Oskar Barnack: Ruderregatta (Kaiserregatta) (1914)
Ein Problem der filmischen Aufnahme sportlicher Ereignisse besteht darin, dass die Kamera überall sein müsste: Beim Start und am Ziel bei Laufwettbewerben, beim Tor auf der einen, wenig später beim Tor auf der anderen Seite des Spielfelds bei Ballspielen. Der Einsatz von mehreren Kameras, deren Material zusammengeschnitten wurde, war äußerst selten (siehe Journal 8). Meist waren die Operateure der frühen Jahre allein mit ihren schweren und kaum beweglichen Kameras; sie mussten sich also früh für einen Standpunkt entscheiden, der nur einen einzigen Blick auf das sportliche Geschehen erlaubte. Es sei denn, sie bewegten die Kamera selbst, indem sie diese auf ein Fahrzeug stellten. Solche Aufnahmen bildeten Ende des 19. Jahrhunderts ein eigenes Genre: Phantom Rides - siehe. Dieser Idee bediente sich der Feinmechaniker Oskar Barnack, der später für Leitz die Leica entwickelte. Er hatte um 1913 für sich eine leichte Filmkamera gebaut, mit der er beweglicher als andere Operateure war. So nahm er einen Teil einer Ruderregatta vom Motorboot des Schiedsrichters auf. Die Kamera bewegte sich also mit den sich bewegenden Sportlern mit. Ihr Bild zeigte das Rennen des Vierers mit Steuermann während des Rennens deutlich besser, als es die Zuschauerinnen und Zuschauer am Mainufer sehen konnten. Leider verstellte der Schiedsrichter der Kamera mehrfach den Blick. Und sie erfasste auch nicht, wer das Rennen gewann. Alles bei einem Sportereignis zu erfassen, blieb ein Versprechen. Bis heute.
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