„Deutsche Wochenschau“ Nr. 641/1942
Der moderne Sport, wie er in den sich industrialisierenden National-Staaten Mitte des 19. Jahrhunderts geprägt wurde, diente den Zwecken der neuen Arbeitsformen. Zugleich bereitete der Sport die Körper durch Übungen, wie sie etwa die deutsche Turnbewegung entwickelt hatte, auf die Anforderungen der Feldzüge der Nationalheere vor. In der „Deutschen Wochenschau“ 641 von November 1942 gelten die ersten vier Minuten dem Sport: Im Bericht über eine Jubiläumsveranstaltung der Organisation „Kraft durch Freude“ sind synchron ausgeführte Turnübungen von über 100 Frauen zu sehen, die sich zu einem ornamentalen Massenbild fügen, das in einer Totale zu sehen ist. Angeschnitten sind in Nah-Aufnahmen sich freuende Soldaten in Uniformen und mit NS-Zeichen. Der Weltrekordler im Dauersegelflug wird als Sturmbannführer vorgestellt. Beim Box-Drei-Länderkampf zwischen Deutschland, Ungarn und Italien seien – erklärt der Kommentar - „alle deutschen Boxer unbesiegt“ blieben. Die restlichen 13 Minuten gelten dem Krieg: Nach Bildern von der Vereidigung eines SS-Regiments in Prag und vom U-Boot-Bunker-Bau am Atlantik künden Aufnahmen vom Vormarsch deutscher Truppen in Afrika wie im Kaukasus. Alle Bilder sind wie in Sport-Berichten üblich von pausenloser Bewegung beherrscht – der Infanterie, Panzer, Schiffe, Flugzeuge. Probleme an der Ostfront werden als überwunden dargestellt. Eine gewaltige Lüge: Zu diesem Zeitpunkt hatte die sowjetische Gegenoffensive begonnen, die kurz darauf deutsche Truppen bei Stalingrad einschloss. Anfang vom Ende des deutschen Angriffskriegs, der weite Teile Europas unterwarf und die Ermordung der europäischen Juden ermöglichte.
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