Erklärung zum Aufruf an die "international film community" vom 1. November 2023 und dessen Folgen

Die Internationale Kurzfilmtage Oberhausen gGmbH ist eine Tochtergesellschaft der Stadt Oberhausen und wird seit vielen Jahrzehnten vom Land Nordrhein-Westfalen, der Bundesregierung und vielen anderen gefördert.

Im Oktober wurde über die Facebook-Seite des Festivals zur Veranstaltung „Solidarität mit Israel!“ am 22. Oktober in Berlin aufgerufen. Der Post verurteilte die Ereignisse vom 7. Oktober und die antisemitischen Reaktionen darauf. Seit diesem Posting sind Festival und Festivalleiter Kritik ausgesetzt. Im Text waren Gruppen verurteilt worden, die nach Bekanntwerden des Terrorangriffs vom 7. Oktober in Berlin Feste gefeiert hatten.

Zur Kritik erklären wir: Die Absicht des Posts war nicht, die palästinensische Bevölkerung pauschal zu stigmatisieren, weder in Deutschland noch darüber hinaus. Wir bedauern, dass dieser Eindruck entstanden ist. Es handelte sich um einen spontanen Aufruf, in dem sich Trauer, Empathie, Entsetzen und Wut über den Terror vom 7. Oktober artikulierten. Das Festival bleibt ein Ort des freien Denkens und der Diskussion, von dem sich niemand seiner politischen Einstellung oder kulturellen Herkunft wegen ausgeschlossen fühlen soll. Antisemitische, rassistische und kriegsverherrlichende Haltungen haben hier keinen Platz. Wir wünschen uns, dass der Dialog fortgesetzt wird.

Festival und Festivalleiter erfahren darin uneingeschränkte Unterstützung durch die Gesellschafterin Stadt Oberhausen, die Landesregierung Land Nordrhein-Westfalen, die Bundesregierung sowie durch sehr viele Institutionen und Personen.

Die Kritik am Post vermischt sich mit Aufrufen zur Distanzierung von Festival und Festivalleitung. Die Kampagne gegen Festival und Festivalleiter zielt auf die kulturelle, politische und wirtschaftliche Isolierung des Festivals ab. Filmemacher*innen, die auf dem Festival gezeigt wurden, Kuratoren, die mit dem Festival arbeiten oder gearbeitet haben, wurden und werden dazu aufgerufen, sich der Kampagne anzuschließen bzw. keine Filme einzureichen oder die Zusammenarbeit aufzukündigen. Einige Personen und Organisationen haben bereits einen Boykott der Kurzfilmtage erklärt. Zusagen für Programme oder Filme wurden zurückgezogen bzw. es wurde angekündigt, man werde keine Filme einreichen.

Dazu haben wir folgende Haltung: Wenn Personen oder Institutionen nicht mit uns zusammenarbeiten oder Filme bei uns zeigen möchten, müssen wir das akzeptieren, so sehr wir es auch bedauern. Der Boykott ist nicht unsere Entscheidung. Wir sind jederzeit offen für einen konstruktiven Dialog, denn wir suchen den Austausch. Wir glauben weiterhin daran, dass der Dialog der einzige Weg ist, mit Konflikten umzugehen. Eine Boykott- Kampagne ist jedoch das Ende des Dialogs. Daher haben wir in zwei Fällen Vertragsverhältnisse aufgekündigt, weil die Vertragsparteien sich der Kampagne angeschlossen haben und zu einem Dialog darüber nicht bereit waren. Dadurch ist für uns das für eine Zusammenarbeit notwendige Vertrauensverhältnis zerstört worden.

Falsch sind Behauptungen, Leute hätten "ohne Bezahlung" gearbeitet. Sie wurden wie vereinbart bezahlt - nur nicht über das Vertragsende hinaus.

Oberhausen, 7. Dezember 2023