinschaft. Wir beobachten verschiedene unserer Artgenossen dabei, wie sie ihre eigentlichen Interessen hinter der Inszenierung banaler Konflikte verstecken.
Gleichzeitig ist der Film aber auch eine Parodie auf eine Gesellschaft, die sich naiv der allgegenwärtigen Kamera in Talkshows und Reality TV öffnet. Das Private und Authentische kommt abhanden, indem es zum öffentlichen Verhandlungsgegenstand erklärt wird.

 

Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 500 €

Hanne
Regie: Éva Magyarósi
Ungarn 2005

Begründung:
Auf der Grundlage einer persönlichen Erfahrung, hin- und hergerissen zwischen zwei Männern, entwirft die Regisseurin einen schwindelerregenden Bildkosmos. Unter der Oberfläche bewusst kitschig gehaltener Bilder lauert die Tragödie: Wen ich nicht festhalten kann, muss ich verschlingen/verspeisen.

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 €

Rien du tout
Regie: Maya Schweizer  Clemens von Wedemeyer
Deutschland/Frankreich 2006

Begründung:
Die deutsche Jury vergibt den Preis für den besten Beitrag des deutschen Wettbewerbs an den Film Rien du tout von Clemens von Wedemeyer und Maya Schweizer. Der Film beschreibt treffend die prekären Arbeitsverhältnisse, die heute immer mehr das gesellschaftliche Leben bestimmen. Er tut dies jedoch nicht im Stil einer Sozialreportage mit voraussehbarer Pointe. Stattdessen entwerfen Wedemeyer und Schweizer eine Reihe von Szenen, die sich während der Proben zu einem Theaterstück abspielen könnten. Durch diese Verfremdung der Situation zeigen sich die Abhängigkeiten, Unsicherheiten und Widerstände, die das Arbeitsverhältnis zwischen den Akteuren bestimmen, umso deutlicher. Jedes dieser Verhältnisse gestaltet sich anders, die Kamera konzentriert sich auf Details und bleibt unruhig, um dann, zum Schluss überraschend alle Akteure in einem Bild zu versammeln, einem Bild, das in einem eindrucksvollen Tableau eine Gesellschaft zeigt, in der alles auseinander fällt, aber alle von einander abhängig bleiben.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 € für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet. Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.

o.T.
Regie: Anna Berger
Deutschland 2005

Begründung:
Den 3sat Förderpreis vergeben wir an den Film o.T. von Anna Berger. Der Film handelt vom Schmerz über den Tod der eigenen Mutter. Im Voice-Over spricht eine junge Frau über die Unmöglichkeit, diesem Schmerz mit Therapien beizukommen. Sie tut dies mit demselben lakonischen Humor, der auch die Bilder des Filmes prägt. Es sind Bilder von absurden Momenten, in denen sich der Riss zeigt, der durch die Welt geht, wenn alles im Leben irgendwie nicht mehr stimmt. Man muss lachen, aber dieses Lachen ist immer zugleich eine Art, einen Schmerz anzuerkennen, der nicht weggeht. Anna Berger findet so mit einfachen Mitteln starke Bilder und Formulierungen für eine Form der Trauer, die im Humor liegt.

 

Lobende Erwähnungen der Jury des deutschen Wettbewerbs

Gut möglich, dass ich fliegen kann
Regie: Anna Doose
Deutschland 2006

with you
Regie: Eva Könnemann
Deutschland 2006

Begründung:
Die deutsche Jury spricht darüber hinaus lobende Erwähnungen für zwei Filme aus, die, wie wir finden, auf verschiedene Weise zeigen, wie man Filme machen kann. Zum einen ist das Gut möglich, dass ich fliegen kann von Hanna Doose, die mit den Mitteln des Kurzfilms ein komplettes Melodram inszeniert und dem Übermaß an Gefühl, das dabei entsteht, auf überraschende Weise in Gesangseinlagen Ausdruck verleiht. Zum anderen ist das with you von Eva Könnemann, die eine einzelne Figur in einer realen Situation filmt und diese Bilder nur mithilfe eines Voice-Overs zu einer Geschichte zusammenfügt.

 

Preis der Kinderjury
dotiert mit 1.000 €. Der Kinderkanal von ARD/ZDF übernimmt die Partnerschaft.

Maré Capoeira
Regie: Paoloa Barreto Leblanc
Brasilien 2005

Begründung:
Wir haben diesen Film ausgewählt, weil es sehr interessant ist zu sehen, wie sich Kinder in anderen Ländern mit einer Volkssportart die Zeit vertreiben. Wir finden es interessant, eine andere Volkssportart kennenzulernen. Auch die Musik ist sehr unterhaltsam, passend und interessant. Deswegen haben wir ihn als Sieger ausgewählt. Der Gewinner ist Maré Capoeira aus Brasilien.

 

Lobende Erwähnung der Kinderjury

Big Girl
Regie: Renuka Jeyapalan
Kanada 2005
Begründung:
Der Film hat eine lobende Erwähnung verdient, weil die Geschichte wirklich passieren könnte und der Film lustig, traurig und spannend zugleich ist. Die Geschichte erzählt von einem jungen Mädchen, dass sich mit dem neuen Freund ihrer Mutter nicht gut versteht, bis sie ihn besser kennenlernt.... Der Film heißt Big Girl, ist aus Kanada und ist von Renuka Jeyapalan.

 

Preis der Jugendjury
dotiert mit 1.000 €. Der Kinderkanal von ARD/ZDF übernimmt die Partnerschaft.

Pandasyndromet
Regie: Rune Schjøtt
Dänemark 2005

Begründung:
Wir haben diesen Film als besten Film ausgewählt, weil er besonders lustig und von Anfang an spannend und interessant ist. In dem Film geht es um einen Jungen, der ein peinliches Teenagerproblem hat. Wir finden es gut, dass man aus so einem ersten Thema eine Komödie machen kann. Außerdem ist die Geschichte ehrlich passiert. Der Film ist Pandasyndromet kommt aus Dänemark und ist von Rune Schjøtt.

 

Lobende Erwähnungen der Jugendjury

Basti
Regie: Ralf Beckert und Chris Rubino
Deutschland 2005
Begründung:
Der Film bekommt eine lobende Erwähnung, weil er sehr real ist. Außerdem ist es ein ernstes Thema. Die Drehorte, Kostüme un d die Requisiten sind auch gut ausgesucht worden. Es ist der Film Basti aus Deutschland von Ralf Becker und Chris Rubino.

The First Day of My Life
Regie: David Uloth
Kanada 2005
Begründung:
Dieser Film ist eine lobende Erwähnung wert, da die Geschichte lustig und ernst zugleich ist. Es wurden viele bunte Gegenstände verwendet die das Bild verschönern. Dazu wurde die Musik passend ausgesucht und eingesetzt. Es ist der Film The First Day of My Life aus Kanada von David Uloth.

 

1. MuVi-Preis
- ex aequo - dotiert mit 2.000 €

Black Lead
Regie, Drehbuch, Schnitt: Corine Stübi
Musik: Death in Vergas
Label: Drone
Produktion: KHM Köln, Love London
Deutschland, 2006

Begründung:
Wir konnten in diesem Jahr keinen herausragenden ersten Preis ausmachen und haben uns daher entschlossen, zwei zweite Preise und eine lobende Erwähnung zu verleihen. Die Reihenfolge der zweiten Preise ist willkürlich, jeder von ihnen ist mit einer Summe von 2.000 Euro verbunden.

 

2. MuVi-Preis
- ex aequo - dotiert mit 2.000 €

It's All Blooming Now Mt. Heart Attack
Regie: Markus Wambsganss
Produktion: KHM Köln
Musik: Liars
Label: Mute Records
Deutschland, 2005

Begründung:
Wir konnten in diesem Jahr keinen herausragenden ersten Preis ausmachen und haben uns daher entschlossen, zwei zweite Preise und eine lobende Erwähnung zu verleihen. Die Reihenfolge der zweiten Preise ist willkürlich, jeder von ihnen ist mit einer Summe von 2.000 € verbunden.

 

Lobende Erwähnung
dotiert mit 1.000 €

Maybe Not
Regie: Oliver Pietsch
Produktion: Oliver Pietsch
Musik: Catpower
Label: Matador Records
Deutschland, 2005

 

MuVi-Online Publikumspreis
dotiert mit 500 €
Der MuVi-Online Publikumspreis (unterstützt von INTRO und NIL) wird von allen Internetnutzern, die ihre Stimmen auf www.muvipreis.de abgeben, ausgewählt.

Chirurgie 2010
Regie: Pyrolator
Produktion: atatak
Musik: Fehlfarben
Label: V2 Records
Deutschland, 2006

Trailer

Trailer der 52. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Idee, Ton, Schnitt und Produktion: Aleesa Cohene, Benny Nemeofsky Ramsay
Standbilder: BOROS, Agentur für Kommunikation, Wuppertal, Deutschland, 2006, 0'39''

Pressestimmen

Seit mehr als 50 Jahren eine der berühmtesten Probierstuben des Kinos. 
Stern, 20. April 2006

Dass in Oberhausen Politik und Ästhetik längst keine Gegensätze mehr darstellen, sah man darin, wie die "Radical Closure"-Reihe, die stets auch den Wahrheitsgehalt von Bildern hinterfragte, mit den Wettbewerbsfilmen korrespondierte." 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2006

Das Beste an Oberhausen ist vielleicht, dass es nicht versucht, Kanten abzuschleifen oder sich für seinen Festivalort in der Provinz zu entschuldigen... Festivals sind schließlich Anlässe zum Feiern: glücklich die am Rand stehen. 
Mike Sperlinger, Frieze, September 2006

Der kurze Film muss sich nicht ständig neu erfinden, dennoch tut er es. Vielleicht gerade deshalb, weil er nicht dem kommerziellen Druck an den Kinokassen ausgesetzt ist. Dass der kurze Film zur Schule des lustvollen Sehens wird, haben die 52. Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen eindrucksvoll bewiesen. Seit Lars Henrik Gass die Leitung übernommen hat, bilden sich einmal im Jahr eine Woche lang Schlangen vor den Kassen. Denn das Gass-Team hat das älteste Kurzfilmfestival der Welt mit Filmen zu seinen Wurzeln zurückgeführt, die mit Sehgewohnheiten brechen, die unerwartet mit der Sprengkraft einer Hundertstel Sekunde verblüffende Sichtweisen auf das Leben offenbaren. 
Gabrielle Schultz, Die Welt, 10. Mai 2006

Vielleicht ist [Robert] Nelsons Kino so etwas wie südkalifornischer Dadaismus, verspielte, versponnene, verdichtete Montagen aus Elementen des Vaudeville, des Slapstick, der Pin-up- und Autokultur, vermählt mit dem Geist des I Ching. Seine Filme überwältigen den Zuschauer nicht. Aber man spürt doch, und gerade deshalb, ihre Größe. In einer genuin amerikanischen Lässigkeit und einer schönen Bescheidenheit liegt diese Größe begründet, und natürlich in dieser radikalen Freiheit im Umgang mit Bild und Ton. [...] Wie eine Erinnerung an die Freiheit, an eine verlorene Zeit, da die Lust am Filmemachen und Filmeschauen noch etwas bedeutete, wirken heute Nelsons Bilder. Fragen um diese Freiheit und ihr Gegenstück, die Abgeschlossenheit, standen im Mittelpunkt der diesjährigen Kurzfilmtage. "Radical Closure" hieß ein vielschichtiges Special des Festivals, in dem vor allem Filme aus dem Nahen Osten gezeigt wurden. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2006

Oberhausen innerhalb und außerhalb der Kinos kann man auch als einen Katalog der popkulturellen Fragmente lesen, als ein arkadisches Wasteland. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2006

Die Glitzerwelt des Kinos feiert sich anderswo. Hier geht es seit je um Filme, "in denen ein wichtiges Anliegen spürbar ist", wie Festivalleiter Lars Henrik Gass in seiner Rede betonte. 
Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Mai 2006

Die anspruchsvollsten und überzeugendsten Kurzfilme waren jene, die das eigene Medium reflektieren. 
Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Mai 2006

Was ist Kunst? Was ist Theater? Was ist Film? Man hat sich daran gewöhnt, diese Frage anhand der Wirkungskontexte zu beantworten. Kunst ist, was das Kunstmuseum zeigt, Theater, was die Bühnen spielen, und Film ist eben, was im Kino läuft. Mit dieser einfachen Regel kommt man in der Praxis schon recht weit. Sie erinnert uns daran, dass die Definition von Kunst noch nichts mit ihrer Qualität zu tun hat. Den Kurzfilm abr kann sie nicht erklären, weil er kein Zuhause hat. Natürlich könnte man sagen, der Kurzfilm sei das, was in Oberhausen läuft. Damit aber wollten sich schon die Unterzeichner des berühmten Manifests von 1962 nicht zufrieden geben. Die Bedeutung der Kurzfilmtage besteht spätestens seit den achtziger Jahren, als die Filmtheoretikerin Karola Gramann die Leitung übernahm, in der Kontextproduktion. 
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 11. Mai 2006

Mitunter hätte man sich bei "Radical Closure" eine intensivere Auseinandersetzung mit den gezeigten künstlerischen Strategien erhofft. Nichtsdestotrotz ergaben die Filme und Dokumente eine beeindruckende Landkarte, auf der sich Bilder nicht gegenseitig verdeckten, sondern sich im Laufe von fünf Tagen produktiv ergänzten. 
Dominik Kamalzadeh, die tageszeitung, 11. Mai 2006

Politische Widerständigkeit ist eine Tradition, die die Kurzfilmtage seit ihrer Gründung vor 52 Jahren programmatisch begleitet und auch von dem seit 1998 amtierenden Festivalleiter Lars Henrik Gass gepflegt wird. Bei aller Vielfalt sieht sich das Festival dabei bewusst als lebendiges "Korrektiv" zu einem zunehmend vereinheitlichten Markt und zu einem Kulturbetrieb, der sich in Konkurrenztreiben verliert. Im Katalog fällt das emphatische Wort vom "arkadischen Ort". Ein Begriff, der gut passt zur friedlichen Koexistenz verschiedener Filmlebensformen unter den im deutschen und internationalen Wettbewerb versammelten Filmen. 
Silvia Hallensleben, Der Tagesspiegel, 11. Mai 2006

"Nächstes Jahr dann mit einem eigenen Kurzfilm!", rufen sich nicht selten die Besucher der Kurzfilmtage in Oberhausen zum Abschied zu. Was man als unbedingtes Lob auf das Festival zum einen und auf das Genre zum anderen verstehen muss. Nah dran zu sein am Puls der Zeit, an dem, was "auf den Nägeln brennt" und deshalb zur Tat inspiriert, dieses Gefühl zu vermitteln verstehen die Festivalmacher in ihren Themenschwerpunkten und Reihen jedes Jahr aufs Neue. 
Barbara Schweizerhof, Freitag, 12. Mai 2006

Die Film-Welt zu Gast bei Freunden. 
Freizeit (Beilage der WAZ-Gruppe), 28. April 2006

Gefühlte Bilanz: zu kurz 
Westdeutsche Allgemeine Zeitung Oberhausen, 10. Mai 2006

Hier siehst du alles: mutige Dokumentationen aus Afrika, die dich erschüttern, poetische Animationen aus Malaysia, die dich bezaubern, experimentelle Arbeiten aus Frankreich, die du ums Verrecken nicht verstehst, aus Deutschland durchgeknallte Mischungen verschiedener Genres, bei denen du schallend lachen musst, oder Spielfilme aus England, bei denen dir die Tränen kommen. 
Monika Idems, Neue Ruhr Zeitung, 29. April 2006

In der Lichtburg unser Film: "Reigen der Ziegen" auf riesenhafter Leinwand vor ausverkauften Rängen; ein bisschen wie im Märchen. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen: sechs Tage lang Kurzfilm sechs Tage lang Oberhausener Gastfreundschaft allererster Güte. 
Michael Sasdi, Schweiz (Regisseur "Reigen der Ziegen" im Internationalen Wettbewerb 2006)

Wie man intelligent Form und Inhalt verknüpft, konnte man in der dem amerikanischen Experimentalfilmer Robert Nelson gewidmeten Retrospektive lernen: sein selten zu sehendes Werk gehörte zu den Höhepunkten eines überdurchschnittlichen Kurzfilmjahrgangs, der auf die nächste "Ernte" Appetit macht. 
Rolf-Rüdiger Hamacher, Westfälische Rundschau, 10. Mai 2006

In Oberhausen kann man sich auf eine umfangreiche und aufregende Filmauswahl verlassen. 
Kulturspiegel, 29. April 2006

Oberhausen ist eines der ältesten und avantgardistischsten Filmfestivals der Welt. [...] Weil es Kurzfilme aller Art präsentiert - von Dokumentar- und Spielfilmen bis zu Kunstfilmen und Musikvideos - und Kurzfilme auf allen Medien aufnimmt - von Super 8 und 16 mm bis zu 35 mm und digitalen Videos - ist es heute als der beste Ort für die Jagd nach neuen Talenten bekannt. Das Festival verwischt nicht einfach die Grenze zwischen kommerziellem und nicht-kommerziellem Film - man kann wohl sagen, dass es diese Grenze ist. 
Kaelen Wilson-Goldie, The Daily Star, Libanon, 12. Mai 2006

Die sich auffällig häufende Neigung zum Dokumentarischen und zum technisch nicht perfekten, "rauen" Bild lässt sich auch als Sehnsucht nach einem unverstellten Zugriff auf die Wirklichkeit, letztlich nach einer neuen Ernsthaftigkeit interpretieren. Der trugen die Festivalmacher in Oberhausen im Begleitprogramm Rechnung durch eine außerordentlich gut besuchte Diskussionsreihe zu aktuellen Themen. Wie überhaupt sowohl in der Auswahl der Nebenreihen als auch der Aufgeschlossenheit den neuen Medien gegenüber - Podcasts auf der Homepage - die Festivalleitung einen Sinn für Zeitgenossenschaft an den Tag legt, der den negativen Assoziationen des "Altehrwürdigen" entgegenwirkt und gleichzeitig die Tradition des Engagements, für die Oberhausen auch steht, recht erfolgreich fortsetzt. 
Barbara Schweizerhof, epd film 7/2006

Die seit langem zu beobachtende Osmose zwischen Filmszene und Kunstbetrieb schlug sich im Programm explizit in einer eigenen Sonderreihe nieder. Zwölf Verleiher experimenteller Filme stellten eine Auswahl ihres Sortiments vor, das von klassischen Museums-Loops bis zu Fingerübungen renommierter bildender Künstler wie Lawrence Weiners "Inherent in the Rhumb Line" (USA 2005) reichte. Wer jedoch eine strenge Linie zwischen derartigen Kunstmarkt-Screenings und den Wettbewerbsvorführungen ziehen wollte, geriet rasch in Erklärungsnot. Michael Kohler, film-dienst 12/2006

(...) Eine erstklassige Phalanx an Dokumentarfilmen, wie man sie seit den seligen Tagen der osteuropäischen Dokumentarfilmstudios nicht mehr gesehen hat. 
Georg Immich, Film & TV Kameramann 6/2006

Mit fachkundig besetzten Gesprächsrunden über Kulturpolitik und Medienpädagogik, Internetfernsehen und Verkaufsstrategie für bewegte Bilder wurde Oberhausen in neuem Gewand seinem Ruf gerecht, ein diskussions- und reflexionsfreudiges Festival zu sein. 
Reinhard Kleber, filmecho/filmwoche, 20. Mai 2006

Gerade leicht konsumierbar sind die künstlerischen Extreme aus der ganzen Welt nicht - und doch findet die aktuelle internationale Filmavantgarde erfreulicherweise ihr Publikum. Nicht nur ausverkaufte Kinos in der Oberhausener Lichtburg, auch zum Bersten gefüllte Auditorien der Diskussionsrunden sprechen für sich. 
Oliver Baumgarten, Blickpunkt:Film, 22. Mai 2006

Die Oberhausener Kurzfilmtage haben einmal mehr die besondere Fähigkeit des internationalen Kurzfilms bestätigt, Gefühle und Problematiken der heutigen Gesellschaften in allen Einzelheiten zu begreifen und sie mit durchdringender ästhetischer Kraft zu transportieren. 
Dieter Wieczorek, Documents, Frankreich, 3/2006

Zwar ist Oberhausen durchaus bereit, auf zermürbender Ernsthaftigkeit zu bestehen - aber eben nur, wenn unbedingt notwendig. Dies bewiesen auch dieses Jahr die besten der auf dem Festival gezeigten Arbeiten, die ihre Hintergründigkeiten und Experimente mit technischer Brillanz und Liebe zum Gezeigten verbanden. 
Carsten Tritt, Schnitt, Nr. 43, 3/2006

Film/Montage im Labor, eine unendliche Anzahl an möglichen Verknüpfungen, Aufspaltungen, Vervielfältigungen, permanente Bedeutungsverschiebungen, Zwischenräume. Film als punktuelle Fixierung eines Potenzials. Da scheint es schon fast nahe liegend, dass Nelson einige der Filme (ca. 30) Jahre später wieder bearbeitet, neu schneidet oder zerstört. Es sind vorläufige Filme, die sich ständig verändern (können) oder aber auch verschwinden, nur als Titel zurückbleiben. Filme, die einen klassischen Werkbegriff, der auf Einheit, Kontingenz und Kontinuität baut, aushebeln. 
Tanja Widmann in Malmö, Österreich, Nr. 32, Spätfrühling 2006

Neben dieser aktuellen politischen Dimension von pointierten künstlerischen Interventionen [im Programm "Radical Closure"] wurde in Oberhausen einmal mehr daran erinnert, dass die kurze Form gerade im Avantgardebereich von jeher anerkannt war. Daran, dass die Frage der Dauer eines Films zunächst einmal auch eine konzeptuelle Entscheidung darstellt, die bestimmten Inhalten oder filmischen Experimenten angemessen ist. 
Isabella Reicher, Der Standard, Österreich, 10. Mai 2006

Katalog

Der Festivalkatalog 2006 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 15,00 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.

2005

Preisträger

Großer Preis der Stadt Oberhausen dotiert mit 7.500 €

man.road.river, Marcellvs L., Brasilien 2004

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

A Tree in Tanjung Malim, Tan Chui Mui, Malaysia 2004

 

Hauptpreis
dotiert mit 3.500 €

Wild Boy, Guy Ben-Ner, Israel 2004

 

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm 
dotiert mit 2.500 €

Stationary Music, Jayne Parker, Großbritannien 2005

 

Lobende Erwähnungen

A vue, Joshua Mosley, USA 2004

Malenkaya Katerina, Ivan Golovnev, Russland 2004

 

Preis des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 €

Pistache, Valèrie Pirson, Frankreich 2004

 

Lobende Erwähnung

Useless Dog, Ken Wardrop, Irland 2004

 

Preis der FIPRESCI-Jury

The Future Is Behind You, Abigail Child, USA 2004

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 €

City Paradise, Gaëlle Denis, Großbritannien 2004

 

Lobende Erwähnung

Border, Laura Waddington, Frankreich/Großbritannien 2005

 

Preis der Kino Jury
(Ankaufsoption durch die Kurzfilmtagentur Hamburg)

Darazsak, ludak, körtefa, László Csáki, Ungarn 2004

 

Lobende Erwähnung

Strange Little Girls, Savina Dellicour, Großbritannien 2004

 

Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 500 €

Mariko's 30 Pirates, Mariko Tetsuya, Japan 2004

 

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs 
dotiert mit 5.000 €

Remake, Hangover Ltd. (C. Groß, S. Huber, U. Schall, T. Turanskyj, C. Splitt), 2004

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 €

Cousin Cousine, Maria Mohr, 2005

 

Lobende Erwähnung

Album, Matthias Möller, 2004

 

Preis der Kinderjury für die Programme für 5 bis 12jährige
dotiert mit 1.000 €, gestiftet vom Kinderkanal ARD/ZDF

Gabriel, Cherie Knott/Janine Burchett, Australien 2004

 

Lobende Erwähnung

Bauch Beine Bürzel, Harun Celebi, Deutschland 2004

 

Preis der Jugendjury für die Programme für 12 bis 16jährige 
dotiert mit 1.000 €, gestiftet vom Kinderkanal ARD/ZDF

Fliegenpflicht für Quadratköpfe, Stephan-Flint Müller, Deutschland 2004

 

Lobende Erwähnungen

Grey Avenue, Eugene Foo, Malaysia 2003

Som min søster, Marianne O. Ulrichsen, Norwegen 2003

 

1. MuVi-Preis
dotiert mit 2.500 €

The Zoo (Funkstörung) Zeitguised, Stuttgart, 2004

 

2. MuVi-Preis
dotiert mit 1.500 €

Lightning Bolts & Man Hands (Hymie's Basement) Markus Wambsganss, Berlin, 2004

 

3. MuVi-Preis
dotiert mit 1.000 €

Rocker (Alter Ego), Corine Stübi, Köln, 2004

 

Lobende Erwähnung

Cut (Bit Meddler) Till Heim, Wiesbaden, 2004

 

MuVi Online Publikumspreis

1. Preis
Never
 (Maj Mlakar) Thomas Kiel & Nico Vogelsang, Hannover, 2004

2. Preis
Zombi
 (Kante), Showcase Beat Le Mot, Deutschland 2004

3. Preis
bloodsample (losoul),  Fordbrothers, Deutschland 2004

Trailer

Trailer der 51. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Idee, Ton, Schnitt und Produktion: Jan Verbeek
Standbilder: BOROS, Agentur für Kommunikation, Wuppertal, Deutschland, 2005, 0'39''

Pressestimmen

Kurzfilme sind, soweit sie sich nicht der Werbung oder der Wirtschaft verschreiben, qua Gattung nichts zum Repräsentieren, sondern Experiment und Fragment, An- und Probeläufe, Abschlussarbeiten und Abschussrampen. Das große Kino ist in Oberhausen nicht zu Hause, doch mitunter wird es ins Visier genommen, oder es wird sich, und sei es für zwanzig Minuten, danach gestreckt. 
Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Mai 2005

Man konnte heuer in Oberhausen vom dauernden, latenten Gegensatz zwischen Digitalvideo und Film sprechen. Zelluloid scheint immer mehr zum bloßen Kinoarchetypus zu verkommen - das Material, nach dem man sich sehnt, das aber unpraktisch geworden ist. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 12. Mai 2005

Was das Festival einte, war ein funkelndes Konzert künstlerischer Differenzen. Etwas Besseres kann es gar nicht geben. Das Herz dabei war die Retrospektive. Zwar mochte man der Reihe "Der gefallene Vorhang - das Ich und das Andere seit 1989" entgegen halten, dass noch weniger als sonst bei diesen traditionellen Sonderprogrammen so recht klar wurde, worum es eigentlich ging, doch das spielte keine Rolle. ... Tatsache war, dass jedes der Programme vor filmhistorischen Entdeckungen nur so strotzte und in der assoziativen Reihung mehr auslöste als alle Theorie. 
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 12. Mai 2005

Kino zwischen gestern und morgen, damit beschäftigte sich auch die große Retrospektive der Kurzfilmtage. Unter dem Titel "Der gefallene Vorhang" wurden Bilder und Vorstellungswelten des kapitalistischen Westens und des sozialistischen Ostens gegenübergestellt, und die Nachwirkungen nach dem Fall der Mauer untersucht - ein unglaublicher Bilder- und Genredschungel, der jede Menge Unterschiede präsentierte, aber auch viele seltsame Annäherungen, etwa die rigide, sehr geschlossene US-Gesellschaft, wie sie in 'educational films' deutlich wird. 
Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung, 12. Mai 2005

Kein etabliertes Festival in Deutschland macht uns die Historizität der Medien auf vergleichbare Weise bewusst. Nirgendwo sonst wird mit Filmgeschichte derzeit kreativer umgegangen." 
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, 12. Mai 2005

Mit 134 Beiträgen aus 36 Ländern bot das Oberhausener Festival einmal mehr einen Querschnitt durch das Genre. Selbstbewusst machte es sich in dem Sonderprogramm "Der gefallene Vorhang" selbst zum Thema. Filme aus den USA, aus China, Russland, Deutschland, Polen und England dokumentierten die Kurzfilmgeschichte seit dem Fall des Eisernen Vorhangs. 
Gabrielle Schultz, Die Welt, 11. Mai 2005

Das Sonderprogramm verlieh den Oberhausener Kurzfilmtagen einmal mehr einen prägenden Zug. Nichtsdestoweniger trugen auch die Wettbewerbe und die anderen Specials dazu bei, die filmische Verschränkung von Politischem und Experimentellem zu demonstrieren, die in Oberhausen seit Jahren nicht nur auf die Fahnen geschrieben, sondern auch auf die Leinwand projiziert wird. 
Barbara Wurm, Freitag, 13. Mai 2005

Schon des öfteren haben sich in den vergangenen Jahren die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen als Pionier bei Technik und Programm hervorgetan. Unter den deutschen Filmfestivals gehörten sie zu den ersten, die CD-ROMs und Internet-Projekte, interaktive Medien und virtuelle Welten vorstellten. Außerdem verhalf das agile Team um Festivalleiter Lars Henrik Gass dem Musikvideo durch eigene Programmreihen und einen Wettbewerb zum Durchbruch als eigenständige künstlerische Form des Kurzfilms. Mit Reelport, einer neuen Online-Einreichplattform für Filme, geht Oberhausen nun wieder in technologischer Hinsicht voran und erweist sich erneut als eines der innovativsten Filmfestivals hierzulande. 
Reinhard Kleber, Filmecho/Filmwoche, Nr. 20/2005

Es gab eine Menge dieser kleinen Filme des Innehaltens, Reflektierens, manchmal resignierend den Status quo in Kauf nehmend, dann aber auch wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blickend. Das diesjährige Oberhausener Festival hat endlich wieder bewiesen, dass der Kurzfilm immer noch die Würze des Kinos sein kann. 
Rolf-Rüdiger Hamacher, Westfälische Rundschau, 11. Mai 2005

Die 51. Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen (5. bis 10. Mai) stehen im Zeichen der Annäherung von bildender Kunst und Kurzfilm. 
ART, Mai 2005

Die Kurzfilmtage sind [...]auch ein Wirtschaftsfaktor. Das sollte man nicht vergessen, wenn in diesen Tagen wieder heftig über die Kosten der Filmförderung in NRW diskutiert wird. 
Michael Vaupel, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 5. Mai 2005

Zur Halbzeit hat das traditionsreiche Festival auch nach dem Goldjubiläum des vergangenen Jahres mit bislang oft ausverkauften Vorstellungen überrascht - und im internationalen Wettbewerb mit einer Reihe erstaunlich guter Beiträge aus eher neuen Filmländern. 
Michael Schmitz, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 9. Mai 2005

Kurze Filme machen süchtig und die Atmosphäre bei den Kurzfilmtagen macht's auch: Wer einmal hingeht, kommt bestimmt auch wieder.[...] Ein besonderes Erlebnis sind die Kurzfilmtage selbstverständlich nicht nur für die Besucher, sondern auch für die FilmemacherInnen, die sich in den Wettbewerben mit den anderen Künstlern messen. Tatjana Turanskyj ist aus Berlin in ihre alte Heimat zurückgekommen. Mit ihren drei Kolleginnen vom Regisseurinnen-Kollektiv "Hangover Ltd" hat sie den Film "Remake" gedreht, in dem sich alles um vier Frauen und einen Mann in einer wodkagetränkten Nacht dreht: "Aufregend ist das, wieder in Oberhausen zu sein", sagt die 38-Jährige, die vor 20 Jahren wegging, "als Teenie habe ich fünf Jahre bei der Filmothek der Jugend gearbeitet." Mit dem Film zu den Kurzfilmtagen eingeladen zu sein, sei ein großes Kompliment. 
Monika Idems, Neue Ruhr Zeitung, 9. Mai 2005

Nach sechs Tage intensiven Programms kehrt man aus Oberhausen nicht mit etwas Definitivem in der Hand zurück, sondern mit einem verwickelten Strang von Fragen. [...] Eines ist sicher: In Oberhausen wird die Grenze zwischen Arbeiten, die für das Kino bestimmt sind, und Arbeiten, die für Galerien der zeitgenössischen Kunst bestimmt sind, immer schwächer. 
Elena Marcheschi, Il manifesto (Italien), 28. Mai 2005

Dass Politik und (politische) Haltung auf einem Filmfestival keine "Themenverfehlung" darstellen, war ebenso deutlich in den gezeigten Filmen und Videos zu spüren: Nationale Identität, Kritik am kapitalistisch geprägten Alltag, Migration und illegalisierte Einwanderung standen im Mittelpunkt von Arbeiten, in denen sich dies oft mit den Biografien der Regisseure oder der Reflexion der Bildproduktion verknüpfte. 
Claudia Slanar, Der Standard (Österreich), 12. Mai 2005

Als im besten Sinne "eigensinnig" präsentierten sich denn auch die Programme des sich seit jeher als politisch verstehenden Festivals. Von strukturalistischen Experimenten (Józef Robakowski) über Super-8-Poesie (Gruppe Anarchistische GummiZelle) und bombastischer Cinemascope-Sinfonie ("Optinen ääni" vom Finnen Mika Taanila) bis hin zur Loop-Prügelei ("Fisticuffs" von Miranda Pennell) und einer Installation von Christoph Girardet boten sie ein reizvolles Meer an Stilen und Ästhetiken. 
Oliver Baumgarten, Blickpunkt:Film, 30. Mai 2005

Im Mai verwandelt sich die kleine Stadt Oberhausen in den avanciertesten Brennpunkt der globalen Kurzfilmszene. Den Einen zu experimentell, den Anderen zu konventionell, definiert sich das Festival im Wesentlichen durch sein Engagement für die Entdeckung von Innovationen im bewegten Bild sowie durch seine Einzigartigkeit und Kompromisslosigkeit. 
Shai Heredia, The Hindu (Indien), 29. Mai 2005

Katalog

Der Festivalkatalog 2005 steht Ihnen hier als PDF zum Download zur Verfügung oder sie können ihn für 15,00 € (inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten) bei uns bestellen.