Souveränität und viele Stimmen: Statement der Programmkommission

71. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 29. April – 4. Mai 2025

Statement der Programmkommission und künstlerischen Leitung zur zukünftigen Ausrichtung der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen

Seit 1. Januar 2025 stehen Madeleine Bernstorff als künstlerische Leiterin und Susannah Pollheim als kaufmännische Leiterin an der Spitze der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Erklärte Strategie der neuen Leitung ist es, die Programmkommission stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden. Zu ihrem Selbstverständnis und der zukünftigen Ausrichtung des Festivals angesichts der Polarisierung im Kulturbetrieb, die nicht nur die Kurzfilmtage betrifft, äußert sich nun die Kommission in einem gemeinsamen Statement.

Souveränität und viele Stimmen: Zum Selbstverständnis

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen verstehen sich als Ort der Präsentation und Diskussion unterschiedlicher künstlerischer Ausdrucksweisen im Bereich des Kurzfilms. Das Festival wird sichtbar in seiner Auswahl von Filmen, indem künstlerische Positionen für sich und nebeneinander im Programm stehen, sowie in den Gesprächen mit den Filmemacher*innen.

Als Kommission arbeiten wir daran, im Programm und vor Ort der Souveränität und Vielfalt ästhetischer Positionen Raum zu geben. In der konstruktiven Auseinandersetzung darüber lösen sich gewohnte Kategorien auf und eröffnen neue Sichtweisen auf offene gestalterische Formen. Kurzfilm stellt für uns eine besondere experimentelle Möglichkeit filmischer Verdichtung dar – eine spielfreudige Kurzform ohne Verkürzungen.

Als Festival bewegen sich die Kurzfilmtage seit über 70 Jahren in diesem Spannungsfeld. Das macht sie oft zum Katalysator und Schaufenster aktueller Entwicklungen, zum Forum kontroverser Diskussionen und allgemein: einem Ort, an dem demokratische Prozesse aktiv erfahrbar werden.

Diesen Raum offen zu halten bedeutet für uns, ihn vor ideologischen Zugriffen und politischer Instrumentalisierung zu schützen. Dabei dulden wir keinerlei Diskriminierung, sei es aufgrund von rassistischen oder antisemitischen Zuschreibungen, ethnischer Herkunft, Staatsangehörigkeit, sexueller und geschlechtlicher Identität, Religion, körperlicher oder psychischer Beeinträchtigung, Alter, Sprache oder sozialem Status.

Ebenso wenden wir uns entschieden gegen jede Form von Boykott oder Störung, die den Raum für kontroverse und differenzierte Debatten einschränken oder unmöglich machen soll – ob still oder laut, anonym oder explizit, ob gegen Einzelpersonen, Institutionen, Gruppen oder Staaten gerichtet.

Wir bestehen auf der offenen Bedeutung von Kunst für ein kritisches Verhältnis zur Welt.

Carsten Aschmann (Kommission Internationaler Wettbewerb), Madeleine Bernstorff (Künstlerische Leitung), Hilde Hoffmann (Kommission Deutscher Wettbewerb), Jonathan Guggenberger (Kommission Deutscher Wettbewerb), Masayo Kajimura (Kommission Internationaler Wettbewerb), Felix Mende (Kurator Thema), Simon Petri-Lukács (Kommission Internationaler Wettbewerb), Katharina Schröder (Leitung Internationaler Wettbewerb), Carsten Spicher (Leitung Deutscher und NRW-Wettbewerb), Michel Wagenschütz (Kommissionen Deutscher und Internationaler Wettbewerb).

Oberhausen, 16. Januar 2025

Pressekontakt: Sabine Niewalda, T +49 (0)208 825-3073, niewalda(at)kurzfilmtage.de